Rivalität mit Folgen [Teil 1]

Kapitel 28

Langsam erhob sich Kageyama von der Bank und er wusste bereits jetzt, dass er es bereuen würde. Beinahe schleichend ging er hinüber zum Feld. Iwaizumi kam ihm entgegen.

„Danke, Kageyama, das ist echt nett von dir", sagte das Ass und legte zur Bekräftigung seiner Aussage eine Hand auf Kageyamas Schulter.

Flossen weg, zischte Kuroo in Gedanken.

Kageyama nickte benommen und ging zu der Position des Setters. Er vermied tunlichst den Blickkontakt mit seinen anderen zwei Teamkameraden aus Mittelschulzeiten.

Das Spiel begann mit Karasunos Aufschlag. Seijohs Libero nahm den Ball problemlos an und brachte ihn perfekt zum Zuspieler, in diesem Fall Kageyama. Tobio blickte sich kurz um, seine Augen trafen die von Kindaichi. Er atmete tief durch und spielte den Ball hoch und etwas entfernt vom Netz zu. Ein Standardzuspiel. So dermaßen durchschnittlich, dass jeder noch so trottelige Spieler den Ball schlagen konnte. Kindachi schlug den Ball. Nishinoya nahm ihn problemlos an.

So ging es eine ganze Weile hin und her, bis Kageyama schließlich an der Reihe war, einen Aufschlag zu machen. Er warf den Ball in die Luft und schlug ihn in einer flüssigen Bewegung nach drüben. Kein Sprungaufschlag.

Kuroo runzelte die Stirn.

„Warum macht er keinen Sprungaufschlag?", wollte Bokuto wissen.

„Ich weiß es nicht", gab Kuroo ehrlich zu.

Karasuno nahm den Ball mit Leichtigkeit an und verwandelte ihn in einen Punkt.

„Was soll das?", brüllte Kindaichi. „Warum machst du keinen Sprungaufschlag wie sonst auch?"

Kageyama sagte nichts, sah den wütenden Jungen einfach nur an.

„Ts", machte Kindaichi und wandte sich ab, deutlich verärgert.

Das Spiel plätscherte so dahin. Karasuno schlug sich erstaunlich gut, obwohl sie hier und da strauchelten. Wie jetzt, wo sich Tanaka gezwungen sah, den Ball in aller letzter Sekunde auf die andere Seite des Netzes zu spielen.

Der Ball kam einige Meter neben Kageyama auf dem Boden auf.

„Hey, den hättest du kriegen können!", brüllte Kindachi erzürnt.

„Beim nächsten Mal", gab Kageyama ungerührt zurück und fachte damit das Feuer in dem Scharlottenkopf noch mehr an.

„Das will ich für dich hoffen!"

Neben Kuroo räusperte sich Bokuto. „Ich sag es nur ungern, aber der Typ hat recht. Einen schnellen Schritt zur Seite und Kags hätte den Ball gehabt."

„Hm." Mehr sagte Kuroo nicht dazu. Warum spielte Kageyama so freudlos? So motivationslos? Etwa nur, weil er nicht mit seinem eigenen Team spielte?

Es vergingen weitere Minuten.

„Was soll der Scheiß?!", rief dieses Mal Kunimi verärgert. „Was sind das für beschissene Zuspiele?"

„Welche, mit denen auch ihr etwas anfangen könnt", gab Kageyama nüchtern von sich.

„Du mieser, egoistischer--"

„Kunimi, beruhige dich", ermahnte Iwaizumi seinen Mitspieler.

Kuroos innere Unruhe wuchs immer mehr, mischte sich mit Ärger. Wie sprachen diese Idioten mit seinem Kags?

„Das ist wirklich seltsam", meldete sich Akaashi zu Wort.

„Was meinst du?", fragte Kuroo verdutzt.

„Kageyamas Zuspiele. Wenn er mit Karasuno spielt, dann bestimmt er mit der Flugbahn des Balles, wie er geschlagen werden soll. Gerade oder diagonal. Das hilft dem Spiker, seine Angriffe besser zu platzieren und erhöht die Chance, einen Treffer zu landen. Aber hier bei Seijoh spielt er jeden Ball gleich, die Spiker müssen selbst entscheiden, wie sie die Bälle schlagen", erklärte der Fukurodani-Setter.