Kapitel 96

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Ich schaute mich um. Man, selbst für die Zwerge stellte der BVB einen richtigen Platz für das Training zur Verfügung. "Mama, Leo, ich freue mich schon so." Dani hüppelte ganz aufgeregt vor uns herum. "Spatz, das ist toll. Bestimmt macht das auch ganz viel Spaß. "  Mein Sohn nickte ganz ernst "Aber jetzt muss ich zeigen, dass ich der Beste bin, damit ich wiederkommen kann. "  Ich spürte wie sich Leo neben mir versteifte. Klar, der Beste sein war wieder so ein Triggerwort. Bis zu ihrer Handverletzung war es ihr Vater, der immer dieses Wort im Zusammenhang mit ihr benutzt hatte. Da ging es nicht darum Spaß zu haben, sondern nur darum besser als die anderen zu sein. Egal wie. Ich musste an sein ganzes Zusatztraining denken und diese ekeligen Shakes und was weiß ich noch. Hatte sie vielleicht auch Angst, dass sie zu viel Trainingsrückstand hatte und verweigerte deshalb das Training? Weil sie nicht mehr die Beste war? Ich musste unbedingt das Gespräch mit ihr suchen, denn Marco hatte mich gestern Abend wieder angerufen, dass sie das Training erneut abgebrochen hatte. Trotzdem hatte sie darauf bestanden heute mit Dani mit zum Probetraining zu gehen.  "Dani, du musst nicht der Beste sein, um wiederzukommen." Marvin hatte sich vor meinen Sohn gekniet, damit er auf Augenhöhe war "Doch Papa, muss ich. Ich will doch so werden wie du." Marvin wuschelte ihm durch die Haare "Nein, du musst nur Spaß haben, dann klappt das schon. Mit Spaß klappt nämlich alles besser." Dani schaute ihn mit großen Augen an und nickte nachdenklich "Okay, dann will ich ganz viel Spaß haben, damit ich so gut werde wie du." Ich musste schmunzeln. Das war wieder typische Dani-Logik. "Na, Platte. Wie fühlt es sich so an mal bei einem richtigen Verein vorbeizuschauen?" Mili schlug mit ihm ein. Ja klar, er war ja der Trainer von den kleinen Stöpseln. "Scherzkeks, hast doch früher selbst bei der Hertha gespielt bis sie dich aussortiert haben." Mili legte seine Hand vor die Brust "Touché. Aber die wussten halt, dass ich für höheres geboren bin. So, und du willst uns heute zeigen, was du kannst?" Diesmal wuschelte Mili meinem Sohn durch die Haare. "Ja, ich will ganz viel Spaß haben und so gut werden wie Papa und ganz viele Elfmeter schießen." Mili verzog sein Gesicht. "Dein Papa konnte die ja nicht mal halten, geschweige denn schießen." Ja, klar er dachte an Roman. Und der war wirklich nicht gerade dafür bekannt, der Elferkiller gewesen zu sein. Immer wenn es einen Elfer gab, hatten alle gezittert und er mal wieder die falsche Ecke erwischt. "Das stimmt doch gar nicht, oder Papa? Mili hat gar keine Ahnung." Mein Sohn schaute misstrauisch zu Marvin, während sein Trainer eher verwirrt schaute. "Jetzt kapiere ich.", lachte er als ihm endlich ein Licht aufgegangen war. "Dein Kleiner hat es ja echt drauf, schon von Anfang an dem Trainer klar zu machen, was er von ihm hält. Na kommt mit ihr beiden. Ich zeige euch mal die Umkleide, auch wenn ich überhaupt keine Ahnung habe." Die drei Männer marschierten los und ließen Leo und mich alleine zurück. Vielleicht sollte ich gleich einmal das Gespräch mit ihr suchen und meine Vermutungen abklären. Aber wie fing ich am besten an? Ich begann zu grübeln "Hey, Jasi." Carmen kam fröhlich in Fussballklamotten gekleidet auf mich zugehüpft. Hinter ihr folgten Andi und Maja, die sich unterhielten. "Habt ihr es doch geschafft?" Mein Werkstudent hatte mir nämlich erst vor drei Stunden erzähltt, dass Carmen natürlich auch zum Probetraining wie Dani wollte. Es gab wohl nichts, was der eine nicht wollte, was der andere machte. Die beiden waren vom ersten Tag an wie Pech und Schwefel. "Was blieb mir denn anderes übrig." Andi zuckte mit den Schultern "Du glaubst doch nicht, dass ich sonst für die Uni hätte arbeiten können. Ne, Schnecke." Liebevoll zog er an dem kleinen Zöpfchen von Carmen, die breit grinste und nickte "Dafür gucke ich nachher auch artig einen Film und gehe gaaaaanz früh schlafen." Ja, verhandeln konnte sie scheinbar schon wie eine Große. Ich sah, wie auch Marvin wieder aus der Umkleide kam, begleitet wurde er aber von Marco. "Wieso ist denn dein Papa hier?", fragte ich Maja ganz verwirrt. "Na, weil heute Probetraining ist. Da helfen wir Mili. Das sind sonst zuviel Zwerge, die noch nicht wissen, wo es lang geht." Ja, das klang plausibel. "Hilfst du auch?" Maja schaute Leo auffordernd an, die unentschlossen mit den Schultern zuckte. "Ich habe aber gar kein Sportzeug mit." Maja fing an zu lachen "Also für die Zwerge reichen auch deine Turnschuh, die du anhast. Aber du kannst auch von mir was haben." Ich stupste meine Tochter an "Na los, gehe dich umziehen." Vielleicht war das ja eine viel bessere Möglichkeit ihr den Spaß am Fussball wiederzugeben als ein Gespräch. "Was macht der denn schon wieder hier.", hörte ich Marvin neben mir brummen als er sich zu Andi und mir gesellte, während Marco und Mili die Kinder zusammentrommelten. Ich schaute mich um und konnte eigentlich nur Leo DoubleU entdecken, der gerade in unsere Richtung geschlendert kam und sich ein paar Meter von uns entfernt lässig an das Geländer lehnte, nachdem er seine Trainingstasche lautstark auf den Boden fallen lassen hatte. Naja gut, ich fand den Knaben auch nicht gerade sympathisch. Aber warum reagierte Marvin so auf ihn? Egal, ich konzentrierte mich lieber auf meinen Sohn, der Marco anstrahlte und an seinen Lippen hing, während er die erste Aufgabe erklärte. Mein Blick ging weiter zu Leo, die in einem BVB Spieler-Trikot zusammen mit Maja Hütchen verteilte und Bälle zurecht legte. "So, und jetzt machen euch das ganze Maja und Leo vor.", hörte ich Mili und sah, wie meine Tochter sich sofort einen Ball griff und ihn elegant um die Hütchen herumspielte. Dani schien ganz angespornt davon seiner Schwester nachzueifern und stellte sich sofort als erster auf. "Dein Zwerg macht das echt gut."Andi schaute mich beeindruckt an. Ja, Dani schien wirklich Talent zu haben. "Na, Süße, endlich die passende Frau zu meiner Bettwäsche." Mein Blick fiel zur Seite und ich fragte mich, wer wohl dieses Mal sein armes Opfer war und sah Tessa in ihren BVB-Sachen zum Trainingsplatz kommen. Scheinbar hatte sie es wohl nicht pünktlich geschafft. "Schläft der in seinem Alter immer noch in BVB Bettwäsche?", schmunzelte Marvin neben mir, der das ganze wohl auch mitbekommen hatte. "Boah, habe ich gesagt 'Mülltonne öffne dich' oder warum redest du mit mir?" Tessa warf ihm einen ausdrucksstarken Blick zu, gepaart mit diesem freundlichen Gruß des ausgestreckten Fingers zwischen Zeige-und Ringfinger und lief einfach weiter auf den Platz. "Ob er mit der Abfuhr klar kommt?", grinste Marvin mich an und wackelte mit seinen Augenbrauen. "Nee, eher milchig.", gackerte ich los und auch mein bester Freund fing an zu lachen. Andi schaute zwischen uns hin und her. "Muss ich das verstehen?" "Nee, ist ein Insider."Marvin klopfte ihm gönnerisch auf die Schulter und zwinkerte verschwörerisch, während ich mich fast vor Lachen verschluckte. Ich musste sofort an die Strandparty denken und an........man, vom Lachen war mir jetzt richtig warm geworden.

Ein Schuss und Treffer im Freundschaftsspiel ✔Teil 6Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt