Kapitel 21

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Ich schaute zu Roman, der seit wir vom Turnier zurück waren noch kein Wort gesagt hatte. Naja, so kannte ich ihn ja noch aus seiner Profizeit. Wenn sie dort ein Spiel verloren hatten, hatte er auch immer etwas Zeit für sich gebraucht. "Lass' ihn, er fängt sich bald wieder." Martin hatte sich neben mich gestellt. Ich nickte und schaute zu Leo, die von Max getröstet wurde. Richtige Feierstimmung herrschte gerade noch nicht. "Mensch das war doch der volle Kack, dass diese Pissnelken unsere beiden Mannschaften abgezockt haben.", meckerte Tessa. "Na, ihr seid ja wenigstens noch ins Elfmeterschießen gekommen. Uns haben sie ja schon vorher einen Arschtritt verpasst.", gab Lucy unzufrieden von sich. Da gab es wohl einige Wunden zu lecken. Ich lief zu Franzi, die zusammen mit Lisa Goretzka und Vicki stand. "Wollen wir nicht einfach die Geschenke verstecken? Vielleicht hebt das ja die Stimmung.", schlug ich vor. "Gute Idee, aber Kathie und Erik fehlen noch." Na gut, dann musste das noch warten."Und wie war et jestern beim Hüpfen?" Mein Vater hatte sich zusammen mit meiner Mutter zu uns gestellt. Ich fing an zu grinsen "Kiek mal, wie die Schnute strahlt. Du brauchst jar nüscht weita zu sagen." Mein Papa legte seinen Arm um meine Schulter und drückte mich. "Ach kiek ma, wer da kommt." Er deutete auf Roman, der sich stumm zu uns stellte. Er verzog wirklich keine Miene. "Oma wieder hüpfen gehen." Dani zog Karin am Arm zu dem kleinen Trampolin, das im Garten aufgebaut war. "Wieso wieder hüpfen gehen?" Uih, mein Mann bekam seinen Mund ja doch wieder auf. "Weil wir gestern in der Trampolinhalle waren.", klärte ich ihn auf. "Ihr ward gestern wo?", fuhr er mich an. "In der Trampolinhalle .", antwortete ich ruhig. Musste ich das gerade verstehen? Wieso schaute er mich denn so finster an? War er sauer, weil wir ohne ihn dort waren? "Wir können das nächste Mal ja zusammen gehen.", bot ich beschwichtigend an. "Wie verantwortungslos bist du eigentlich!", wurde ich sofort angefahren. Was sollte das denn jetzt heißen? Wieso war ich verantwortungslos, wenn ich etwas mit meinen Kindern unternahm? Hatte er Angst, dass ich nicht genug Geld heranschaffte? Ich spürte wie mein Puls sich beschleunigte. "Pass mal uff, Kumpel. Fahr ma 'nen bisken runter." Mein Vater klopfte Roman ermahnend auf den Oberarm. Mein Mann fixierte mich aber nur mit den Augen "Wie kannst du Leo einen Tag vor so einem wichtigen Turnier da hinschleppen? Sie hätte im schlimmsten Fall sich verletzen können oder aber auch nur durch zu starke Muskelbelastung heute keine Leistung bringen. Naja, so ist es ja auch gekommen." Das stimmte doch gar nicht. Leo hatte sich super geschlagen. Nur beim Elfmeterschießen hatte sie halt Pech gehabt und der eine Ball war von ihrer Hand abgeprallt und ins Netz gegangen. "Lass die Kleene in Ruhe. Die hat allet richtig jemacht." Mein Vater schaute Roman warnend an. "Ihre Leistungen heute waren total indiskutabel. Aber jetzt weiß ich ja warum.", ereiferte sich mein Mann weiter und funkelte mich wütend an. "Ja, Papa. Wir mussten gestern mit diesem gräßlichen Marvin und seinen Kindern die ganze Zeit dort in der Halle verbringen. Und da gab es nicht einmal Marshmallows.", schluchzte Delphie auf einmal vor ihrem Vater. "Was?", Romans Stimme überschlug sich und ich fragte mich echt, ob das einzige Problem meiner Tochter Marshmallows waren. "Das war ja klar, dass dieser unverantwortliche Plattenhardt mit dabei war." "Was macht denn der Bürki für einen Aufstand? Ist der immer so cholerisch?", hörte ich Leon Goretzkas Stimme. Klasse, wir standen mal wieder im Mittelpunkt des Geschehens. Na hoffentlich hielt Karin Dani abseits, damit er nichts davon mitbekam. "Ich bin überhaupt nicht cholerisch, aber deine Kinder, genauso wie Maja haben einen schlechten Einfluss auf meine Tochter. Aber wen wundert es, wenn man bedenkt, wo ihr Vater herkommt." "Wie bitte?", fragte Lisa Goretzka ganz höflich. "Hast du gelackter Affe gerade meine Familie beleidigt?" Ich schloss meine Augen und schüttelte den Kopf. Das konnte doch nicht wahr sein. "Warum? Warum, Roman?", wollte ich ihn am liebsten anbrüllen. Wir wollten doch nur ganz harmonisch Ostern mit unseren Freunden feiern. Es war doch die letzten Wochen alles so gut gelaufen, dachte ich verzweifelt, als ich Leos aufgebrachte Stimme hörte. "Niemand hat hier einen schlechten Einfluss auf mich.""Ohne diesen schlechten Umgang hättest du heute nicht so versagt. Ich habe mir das die letzten Wochen mitangeschaut und geschwiegen, weil deine unverantwortliche Mutter das so wollte. Jetzt ist aber Schluß.", ereiferte sich mein Mann mit knallrotem Gesicht. "Ich habe nicht versagt, ich habe nur einen Elfer nicht gehalten. Du hast dann in deiner Karriere noch mehr versagt. Du hast doch nie einen gehalten.", wütete Leo zurück. Was dann kam, hätte ich niemals erwartet. Roman holte aus und gab seiner Tochter eine Schelle, die sofort empört aufquietschte. "Das hast du Wichser nicht umsonst gemacht." Ehe noch jemand eingreifen konnte, griff Roman nach dem Arm seiner Tochter und riss sie mit sich durch den Garten. "Du kommst jetzt mit. Ab sofort hast du Hausarrest und Umgangsverbot mit denen." Ich war wie paralysiert von dem, was hier gerade abging. "Und mit Max hast du auch keinen Kontakt mehr. Du kommst jetzt nach Fröhlisberg." Ich schaute wie Roman gerade Leo durch das Gartentor zerrte, als sich meine Tochter dort mit beiden Händen festklammerte. Ich rannte los, um ihr zu helfen, als Roman an ihr riss. Kurzzeitig verlor sie den Halt und er kickte das Tor mit seinem Fuss zu. Scheinbar war er dadurch kurz abgelenkt, denn Leo schaffte es wieder sich mit der anderen Hand am Türpfosten fest zu krallen. Ich beschleunigte meine Schritt, aber alles was ich hörte, war der laute Aufschrei meiner Tochter und dann ohrenbetäubende Stille. 

Ein Schuss und Treffer im Freundschaftsspiel ✔Teil 6Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt