Ein Schuss und Treffer im Freundschaftsspiel ✔Teil 6

Kapitel 100

"Was mache ich denn jetzt mit euch beiden?" Ich schaute ratlos auf die beiden Fellknäule, die mich erwartungsvoll anschauten. Nachdem Marvin uns zu Hause abgesetzt hatte, war er jetzt den Rest der Familie einsammeln. Und ich war hier ganz auf mich gestellt mit den beiden neuen Familienmitgliedern, die scheinbar genug davon hatten, sich durch ihre neue Heimat zu schnüffeln. Ich konnte ja in der Zwischenzeit bis die anderen da waren noch kurz einen Abstecher ins Büro machen. Genau, das war doch eine Idee. Ich hatte schon  genug schlechtes Gewissen, dass sowohl Marvin als auch ich mir heute freigenommen hatte. Vielleicht gab es ja ein paar Mails oder Notizen, die ich schnell abarbeiten konnte. "Sind das deine neuen Bodyguards?" Andi kam sofort auf mich zugestürzt, kaum dass ich das Büro betreten hatte. Ich schaute hinunter und da stand wieder Wuff und gleich daneben der süße Welpe mit dem blöden Namen, den ich mich weigerte selbst in Gedanken zu benutzen. Die beiden hatten sich gesucht und gefunden.  "Ja, darf ich vorstellen, das ist Wuff und das ist weiß ich noch nicht." Andi fing an zu lachen "Also seltsame Namen sind das schon, besonders der letzte." "Du willst gar nicht wissen, wie er wirklich heißt. Da müssen wir erst einmal in der Familie noch kreativ werden." Andi grinste "Noch kreativer als weiß ich noch nicht." Ich boxte ihn an die Schulter "Menno, würdest du vielleicht Alabaster heißen wollen?" Jetzt hatte er mich doch wirklich dazu gebracht diesen Namen auszusprechen. Andi rümpfte die Nase "Nee, auf gar keinen Fall. Also ist er aus einem A-Wurf. Da gibt es doch wirklich viel schönere Namen. Zum Beispiel Andi." Er wackelte mit seinen Augenbrauen und ich musste lachen "Du bist echt ein Spinner." Aber ein lustiger und ziemlich gut aussehender Spinner, der mir über alle Maßen sympathisch war und vielleicht auch noch ein bisschen mehr. Wenn sich die Aufregung mit den Welpen gelegt hatte, sollte ich unbedingt mal wieder etwas mit ihm, Carmen und Dani unternehmen. Ich lief in mein Büro und ließ mich auf meinen Schreibtischstuhl plumpsen.  In einer Ecke meines Büros stand schon eines der Hundebetten, das ich mit den Kindern besorgt hatte. Meine beiden kleinen Pelztrabanten hatten es auch schon entdeckt und beschnüffelten es gerade ausgiebig. Ich griff mir die kleinen Notizzettel, die neben meinem Bildschirm lagen. Mein Blick viel auf das Foto daneben. Ich musste lächeln. Marvin hatte es mir dort an unserem ersten Arbeitstag nach dem Urlaub hingestellt. Es war das Foto vom Hippiemarkt, auf dem wir uns küssten, das er hatte rahmenlassen. Das Pendant dazu stand auf seinem Schreibtisch. Ich strich mit meinem Zeigefinger gedankenversunken über den Rahmen. Der Urlaub war so schön gewesen. Ich konnte mich gar nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal so einen entspannten und streßfreien, harmonischen Urlaub gehabt hatte. Mich überkam ein ganz warmes Gefühl, fast als könnte ich die Sonne Ibizas auf mir spüren. Wenn ich mir Mühe gab, hörte ich vielleicht auch noch das Meeresrauschen. "Na, von was träumst du denn?" Andi kam in mein Büro und schaute mich prüfend an und folgte dann meinem Blick. "Oh, verstehe." Wie? Was verstand er? "Hier sind noch zwei Notizen." Er reichte mir die Zettel. "Also dein Anwalt hat angerufen und bittet um Rückruf. Und deine Schwiegermutter hat angerufen. Sie meinte aber, sie meldet sich noch einmal." Ich nickte und schaute auf die Uhr. Also meinen Anwalt würde ich auf einen Freitag um die Zeit nicht mehr erreichen. Da musste das wohl bis Montag warten. Naja, was sollte das schon groß sein. Eigentlich war ja alles klar. Bestimmt ging es nur um eine Unterschrift oder irgendetwas anderes bürokratisches. Aber was wollte Karin so außerhalb der Zeit? Es war doch hoffentlich nichts mit Delphie. Oder mit ihr oder Martin. Beunruhigt griff ich nach dem Hörer und begann zu wählen, als ich die Stimmen der Kinder laut im Vorzimmer "Wuff." rufen hörte. Schnell legte ich den Hörer wieder zurück, als auch schon vier Kinder in mein Büro gestürzt kamen, gefolgt von Marvin, der mich angrinste. "Wo ist Wuff?" Leo schaute sich suchend um, als sie auch schon ihre Augen überrascht aufriss. "Da..da...ist ja..", stotterte Ella "noch ein Hund", unterbrach sie Mika, während Dani sich schon auf die Erde hatte plumpsen lassen und die Fellnasen wie ein Magnet anzog. "Wer ist das denn und wie heißt er? Also ist das ein Mädchen oder ein Junge? Weil Wuff ist ja ein Rüde." Leo stellte wohl die Fragen, die gerade alle beschäftigte. "Das sollte eigentlich meine Überraschung sein, bevor mir Wuff einen Strich durch die Rechnung gemacht hat." Marvin zuckte mit den Schultern "Du wusstest das." Leo grinste mich an "Deshalb auch alles in doppelter Ausführung." Diesmal war ich es, die mit den Schultern zuckte. "Das ist so cool. Dann fühlt sich Wuff auch nicht so alleine, wenn wir in der Schule sind." Meine Tochter umarmte Marvin strahlend und drückte ihm einen Kuss auf die Wange, ehe sie das gleiche mit mir machte. Auch Mika und Ella folgten ihrem Beispiel. Irgendwie waren wir wirklich eine kleine Familie, dachte ich glücklich. "Wie heißt er denn nun?" Leo schaute uns neugierig an. "Es ist auch ein Rüde und den Namen müssen wir erst noch aussuchen." Plötzlich flogen jede Menge Hundenamen durch die Luft. "Wau.", quietschte Dani laut als der kleine Goldie begann ihn im Gesicht abzulecken. Der kleine Goldie gab auch ein "Wau", von sich "Er heißt Wau. Habt ihr gehört. Er hat das auch gesagt." Alle schauten zu Dani "Wie heißt du?", fragte er den Goldie wieder mit seiner Piepsstimme. Wieder ertönte ein deutliches "Wau." Ich schaute zu Marvin, der auch schmunzeln musste. Alle anderen schauten nachdenklich, sagten aber nichts. Leo rieb sich ihr Kinn "Ich glaube Dani hat recht. Er heißt Wau." Und schon waren wieder alle dabei den Kleinen und Wuff  zu streicheln. "Na dann lasst uns mal rübergehen ", lachte Marvin. Die Kinder schnappten sich die Hunde und waren schon aus dem Büro verschwunden. Ich stand auf und legte meine Notizzettel zurück neben den Bildschirm. Montag war auch wieder ein Tag an dem 24 Stunden anfingen. "Na komm Mausi. Dann lass uns mal die Willkommensfeier für Wuff und Wau starten." Er legte seinen Arm um meine Schulter und lief zusammen mit mir los. Ich musste grinsen. Wuff und Wau, das passte irgendwie perfekt zusammen und irgendwie auch zu unserer vielleicht etwas anders gearteten Familie. Emma, Hasso und Fiffi konnte ja jeder. "Tschüss und ein schönes Wochenende für euch.", hörte ich Andi uns noch nachrufen. Ja, wir würden garantiert ein wunderschönes Wochenende mit unseren Kindern und den Hunden haben.