"Boah ist das voll hier.", stöhnte Leo als wir aus dem Mietwagen stiegen. Immerhin hatten wir wenigstens einen Parkplatz bekommen. "Naja, der Hippiemarkt von Punta Arabi ist halt sehr beliebt und steht in jedem Reiseführer." Ich zuckte mit den Achseln und schaute mich nach Marvin um, der gerade Dani aus dem Kindersitz befreit hatte. "Das Gedränge stört dich doch sowieso nicht, wenn du shoppen kannst." Max schlang grinsend seinen Arm um Leos Taille, die eine Schmollschnute zog "Das nicht. Aber jeder einzelne von denen könnte mir das, was ich unbedingt kaufen will, vor der Nase wegschnappen." "Was willst du denn kaufen? Dann halte ich die Augen mit auf." Max schaute meine Tochter aufmerksam an. Klar, er versuchte ihr ja immer jeden Wunsch von den Augen abzulesen. "Das weiß ich doch jetzt noch nicht. Das weiß ich erst, wenn ich es sehe." Er schüttelte seinen Kopf "Aber wenn sie es vor dir wegkaufen, dann kannst du es ja gar nicht sehen und wissen, dass es das überhaupt gibt." "Doch kann ich, weil sie es ja vor meiner Nase machen." Sie tippte an ihr süßes kleines Näschen und zeigte mit ihrem zum V gestreckten Mittel- und Zeigefinger auf ihre Augen. "Da wo meine Nase ist, sind auch meine Augen. Also sehe ich es. So, und jetzt diskutiere nicht mit mir, Schlauberger, sondern komm bevor wirklich alles weggekauft ist." Leo zog ihren Freund mit sich und ich musste grinsen. Ja, das war typische Leo-Logik. "Deine Tochter hat Max gut in Zug." Marvin kam mit Dani an der Hand zu mir "Aber wer würde sich nicht gerne von einer Bürki-Frau herumkommandieren lassen, wenn er dafür ihre Aufmerksamkeit und Liebe bekommt." Ich stutzte als er mir zuzwinkerte und irgendwie hatte ich so ein komisches Kribbeln im Magen. Stände da nicht gerade Marvin, mein bester Freund vor mir, würde ich denken er flirtete mit mir. Und wenn ich meine Reaktion darauf bedachte, musste ich zugeben, dass der Gedanke mir gefiel. Also der zu flirten, nicht der mit Marvin zu flirten, weil das wäre ja mal total blöd. Wahrscheinlich würde er mich sogar für total verrückt halten, wenn ich das täte. Obwohl nee, für ihn war unser Verhältnis doch auch völlig klar. Er wüsste, dass ich unsere Freundschaft niemals für so einen Blödsinn auf's Spiel setzen würde. Garantiert machte er das mit dem Flirten nur als Gag. Und genauso würde er es auch verstehen, wenn ich entsprechend darauf antwortete. War ja eine ganz gute Übung und dann konnte ich mich guttrainiert an den richtigen Mann heranflirten. Sofort hatte ich blaue Augen und blonde Haare im Kopf. Ja, vielleicht sollte ich es wirklich bei Andi versuchen, so oft wie er mir im Kopf herumschwirrte. Vielleicht spann meine Libido aber auch nur wegen der vielen Sonne, dem Meer, dem Strand oder anders gesagt dem super Urlaubsfeeling herum. Das legte sich zu Hause bestimmt wieder. Wollte ich das überhaupt? Da war ich mir gar nicht mehr so sicher. Denn mit 41 war ich ja wirklich noch nicht scheintot, aber.....Schluss jetzt mit diesen blöden Gedanken. "Na, dann komm jetzt du Schlauberger, bevor alles weggekauft ist.", äffte ich meine Tochter nach, die schon weit und breit nicht mehr zu sehen war und hakte mich bei Marvin ein "Du darfst auch meine Einkäufe tragen.", zwinkerte ich ihm augenbrauenwackelnd zu. Er schlug sich mit seiner Hand vor sein Herz "Oh mein Gott. Ich hätte nie gewagt mit soviel Aufmerksamkeit und Liebe von dir zu rechnen." Ich musste lachen. Das war doch der beste Beweis, dass er das auch nur als Scherz sah. Am Eingang des Hippiemarkts war wirklich ein ziemliches Gedränge. "Komm Dani, du kommst auf meine Schultern, dann kannst du wenigstens auch etwas sehen." Als würde mein Sohn gar nichts wiegen, schwang Marvin ihn auf seine Schultern. Der hatte ja immer noch ganz schöne Muskeln, schoss es mir durch den Kopf als sich sein Bizeps dabei spannte. Ja, gut. In seiner Badehose waren mir seine guttrainierten Bauchmuskeln auch nicht wirklich entgangen. Man, was dachte ich denn schon wieder? Die Sonne schien wirklich für eine übermäßige Hormonausschüttung zu sorgen, wenn ich so etwas sogar schon bei meinem besten Freund dachte. Bei jedem anderen würde ich mich dann wie eine läufige Hündin auf ihn stürzen oder wie? Das musste sofort aufhören. Und ich wusste auch schon wie. Geld ausgeben und shoppen half immer auf andere Gedanken zu kommen. Gerade als ich mich dem ersten nächstbesten Stand zuwenden wollte, spürte ich Finger, die sich mit meinen verschränkten. Ich schaute auf meine Hand und dann zu Marvin "Nicht, dass du mir hier in dem Gewühl verloren gehst, Mausi." Und schon wieder zwinkerte er mir zu. Das tat er doch öfters. Warum brachte mich das dann heute so aus dem Gleichgewicht? "Mama, kaufen wir auch etwas für Ella und Mika, weil die doch nicht mitgekommen sind? Und für Sascha auch?" "Ja, klar." Ich fand es toll, dass Dani die drei so wichtig waren, auch wenn sie heute nicht die geringste Lust gehabt hatten, etwas zusammen mit uns zu unternehmen. Ella und die Drillinge waren ja kaum noch vom Strand wegzubekommen. Naja und bei Sascha und Mika war ich mir nicht ganz so sicher, ob sie wirklich nur kicken wollten oder nicht vielleicht auch nach Mädels Ausschau hielten. Obwohl, nee. Die beiden waren absolut keine Aufreißertypen. Aber waren es nicht gerade immer die ruhigen zurückhaltenden Kerle, die uns als Frauen gefährlich wurden? So wie zum Beispiel auch Marvin? "Mama, kann ich auch etwas für Carmen kaufen? Die ist doch auch nicht da.", riss mich Dani aus meinen Gedanken. "Klar. Und wir können ja auch was für Andi mitnehmen, weil er die ganzen Ferien durcharbeitet." Das war doch mal eine gute Idee, um unseren fleißigen Werkstudenten zu zeigen, wie sehr wir seine Leistung anerkannten.......und vielleicht auch, dass wir ihn mochten. "Dafür bekommt er ja auch entsprechend Gehalt.", brummte Marvin neben mir. Warum war er denn bei Andi immer so dünnhäutig? Egal, ich würde einfach mal schauen, ob ich eine Kleinigkeit fand. Mein Blick begann die Stände abzuscannen. "Tiger, komm....schnell." Ich zog meinen besten Freund an meiner Hand mit durch das Gedränge "Das Kleid muss ich haben." Ich blieb vor einem weißen Kleid mit bunten Stickereien stehen "Das brauche ich unbedingt für die Strandparty." "Dann probiere es doch an." Marvin winkte den Verkäufer heran "Meine Frau möchte das Kleid probieren. Wäre das möglich?" Hatte er eben meine Frau gesagt? Völlig verwirrt folgte ich hinter einen provisorisch angebrachten Vorhang und schlüpfte in das Kleid. Als ich den Vorhang öffnete, stand Marvin mit Dani an der Hand davor. Beide starrten mich an und begannen zu grinsen "Mama sieht hübsch aus." " Sogar, nicht nur hübsch sondern wunderschön, mein Großer. Wir nehmen das Kleid.", wandte sich Marvin an den Verkäufer und zog sein Portemonnaie aus der Tasche, während ich noch versteinert dastand. Man, was war denn heute nur mit mir los? Er machte mir doch öfter Komplimente.
"Mama, kommt ihr auch mit Fotos machen?" Wo kam denn Leo aufeinmal her? Ich schaute mich um und sah Max der ihr mit leeren Händen folgte. "Was, hast du noch gar nichts gekauft? " Ich hatte ihr vorhin extra Geld in die Hand gedrückt damit sie sich auch etwas kaufen konnte. Ich wusste ja noch aus meiner Jugend wie lang immer der Monat und wie schnell das Taschengeld weg war, besonders im Urlaub. "Nee, ich habe doch gesagt, die kaufen mir alles vor der Nase weg." Also schmollen konnte meine Tochter wirklich. "Schnütchen, du siehst wirklich süß aus, wenn du so schmollst.", rutschte mir es dann auch noch heraus. War klar, dass mir das Schlangenaugen einbrachte. Hätte ich genauso gemacht. "Genau wie du.", hörte ich ganz leise Marvins Stimme neben mir. Ich musste mich verhört haben. Erschrocken starrte ich ihn an, als er mir schon wieder zuzwinkerte. Der wollte mich doch foppen, also kniff ich genau wie meine Tochter die Augen zusammen. Aber ehrlich gesagt, fand ich das eigentlich überflüssig. "Also kommt ihr mit Fotos machen?" Meine Tochter tippste ungeduldig mit ihrem Fuß. "Was für Fotos?" Dani schaute sie neugierig an. Seit im Kindergarten der Fotograf war, liebte er es zu posieren, sowie man nur eine Kamera oder das Handy in seine Richtung hielt. "Na so verkleidet als Hippies." Leo hatte noch gar nicht ganz ausgesprochen, als der Kleine auf Marvins Schultern hin- und herrutschte "Auja, verkleiden." Keine zehn Minuten später steckte ich in einem Hippiefummel und hatte einen Blumenkranz im Haar. "So, dann bitte lächeln.", grinste der Fotograf hinter einer Retrokamera hervor. "Komm her, du heiße Hippiebraut." Marvin zog mich schwungvoll in seine Arme und drückte mir einen Kuss auf die Lippen, während ich den Auslöser hörte. Tja, da hatte er wohl zu viel Schwung und war an der Wange vorbeigerutscht. "Eure Eltern sind aber ein hübsches Paar und noch so verliebt.", hörte ich den Fotografen. "Ja, Papa hat Mama ganz doll lieb.", piepste Dani und von Leo hörte ich nur ein Kichern.
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Ein Schuss und Treffer im Freundschaftsspiel ✔Teil 6
RomanceJasmin ist seit über 15 Jahren eigentlich glücklich verheiratet. Aber eben nur eigentlich. Und auch mit den drei Kindern läuft nicht alles wie es sollte. Dazu kommt noch jede Menge Arbeit in ihrer Agentur. Trotzdem ist ja doch alles ziemlich bequem...