Als schließlich die letzte Stunde des Tages durch die Lehrerin beendet wurde, machte sich Tobio daran, die Sachen, die auf seinem Tisch verstreut lagen, ganz langsam in seiner Tasche zu verstauen, um möglichst beschäftigt auszusehen und den Mädels keine Möglichkeit zu geben, ihn anzusprechen. Doch da hatte er seine Rechnung ohne die Hartnäckigkeit der Braunhaarigen gemacht, die nun plötzlich vor seinem Tisch stand.
„Auf was für einer Position spielst du beim Volleyball?", fragte sie.
„Ich bin Setter."
„Hm. Du hast vorhin Kuroos Stundenplan abfotografiert, oder?"
„Äh..."
„Schickst du ihn mir?"
„Äh..." Tobio sah die Braunhaarige an, dann die Mädels, die sich wie eine Phalanx hinter ihrer Anführerin versammelt hatten. „D-Da müsst ihr Kuroo fragen."
„Wieso? Er hat dir seinen Stundenplan doch auch gegeben? Wieso also nicht auch uns? Oder habt ihr beide etwa eine derart enge Beziehung, dass nur du seinen Stundenplan haben darfst?"
Boah, dachte sich Tobio, waren Gespräche mit Mädels schon immer so anstrengend gewesen? Unwillkürlich wanderten seine Gedanken zu Yachi, mit der er sich stets problemlos hatte unterhalten können. Doch diese war darüber hinaus in Tsukishima verliebt, nicht in Tetsurou.
„Ihr seid auch gemeinsam zur Schule gegangen."
„Äh..." Woher wusste sie das, fragte sich Tobio. Sie war nicht das Mädchen aus dem Bus.
„Wohnt ihr etwa zusammen?"
„Äh..." Wo zum Teufel blieb Tetsurou, wollte Tobio wissen und schmulte zur Tür.
„Denk gar nicht dran. Du bist uns heute schon den ganzen Tag aus dem Weg gegangen, aber jetzt lassen wir dich nicht so leicht davonkommen. Kuroo ist bei dem Vorbereitungskurs, es wird einen Moment dauern, bis er hier ist. Was mich zu meiner nächsten Frage bringt: Wieso kommt Kuroo dich in jeder Pause besuchen? Wieso holt er dich zur großen Pause ab und bringt dich danach wieder hierher?"
Das war mehr als eine Frage, ging es Tobio unnötigerweise durch den Kopf.
„Hey, Chiyoko, ich glaube, das waren fürs erste genug Fragen", wandte Lev vorsichtig ein.
„Tsk. Er hat keine von ihnen beantwortet", hielt das Mädchen vorwurfsvoll dagegen.
„Weil euch nichts davon etwas angeht."
„Wie bitte?", fragte Chiyoko überrascht, als der Schwarzhaarige plötzlich seine Stimme wiedergefunden hatte. Und offenbar auch sein Selbstvertrauen.
„Du hast mich schon verstanden", sagte Tobio und stand auf. „Du kannst mir so viele Fragen zu Tetsurou stellen, wie du willst, aber ich werde keine Einzige davon beantworten."
„Wieso nennst du ihn so selbstverständlich beim Vornamen?"
Tobio schüttelte genervt mit dem Kopf und wandte sich Richtung Tür.
„Wohnst du bei Kuroo?"
Tobio ignorierte sie.
„Wieso seid ihr euch körperlich so nah?"
Tobio lachte innerlich. Das werde ich dir wohl kaum auf die Nase binden.
„Wer bist du?", fragte Chiyoko und betonte diese Frage besonders deutlich.
Tobio hatte gerade den Türrahmen erreicht, als er sich zu ihr umdrehte. „Einfach nur ein unbedeutender Junge aus einer unbedeutenden Kleinstadt."
„Für mich bist du alles andere als unbedeutend."
Durch Tobios Körper ging ein Ruck, als er die vertraute Stimme seines Freundes hörte und den Arm spürte, der sich um seine Schultern legte. Als ihm auch noch ein Kuss ins Haar gedrückt wurde, schrien sämtliche Mädchen in den höchsten Tönen auf.

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Rivalität mit Folgen [Teil 1]
FanfictionAls Kuroo das erste Mal bei einem Trainingsspiel zwischen Nekoma und Karasuno auf Kageyama trifft, ist er nicht nur von Tobios blauen Augen fasziniert, sondern auch von seinem spielerischen Können. Nach dem Ende des Trainingsspiels verspricht Kuroo...