Kapitel 139

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Tobios Herz schlug heftig gegen seinen Brustkorb, als sie die wenigen Stufen zum Eingang des Polizeigebäudes hinaufstiegen. Er sah Kuroos Hand, die sich nach dem Griff der schweren Eingangstür ausstreckte, um diese aufzustoßen. Sobald sie das Innere betreten hatten, schweiften seine Augen umher.

Die breite, gläserne Eingangsfront erhellte das großräumige Foyer und schenkte diesem einen freundlichen Charakter. Die Wände waren bis Brusthöhe in einem gedeckten Olivgrün gestrichen, welches in den darüberliegenden Wandbereichen von einem strahlenden weiß abgelöst wurde. Der Boden war mit hellgraugemusterten Fliesen ausgelegt, die sehr gut mit der Wandfarbe harmonierten.

„Guten Tag, wie kann ich Ihnen helfen?"

Die Stimme ließ Tobio aus seinen Betrachtungen schrecken. Erst jetzt nahm er den langgestreckten Tresen wahr, hinter welchem zwei Uniformierte saßen – eine Frau und ein Mann. Es war die Frau, die das Wort an sie gerichtet hatte.

„Guten Tag. Mein Name ist Takumi Kuroo. Wir würden gerne mit Akeno Minami sprechen."

Tobio versteifte sich augenblicklich, als die Polizistin ihn ansah, kurz darauf den Blick jedoch wieder auf Takumi richtete. Es stimmte also. Man sah es ihm wirklich an. Betrübt senkte er den Blick. Doch bevor er weiter hinein in den Strudel der finsteren Gedanken sinken konnte, holte ihn Kuroos Hand, die die seine fest drückte, wieder heraus. Er sah auf.

„Alle hier sind auf deiner Seite, Tobio. Wir und alle Polizisten, die sich in diesem Gebäude aufhalten", sagte Kuroo und sah seinen Freund, der sich sichtlich unwohl fühlte, eindringlich an. Er sah das Nicken des Setters und er konnte nur hoffen, dass seine Worte wirklich bei ihm angekommen waren.

„Einen kleinen Augenblick bitte", sagte die Dame hinter dem Tresen und griff nach dem Telefon. Sie lächelte die Leute, die vor ihr standen, freundlich an, während sie darauf wartete, dass auf der anderen Leitung jemand abhob. „Guten Tag, Hauptkommissar Minami, vor mir steht ein Herr Kuroo mit Familie und Freunden. Sie möchten einen Fall von Kindesmissbrauch melden."

Die kleine Gruppe rund um Tobio beobachtete die Dame mit angehaltenem Atem, während diese auf die Antwort ihres Gesprächspartners wartete.

„In Ordnung", sagte sie und legte auf. Sie wandte sich wieder an die Besucher. „Hauptkommissar Minami wird Sie sofort empfangen. Wenn Sie mir bitte folgen würden", bat sie und stand auf.

Mit klopfendem Herzen folgte Tobio der Frau. Unwillkürlich umfasste er die Hand seines Freundes immer fester. Ihm wurde heiß und kalt, als er den Kontrollposten sah, durch welchen sie offenbar gehen mussten.

„Ich muss Sie bitte, ihre Taschen zu leeren und ihre Jacken, ebenso wie sämtliche metallenen Gegenstände abzulegen. Handtaschen und Rücksäcke packen Sie bitte ebenfalls aufs Band", wies sie die Leute an.

Tobio war wie erstarrt, doch zum Glück hatte er Kuroo an seiner Seite.

„Komm, erstmal die Jacke", sagte Kuroo und half Tobio aus dieser hinaus. „Hast du etwas in deinen Hosentaschen?", fragte er weiter.

Prüfend ließ Tobio seine Hände hineinschlüpfen. „Nein."

„Okay, dann nur noch den Gürtel", fuhr Kuroo fort und beobachtete Tobio, wie dieser mit zittrigen Händen die Schnalle öffnete und aus den Ösen herauszog. Da fiel sein Blick auf den Ring. „Den Ring musst du auch abnehmen."

Erschrocken sah Tobio auf.

„Nur bis wir hier durch sind", sagte Kuroo schnell.

Tobio fügte sich in sein Schicksal und streifte diesen von seinem Finger, gab ihn Kuroo. Er sah dem Kapitän dabei zu, wie dieser all seine Sachen in eine kleine Plastikwanne legte und sie auf das Band schob. Dann setzte sie sich in Bewegung und passierte einen großen Kasten, der dunkel vor sich hin brummte.

Rivalität mit Folgen [Teil 1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt