Chapter 58

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Die andere Frau ging langsam durch die Küche, die total unordentlich war. Sie machte eine Runde durch die ganze kleine Wohnung und entdeckte einen Schimmelfleck im Badezimmer. Außerdem fand sie ein kleines Fach in Phillips Schreibtisch, wo Drogen drin waren. Nach einer halben Stunde kam sie zu mir. "So, und du bist Y/n, richtig?" Ich nickte etwas eingeschüchtert, denn ich wollte nichts falsches sagen. "Schön dich kennenzulernen. Ich bin Jessica". Wir gaben uns die Hand.

"Ich habe erfahren, dass du hier sexuell missbraucht wurdest. Stimmt das?", fragte sie und zückte ihren Stift und das Klemmbrett. "Ja das stimmt. Das ganze passierte vor zwei Tagen. Ich konnte mich zum Glück rechtzeitig wehren", sagte ich. Jessica nickte und schrieb etwas auf. "Das tut mir persönlich Leid. Es war dein Gastbruder richtig?" Ich nickte wieder. "Und sonst noch etwas was ich wissen muss?"

"Ja ich wurde schon zwei Mal geschlagen von Andreas. Er war in den Fällen immer betrunken." Die Sache, dass mein Dad mich auch immer geschlagen hatte, erzählte ich nicht, denn das wär zu persönlich. Jessica schrieb wieder was auf und blickte misstrauisch zu Andreas, der in ein Gespräch über häusliche Gewalt mit dem anderen Mann verwickelt war. Mein Herz klopfte laut. Ich hoffte echt, dass dieser Besuch war bewirken konnte. Jessica stellte mir noch ein paar Fragen.

"Sooo das wars auch schon.", sagte sie und lächelte mich mitleidig an. "Jürgen! Wollen wir dann mal los?" Der Jürgen nickte und die verabschiedeten sich von uns. Als die Tür zuviel überkam mich eine Angst, dass Andreas mich jetzt nochmal schlagen würde, da die Kontroller (sagt man das so haha) ja wegen mir hier waren. Ich drehte mich zögerlich um und sah nur noch wie Andreas Faust ausholte. Dann spürte ich einen tiefen Schmerz in meiner Magengrube, der meine Kraft aus den Beinen zog. Ich krümmte mich und sank auf den harten Boden. Meine Arme fingen mich nicht ab. Der Aufprall war hart und presste die Luft aus meinen Lungen. Ich keuchte. Verschwommen sah ich eine Gestalt über mir, die einen Fuß ausholte. Dann wurde alles schwarz.

(Kurz mal danke für die ganzen Reads und Votes!!:)

Lautes Stimmengewirr ließ mich die Augen aufschlagen. Mein erster Gedanke war: Wo war Pablo? Doch dann fiel mir ein, dass ich hier in Deutschland war, ohne ihn. Der Gedanke schmerzte. Ich sah mich um. Ich lag in einem fremden Zimmer. Es gab ein Fenster, eine Kommode und einen kleinen Schreibtisch. Das Zimmer sah ein bisschen so aus, wie auf der Klassenreise 2018 an die Nordsee. Dort waren wir in einer Jugendherberge. Befand ich mich in einer Jugendherberge?

Von draußen vor der Tür hörte ich laute Kinderstimmen. Okay, ich war wirklich in einer Jugendherberge. Was zum Teuf... Die Tür wurde aufgerissen und eine alte Frau kam rein. "Sie ist wach!", rief sie und hinter ihr tauchte Jessica auf. "Hallo Y/n, wie geht's dir?", fragte sie fröhlich. "Ach nur mein Handgelenk schmerzt etwas aber ansonsten geht es mir gut", antwortete ich. "Das ist doch gut. Also, du fragst dich sicherlich wo du hier bist", sagte sie. Ich nickte neugierig. "Das ist das Kinderheim Harburg, hier wirst du wohnen bis wir eine neue Familie für dich gefunden haben. Bei Dorothee und Andreas kannst du auf keinen Fall bleiben. Und es gibt gute Neuigkeiten: Wir haben sogar schon spontan eine gefunden!", rief Jessica aufgeregt und strahlte mich stolz an. Ich grinste ungläubig. Ich hatte es geschafft. Ich war weg von dieser schrecklichen Familie. Für immer. Fröhlichkeit stieg in mir auf. Wir lange war ich nicht mehr froh gewesen? Seit meiner Ankunft in Deutschland nie mehr. "Oha ich bin so froh, da weg zu sein!! Das glauben Sie nicht", rief ich und stand auf. Hinter meinem Bett entdeckte ich meinen Koffer. "Oh haben Sie meinen Koffer gepackt?" "Ja ich hoffe das ist okay", sagte Jessica und lächelte mir zu. Ich nickte. "Klar. Wissen Sie schon wann ich zu der Familie kann?", fragte ich. "Ja wahrscheinlich schon morgen!"

Den Tag verbrachte ich in meinem Zimmer und schaute Netflix. Natürlich nicht Manifest, denn das konnte ich nur mit Pablo gucken. Ich telefonierte auch mit Pablo, doch der benahm sich merkwürdig. Er wirkte angespannt und gestresst. Trotzdem war es schön, seine Stimme zu hören.

Te amo ~ Pablo Gavi und Y/nWo Geschichten leben. Entdecke jetzt