Zufrieden saß ich neben Marvin und schaute auf den leeren Teller vor mir. Man, war die Hochzeitstorte lecker gewesen. Scheinbar hatte unser Nachwuchs nichts mehr gegen Mousse-au-chocolat, denn ich konnte sie mit Genuss essen, ohne gleich aufspringen zu müssen. Ich hatte die ganzen letzten Tage Angst vor dem Moment gehabt, wo dieses berühmte Hochzeitsfoto gemacht wird, bei dem sich das Brautpaar gegenseitig füttert. In meinen Alpträumen hatte ich mich schon den Bräutigam vollspucken oder mich aus dem Raum sprinten sehen Aber nein, statt dessen hatte ich nur genüsslich zugehapst und mich gefragt, warum Marvin kein größeres Stück abgeteilt hatte. Ich war doch nicht auf Diät. Mein Blick fiel zu meiner rechten Hand, an der mein wunderschöner Ehering thronte. "Mausi, was schmunzelst du den so?" Mein Ehemann schaute mich neugierig an. "Tiger, ich liebe diesen Ehering. Das war die tollste Überraschung überhaupt." Marvin beugte sich zu mir und küsste mich zärtlich auf die Wange. "Mausi, so wie du den an Heiligabend nicht mehr hergeben wolltest, wusste ich, dass es für dich nur diesen einen Ring geben konnte." "Aber wie hast du das so hinbekommen?" Marvin zwinkerte mir zu. "Erinnerst du dich noch an den Goldschmied, wo du Leos Ring reparieren lassen hast?" Ich nickte. Ja klar erinnerte ich mich an das nette ältere Ehepaar. Sie hatten unser Osterfest gerettet, weil sie die einzigen waren, die es geschafft hatten, den wichtigsten Ring der Welt zu retten. Okay, ich revidierte mich. Sie waren jetzt das ältere Ehepaar, das es geschafft hatte, die wichtigsten Ringe der Welt herzustellen. "Und da ist wirklich mein Verlobungsring drin?" Ich tippste auf meinen Ring. Am Heiligabend hatte ich sogar sämtliche Mülleimer in unserem Haus umgestülpt und meinen Colaring gesucht, nachdem ich ihn nicht mehr in Marvins Hosentasche gefunden hatte. Man, war ich enttäuscht gewesen. "Natürlich ist er da eingearbeitet. Du hast doch darauf bestanden, dass er Glück bringt. Der Goldschmied musste nur ein wenig die Kanten abschleifen und die Form anpassen.", grinste mich mein Ehemann an. Mein Ehemann....wie sich das anhörte. Also in meinen Ohren in Verbindung mit Marvins Person jedenfalls perfekt. "Dann werde ich mal gleich meine Rede schwingen." Er schob seinen Stuhl zurück und erhob sich. "Heute ist ein ganz besonderer Tag für Jasi und mich.....", hörte ich ihn beginnen. Ja, heute war ein absolut besonderer Tag und er würde bestimmt noch viel besonderer, wenn ich Marvin überraschte. Alleine bei dem Gedanken schlug mir schon mein Herz bis zum Hals. Wie er wohl reagieren würde? Bestimmt schaute er mich mir großen Augen an und begann dann zu lächeln, ehe er mich ganz sanft in den Arm zog. Ja, genau so würde er reagieren. "Papa, warum redet der denn so viel?" Carmen kam an unseren Tisch gesaust, gefolgt von Dani. "Ja, warum redet Papa so viel?" "Ja, warum redet der Papa soviel und lässt uns nicht lieber anstoßen?", gackerte Marco los. "Schnutzelchen." Franzi schaute ihn verwarnend an. "Also Danke an euch alle.", endete Marvin lachend und beugte sich zu mir, um mich zu küssen. Applaus brandete auf. "Ähm, ja also...", begann jetzt Andi, der sich erhoben hatte "Als Trauzeuge ......", er stockte und schluckte schwer. So wie er aussah, dachte er gerade wieder an Paul und Paula. Zu ihrer Hocjzeit hatte er bestimmt auch eine Rede gehalten. Man konnte sehen wie schwer ihm das fiel. Am liebsten wäre ich aufgesprungen und hätte ihn umarmt. "Und Trauzeugin wünschen wir den beiden alles Glück der Welt. Prost.", sprang Franzi schnell ein und schwenkte das Champagnerglas in der Luft. "Na endlich, die Luft war hier schon ganz schön trocken.", lachte Leon und auch der Rest der Gesellschaft. Ich griff auch zu meinem Glas, um anzustoßen, als ich abrupt abstoppte. Mist, da hatte ich ja gar nicht dran gedacht. Der Champagner war ja für mich Tabu. Ich tat also nur einmal so, als würde ich daran nippen und stellte das Glas wieder zurück. "Mausi, alles okay?" Marvin schaute mich besorgt an. Ich schaute schnell zu Franzi, bevor ich nickte. "Alles bestens, Tiger." Scheinbar hatte Franzi meinen Blick verstanden, denn sie wühlte in ihrer Handtasche herum und beugte sich unter den Tisch. Das war dann wohl auch mein Zeichen abzutauchen. "Hier.", sie reichte mir den kleinen Geschenkkarton. "Was macht ihr denn da?" Marcos Kopf tauchte auch unter dem Tisch auf. "Die Schnürsenkel binden, Schnutzelchen." Er verzog zweifelnd sein Gesicht. "Aber ihr habt doch...." "Schnutzelchen.", warnte ihn seine Frau und sein Kopf war so schnell wieder verschwunden wie er aufgetaucht war. Ich atmete noch einmal tief durch und setzte mich auch wieder aufrecht hin. So, jetzt zählte es. Wie sollte ich nur anfangen? Wieso hatte ich mir nicht vorher einen Text zurechtgelegt? Ich schaute auf das Päckchen in meiner Hand und mein Herz galoppierte los. "Alles okay, Mausi?" Marvin schaute mich schon wieder besorgt an. Was sollte ich denn jetzt sagen? Ich öffnete meinen Mund und meine Zunge klebte am Gaumen fest. Wie aus einem Reflex streckte ich Marvin einfach den Karton in meiner Hand entgegen. Sein Gesichtsausdruck wechselte von besorgt in verwundert. "Ist das für mich?" Ich nickte ganz wortgewandt. Mein Ehemann - man hörte sich das gut an - runzelte seine Stirn und begann die Schleife zu öffnen. Vor Aufregung hielt ich den Atem an. Kaum dass er den Deckel aufgeklappt hatte, schoss sein Kopf hoch und dann schnellte sein Blick wieder in den Karton. Mit den zwei kleinen Babyschuhen in der Hand schaute er mich wieder an "Heißt es das, was ich denke, dass es heißt?" Wieder nickte ich nur wortgewaltig. Im nächsten Moment spürte ich keinen Boden mehr unter meinen Füßen und wurde wild im Kreis gedreht. "Wir bekommen ein Baby.", jubelte Marvin lauthals los und im ganzen Saal brach Jubel aus. "Mausi, das ist ja der Wahnsinn." Er bekam sich vor lauter Freude gar nicht mehr ein. "Tiger, da ist noch mehr im Karton.", wies ich ihn hin. Endlich bekam ich auch wieder Boden unter meine Füße und mein Mann begann weiter im Karton zu wühlen. "Ist das unser Baby?" Marvins Augen begannen zu leuchten, als er auf den Anhänger mit dem eingravierten Ultraschallbild starrte. "Nee, Platte. Das ist Mariska." Franzi schlug sich mit ihrer Hand vor die Stirn. "Natürlich ist das eures. Warum sind Männer eigentlich immer so dusselig, wenn es darum geht, dass sie ihre Samen fruchttragend verstreut haben." "Opa Chris. Unser Reisstreuen hat wirklich sofort geholfen.", jubelte Carmen und hüpfte wild neben meinem Vater herum, der strahlte wie ein Hallogenscheinwerfer. "Ja, meene Kleene. Dit haben se nur unserem Reis zu verdanken." Er zwinkerte in meine Richtung. "Dann war das Mamas Schwangerschaftstest an Max Geburtstag.", gackerte meine Tochter los. Was so etwas anging, war sie echt ein Blitzmerker. Sie umarmte uns beide übermütig. Nachdem uns alle zu unserem Nachwuchs gratuliert hatten, kehrte langsam Ruhe ein. Hatten uns eigentlich wirklich alle gratuliert? Ich konnte mich gar nicht daran erinnern Delphie gesehen zu haben. Ich drehte mich zum Kindertisch. Nee, da war sie nicht. Na ja, vielleicht war sie ja gerade auf Toilette oder etwas frische Luft schnappen. Ich würde morgen mit ihr über das Baby sprechen und ihr versuchen klar zu machen, dass sie trotzdem weiterhin ihren Platz bei uns hatte......und dann kam ja auch noch ihr Geburtstag. Vielleicht überzeugte er sie ja ganz zu uns zu ziehen. "Na Frau Plattenhardt, wie fühlst du dich so mit dem neuen Namen?" Franzi grinste mich fröhlich an und riss mich aus meinen Gedanken. Ja, wie fühlte ich mich damit? "Überglücklich, unsagbar glücklich, megaglücklich, unglaublich glücklich", sprudelte es aus mir heraus. "So soll es ja auch sein. Ich freue mich so für euch." Irgendwie war es wirklich unglaublich, was sich innerhalb des letzten Jahres verändert hatte und was sich in der kommenden Zeit noch ändern würde. Ich war da angekommen, wo ich hingehörte. Unsere Hochzeit war vielleicht nicht so ein perfektes Ereignis wie die Hochzeit mit Roman, wo es nicht eine einzige Panne gab. Dafür war aber der Mann, den ich jetzt an meiner Seite hatte perfekt für mich. Wir hatten unsere perfekte Familie, die sogar noch wuchs. Auch das hatte ich mich nie zu träumen gewagt. Ja, mein neues Leben fühlte sich perfekt an und ich würde es nie wieder tauschen wollen. Denn nicht der Perfektionismus war es, der alles perfekt machte, sondern die kleinen und manchmal auch größeren Unebenheiten, die man gemeinsam überwinden musste.....Und mit Marvin würde ich auch die größte Unebenheit gemeinsam hinter uns lassen. Und das war alles, was zählte.ENDE
Hallo Ihr Lieben,
Wieder einmal ist ein Story zu Ende, was gleichbedeutend ist mit eine neue beginnt. Ich habe mich immer über eure Anregungen und Ideen gefreut und wie ihr mitgefiebert habt. Ich hoffe, ihr bleibt mir auch bei der nächsten Story treu, die ich ab morgen hochlade und die natürlich wieder von jemandem aus der Rasselbande handelt. Ahnt ihr schon, wer es ist? Und alle, die sich fragen, wie es mit Delphie weitergeht, die möchte ich vertrösten. Auch sie wird noch ihre eigene Story bekommen. Ich möchte mich bei euch allen bedanken, dass ihr so fleißig diese gelesen habt. Ich möchte mich für jedes einzelne Sternchen und jeden einzelnen Kommentar bei euch bedanken. Ihr seid es, die mich täglich motiviert weiterzuschreiben. Ein besonderen Dank geht an Uschka, HexleHanna, Tim_2000, xsweetbabex, AnnaWerth, Katha1900, myriamxwetter, sabrina80385, Supernanny582, SaskiaPrivat, A_heck17, nina92, jana puzzle, loveyou38rb, makii_sushi_ii, dortmund01, chrisiwhatelse7, natriumcyclamat, marcoreusfan89, hannah_nsr, marlene wolfsgruber, manuela steinbrecher, hanna18x8, rosemarin_schmogrow, nina2776, larrypupsi, vampirnacht, Quietscheente98, Estelle_Lucea, bvbhummelsfan,libraryjourney, handball1Dfreak, _ha_nn_i26_05, Maximilliane, S3o3p3h3i3e3 joshilou, funnylx, delphinsis, Anne-das-Gretchen, iyyleni, Anna0543, MaryLianeSim, LaSamstag, Anin0102, RB1Fan, _Katherina_126_, SandraFynn79, lillymauer. Ich hoffe, ich habe niemanden vergessen. Wenn ja, ganz großes Sorry.
Ich hoffe, wir lesen uns morgen wieder.
Danke, danke, danke
Eure Prinzessin Flanke
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Ein Schuss und Treffer im Freundschaftsspiel ✔Teil 6
RomanceJasmin ist seit über 15 Jahren eigentlich glücklich verheiratet. Aber eben nur eigentlich. Und auch mit den drei Kindern läuft nicht alles wie es sollte. Dazu kommt noch jede Menge Arbeit in ihrer Agentur. Trotzdem ist ja doch alles ziemlich bequem...