Kapitel 146

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So, die Koffer waren ausgepackt.  Ich lief die Treppe hinunter auf dem Teppich vor dem Kamin balgten sich Wuff und Wau. Ich schaute zu Marvin, der zusammen mit meinem Vater auf dem Sofa saß  und die beiden Rabauken beobachtete. Na ja, die Männer hatten sich eine Verschnaufpause verdient. Sie waren ja die ganze Strecke in die Schweiz gefahren. Schnell lief ich weiter in die Küche, um zu kontrollieren, ob auch wirklich alle Vorräte vorhanden waren, so wie wir sie bestellt hatten. Ich öffnete den Kühlschrank. So weit ich es überblicken konnte, war wirklich alles da. "Mausi, jetzt sei nicht so nervös." Die Kühlschranktür wurde geschlossen und ich mit dem Rücken dagegen gedrückt. Marvins Hände lagen auf meiner Taille und seine Lippen küssten sich einen Weg von meinem Kiefer zu meinen Lippen. Das war  ...sofort konzentrierten sich meine kompletten Synapsen auf das, womit meine Zunge beschäftigt war. Als wir uns wieder voneinander lösten, strich mir Marvin sanft mit seiner Hand durch das Gesicht. "Mausi, alles wird gutgehen. Das wird ein wunderschöner Urlaub." Ich nickte leicht. Hoffentlich hatte er recht. Ich wollte nur, dass Delphie sich bei uns wohlfühlte und dass wir wieder ein besseres Verhältnis bekamen. Das waren aber ziemlich große  Wünsche und so wie ich mich früher als Mutter benommen hatte, war es mit Sicherheit schwierig ihr klar zu machen, dass ich mich geändert und immer für sie Zeit hatte. Dafür blieben mir auch nur fünf Tage. Noch vor Silvester musste sie zu Roman zurück. Darauf hatte er bestanden. "Wo willst du denn nun schon wieder hin?" Marvin hielt mich an meiner Hand zurück. "Wir bekommen ja alle noch eine Stauballergie, so wie du hier herumrennst und ihn aufwirbelst." "Ich wollte gucken, ob die Weihnachtsgeschenke alle unter dem Baum liegen. Stauballergie. Meinst du ich sollte noch schnell Staub wischen?" Marvin schmunzelte mich an und zog mich mit ins Wohnzimmer zum Sofa "Nee, sollst du nicht. Du setzt dich hier hin und entspannst dich kurz. Dann hast du auch die Geschenke im Blick und kannst aufpassen, dass nicht wieder eins verschwindet." Ich schaute auf den wunderschönen Ring an meinem Finger und musste grinsen. Heute lagen aber auch nur die Geschenke für Karin, Martin und meine Tochter unter dem Baum. Wir hatten beschlossen heute noch einmal eine kleine gemeinsame Weihnachtsfeier zu machen. Schließlich wollten die beiden ja ihre anderen beiden Enkelkinder auch beschenken. Ich freute mich schon, dass meine Schwiegereltern - obwohl eigentlich waren sie ja jetzt auch ex - die nächsten zwei Wochen zusammen mit uns und meinen Eltern hier in dem Chalet verbrachten. Eigentlich wollten sie in ein Hotel ziehen, aber wir hatten darauf bestanden. Sie sahen ihre Enkel schon so selten, da war so ein gemeinsamer Urlaub einfach schön. Ich freute mich auch schon auf die Gespräche mit den beiden. Na ja ehrlich gesagt am meisten auf die mit Karin. Wie sie wohl auf unsere Verlobung reagierten. Wieder schlug mir mein Herz bis zum Hals. Und wie würde Delphie darauf reagieren? Martin und Karin freuten sich bestimmt. Sie konnten dann auch meine Tochter mit zur Hochzeit bringen. Alles würde gut werden. Ja, Marvin hatte recht, ich sollte mich entspannen. Ich kuschelte mich an die Schulter meines Verlobten, der sofort seinen Arm noch fester um mich schlang und kleine Kreise mit seinem Daumen auf meinen Oberarm malte. Mein Blick fiel zur Uhr über dem Kamin. Das Holz darin knisterte leise. Verflixt, es war schon nach 15 Uhr. Ich sprang auf und rannte zum Fenster. Es dämmerte schon langsam "Man, wo bleiben die denn? Karin hat vor drei Stunden Bescheid gegeben, dass sie losfuhren. In drei Stunden bist du einmal durch die ganze Schweiz durch. Da wird doch nichts passiert sein." Ich wischte mir mit meiner Hand durch das Gesicht. Die Horrorszenarien, die in meinem Kopf entstanden, ließen sich aber nicht einfach wegwischen. Meinem kleinen Mädchen durfte nichts passiert sein. Mir wurde speiübel.  "Mausi, vielleicht mussten sie einfach noch einmal tanken und haben einen Stau." Marvin kam wieder zu mir und zog mich in seine Arme. "Oder die Marshmallows waren alle und sie mussten erst noch welche koofen.", lachte mein Vater. Marshmallows? Hatten wir überhaupt welche da? Ich musste sofort... "Mausi, ich habe extra drei Tüten auf die Einkaufsliste gesetzt, die ich an den Verwalter gemailt habe. Es sind also genügend da." Erleichtert atmete ich auf und schmiegte mich an. "Was würde ich nur ohne dich machen, Tiger."  "Wie een kopploset Suppenhuhn durch die Jegend rennen.", gab mein Vater lachend die Antwort. Fussgetrappel auf der Treppe zog meine Aufmerksamkeit auf sich. "Sind die anderen noch gar nicht da" Meine Mutter, die zusammen mit den Kindern ins Wohnzimmer gekommen war, schaute sich suchend um. "Opa bringt Oma bestimmt wieder mit seinem vorsichtigen Fahrstil zur Weißglut.", lachte Sascha, der uns begleitete. Er hatte gebettelt, dass er mitkommen durfte, damit er endlich mal wieder seine Großeltern für längere Zeit sah. Ich bewunderte diese Argumentation, denn ehrlich gesagt glaubte ich eher, dass er zusammen mit seinem besten Kumpel unterwegs sein wollte. Dann sollten die beiden doch ihren Spaß haben. Und Karin und Martin freuten sich garantiert auch. War das eben ein Motorengeräusch? Ich lief wieder schnell zum Fenster und spähte durch den Vorhang, während mein Herz gegen meinen Brustkorb polterte. Alles, was ich sah waren Scheinwerfer, die sich entfernten. Man, verflucht, wo blieben die denn nur? Enttäuscht lief ich wieder zum Sofa und ließ mich neben Marvin plumpsen, der sofort wieder seinen Arm um mich schlang. "Mama, die kleine Hexe kommt bestimmt bald.", zwinkerte mir Leo zu. War meine Nervosität so auffällig? Hatte sie kleine Hexe gesagt? Das ging so nicht. Delphie sollte sich doch bei uns wohlfühlen und nicht.... "Aber kleine..." "Dann halt kleines Marshmallow-Monster.", unterbrach mich meine Tochter sofort "Sie fehlt uns doch allen, stimmt's?" Leo schaute sich um und Max, Ella, Sascha und Dani nickten wie auf Kommando. Nur Mika brubbelte sich etwas in den Bart. "Mama, wir geben uns alle ganz viel Mühe, dass sie sich hier wohlfühlt. Wir haben auch jeder noch ein Geschenk für sie." Wieder marschierten alle wie auf Kommando zum Weihnachtsbaum und legten Geschenke dort ab. "Naja und für Oma Karin und Opa Martin.", zuckte sie mit den Schultern. Ich spürte ein Kribbeln an meiner Nasenwurzel und sprang auf, um meine große Tochter zu umarmen, dankbar dafür, dass sie mich so unterstützte. "Mama, die kleine Hexe gehört zu uns und das werden wir ihr zeigen.", kam es kämpferisch von ihr. Ich zog sie noch fester in meine Arme. Womit hatte ich so eine tolle Tochter verdient? Ein lautes Türklingeln schreckte mich auf. Ich stand da wie in einer Schockstarre. Das musste Delphie sein.....

Ein Schuss und Treffer im Freundschaftsspiel ✔Teil 6Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt