Kapitel 73

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Jetzt hatte ich schon seit zwei Wochen diesen dämlichen Gipsarm und mich immer noch nicht daran gewöhnt. Von Tag zu Tag nervt es mich immer mehr nicht alles selbst machen zu können. So wie jetzt gerade. Ich saß auf meinem Bett und wartete auf Marvin, damit er mir half. Man, wo blieb der denn?  Unter meinem Gips fing es an zu jucken. Also so ein Ding im Sommer war echt Mist. Naja gut, wahrscheinlich immer, aber im Sommer wenn man darunter schwitzte wie blöde, war es eine zusätzliche Strafe.  "Mausi, was machst du denn da schon wieder? Du sollst....."  "Du sollst doch nicht da rauf klopfen.", äffte ich ihn nach. Jedesmal, wenn er das sah, meckerte er herum. "Man, das juckt aber elendlich." Vielleicht war ich heute etwas maulig. Marvin ignorierte das einfach und kniete sich hinter mich auf das Bett. "So, zu." Sanft strich er mir über den Rücken und massierte kurz meine Schultern und meinen Nacken. Das war definitiv das beste daran auf jemanden angewiesen zu sein, der einem den BH zumachte. Am liebsten hätte ich gerade geschnurrt wie ein Kätzchen. Ich liebte diese Massage, die schon zu einem Ritual geworden war. Witzig, da juckte nicht einmal mehr mein Arm. Wenn er nicht wollte, dass ich auf den Gips klopfte, wenn es darunter juckte und die Massage dagegen half, dann müsste er mich halt immer in den Momenten massieren. Ja, das könnte mir gefallen. Obwohl, vor anderen Leuten käme das vielleicht etwas eigenartig. So mitten in einer Vertragsverhandlung zwischen den ganzen Anzugträgern. "Was schmunzelst du denn so, Mausi?" "Ach, mir ist nur aufgefallen, was du für begnadete Hände hast, Tiger." Gut für Vertragsverhandlungen war es vielleicht nicht praktikabel, aber im Urlaub......ja, nächste Woche ging es zusammen mit meinem Gips nach Ibiza. Da wurde ich doch gleich wieder grummelig. Ich hatte so gehofft das blöde Teil vorher loszuwerden. Aber nee, den Zahn hatte mir mein Arzt gezogen. Also würde Leo es doch mitbekommen. Das gefiel mir überhaupt nicht. "Brauchst du noch Hilfe bei deinem Kleid?", riss mich Marvin aus meinen Gedanken, bevor er mir noch einen Kuss auf meinen Nacken gab und aufstand. Ich schüttelte den Kopf "Nee, ich ziehe heute Shorts und ein T-Shirt an. Das ist praktischer." Ich stand auch auf und lief zu meinem Schrank. Marvin stand immer noch wie angewurzelt da und starrte mich an. "Hast du heute etwas vor?" Ach so, er wollte die Tagesplanung machen "Ja, ich gehe mit Andi und den Kindern in diese neue Spielscheune. Die soll echt toll sein." "Und dafür brauchst du sexy Unterwäsche?", hörte ich ihn leise brummen. Naja gut, ich hatte heute vielleicht wirklich mein hübsches schwarzes Spitzenset angezogen, aber das hatte doch nichts zu sagen. Ich lief ja wohl sonst auch nicht in Omi-Baumwoll-Schlüppern herum. "Aber du kannst doch da gar nicht mit Dani herumtoben. Soll ich nicht mitkommen?" Da er wieder in normaler Lautstärke sprach, sollte ich wohl die Unterwäschebemerkung gar nicht mitbekommen. Na, dann ließ ich mir mal nichts anmerken. Obwohl irgendwie verunsicherte sie mich schon. Seit wann fiel meinem besten Freund überhaupt auf, was ich trug? Bis jetzt hatte er dazu noch nie eine Bemerkung gemacht. Und irgendwie fragte ich mich auch, ob ich die unterbewusst angezogen hatte, denn ich trug sie wirklich nicht oft. Lag das an Andi? Und an dieser dummen Idee in Paris? Nee, das konnte doch nicht sein. Oder, doch? Naja, neben so einem gut aussehnden Mann wollte man ja nicht wie Oma Tuff aussehen. Okay, Marvin sah ja auch nicht gerade wie aus der Geisterbahn aus. Und die Unterwasche sah ja niemand, außer.....manno, was dachte ich denn schon wieder? Ich fokussierte mich wieder auf meinen besten Freund, der immer noch auf meine Antwort wartete, während ich schnell nach meinem Lieblingsshirt griff und es mir über den Kopf zog. "Nee, brauchst du nicht. Außerdem bist du doch mit Ella zu dem Kindergeburtstag eingeladen. Da lernst du dann auch mal die anderen Eltern aus ihrer Klasse kennen." "Du meinst die Mütter.", schnaubte er genervt. Ja, da hatte er wohl recht. Bei diesen Veranstaltungen waren die Väter eher selten anzutreffen, es sei denn sie waren alleinerziehend. Vielleicht war dort ja auch eine nette alleinerziehende Mutter. Eine neue Frau, wenigstens mal so zwischendurch würde meinem Kumpel bestimmt mal ganz gut tun. Musste ja nicht gleich die große Liebe sein. Das wäre ja dann auch irgendwie blöd, wenn hier so eine Tussi mit Kind bei uns einziehen würde. Oder.....nee an einen Auszug wollte ich ja mal überhaupt nicht denken. "Wollen wir nicht lieber tauschen? Ich gehe mit Dani in die Scheune und du zum Geburtstag?" Seit wann konnte der denn diesen Bettelblick. Sollte ich tauschen? Nee, ich hatte mich schon so auf den Tag heute gefreut mit Dani und.....mit Andi. "Das hast du dir ja schön ausgedacht.", lachte ich "Vergiss es. Du gehst da schön mit Ella hin, die sich garantiert freut, etwas mit ihrem Papa zu machen." "Wieso, ich muss da doch sowieso nur rumsitzen und mir das Gelaber von den Weibern anhören." Das war ja eigentlich ein echter Marco-Spruch. Genau, von dem hatte er sich auch den Bettelblick abgeschaut. "Und wer soll sich um Dani kümmern und mit ihm herumtoben?" Also schnell aufgeben, war nicht sein Ding. Das musste man ihm lassen. Aber was erwartete ich auch bei einem ehemaligen Fussballer? Sportler waren einfach auf Ehrgeiz und Durchhaltevermögen gepolt. "Andi ist ja auch noch da.", beruhigte ich ihn also. Das war dann wohl das Argument, das ihn in die Knie zwang, denn er drehte sich um und verschwand aus meinem Schlafzimmer. "Viel Spaß euch.", warf er mir noch grummelnd über die Schulter zu. Und wenn mich mein Gehör nicht ganz täuschte, hatte ich noch ein Scheiß Geburtstag gehört. Man, man, man war der angepisst da heute hin zu müssen. Hoffentlich versaute er Ella nicht den ganzen Spaß mit seiner schlechten Laune......Vielleicht sollte ich ihn doch erlösen? Nee, Dani freute sich auch etwas mit mir zu machen. Und ich freute mich auf.....so ein Quatsch. Ich freute mich auch etwas mit meinem Sohn zu unternehmen. Punkt und aus. "Mama. Kommst du frühstücken?" Mein Sohn strahlte mich vom Türrahmen aus an. Ich griff mir seine Hand und marschierte runter in die Küche. Ella saß schon in einem hübschen Sommerkleid am Tisch. "Papa, flechtest du mir noch einen Bauernzopf?" Marvin schaute mich verzweifelt an, während ich mit den Schultern zuckte und kurz meinen Gipsarm anhob. Ja gut, sonst war ich halt dafür zuständig. Oder anders gesagt ich hatte Ella erst darauf gebracht, dass man die Haare auch flechten konnte. "Ich mache dir so zwei Zöpfe. Das sieht doch viel hübscher aus.", versuchte sich mein bester Freund aus der Situation zu retten. "Jaa, zwei Zöpfe hat Carmen auch immer. Das ist total hübsch.", quiekte Dani los und nickte wild. "Jaja, Carmen. Dann lasse ich die Haare lieber so.", brummte Ella wie vorhin ihr Vater. Was war denn mit den beiden heute los?  "Mama, wann fahren wir denn zu Leo nach Pizza?" Ich musste lachen "Nächste Woche um die Zeit sitzen wir schon im Flieger nach Ibiza." Man, was ich mich schon auf den Urlaub freute. Sonne, Strand, Meer und chillen. Noch 168 Stunden oder 10.080 Minuten oder 604.800 Sekunden. Das war ja......"Wie viele Stunden sind das?" Mein Sohn schaute mich erwartungsvoll an "168.", kam die prompte Antwort von Marvin. "Oder 604.800 Sekunden.", ergänzte ich sofort. Mein Sohn machte ein betrübtes Gesicht. "Das ist aber..." "ohneendlich.", unterbrachen Marvin, Ella und ich ihn lachend. Dani kratzte sich am Hinterkopf "Ja, ganz schön lange.", nickte er und wir mussten noch mehr lachen.

Ein Schuss und Treffer im Freundschaftsspiel ✔Teil 6Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt