Kapitel 145

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„Ist es nicht komisch, dass sie unten warten?", wandte sich Tobio mit einem mulmigen Gefühl im Magen an Kuroo.

„Ja, ist es." Mehr sagte Tetsurou dazu nicht. Schweigend stiegen sie in den Aufzug. Und auch wenn er nicht über Tobio herfiel, so, wie er es sonst immer tat, zog er ihn zumindest fest in seine Arme, während der Fahrstuhl nach unten zuckelte.

Nachdem das altbekannte *Bing* erklungen war, öffneten sich die Fahrstuhltüren und gaben den Blick auf Kuroos Mutter frei.

„Guten Morgen", sagte Kuroo mit angespannter Stimme.

„Morgen", nuschelte Tobio hinterher.

„Guten Morgen", erwiderte Yuna mit klarer, fester Stimme.

„Wo ist Papa?"

„Draußen."

„Gut, dann lass uns losfahren", sagte Kuroo.

„Erst, wenn du dich für gestern bei mir entschuldigt hast."

Kuroo lachte. „Ist das dein Ernst?"

„Ja, mein bitterer Ernst. Ehe du dich nicht entschuldigst, fahren wir nicht los."

Kuroo schüttelte mit dem Kopf. „Dann fahren wir halt mit dem Bus", sagte er und zog Tobio an seiner Mutter vorbei. An ihrem geschockten Blick konnte er erkennen, dass sie mit dieser Wendung nicht gerechnet hatte.

„Tetsurou!", rief sie wütend und drehte sich um. „Du hast dich gestern nicht nur im Ton, sondern auch noch in deiner Wortwahl vergriffen und ich erwarte, dass du dich dafür bei mir entschuldigst."

Kuroo seufzte. „Vielleicht entschuldige ich mich für den Ton, aber ganz sicher nicht für meine Worte an sich."

Wut stieg in Yuna auf. „Du hörst mir jetzt mal ganz genau zu, junger Mann! –„

„Nein! Du hörst mir jetzt mal zu, Mutter. Du hast scheinbar immer noch nicht begriffen, dass Tobio nicht nur irgendeine Priorität in meinem Leben ist. Er IST mein Leben. Und solange du das nicht verstehst, werden wir an dieser Stelle keinen Schritt weiterkommen. Ich werde nächste Woche nicht zur Schule gehen und wenn ihr euch dafür entscheidet, mich nicht abzumelden, dann ist mir das auch egal. Ich werde Tobio nicht allein lassen." Er wandte sich zum Gehen.

„Tetsurou—!"

„Verdammt noch mal!", rief Kuroo zornig und drehte sich ein weiteres Mal zu seiner Mutter um. „Frag dich doch mal, was du tun würdest, wenn du und Vater in dieser Situation wärt. Und wenn du die Antwort gefunden hast und dir immer noch danach ist, mich wie einen Sechsjährigen zu behandeln, der nicht weiß, was wirklich wichtig im Leben ist, dann bitte, tu das. Aber an meiner Entscheidung wird sich trotzdem nichts ändern." Mit diesen Worten wandte er sich endgültig zum Gehen.

Tobio wurde noch immer von Kuroo gehalten und er stolperte ihm brav hinterher. Sie stürmten geradezu durch die Tür und richteten ihre Schritte gen Bushaltestelle.

„Tetsu! Tobio! Hier drüben!"

Als Tobio Momijis Stimme hörte, drehte er sich im Laufen um. Da hinten stand Kuroos Vater, winkte mit den Armen. Je weiter sie sich entfernten, umso verwirrter sah Momiji aus. Nun trat Atsuka aus dem Wohnhaus und blickte ihnen ebenfalls hinterher. Da Kuroo offenbar nicht anzuhalten gedachte, richtete er seinen Blick wieder nach vorne. Das letzte, was er jetzt noch gebrauchen konnte, war ein Sturz, bei dem er sich weitere Verletzungen zuzog. Keuchend ließ er sich von Kuroo in einem Mordstempo zur Bushaltestelle zerren. Doch kurz bevor sie dort ankamen, hörten sie neben sich ein lautes Hupen.

„Tetsurou, Tobio, steigt ein!", rief Momiji aus dem geöffneten Seitenfenster.

Kuroo tat so, als hätte er es nicht gehört.

Rivalität mit Folgen [Teil 1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt