Kapitel 11

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Laute Musik scholl aus den Lautsprechern und die Leute verteilten sich wieder im Saal. Ich drehte mich zu Franzi. "Wo ist Dani?" Ich hatte ihr doch Dani anvertraut als das ganze Theater losging. "Ich habe ihn Kathie gegeben. "Sie kümmert sich zusammen mit Vicki um ihn, damit er nichts mitbekommt." Erleichtert atmete ich auf. Es reichte schon, dass Leo da so reingezogen worden war. So etwas war einfach nichts, was ein kleines Kind mitbekommen sollte. Ich schaute mich um und sah, wie Dani zusammen mit Rosa fröhlich auf der Hüpfburg hüpfte, während Kathie sie anfeuerte. Mist, wo war überhaupt Delphie. Ich hatte meine jüngste Tochter vollkommen vergessen. Klar, sie war immer das totale Papakind, aber trotzdem durfte mir so etwas als Mutter nicht passieren. Das schlechte Gewissen überspülte mich wie ein Tsunami. Wie würde sie das alles auffassen? Die blutige Nase ihres Vaters würde sie garantiert geschockt haben. Ich musste sofort zu ihr. Ich schaute mich suchend um. "Wen suchst du denn nun schon wieder?, fragte mich meine Mutter. "Doch nicht etwa den Idioten?", ich schüttelte den Kopf. Nee, Roman brauchte ich gerade wirklich nicht. "Delphie, weiß einer wo Delphie ist!" "Schau doch mal bei den Marshmallows.", grunzte Marco, was ihm sofort einen Stoß mit dem Ellenbogen in die Seite von seiner Frau einbrachte. Ja, da konnte ich gerade wirklich nicht drüber lachen, auch wenn ich seinen Frust verstehen konnte. "Lisa und Dogan haben sie dahinten mit Marshmallows abgelenkt." Ich schaute in die Richtung, in die Erik deutete. Meine Tochter drehte sich gerade wie eine Ballerina vor ihnen. Das war erst einnmal ein gutes Zeichen. "Da bist du ja noch, meine Süße." Karin umarmte mich und drückte mich fest an sich. Was meinte sie damit? Wo sollte ich denn sonst sein? "So dämlich wie mein Sohn sich benommen hat, hätte ich verstanden, wenn du einfach abgehauen wärst." Sie schüttelte traurig den Kopf. "Was habe ich nur in der Erziehung meiner Söhne falsch gemacht?" Was? Wieso machte sich denn jetzt Karin Vorwürfe? Sie konnte doch nichts dafür, dass Roman sich so entwickelt hatte. "Das ganze ist doch nicht deine Schuld.", versuchte ich sie zu trösten. "Frau Bürki, es tut mir wirklich leid, dass es zu dieser unschönen Situation gekommen ist, aber Roman hatte mir signalisiert, dass die Aufnahme von Leokardia ein Wunsch der gesamten Familie und besonders ihrer Tochter wäre." Der Trainer der Schweizer Nati stand mit betretenem Gesicht vor mir. Er konnte ja nichts dafür, dass Roman eine Egotour gestartet hatte. Ich nickte ihm also höflich zu."Leokardia, falls du Interesse daran haben solltest nach Fröhlisberg zu kommen, stehen dir dort jederzeit alle Türen offen." Leo schaute mich unsicher an. Ich zwinkerte ihr aufmunternd zu, während Max ihre Hand drückte. Sie schüttelte bestimmt ihren Kopf. "Ich will nicht weg von Dortmund." "Überlege es dir in Ruhe. In der Schweiz hast du mit Sicherheit größere Karrierechancen als in Deutschland. Hier ist die Konkurrenz größer und die Fördersituation schlechter. Du musst....." " Karriere ist nicht alles....", unterbrach ich ihn. "Ähm, naja. Ich meinte ja nur. Ich werde mich dann auch mal verabschieden." Der Schweizer lächelte höflich in die Runde und hob zum Abschied die Hand, ehe er verschwand. "Danke, Mama." Leo fiel mir glücklich um den Hals. Das tat gerade ziemlich gut. "Mama, wo ist Papa? Ich will noch mehr Marshmallows." Delphie hatte sich vor mir aufgebaut. Ehrlich gesagt hatte ich keinen Plan, wo Roman seit seinem Auftritt war. Ich schaute zu Karin. "Maammaaa, ich will Marshmallows." Delphie stampfte mit ihrem Fuss auf. "Das heißt ich möche.", kam es automatisch von mir. Okay, das war jetzt nicht der richtige Moment, um die Erziehung in Angriff zu nehmen. "Wir würden Delphie mit zu uns nehmen, dann kann sie bei Rosa übernachten.", mischte sich Erik ein und zwinkerte mir zu. "Wir haben auch genug Marshmallows da.", wandte er sich an meine Tochter, die sofort zu grinsen anfing. "Na dann los." Sie griff Eriks Hand und zog ihn mit "Delphie.", rief ich sie "Was?" drehte sie sich um. Ich lief zu ihr und beugte mich zu ihr, ehe ich meine Arme um sie legte. "Viel Spaß und sei artig und höre auf das, was Erik und Kathie sagen." Ich drückte ihr einen Kuss auf die Wange. "Ja, ja.", meine Tochter machte sich aus meiner Umarmung los und wischte sich mit ihrer Hand über die Wange. Das gab einen ziemlichen Stich. Ich hatte Delphie immer viel zu sehr ihrem Vater überlassen. Das musste sich ändern.... "Ja, ich würde sagen, wir nehmen Dani mit zu uns.", meldete sich Marco zu Wort. Ich nickte. Ja, es würde mit Sicherheit besser sein, wenn die Kinder nicht zu Hause waren, denn ich war mir nicht sicher wie das Gespräch mit Roman lief. Mein Blick fiel zu Leo, die unsicher von einem Bein auf das andere trat. "Kann Leo auch bei euch übernachten?" Ich zwinkerte meiner Tocher zu, als ich die Frage stellte. "Klaro, da ziehst du ein Zimmer weiter.", grinste Marco "Wieso umziehen.", lachten Max und Franzi.  "Wie jetzt?" Marco schaute verwirrt, ehe er seinen Kopf schüttelte "Heißt das, ihr habt mich die ganze Zeit gelinkt und du hast dich heimlich zu ihm geschlichen." Er zeigte mit seinem Finger auf Leo, die ein wenig rot angelaufen war, aber nickte. "Du bist ja ein Teufelskerl und ich habe mir immer Sorgen gemacht, weil du nie ein Mädel mit nach Hause gebracht hast. Du musst aber auch daran denken, dass du ein Reus bist. Also immer einen....." "Wir haben ein Monatsticket.", unterbrachen Leo und Max ihn grinsend. "Das ist gut."kam es von Marco erleichtert. Ich fragte mich zwar, was der öffentliche Personennahverkehr hier zu suchen hatte. Aber das klärte ich ein anderes Mal."Danke Mama, dass ich bei Max schlafen darf." Leo umarmte mich überschwänglich und strahlte glücklich, so wie ein Geburtstagskind aussehen sollte. "Martin ist mit Roman zu euch nach Hause", wandte sich Karin an mich nachdem das junge Volk sich zum DJ aufgemacht hatte, um die Musikwünsche los zu werden. Ja, die Party sollte weitergehen. Das war ja wohl das mindeste. Und so strahlend wie Leo an Max Hand durch die Gegend lief und ihn immer wieder kurz küsste, wurde mir klar, unter welchen Druck die beiden die ganze Zeit gestanden haben mussten. Sie waren echt ein süßes Paar und sollten jetzt wenigstens noch den Rest des Tages genießen. "Dat is jarantiert ihr schönstes Jeschenk." , grinste mein Papa, der wohl meinem Blick gefolgt war. Ich nickte und wandte mich wieder an Karin. "Dann werde ich mal auch nach Hause gehen. Es gibt genug zu besprechen." So richtig gut fühlte sich das nicht an, aber aufschieben half ja auch nicht. "Da komm ick aber mit. Nich das der Heijopei wieda austickt und dir wat tut."  Mein Papa stellte sich neben mich. Karin und meine Mutter nickten. "Wir kommen auch mit." Ob das zielführend war, wenn die Eltern dabei waren, wusste ich nicht. Aber momentan gab es mir ein Gefühl der Sicherheit, denn ehrlich gesagt hatte mir Romans Auftritt vorhin schon Angst gemacht. Das hätte ich niemals im Leben erwartet. Ich kannte ja auch mein Temperament, da waren ein paar Unparteiische sicher nicht von Nachteil. Obwohl unparteiisch? Da war ich mir nicht wirklich sicher. Wir verabschiedeten uns von Marco und Franzi. "Wir kümmern uns hier um alles, damit die Party noch richtig abgeht.", grinste mich der Mann meiner Freundin an und machte ein paar Phantasiemoves. Ich musste lachen, auch wenn mir eigenlich nicht danach war. Franzi zog mich zum Abschied in ihre Arme. "Viel Glück und melde dich mal. Das wird schon wieder." Sie strich mir sanft über den Rücken. Das glaubte ich zwar momentan nicht. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie wir das wieder hinbekommen sollten. Da musste sich schon ganz viel ändern. Trotzdem nickte ich und lächelte sie an, glücklich darüber solche Freunde zu haben, die mich unterstützten und für mich da waren. Na dann, auf in den Kampf.

Ein Schuss und Treffer im Freundschaftsspiel ✔Teil 6Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt