Tobio konnte seine Augen nicht von Kuroo abwenden. Er saugte den atemberaubenden Anblick seines Freundes, der an diesem Tag nicht wie üblich ein schwarzes Hemd trug, sondern sich für ein graues entschieden hatte, regelrecht in sich ein. Vielleicht lag es daran, dass dieses Exemplar etwas enger geschnitten war als das andere, sodass die Muskeln des Kapitäns deutlicher vortraten, ohne jedoch gequetscht zu wirken. Vielleicht gefiel ihm aber auch der Kontrast zwischen den schwarzen Haaren und dem dezenten grau. Vielleicht war es aber auch eine Kombination aus beidem. Auf jeden Fall war er von dessen Anblick völlig gefesselt und er fragte sich ein weiteres Mal, womit er diesen Jungen an seiner Seiter verdient hatte.
„Tobio?"
„J-Ja?"
„Wollen wir dann?", fragte Kuroo mit einem Schmunzeln.
„J-Ja", sagte Tobio und ging wackeligen Schrittes Richtung Tür. Doch plötzlich wurde er am Arm festgehalten und sein ganzer Körper erschauerte augenblicklich, als er Kuroos Mund neben seinem Ohr und den heißen Atem, der über sein Gesicht streifte, wahrnahm.
„Heute Abend kannst du mir das Hemd vom Körper reißen", raunte Tetsurou seinem Freund ins Ohr. Er hatte die Blicke, die Tobio ihm zugeworfen hatte, natürlich mitbekommen.
Züngelnde Flammen breiteten sich in Tobios Körper aus und er nickte zaghaft. Der kleine Kuss, den Kuroo ihm noch auf die Wange drückte, half keineswegs, um sein Verlangen zurückzudrängen. Es war deshalb nicht verwunderlich, dass er noch immer wie festgewachsen an Ort und Stelle verharrte.
„Na los jetzt", sagte Tetsurou und gab seinem Freund einen leichten Klaps auf den Hintern, welcher den Jungen einen kleinen Hüpfer nach vorne machen ließ. Doch er hatte gewirkt, denn Tobio ging nun brav aus seinem Zimmer und steuerte die Treppe an. Aber kurz bevor sie diese erreichten, drehte sich der Setter plötzlich um, packte ihn am Kragen und zog ihn nach unten, küsste ihn. Seine Sinne explodierten und er schlang seine Arme um Tobio, zog ihn fest an sich und erwiderte mit einem dunklen Knurren den vor Verlangen glühenden Kuss. Jedes Mal, wenn Tobio die Initiative ergriff, musste er schrecklich doll aufpassen, nicht die Beherrschung zu verlieren und über den Jungen herzufallen wie eine wilde Bestie. Auch wenn er offiziell dafür die Erlaubnis von dem Setter bekommen hatte.
Heftig atmend lösten sich die zwei voneinander und sahen sich tief in die Augen. „Du bringst mich nochmal um meinen Verstand", wisperte Tetsurou atemlos. Tobio lächelte, dann drehte dieser sich, ohne ein weiteres Wort an ihn zu richten, um und ging nach unten, wo die Erwachsenen bereits auf sie warteten.
„Oh mein Gott, Tobio! In dem Hemd siehst du ja noch viel bezaubernder aus als ohnehin schon!", rief Yuna entzückt und ließ den Betroffenen erröten. „Oh, Tetsu, und schau dich an! Du bist ein richtiger Muskelberg geworden!"
„Ach komm, Mama, übertreib nicht. So weit ist es noch lange nicht", erwiderte Tetsurou und winkte lächelnd ab.
„Aber viel fehlt nicht mehr!", hielt sie dagegen.
Kuroo schüttelte nur mit dem Kopf und begann sich anzuziehen. Die anderen taten es ihm nach und gemeinsam verließen sie die Wohnung. Es missfiel Tobio, dass sie dieses Mal den Aufzug nicht für sich allein hatten und nicht in eine ihrer wilden Fahrstuhl-Knutschereien verfallen konnten.
„Das Taxi ist gerade vorgefahren", teilte ihnen der Pförtner mit, als sie die Lobby betraten.
„Das ist prima. Haben Sie vielen lieben Dank", sagte Atsuka und folgte Takumi nach draußen, der die kleine Gruppe anführte.
Tobios Herz klopfte wild. Das war das zweite Mal, dass er nun mit einem Taxi fuhr. Das erste Mal, als er mit den voll bepackten Lebensmitteltüten zusammen mit Atsuka nach ihrem Einkauf nach Hause gefahren war, hatte er bei ihrem komischen ‚Ich-habe-noch-nie-Spiel' mit Bokuto und Akaashi völlig vergessen. Er schlüpfte nach Kuroo in das Großraumtaxi und setzte sich direkt neben diesen. Kuroo würde ihm die nötige Sicherheit geben, die er brauchte, um mit so vielen Leuten auf engem Raum zusammen zu sein. Und auch für den Rest des Abends würde er nicht von Tetsurous Seite weichen.

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Rivalität mit Folgen [Teil 1]
FanfictionAls Kuroo das erste Mal bei einem Trainingsspiel zwischen Nekoma und Karasuno auf Kageyama trifft, ist er nicht nur von Tobios blauen Augen fasziniert, sondern auch von seinem spielerischen Können. Nach dem Ende des Trainingsspiels verspricht Kuroo...