„Das war eine gute Idee von Sana, wir sollten Kageyamas Verschwinden der Polizei melden", meldete sich Suga zu Wort.
Kuroo schwieg, stierte zu Boden, während er einen Fuß vor den anderen setzte. Tobio, wo bist du nur? Er spürte, wie sein Herz zu zersplittern drohte. Er hatte so gehofft, dass dieses Mädchen etwas mit dem Verschwinden seines Freundes zu tun hatte, doch er wurde bitter enttäuscht.
Jetzt gab es nur noch eine Möglichkeit, die erklären würde, weshalb Tobio wie vom Erdboden verschluckt war. Tobios Eltern. Sie waren wirklich gekommen, um ihn zu holen.
„H-Heeeeeeeeeeey!"
Kuroo blieb stehen. Drehte sich um. Eine unangenehme Stumpfheit hatte sich über ihn gelegt. Sein Blick schien wie verschleiert, trotzdem erkannte er das Mädchen, das mit wedelnden Armen auf sie zu gerannt kam.
„Ich habe doch gesagt, du sollst zu Hause bleiben", sagte Daichi zu dem Mädchen, einen unsicheren Blick auf Kuroo werfend, der plötzlich ungewöhnlich anteilnahmslos wirkte.
„I-Ich weiß", keuchte Sana, sich auf ihren Knien abstützend, um wieder zu Luft zu kommen, „aber mir ist noch etwas eingefallen. Als ich mich den einen Tag mit To— Kageyama unterhalten habe, da hat er mir so eine merkwürdige Frage gestellt, die ich nicht verstanden habe, aber jetzt erscheint sie für mich plötzlich in einem völlig neuen Licht."
„Was für eine Frage?" Kuroo hatte aufgehorcht. Jetzt musterte er das erschöpfte Mädchen aus zusammengezogenen Augen. Sein Herz flatterte heftig.
„Er hat mich gefragt, ob ich ihn verfolgt hätte."
„Was?"
„Oh Fuck", nuschelte Tsukishima. Alle Blicke richteten sich auf ihn.
„Was hat das zu bedeuten?", fragte Kuroo deutlich aufgebracht.
„Als wir den einen Abend vom Training nach Hause gingen, dachte Kageyama auch schon, dass er jemanden gesehen hätte. Doch es war schon dunkel und man konnte nichts erkennen. Aber das ist schon Wochen her", erklärte Tsukishima geknirscht.
Kuroo spürte, wie Übelkeit in ihm aufstieg. Warum hatte Tobio ihm das nicht erzählt? Wieso musste der Setter ihm immer alles verschweigen? Seine Beine wurden schwach und er ließ sich an einer der Mauern nach unten gleiten, vergrub sein Gesicht in seinen Armen.
„Tetsurou", hauchte Keiji und hockte sich neben seinen Freund, legte beruhigend einen Arm um den Kapitän.
„Ich werde Tobio nie wieder sehen", sagte Kuroo mit zitternder Stimme.
„Hey, Bro, sag sowas nicht." Bokuto kniete sich auf die andere Seite und warf einen besorgten Blick zu Akaashi.
Es war zum Schreien. Niemand hier, außer Kuroo, wusste, was Tobio für eine Vergangenheit hatte. Wenn der Setter in letzter Zeit beobachtet wurde, dann konnte nur einer dahinterstecken. Tobios Eltern. Und das bedeutete, dass sie sich ihren Sohn geholt hatten. Und niemand konnte erraten, was diese mit ihm anstellen würden.
„Wir sollten jetzt zur Polizei gehen", sagte Suga und bedachte die zwei Eulen mit einem eindringlichen Blick. Diese verstanden und halfen Kuroo sich aufzurichten.
„Lasst mich bitte mitkommen, wenigstens zur Polizei, bitte! Ich mache mir auch Sorgen um To— Kageyama", bat Sana.
„Von mir aus", sagte Kuroo mit schwacher Stimme und ging, flankiert von seinen zwei besten Freunden, Richtung Polizeistation. Nun, zumindest hoffte er, dass er dorthin ging. Doch die Krähen würden sich schon zu Wort melden, sollte er in die gänzlich falsche Richtung laufen.
Niemand sagte etwas, während sie sich zur Polizei vorkämpften. Die Straßen waren leer, die Häuser dunkel. Lediglich die Straßenlaternen und der Mond am Himmel spendeten ihnen Licht. Es war Vollmond und die Sterne strahlten hell am schwarzen Firmament. Doch für diesen wunderschönen Anblick hatte keiner der Anwesenden ein Auge übrig.

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Rivalität mit Folgen [Teil 1]
FanfictionAls Kuroo das erste Mal bei einem Trainingsspiel zwischen Nekoma und Karasuno auf Kageyama trifft, ist er nicht nur von Tobios blauen Augen fasziniert, sondern auch von seinem spielerischen Können. Nach dem Ende des Trainingsspiels verspricht Kuroo...