Kapitel 76

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Zufrieden lief ich durch das Tor unserer Finca und streckte mein Gesichr der Sonne entgegen.  "So muss Leben sein. Willkommen im Paradies." Wir waren vor zwei Stunden hier auf Ibiza gelandet. Nachdem wir unseren Mietwagen abgeholt hatten, waren wir nur schnell in unsere Finca gefahren und hatten die Koffer um unsere Strandsachen erleichtert. Die Koffer richtig auspacken konnten wir auch noch später. Jetzt brauchten wir viel dringender erst einmal Sonne, Sand und Meer. Und Bewegung, so wie Dani an Ellas Hand herumhüppelte. "Mama, wir sind doch aber in Pizza und nicht in Paris." Der Zwerrg drehte sich zu mir um und schüttelte sein kleines Köpfchen. Scheinbar hielt er mich für leicht desorientiert. "Im Paradies und nicht in Paris.", verbesserte ihn Ella "Und das hier ist Ibiza und nicht Pizza. Ibiza ist eine spanische Insel und Pizza ein italienisches Essen." Manchmal war echt ein kleiner Erklärbär an ihr verloren gegangen. Dani nickte während er ihr zuhörte und drehte sich dann wieder zu mir um "Dann gibt es keine Pizza auf Ibiza?" Sein Blick hätte sogar Stahlträger zu Tränen gerührt oder anders gesagt, er hatte den Weltuntergangsblick  "Ach Spatz, natürlich gibt es hier Pizza. Pizza gibt es überall auf der Welt." Seine Miene hellte sich etwas auf "Auch mit Salami?" Ich nickte schmunzelnd "Auch mit Salami." Seine Welt schien gerettet, denn er marschierte strahlend weiter und schleuderte seinen Buddeleimer hin und her. Marvin neben mir stieß einen kleinen Lacher aus "Sogar in Gelsenkirchen?" "Was in Gelsenkirchen?" Hatte ihm der Druckausgleich im Flugzeug geschadet, oder was? "Na Pizza? Überall auf der Welt?" Ich begann zu glucksen "Auch wenn es eine außerirrdische Erfahrung ist, dort hinzufahren, gibt es dort  wohl Pizza. Nur keine Standesamtstermine für BVB Spieler." Marvin schaute mich ratlos an, ehe er sich vor die Stirn schlug "Stimmt, da war ja was. Aber ehrlich, Mausi. Du bist doch wirklich die einzige, der dieser Revierkonflikt entgangen ist, oder?" Ich zuckte mit den Schultern "Man, damals als ich versucht habe den Standesamtstermine für Marco und Franzi zu bekommen, wusste ich doch nicht, dass die im Ruhrgebiet so komisch sind. Ich kam aus Berlin und habe in Köln studiert. Da war so etwas kein Thema. Außerdem wer kann denn wissen, dass Schalke ein Ortsteil von Gelsenkirchen ist."  Na war doch wahr. Ich hätte wahrscheinlich den ganzen Atlas nach dem Ort Schalke abgesucht. Ich schaute zu Marvin, der neben mir beladen mit unseren Strandtaschen lief. "Dafür weiß ich aber jetzt, dass ohne dich alles Gelsenkirchen ist, Tiger." Ich grinste ihn an und hakte mich bei ihm unter. "Ja, Mausi. Ohne dich ist auch alles doof." Irgendwie konnte ich mir mein Leben ohne meinen besten Freund auch nicht mehr vorstellen.  "Leeeooooo." Dani ließ seinen Buddeleimer fallen und rannte zu seiner Schwester, die er am Strand entdeckt hatte. Ella bückte sich und hob den Eimer auf. Wieso schaute sie denn so grummelig? "Erst Carmen, jetzt Leo.", hörte ich sie brummen. Ohoh, da hatte wohl jemand ziemliche Verlustängste. Ich sollte vielleicht einmal mit Leo sprechen, dass sie sich auch einmal um die Kleine bemühte. "Eellllaa." Ehe ich mich weiter um sie kümmern konnte, wurde sie auch schon von Stella und Luna umarmt, die angesprintet gekommen waren. Na dann dürften sich meine Gedanken ja gerade überholt haben. Ich schlüpfte aus meinen Flipflops und griff sie mit meiner Hand. Der warme Sand unter meinen Fußsohlen fühlte sich richtig gut an. Ich schloss kurz meine Augen, um dieses Gefühl zu genießen  "Ja, gucke dir doch mal diesen befriedigten Gesichtsausdruck an. Ist mir was entgangen?" Wo kam denn Franzi her? Ich riss meine Augen auf und schaute in das grinsende Gesicht meiner besten Freundin.  "Nee, ist dir nicht." Die sollte doch endlich mit diesem Mist aufhören. Ihr Blick ging zu Marvin, der gerade die Taschen abgestellt hatte und mit Marco und Leon einschlug. Ja, die beiden waren mittlerweile echt unzertrennlich. "Wie du bist immer noch nicht weitergekommen? Ihr hattet doch fast sturmfreie Bude zum Schnackseln" Ach, nicht auch noch Lisa. Was verstanden die denn nicht an beste Freunde? Ehe ich reagieren konnte, wurde ich auch in die Arme der beiden gezogen.  "Was hast du denn da?" Franzi starrte erschrocken auf meinen Gips. Toll warum hatte ich denn auf einmal die Aufmerksamkeit aller.  "Der kommt bald ab." Hoffentlich war das Thema damit beendet. "Warum hast du mir davon nichts am Telefon erzählt?" Leo schaute mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an.  "Wie ist das passiert?" Was sollte ich denn sagen. Die Wahrheit wäre richtig, aber nicht gerade förderlich. "Ich bin dumm gestolpert." Die Erklärung sollte doch reichen, um das Ereignis zu erklären, denn auf weiteren Ausführungen hatte ich echt kein Bedürfnis. Heute war unser erster Urlaubstag und den wollte ich genießen. "Ja, der böse Mann war da und hat sie geschupst." Dani stand mit ernstem Gesicht vor seiner Schwester.  "Der böse Mann?" Sie starrte mich sauer an. Scheinbar hatte sie sofort begriffen von wem ihr kleiner Bruder sprach. "Was hat der Idiot schon wieder gemacht?" Auch Franzi schaute mich sauer an.  Ich versuchte ihr mit meinem Blick zu zeigen, dass ich da gerade nicht drüber sprechen wollte. Hoffentlich verstand sie den Wink. "Kommt, lasst uns erst einmal eure Sachen ausräumen." Erleichtert atmete ich auf, meine Freundin hatte verstanden. Sie würde mich aber garantiert noch in die Mangel nehmen. Das sah ich an ihrem Blick. Egal, Hauptsache Leo bekam das nicht mit.  "War Papili in Dortmund? Und was wollte er? Was hat er mit dir gemacht." Okay, ich hatte meinen Plan ohne meine Tochter gemacht. Sie war wohl schon zu alt, um sich so einfach ablenken zu lassen. Aber was sollte ich sagen? Ich hatte Angst, dass die ganze Sache wieder ein Loch bei ihr Riss und sie an ihren Unfall erinnerte. Aber es ganz zu verheimlichen ging ja auch nicht. "Er wollte dich besuchen." Das war doch nicht ganz gelogen. "Du meinst er wollte mich abholen.", schnaufte meine Tochter. Ich hatte sie wohl unterschätzt. Ich nickte nur. "Aber, aber.....", begann sie zu stottern und ich konnte die Angst, aber auch eine gewisse Wut in ihren Augen sehen. Schnell schlang ich meinen Arm um sie "Marvin und ich haben ihm freundlich erklärt, dass du das selbst zu bestimmen hast. Ich habe das auch noch einmal mit meinem Anwalt besprochen." Leo atmete auf. "Und Platte, kann das Archloch noch aus seinen Augen gucken?" Marco schaute wütend auf meinen Gips. "Da ist der Wichser doch wieder dran schuld, oder." Das Gespräch ging gerade in eine Richtung, die mir überhaupt nicht gefiel, auch wenn es ein schönes Gefühl war, dass Marco so hinter uns stand. Trotzdem wollte ich eigentlich nicht, dass Leo es mitbekam. "Ich bin blöd gestolpert.", nahm ich also widerstrebend meinen hoffentlich bald Ex-Mann in Schutz. Ja, so machten es die Opfer von häuslicher Gewalt ja zu gerne. War ich eigentlich bescheuert? "Nachdem er dich geschupst hat." Leo schaute mich an und dieser wissende Blick machte mir Angst. Was hatte sie jetzt nur für ein Bild von ihrem Vater? Das wollte ich doch auf keinen Fall. "Der soll mir nie wieder unter die Augen kommen, diese Wurst.", Marco schüttelte wütend seinen Kopf. "Männer vergreifen sich nicht an Frauen und Kindern." "Wenn wir dem noch einmal über den Weg laufen, sollten wir ihn auch mal ausversehen schubsen." Leon stellte sich neben Marco und sah ziemlich entschlossen aus. "Jungs kommt runter. Geht mal mit den Kindern euch etwas im Wasser abkühlen." Lisa hatte wohl bemerkt, wie unangenehm mir das ganze war. Als die Männer losgezogen waren, blickte ich in das Gesicht von Leo, die mich immer noch ernst anstarrte "Mama, der Typ soll sich nie wieder in unsere Nähe wagen. Ich will, dass du das alleinige Sorgerecht für uns hast und ich will, dass er weder dir noch Dani , noch mir wieder zu nahe kommen kann. Du musst da etwas machen. Wenn nicht zeige ich ihn doch noch an." Sie schaute  auf ihre Hand. So entschlossen hatte ich meine Tochter noch nie erlebt. "Kannst du nicht so etwas erwirken, dass er sich uns nicht mehr nähern darf?" Ich zuckte mit meinen Schultern. So weit hatte ich es nie kommen lassen wollen. Und irgendwie hielt ich es auch jetzt noch für übertrieben. "Ich rede mit meinem Anwalt." War alles, was mir dazu einfiel. War ich nicht verpflichtet die Angst und den Wunsch meiner Tochter ernst zu nehmen? Nach allem war ich es ihr schuldig. Trotzdem widerstrebte es mir so harte Geschütze gegen Roman aufzufahren. Immerhin war er der Vater meiner Kinder und der Mann, den ich viele Jahre geliebt hatte. Und eines meiner Kinder lebte auch noch bei ihm. Ich musste schlucken, wenn ich an Delphie dachte. Nein, ich musste dafür sorgen, dass sich Roman und mein Verhältnis wieder verbesserte, damit wir im Sinne unserer Kinder handeln konnten. Aber ehrlich gesagt hatte ich keinen Plan, wie das funktionieren sollte. Mein Blick fiel wieder zu Leo. Ich bezweifelte, dass ich es schaffte das Verhältnis zu ihrem Vater wieder zu normalisieren. Sie war schon alt genug, um sich ihre eigene Meinung zu bilden und die dann auch zu vertreten. Und sie war Romans Tochter. Also würde sie sich davon auch nicht so einfach wieder abbringen lassen.

Ein Schuss und Treffer im Freundschaftsspiel ✔Teil 6Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt