"Los, komm." Franzi zog mich am Arm. "Und jetzt erzähle, was die Richterin festgelegt hat. So wie der Büffel gequalmt hat, müsstest du ja zufrieden sein." Ich nickte "Ja." "Man, nun lasse dir doch nicht alles aus der Nase ziehen." Meine Freundin stupste mich ungeduldig in die Seite. "Ich habe das alleinige Sorgerecht für Leo und Dani und Roman darf sich den beiden nicht mehr nähern." "Das ist ja super." Franzi war die Erleichterung anzumerken "Und was ist mit Delphie?" "Da haben wir das geteilte. Er darf also nicht einfach alleine entscheiden. Und ich darf sie jederzeit sehen. Und keiner muss dem anderen Unterhalt zahlen." "Klasse. Das wolltest du doch." Franzi umarmte mich überschwänglich. "Die Richterin hat aufgrund von Danis und Leos Gespräch so entschieden. Sie hat damit sogar das geteilte Sorgerecht für Delphie begründet und Roman gewarnt, dass auch das jederzeit in ein alleiniges für mich umgewandelt werden könnte, sollte ihr etwas nachteiliges zu Ohren kommen." "Na da kann ich den Qualm verstehen. Aber sage mal, was war da eigentlich vorhin im Fahrstuhl los? Warst du da echt mit dem Affen alleine eingesperrt? Marvin ist hier total aufgelöst angetanzt und hat mir deine Nachricht gezeigt. Da ward ihr aber schon in der Verhandlung." "Wo ist er?" Ich schaute mich wild um. "Ganz ruhig. Ich habe ihn beruhigt und wieder nach Hause geschickt, bevor die beiden sich noch im Gericht duellieren." Mist, die Nachricht hatte ich ja ganz vergessen. Ich musste ihm sofort eine neue schreiben, damit er wusste, dass alles okay war. "Na wenigstens hast du ihm endlich deine Liebe gestanden.", grinste mich Franzi an. Stimmt, da war ja was. Ich schlug mir meine Hände vor das Gesiccht. Man, war das peinlich. Was würde Marvin wohl denken? So wie es aussah, hatte er ja nicht das gleiche Interesse wie ich und erwiderte meine Gefühle auch nicht. Jedenfalls nicht in der gleichen Intensität, sondern nur als Freund. Egal, ich würde nachher trotzdem alles auf eine Karte setzen. Oder, auch nicht. Mir kamen da so Zweifel. Vielleicht sollte ich......."Was grübelst du denn schon wieder?" Franzi hakte sich bei mir unter und zog mich zur Treppe. "In die Kiste steige ich nicht." Sie deutet mit ihrem Kinn zum Fahrstuhl. Ehrlich gesagt war mein Bedürfnis danach noch einmal in dieses Teil zu steigen auch nicht gerade riesig. "So, und jetzt erzähl mal, was da vorhin im Fahrstuhl war. Da hat er dich doch aber in Ruhe gelassen, oder?" Ich nickte und begann ihr von der Unterhaltung zu erzählen. "Echt jetzt?" Franzi schaute mich fassungslos an "Der hat das Auto nur verkauft, weil er unfähig zum Autofahren war und schiebt das auf den Wagen, weil er Unglück bringt. Sei bloß zu frieden, dass du den los bist. Ich hätte nie gedacht, dass er so unter seinem Karriereende leidet." Sie schütelte ihren Kopf und verzog ihr Gesicht "Ehrlich gesagt hätte ich nicht einmal geglaubt, dass er so versessen auf die Anerkennung und das Gehyptwerden während der Karriere war. Ich hätte ihn viel bodenständiger eingeschätzt. Und jetzt holt er sich die Anerkennung von seinen kleinen Mädchen, die zu ihm aufschauen. Da fühlt er sich wieder in seine ruhmreichen Zeiten zurückversetzt, wo er von den Fangirrls umschwärmt war. Dazu kommt dann noch die Midlifecrisis. Das ist wie ein Pulverfass." Ich zuckte mit den Schultern "Nicht mehr mein Problem." "Das stimmt." Franzi grinste mich an "Zum Glück. Trotzdem kann ich immer noch nicht glauben, dass er endlich bemerkt hat, dass Delphie verzogen ist. Wenn auch nur, weil sie seine Schäferstündchen stört." Allein bei dem Gedanken schüttelte es mich. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, was meine kleine Tochter da vielleicht alles mitbekam. Romans Reaktion vorhin hatte mir schon einen Schrecken eingejagt. Schließlich war Delphie für ihn immer unantatsbar gewesen. Ich musste unbedingt mit Karin sprechen, ob da auch wirklich alles glatt lief. Und Weihnachten musste ich eine Versöhnung mit meiner Kleinen auf die Reihe bekommen, damit ich aus ihrem Mund hörte , dass es ihr gut ging. Vielleicht sollte ich auch einmal mit ihrer Schule und der Ballettschule Kontakt aufnehmen. Schließlich war das nach dem Urteil nicht nur mein gutes Recht, sondern auch irgendwie meine Pflicht. Ja, ich musste mich unbedingt darum kümmern, dass für Delphie alles glatt lief. "Apropos Schäferstündchen? Was hast du jetzt überhaupt als frischgeschiedene Frau mit Marvin vor." Ich stöhnte kurz auf "Was soll ich schon vorhaben? Ihm meine unendliche Liebe gestehen und mit ihm in den Sonnenuntergang reiten." Franzi schaute mich grinsend an "Wäre doch mal ein Anfang. So wie der arme Kerl hier nach deinem Hilferuf sofort angetrabt gekommen ist, um seine Herzenskönigin vor dem bösen Drachen zu retten und aus ihrem Verließ zu befreien, dürfte das keine so große Herausforderung werden." Schön wäre es, wenn sie recht hätte. "Ach, er ist doch nur wie immer als bester Freund zur Stelle gewesen.", gab ich resigniert von mir. Wann bitte war Marvin nicht zur Stelle gewesen, wenn ich Probleme hatte. Er war selbst da für mich da, als ich noch nicht einmal von Roman getrennt war. Also konnte das eigentlich gar nicht zutreffen. Denn wenn ja, dann hätte er ja schon immer in mich verliebt sein müssen. Und das bezweifelte ich ganz arg, denn so blind und mit einer langen Leitung ausgestattet, war ich ja nun auch nicht. Franzi schüttelte unzufrieden ihren Kopf. "Jasi, hebe mal kurz deine Füße an." Wie jetzt? Was sollte das denn? Ich schaute hinunter zu meinen Füssen. Da war doch gar nichts. "Damit du nicht die ganze Zeit auf dem imaginären Schlauch stehst. Der Kerl vergöttert dich. Du musst ihm nur das Startsignal geben." Die war ja lustig. Ich und Startsignal geben. Ich wusste nicht einmal mehr wirklich wie man flirtete, sonst hätte ich das ja bei Andi wohl auch besser hinbekommen. Ich war total eingerostet. "Wie denn?" Meine Freundin fing an zu schmunzeln "Na wenigstens sträubst du dich nicht mehr. Damit kann man doch arbeiten. Du hast nämlich riesiges Glück, dass du mich hast. Wir beide fahren jetzt erst einmal eine Runde shoppen." "Shoppen?" Wie sollte mich das denn weiterbringen? "Ja, shoppen. Eine frischgeschiedene Frau auf Männerfang braucht nämlich erst einmal eine unglaubliche Ausstattung an neuen Dessous und auch anderen Wohlfühlklamotten für den neuen Lebensabschnitt. Nicht zu vergessen die weltberühmten Scheidungsschuhe, mit denen du mit ihren spitzen Absetzen deinem Ex so in den Allerwärtesten treten kannst, falls er es sich wagt noch einmal wieder aufzutauchen, dass ihm hören und sehen vergeht." Ich musste lachen "Du bist total durchgeknallt. Danke, dass du und auch Marco immer für mich und die Kinder da ward. Und Danke, dass du auch heute hier bist." Ich umarmte Franzi. Keine Ahnung, ob ich die ganze Sache auch ohne ihre Unterstützung so gut durchgestanden hätte "Ach das wärst du für mich auch gewesen. Für mich ist der schönste Dank, dass du wieder die alte Jasi bist." Ich musste schlucken. Ja, ich hatte mich wirklich, ohne es zu merken, in eine völlig falsche Richtung entwickelt, in der ich fast alles, was mir wirklich wichtig war, verloren hätte. "So, jetzt aber Schluss mit den dunklen Gedanken. Jetzt wird ein Schlussstrich unter den ganzen Mist gezogen und zwar nicht mit Bleistift, sondern mir Edding." Franzi zwinkerte mir zu "Oder mit Kreditkarte." Ja, jetzt begann mein neues Leben und ich würde dafür Sorgen, dass der Schlussstrich wirklich nicht wegradiert werden konnte, sondern permanent war.
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Ein Schuss und Treffer im Freundschaftsspiel ✔Teil 6
RomantikJasmin ist seit über 15 Jahren eigentlich glücklich verheiratet. Aber eben nur eigentlich. Und auch mit den drei Kindern läuft nicht alles wie es sollte. Dazu kommt noch jede Menge Arbeit in ihrer Agentur. Trotzdem ist ja doch alles ziemlich bequem...