Kapitel 84

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Mein Magen hatte sich zu Palstek verknotet. Wieso hatte ich nicht gemerkt, dass mein bester Freund auf Freiersfüßen durch die Gegend lief? Und vorallem, wer war seine Auserwählte? Was war mir entgangen? Und seit wann ging das schon? Ich hatte plötzlich jede Menge Fragen im Kopf und ein viel blöderes Gefühl im Körper. Das fühlte sich an wie.....nee, ich konnte doch nicht wegen meines besten Freundes eifersüchtig sein. Das war doch Blödsinn. Nee, war es nicht, denn wenn er irgend so ein Weib anschleppte, dann würde er garantiert bei uns ausziehen. Nee, das ging ja mal gar nicht. Er und die Kinder würden Dani ohneendlich fehlen. Und Leo würden sie bestimmt auch fehlen. Naja, und mir vielleicht auch ohnenendlich. Das musste ich unbedingt verhindern, schon alleine im Sinne meiner Kinder. Noch einmal solchen Verlust für Dani konnte ich nicht verantworten. Was hieß eigentlich noch einmal? Roman war ja nun wirklich kein Verlust für ihn. Mein Gedankenkarussell war gerade auf Hochtouren unterwegs und ich hatte das Gefühl, dass mir leicht schwindelig wurde. Na gut, das konnte vielleicht auch an dem Alkohol liegen, den ich nicht so gewohnt war. Ich schaute zu Marvin, der gerade wieder von der Bar zurückkam. Man, der sah heute aber auch verflixt gut aus in seinen weißen Jeans und diesem weißen T-Shirt mit V-Ausschnitt. Wenn das etwas nass wurde, konnte man bestimmt seine Bauchmuskeln durchschimmern sehen.  Mir wurde bei dem Gedanken sofort etwas wärmer und ich fächerte mir mit meiner Hand Luft zu. Das war definitiv schon zu viel Alkohol. Ich sollte sofort damit aufhören. Alkohol und die Sonne passten einfach nicht zusammen, jedenfalls in Verbindung mit mir. Ich schaute zum Himmel. Obwohl, die Sonne war ja schon untergegangen. "Ich habe für uns eine Flasche Prosecco besorgt." Marvin hob seine Hand in der er geschickt zwei Gläser und die Flasche am Flaschenhals hielt. "Wollen wir uns schon einmal an den Strand setzen. Dann haben wir nachher die besten Plätze zum Feuerwerk." Ich nickte. Das war doch mal eine Superidee. Ein bisschen mehr Ruhe konnte nicht schaden. Er griff meine Hand und zog mich mit. "Oih, schau mal, die ganzen Fackeln brennen ja schon." Begeistert schaute ich den erleuchteten Weg zum Strand an. "Das sieht so....so...." ich suchte nach dem richtigen Wort "romantisch aus.", sprang mir Marvin zur Seite. Ich schüttelte den Kopf "Nee, hell erleuchtet aus." Wir liefen noch ein Stück weiter, ehe er stehen blieb. "Hier ist doch schön." Ich nickte und setzte mich mehr oder weniger elegant. Der Sand war immer noch angenehm warm. Ich buddelte meine Zehen hinein. Und schaute zum Meer. Die Wellen rauschten leise. Und das Mondlicht spiegelte sich silber im Wasser. Das war jetzt wirklich ......"Das ist soooo romantisch, Tiger." Ich kuschelte mich an Marvins Schulter und spürte sofort wie er seinen Arm um mich schlang und mich dicht an sich zog. "Ja, Mausi. Das ist es." Man fühlte sich das gut an. Diese Wärme, die sein Körper ausstrahlte und dieses Kribbeln. Wo kam denn das auf einmal her? Ich hörte plötzlich Franzis und Lisas Stimmen in meinem Kopf und sah sie augenbrauenwackelnd vor meinem geistigen Auge.....sollte ich vielleicht auf sie hören? Ehe ich weiter überlegte, drückte ich schon impulsiv meine Lippen auf Marvins Mund. Wenn ich ihn damit überrumpelt hatte, dann schaffte er es gut das zu überspielen, denn anstatt zurückzuzucken, zog er mich noch dichter an sich. Und dann....uihjuijuih, die Zunge meines besten Freundes war ja beweglicher als die einer Schlange. Na, da würde ich ihm doch mal zeigen, dass meine auch ziemlich beweglich war. Was diese Zunge wohl an anderen Stellen alles anstellen konnte? Ich spürte eine leichte Hitze in mir aufsteigen und das Kribbeln in meinem Körper hatte auch noch zugenommen. Wuhu. Das fühlte sich richtig gut an. Aus einem Impuls heraus löste ich mich von Marvin, der mich überrascht anschaute. Naja, ehrlich gesagt schaute er eher so als erwartete er sich gleich eine Schelle. "Ach übrigens, ich mag mein Ei morgen früh auch unbefruchtet.", grinste ich, weil mir Tessa irgendwie in den Sinn gekommen war. "Und ich nehme nicht mehr die Pille." Ups, hatte ich ihm gerade angeboten mit mir zu schlafen? Das war....das war....doch gar keine so schlechte Idee. Scheinbar, denn er war noch nicht aufgesprungen und schreiend weggerannt. "Du willst wohl checken, ob ich klar komme." Marvin schaute mich grinsend an und wackelte mit seinen Augenbrauen. Mir entkam ein Glucksen. "Na, ich denke doch eher milchig." Wir fingen beide an zu lachen und dann näherte sich Marvins Gesicht wieder meinem "Dann haben wir nachher etwas vor." Oja, das hatten wir, war das letzte was ich dachte bevor ich wieder diese weichen Lippen auf meinen fühlte. Ganz sanft eroberte Marvins Zunge diesmal meinen Mund. Das war nicht stürmisch wie vorher, sondern extrem zärtlich. Ein leichter Schauer lief mir über den Körper als sein Bart auch noch an meinem Kinn kratzte. Das war....."Ja gucke mal, die hört endlich auf uns." Schon wieder hörte ich die Stimmen von Lisa und Franzi und ihr Lachen. Momentmal, das war nicht in meinem Kopf, sondern real. Gerade als ich mich von Marvin lösen wollte, hörte ich eine weitere Stimme "Papa, nicht Mama aufessen." Und dann drängelte sich der kleine Körper von meinem Sohn zwischen uns. "Ihr müsst hochgucken, gleich ist Feuerwerk." "Die hatten eben schon mächtig Feuerwerk. Und nachher bumst es bestimmt noch mehr.", hörte ich auch Marco hinter uns gackern. Boah, war das peinlich. In meinem Alter wurde man nicht mehr beim Knutschen erwischt. Okay, in meinem Alter knutschte man auch nicht am Strand. Und man sollte sich auch nicht beim..... wie nannte es Lisa immer, schnackseln.....erwischen lassen. Ich schaute zu Marvin, der auch eine ziemlich gesunde Gesichtsfarbe hatte.  "Darf ich heute bei dir schlafen, Mama."  Ähm... eigentlich hatte ich ja ganz andere Pläne. "Aber natürlich, mein Spatz." Ich schaute zu Marvin, der irgendwie enttäuscht wirkte. Da gab es aber eigentlich überhaupt keinen Grund für. Glücklicherweise hatte uns das Schicksal in Form meines Sohnes davor bewahrt eine riesige Dummheit zu begehen. Mit dem bisschen Spaß hätten wir unsere ganze Freundschaft ruiniert. Und dann gab es da ja auch noch die Frau, auf die mein bester Freund stand.....und Andi. Obwohl, an den hatte ich heute Abend überhaupt nicht gedacht. Trotzdem....Das wäre ja der absolute Schwachsinn gewesen....ja, das traf es. Schwachsinn. Ich schaute auf die Prosecco Flasche neben uns. Ich sollte wirklich vorsichtiger mit dem Teufelszeug sein. Ein Glück, dass das Schicksal aufgepasst hatte und Dani. Ich drückte meinem Sohn einen Kuss auf sein Haar. Und warum war ich dann so enttäuscht?

Ein Schuss und Treffer im Freundschaftsspiel ✔Teil 6Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt