Kapitel 46

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Marvin kam mit einer blauen Mappe in der Hand zurück in die Küche gesprintet. Musste ich das verstehen, war das, was ich mich fragte als er sie auf den Küchentresen legte. "Erklär ich dir später.", zwinkerte er mir zu. Wie später? Ich war jetzt neugierig und nicht später. Ich wischte mir schnell meine Finger an meiner Serviette ab  und sprang auf. Was war das für eine Mappe? Als ich sie aufklappte, fiel mein Blick auf ein Foto von meinem besten Freund. Ich ließ meinen Blick weitergleiten und erblickte seinen Lebenslauf. Schnell blätterte ich weiter. Das war eine Bewerbungsmappe. Ich drehte mich schlagartig zu ihm um. "Du willst dich auf eine neue Stelle bewerben?"  Er nickte "Muss ich ja, die alte habe ich ja gekündigt und von irgendetwas muss der Ofen ja rauchen." Warum guckte er denn so unsicher? Mit seiner Qualifikation sollte es gar kein Problem sein einen neuen Job zu finden. Plötzlich kam mir eine Idee "Wenn du einen neuen Job brauchst, fange doch bei uns an." Das war doch die perfekte Lösung. Er hatte einen neuen Job und ich den Mitarbeiter gefunden, der perfekt in unser Team passte. Marvin fing an zu grinsen "Du hast nicht auf das Anschreiben geschaut, Mausi. Oder?" Ich schüttelte den Kopf und sprang wieder auf, um die Bewerbungsmappe noch einmal unter die Lupe zu nehmen. "Du wolltest dich sowieso bei uns bewerben." Ich schlug mir mit der Hand vor die Stirn. "Naja, bietet sich ja an. Ich hatte das schon die ganze Zeit seit ich zurück in Berlin war überlegt. Aber als die mir gestern so blöd gekommen sind, hatte ich dann eine Kurzschlussreaktion." Er fuhr sich mit seiner Hand durch die Haare. "Wie lange ist deine Kündigungszeit? Wann kannst du bei uns anfangen?" Überrascht hob er seinen Kopf "Also sofort. Ich habe fristlos gekündigt und wir haben einen sofortigen Aufhebungsvertrag  geschlossen. Ich bin also vogelfrei." Er klopfte an sein Kinn "Naja ganz stimmt das mit vogelfrei doch nicht. Ein paar Einschränkungen habe ich schon. Ich darf nicht konkurrierend tätig werden." Ich spürte ein Grinsen, das sich einmal um meinen Kopf zog "Das dürfte ja kein Problem werden. Dann bist du ab sofort im Team." Ich lief zu ihm und umarmte ihn. "Willst du nicht erst noch mit Erik und Kathie sprechen?" Er schaute mich ganz erstaunt an. Ich schüttelte wild meinen Kopf "Nee, nicht nötig. Erstens weiß ich, dass sie einverstanden sind, denn Kathie hat das schon selbst vorgeschlagen  und zweitens gehört die Agentur mir und ich habe sowieso das endgültige Sagen." Klar, behandelte ich Erik und Kathie als gleichberechtigt, aber letztendlich war ich die, die den Hut auf hatte.  "Okay." Auch Marvin fing an zu grinsen "Kein Berwerbungsgespräch?", zwinkerte er mir zu. "Oh doch, ich werde dich noch auf Herz und Nieren prüfen. Mache dich auf was gefasst.", grinste ich ihn an. "Uih, da bin ich aber gespannt." Er wackelte mit seinen Augenbrauen. "Dann bleibt ihr in Dortmund." Leo schaute nachdenklich "Aber dann müsst ihr doch noch eure Sachen aus Berlin holen." Ja gut, das hatte so ein Umzug in aller Regel an sich. So ganz verstand ich meine Tochter nicht. "Na dann los." Sie sprang auf "Wir wollten doch heute sowieso nach Berlin. Ich freue mich schon so darauf. Gehen wir dann auch zu diesem Turm mit der Kugel?" Sie war total aufgedreht "Du meinst den Fernsehturm.", lachte ich "Keine Ahnung wie das Ding heißt. Na los, worauf wartet ihr." Auch Max und die anderen Kinder sprangen auf. "Halt, Stop.", schritt Marvin ein "Wir müssen doch erst einmal eine Wohnung hier finden und dann müssen wir das noch mit der Schule klären. Außerdem fahre ich doch heute nicht schon wieder die 500 Kilometer." Also, dass er heute nicht schon wieder Lust auf die Fahrt hatte, konnte ich verstehen. Außerdem machte man so einen Umzug ja auch nicht mal so. Aber das Wohnungsproblem konnte ich sofort lösen "Also eine Wohnung braucht ihr nicht. Ihr könnt doch hier bei uns einziehen." Marvin schaute mich skeptisch an "Wie stellst du dir das vor? Wir können uns doch hier nicht in dem Gästezimmer einnisten." Ich hatte da schon eine Idee "Also das eine Gästezimmer wäre ja auch ein bisschen knapp, aber wir haben da ja noch vier weitere. Wenn jeder von euch sich ein Zimmer einrichtet, haben wir immer noch zwei Gästezimmer, wenn Karin und Martin oder jemand anderes kommt. Und alles andere wären dann ja Gemeinschaftsräume. Wir gründen sozusagen eine Zwei-Familien-WG." Ich schaute zu Marvin, der immer noch skeptisch aussah. "Überleg doch mal, was das für Vorteile hat. Wir können es mit der Agentur so legen, dass immer ein Ansprechpartner für unsere Kinder da ist. Der Arbeitsweg ist extrem kurz und zeitsparend und wir können uns gegenseitig unterstützen." Nachdenklich nickte er. "Ja, klingt plausibel." Plötzlich fing er an zu grinsen "Na, dann auf unsere WG." Ein vierstimmiger Jubel brach los und auch Max grinste. "Mika sprang von seinem Stuhl auf und rannte zu seinem Vater, um ihn zu umarmen "Dann muss ich nicht mehr in diese blöde Schule zurück?" Er schien unendlich erleichtert. "Gehen wir wieder IKEA?" Dani schaute in die Runde. Das war eine super Idee. "Klar, lasst uns gleich mit dem Renovieren anfangen und dann können wir nächstes Wochenende nach Berlin, den Umzug machen.", nahm ich die Idee sofort auf. Klar, war das jetzt alles Knall auf Fall, aber manchmal war das Leben halt so, dass es sich überschlug.  "Jaa, und dann gehen wir auf den Turm und du zeigst uns ganz viel von Berlin.", strahlte Leo begeistert. Wieso nicht. Ich hatte mir dieses Wochenende freigeschaufelt und das nächste würde noch leichter werden, denn jetzt hatte ich ja Marvin als Verstärkung. "Klar, da finden wir auch Zeit für. So, jetzt aber hopphopp Tisch abräumen und dann ab zu IKEA." Wieder brach Jubel los. " Ach ja, und Sorry noch einmal, dass wir dir vorhin so einen Schreck eingejagt haben, tut mir echt leid. Aber der erste Eierkuchen brennt mir immer an. Da musst du dich dran gewöhnen, Mausi." Marvin machte ein schuldbewusstes Gesicht. Ich musste lachen. Es gab weitaus schlimmeres. Da konnte ich mit Leichtigkeit mit Leben. Ich freute mich so über unsere neuen Mitbewohner. Mein Blick fiel zu Mika "Kannst du mal kurz mitkommen? Ich bräuchte mal deine Hilfe." Sofort sprang er auf und folgte mir. Ich lief in mein Büro und setzte mich auf mein Sofa, ehe ich auf den Platz neben mir klopfte. Er schaute mich verunsichert an. "Komm setze dich mal her. Da mit der Schule stimmt doch was nicht. Du bist niemand, der sich prügelt. Dazu bist du ein viel zu ruhiger und lieber Kerl. Haben sie dich da irgendwie provoziert, oder was war da los?" Mika ließ sich neben mich gleiten als auch schon die ersten Tränen über seine Wangen liefen und dann alles aus ihm heraussprudelte. Ich legte meinen Arm um seine Schulter und zog ihn an mich, während ich mit meiner Hand beruhigend über seinen Rücken strich.

Ein Schuss und Treffer im Freundschaftsspiel ✔Teil 6Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt