Sollte ich kalt bleiben und sie nicht wieder an mich heranlassen, sie ausfragen und mich aufregen, warum sie mich alleine gelassen hat.
Oder sollte ich ihr um den Hals fallen, sie fest in den Arm nehmen, ihr erzählen, wie sehr ich sie vermisst habe und wie sehr sie mir gefehlt hat, all die Jahre?
----------------------------
Jungkook POV.
Doch ich hatte keine Zeit mehr zu entscheiden oder mich noch irgendwie darauf vorzubereiten, denn schon spürte ich ihre dünnen Arme um mich, die mich fest an sie drückten, während ihr Körper zu zittern schien.
Weint sie gerade?
«Oh mein Gott, Jungkook! Mein Kind, dir geht es gut! Dir geht es gut...» schien sie zitternd auszusprechen.
Ich konnte mich nicht über ihre Freude freuen, da die Wut die Überhand gewann und mein Blut in mir kochen liess, während sich jeder einzelne Muskel in meinem Körper anzuspannen schien.
«Nenn mich nicht so, Mutter.» sagte ich kalt, denn sie hatte kein Recht dazu, mich als ihren Sohn zu betiteln, nachdem was sie abgezogen hatte.
Ich spürte, wie sie verwundert aufhörte, zu schluchzen, ehe sie sich von mir entfernte und mich verwirrt ansah.
«Was sagts du denn da? Du bist mein Sohn.» erwiderte sie verwirrt, während ihre Hände noch immer in den Ärmel meines Pullovers gekrallt sind.
«Dein Sohn? Dein Sohn?! Wäre ich wirklich dein Sohn dann hättest du mich nicht zurückgelassen!» find ich an wütend zu werden, worauf ich, meiner Meinung nach, jedes Recht dazu hatte.
Ich sah wie sie, wegen der Lautstärke meiner Worte zusammenzuckte und dann schuldbewusst nach unten sah.
Aber ich war definitiv noch nicht fertig. All diese angestaute Wut, all dieser jahrelanger Schmerz und Demütigung, die Angst und die Trauer, die ich jahrelang gespürt habe, stauten sich an und wollten endlich mal an die Oberfläche.
Sie waren zu lange tief in mir verschlossen, warteten nur auf den Auslöser, der mich sie alle hervorrufen liess. Wie es scheint, haben sie den Auslöser gefunden.
«Du hättest mich nicht dort gelassen, bei diesem Teufel! Du hättest mich nicht all diese Schmerzen durchmachen lassen! Du hättest mir nicht die Verantwortung für Junghyuns Erziehung überlassen, wäre ich wirklich dein Sohn!» schrie ich laut und wütend, während sie immer kleiner wurde und nun auch meine Prinzessin langsam angeschlichen kam.
Sie sah leicht eingeschüchtert zu mir, was mich augenblicklich still werden liess.
Ich will nicht, dass sie Angst vor mir hat.
«Komm schon Kleine, gehen wir dir ein Eis kaufen.» sagte Lee schnell und nahm meine kleine Prinzessin an der Hand und führte sie aus dem Wohnzimmer.
Auch wenn ich ihn nicht ausstehen konnte, bin ich ihm gerade dankbar, dass er sie hier rausbringt.
«J-junkook, du verstehst d-das nicht.» brachte sie zögerlich hervor, doch nur wieder ein Gedanke daran, wie sie vorhin so sorglos mit Lee geredet hat, als wäre alles in ihrem Leben in Ordnung, bringt mich wieder auf hundertachtzig.
«Was verstehe ich denn nicht? Du hast ihn gehasst und wolltest wieder zu deinem eigentlichen Verlobten? Okay, das verstehe ich voll und ganz, aber warum zum Teufel, hast du uns nicht mitgenommen?! Wäre es so schwer gewesen?» rief ich wütend.
«Jungkook.» hörte ich Jimin Stimme, die versuchte mich zu beruhigen.
Sie sah mich geschockt an, doch ich konnte ihren Schmerz in ihren Augen ausmachen. Von der starken und liebevollen Mutter, die ich damals bewundert hatte, ist nicht mehr übrig.
«Ich konnte dich nicht mitnehmen, okay?! Ich wollte es, wirklich! Aber er hätte mich sonst nicht gehen lassen...» sank ihre Stimme.
Als ich die Bedeutung ihrer Worte realisiert hatte, riss ich die Augen auf und sah sie geschockt an, während meine Verachtung ihr und meinem Vater gegenüber stieg.
«Er wusste davon, hm? Er wusste es die ganze Zeit. Jetzt ergibt alles einen Sinn...» murmele ich leise.
Nun verstand ich alles endlich. Wie als hätte sie mir das letzte Puzzleteil in die Hand gedrückt und das Puzzle vervollständigt.
Ich bemerkte Jimins verwirrten Blick, den ich aber nur zu gut nachvollziehen konnte, wenn man die ganze Geschichte nicht kannte.
«Jungkook, bitte... Ich hatte keine andere Wahl!» sagte sie überzeugt und wollte nach meiner Hand greifen, welcher ich ihr aber sofort entriss.
«Wage es nie wieder mich anzufassen, verstanden?! Du hattest nie vor mich mitzunehmen! Du wusstest, dass Lees Vater nach deinem Hilfebrief sofort dich befreien kommen würde, mitsamt der ganzen Armee, habe ich nicht recht?! Du hast uns verraten. Du hast ihm all unsere Lagerstandorte und Schwachstellen im System mitgeteilt.» gab ich verachtend von mir.
Sie sah nur zu Boden, schüttelte ihren Kopf und schien wieder angefangen haben vor sich hin zu weinen.
Doch ich empfand kein Mitleid für sie, genauso wenig wie sie für mich empfunden hatte.
«Deswegen konnten sie uns umzingeln, deswegen hat Vater dich gehen lassen! Denn nur du konntest die Japaner wieder zurückpfeifen und das hast du erst dann gemacht, wenn er dich gehen lässt. Er hat dich gehen lassen, mich nahm er mit, wir kamen wundersamerweise heil zu Hause an, ohne dass uns jemand noch verfolgte und mein Vater wurde als Held gefeiert.» deckte ich die letzten Geheimnisse auf, was dann auch Jimin ungläubig aus der Wäsche sehen liess.
«Das bedeutet...» fing er sprachlos an, was mich nicken liess.
«Alles war gespielt. Du bist nicht in meinen Armen gestorben, weder wurdest du dann irgendwo in Japan vergraben. Mir hätte das alles früher auffallen müssen, aber ich war geblendet von meinem eigenen Schmerz...» wurde ich langsam ruhiger, während ich ein starkes Stechen in meiner Brust vernahm.
«Es tut mir leid, Jungkook! Es tut mir alles so unendlich leid. Ich hatte keine Wahl. Ich konnte nicht noch länger bei diesem Monster bleiben. Konnte nicht länger jeden Tag, für dich so tun als wäre die Welt perfekt. Ich konnte die Schläge, die Schmerzen und das Missbrauchen nicht mehr erdulden!» rief sie verzweifelt, während ihr die Tränen unhaltbar übers Gesicht liefen.
Auch wenn ich mir ihre Schmerzen niemals vorstellen können würde, so war ich selbst noch zu emotional aufgeschmissen, um ein anständiges Gespräch zu führen.
Ich wendete mich ab und wollte auf die Haustür zulaufen, fest entschlossen kein einziges Wort mehr zu sagen.
Jimin schien mir zu folgen, hielt weiterhin meine Hand und drückte sie fest, was mich leicht klarer denken liess.
«Jungkook! Du kannst jetzt nicht einfach gehen! Das ist alles vorbei. Wir können neu anfangen. Als Mutter und Sohn.» sagte sie doch tatsächlich, was mich fast belustigt auflachen liess.
Ich blieb stehen, das Gesicht zur Tür gewandt, ihr keinen Blick mehr schenkend.
«Du weisst nicht wie viele Nächte und tage ich geweint habe, mir die Schuld an deinem Tod gegeben habe. Du weisst gar nicht was ich alles durchmachen musste und dass nur weil du zu feige warst. Zu Feige dich deiner Verantwortung zur stellen. Zu Feige die Verantwortung für das, was du in die Welt gesetzt hast zu übernehmen!» wurde ich lauter, was ihr Fass wohl zum Überlaufen brachte.
«Aber ich wollte dich doch niemals in die Welt setzten!»
------------------------------
Nach einer Zeit wieder ein Kapitel.
Nächste Woche habe ich die Grosse Prüfung am Donnerstag und Freitag. Danach sollten wieder regelmässiger und so wie ihr es eigentlich von mir gewöhnt sein, Updates kommen.
Hoffe es hat euch gefallen und ihr fandet es nicht zu übertrieben.
Schönes Wochenende!
DU LIEST GERADE
Military -Jikook-
FanfictionEin berühmter Sänger namens Jimin muss die Wehrpflicht antreten. Er muss ins Militär, aber kennt sich dort nicht aus. Dort trifft er auch auf Jungkook, der aber eher ein Einzelgänger ist. Im Militär geschehen viele Dinge. Wird Jimin heil nachhaus...