Kapitel 5

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Kageyama nahm gerade einen Schluck aus seiner Trinkflasche, als er sah, wie Nekoma auf sie zukam. Gleich würde er beginnen, der Kampf zwischen ihm, Hinata und Kuroo. Seine Augen fanden ganz automatisch die des Nekoma-Kapitäns.

Kuroo hatte seinen Blick fest auf Kageyama gerichtet, der ihn mit seinen blauen Augen fixierte. Er verlor sich kurzzeitig in dem tiefen Blau, doch kam schnell wieder zur Besinnung, als der orangehaarige Knirps wild um Kageyama herum zu hüpfen begann. Kurz vor ihnen blieb er stehen und schaute die zwei Erstklässler herausfordernd an.

„Ich hoffe, ihr zwei habt euch schon auf eure Niederlage vorbereitet", sagte Kuroo und grinste fies.

„Es überrascht mich, wie selbstbewusst du bist, wo du doch in den letzten zwei Jahren jedes Mal den Einzug in die Volleyball Nationalmeisterschaften verpasst hast. Ich frage mich, woran das liegt?", konterte Kageyama.

Kuroos Grinsen wurde teuflisch. Tobio Kageyama war offenbar nicht nur besonders gut in Volleyball, sondern hatte dazu auch eine besonders große Klappe. Hätte jemand anderes vor ihm gestanden, ganz egal wer, dann hätte er spätestens jetzt Respekt eingefordert. So durfte normalerweise niemand mit ihm reden. Doch auf irgendeine merkwürdige Art und Weise gefiel ihm diese Rivalität zwischen Karasunos Nummer 9 und ihm. Sie bescherte ihm einen ungekannten Nervenkitzel. Die nächsten Tage versprachen mehr als interessant zu werden, dem war er sich sicher.

Ein Klatschen unterbrach das Blickduell der zwei Kontrahenten. „Okay, Jungs, aufstellen!", rief Daichi.

Die beiden wandten sich voneinander ab und begaben sich auf ihre Startposition. Hinata hatte das ganze Geschehen beobachtet. Bei Kageyamas Antwort hatte es ihm die Sprache verschlagen und er hatte jeden Augenblick mit einer heftigen Gegenreaktion des Nekoma-Kapitäns gerechnet. Doch zu seiner Überraschung geschah nichts dergleichen. Stattdessen hatten sich die beiden mit einem unheimlichen Grinsen im Gesicht angestarrt. Diese merkwürdige Atmosphäre zwischen Kageyama und Kuroo hatte ihm einen kalten Schauer beschert. Er schüttelte das unbehagliche Gefühl von sich und tappte zu seiner Position.

Das Spiel begann zunächst gemächlich. Tsukishima lieferte einen souveränen, jedoch wenig spektakulären Aufschlag ab, was dazu führte, dass Yaku den Ball problemlos annehmen konnte und sich Nekoma mit einem Schnellangriff über ihren Kapitän den ersten Punkt holte.

„Das war der erste Punkt, Kags!", rief Kuroo und deutete mit seinem Finger auf Kageyama.

Der Setter versteifte sich und betrachtete den Nekoma-Kapitän mit einem wirschen Blick. „Kags?"

„Nah, Kageyama ist mir zu lang", antwortete Kuroo mit einer wegwerfenden Handbewegung und wandte sich um, um sich neu zu positionieren.

Kageyama war viel zu verblüfft, um darauf etwas erwidern zu können. Das war der erste Spitzname, dem ihm jemand gab, abgesehen von...

„Uh, was ist los? Hat es dem König etwa die Sprache verschlagen?", kicherte Tsukishima hinter vorgehaltener Hand.

Schlagartig wurde Kageyamas Blick dunkel. „Nenn mich nicht so!" Doch dieser kleine Gefühlsausbruch führte nur dazu, das Tsukishima noch mehr grinste.

Kuroo hatte der Unterhaltung mit Verwunderung gelauscht, konnte ihr jedoch keine weitere Beachtung schenken, da der Pfiff des Schiedsrichters ihm mitteilte, dass das Spiel weiterging.

Im Laufe des Spiels wuchs die Ungeduld des Nekoma-Kapitäns. Bisher hatten Kags und der Knirps den Super-Schnellangriff noch nicht eingesetzt. Wieso? Er beobachtete, wie Kageyama sich hinter der Aufschlagslinie positionierte. Obwohl er den Aufschlag der Nummer 9 nun schon öfter gesehen hatte, konnte er seine Augen nicht abwenden. Kageyamas Technik faszinierte ihn. Kaum vorstellbar, dass dieser noch Erstklässler war. Er musste seine Gedanken unterbrechen, als der Ball mit einer ungeheuren Wucht über das Netzt geschlagen wurde.

Rivalität mit Folgen [Teil 1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt