Kapitel 36

506 32 0
                                    

Kageyama war hochmotiviert. Vor einer Woche hatte Kuroo ihm mitgeteilt, das Nekoma sich für das Frühlingsturnier qualifiziert hatte. Jetzt war Karasuno an der Reihe.

Wenn sie es schafften, die nächsten drei Spiele zu gewinnen, dann würde er Kuroo endlich wiedersehen. Zwar müsste er dann immer noch bis zum Frühling warten, doch auch diese lange Zeit würde vergehen. Vermutlich im Schneckentempo, aber was solls.

Doch wieder mischte sich der Zweifel ein. Würde Kuroo dann überhaupt noch mit ihm in Kontakt stehen? Viel wahrscheinlicher war doch, dass Kuroo über seine dunkle Vergangenheit erfahren und sich dann von ihm abwenden würde. Oder er wurde dem Nekoma-Kapitän überdrüssig. Aber daran durfte er jetzt nicht denken, er musste sich konzentrieren.

Tobio hob den Kopf und musterte die Mannschaft, die auf der anderen Seite des Netzes Stellung bezogen hatte. Wakunan. Das Team mit dem einen Spieler, dessen Spielstil dem des kleinen Titanen am nächsten kam. Das würde ein interessantes, aber auch ein hartes Match werden.

Na dann, lasset die Spiele beginnen, dachte sich Kageyama mit einem diabolischen Grinsen.

Wie erwartet, war es ein kräftezehrendes Spiel, welches Karasuno vor einige Herausforderungen stellte. Doch selbst als sich Daichi schwer im Gesicht verletzte, konnten sich die Krähen behaupten und gingen am Ende als Sieger vom Feld.

Kageyama war sich bewusst, was das hieß: ihr nächster Gegner war Aoba Johsai.

Schweigend folgte Tobio seinen Teammitgliedern in eine angrenzende, kleinere Halle, in der sie sich auf ihr nächstes Spiel vorbereiten konnten. Zu Beginn war Kageyama ruhig, doch je mehr Zeit verging und ihr Spiel gegen Aoba Johsai näher rückte, umso mehr Unruhe stieg in Tobio auf.

Heute war der Tag, an welchem er Oikawa zeigen konnte, dass er der bessere Setter war. Heute war der Tag, an welchem er Kunimi und Kindaichi zeigen konnte, dass er kein egoistischer König war. Heute war der Tag, an welchem er sich für die Demütigung beim Trainingscamp in Tokio rächen würde.

Hochkonzentriert folgte Tobio seinem Kapitän nun zurück in die Haupthalle, wo sie Seijoh gegenübertreten würden. Sie liefen gerade durch das offen gestaltete Foyer, als eine bekannte Stimme sein Ohr erreichte.

„Na, wenn das nicht mein Lieblingssetter ist?!"

Tobio blieb abrupt stehen. Diese Stimme! Schauer liefen seinen Rücken hinunter, sein Herz wusste nicht, ob es stillstehen oder rasen sollte. Er erstarrte augenblicklich, als er in die haselnussbraunen Augen von Kuroo sah, welcher lässig an der Wand lehnte und ihm sein typisch freches Grinsen schenkte.

„Hey, hey, heeeeeeeey!"

Bevor Tobio auf irgendeine Art und Weise reagieren konnte, fand er sich in der stürmischen Umarmung von Bokuto wieder. Noch immer völlig überwältigt von der Situation, löste sich Tobio aus Bokutos Umklammerung und betrachtete Kuroo und Akaashi, die hinter das Ass getreten waren.

„Hallo, Kageyama", sagte Akaashi mit einem sanften Lächeln.

Geschockt sah Tobio erst zu Bokuto, dann zu Akaashi und blieb am Ende schließlich bei Kuroo hängen. Sein Herz hüpfte wild in seiner Brust und in seinem Bauch schien ein Schwarm Schmetterlinge aufgeregt herumzuflattern. Er wusste, dass er Kuroo vermisst hatte, doch jetzt, wo der Nekoma-Kapitän vor ihm stand, verstand er erst, wie sehr er ihn vermisst hatte.

„Was... Was macht ihr hier?", hauchte Tobio.

„Meinst du, ich lass mir entgehen, wie du diese Widerlinge von Aoba Johsai in die Knie zwingst?", fragte Kuroo mit einem diabolischen Grinsen.

Tobio brauchte einen Moment, um zu verarbeiten, was Kuroo da gerade gesagt hatte, dann erwiderte er das teuflische Grinsen. Die zwei Schwarzhaarigen sahen einander lange an, versanken in eine Welt, in der es nur sie beide gab. Erst das laute Räuspern von Daichi brachte die zwei wieder zurück in die Realität.

Rivalität mit Folgen [Teil 1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt