Kapitel 77

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Zufrieden lag ich in meinem Liegestuhl und hielt meinen Körper in die Sonne. Ich genoss die Ruhe. Am Strand hatten mich gestern Lisa und Franzi noch ganz schön wegen Roman in die Zange genommen. Irgendwie hatten sie ja recht, dass ich etwas gegen ihn unternehmen musste zum Schutz meiner Kinder .... und ja, auch zu meinem Eigenschutz. Leicht genervt, dass dieses leidige Thema schon wieder durch meinen Kopf waberte, griff ich zu dem Klatschmagazin, dass auf dem kleinen Abstelltisch lag. So ein bisschen Ablenkung konnte ja nicht schaden. Und der Mist, der darin stand hatte immer einen gewissen Spaßfaktor. Außerdem kam ich normalerweise nicht dazu, so etwas zu lesen. Ehrlich gesagt würde ich dafür auch nicht einen Cent ausgeben, aber dieses Teil hatten wohl unsere Vormieter vergessen und es war der Putzfrau nicht zum Opfer gefallen. Nach kurzer Zeit stellte ich fest, dass das wohl ein schweizer Exemplar sein musste, denn wen interessierte schon was Violetta Bumsdings aus Zürich machte? Mich jedenfalls nicht. Ich kannte die Schnecke nicht einmal. Zügig blätterte ich also weiter. Vielleicht gab es ja wenigstens ein interessantes Kochrezept außer Züricher Geschnetzeltes mit Rösti. In solchen Zeitschriften waren doch immer Rezepte vertreten, die als toal einfach beschrieben wurden und auf den Fotos verführerisch aussahen, im Gegensatz zu dem, was nachher auf deinem Teller landete, wenn du unter diversen Schweißausbrüchen versucht hattest, das nachzukochen. Ja, und dann gab es doch auch noch die Schönheitstipps. Ein Grinsen schlich sich in mein Gesicht als ich weiterblätterte......Moment mal! Das war doch wieder ein Foto von Roman.....und Delphie.......und irgendeinem Weib. Das war aber nicht seine Ex. Das war eine andere. Ich begann zu lesen. So wie es aussah, war er mit Delphie in Südfrankreich in Urlaub und frequentierte die teuersten Hotels und Beachclubs. Ich schaute mir noch einmal das Foto an. So wie Delphie strahlte, schien es ihr ja zu gefallen. Mit gemischten Gefühlen gingen meine Augen wieder zu dem Text. Wenn nur ein Bruchteil davon stimmte, dann trieb es Roman wohl ziemlich bunt und feuchtfröhlich dort in Frankreich. So wie es aussah, hatte er auch eine neue Begleiterin. Sie war deutlich jünger als er und versuchte sich gerade als Modell. Dort waren noch mehr Fotos, die meinen Blick anzogen. Auf dem einen saß Roman neben ihr auf einer Liege und knutschte an ihren Waden herum. Boah, sah das albern aus. Auf einem anderen himmelte das Mädel ihn an als es zu ihm aufschaute. Die war gerade einmal drei Jahre älter als Leo. Und genau so sah das auch aus. Wie der Papa, der mit seiner Tochter unterwegs war. Seit wann hatte er eine pädophile Ader? Aber seiner Tochter einen gleichaltrigen Freund verbieten. Ich schüttelte meinen Kopf und schmiss die Zeitung beiseite. "Was denn, gefällt dir dein Horoskop nicht?" Marvin schaute zu der Zeitung, ehe er zwei hübsch dekorierte Cocktailgläser auf dem Tisch neben mir abstellte. "Mmmm, was ist das den leckeres?" Ich griff mir das Glas und begann an dem Strohhalm zu ziehen. Das war voll lecker. "Ich dachte ich verwöhne dich mit einem Fruchtcocktail. Vitamine können doch nie schaden, Mausi." Marvin zwinkerte mir zu. Ja, verwöhnen war gut, damit gewann man jedes Herz einer Frau. Ich nahm noch einen Schluck und mit diesem Cocktail sowieso. Sanft strich ich mit meinem Zeigefinger über den Zuckerrand am Glas. Ich schaute auf und blickte in das lächelnde Gesicht von Marvin. Hatte der schon immer so strahlende braune Augen? Oder lag das nur am Urlaubsfeeling? Mein bester Freund schien sich jedenfals richtig wohl zu fühlen. Vielleicht lag das ja auch.......so ein Quatsch unterbrach ich meine eigenen Gedanken sofort. "Und was hat dich jetzt an dem Käseblatt so gefrustet?", riss er mich aus meinen gerade noch ziemlich angenehmen, wenn auch total bekloppten Gedanken. "Roman!" "Roman?" Er schaute mich verwundert an und griff sich das Geschreibsel. Nachdem er es kurz überflogen hatte, schaute er mich an. Aber irgendwie schaute er nicht mehr so strahlend wie eben noch "Bist du eifersüchtig?" "Nee, garantiert nicht.", schoss es sofort aus mir heraus. Das konnte ich ganz klar verneinen. Da war ich mir sicher. Besonders nach Romans letztem Auftritt würde das nie wieder ein Thema sein. Ich war zufrieden, wenn unsere Scheidung durch und alles geklärt war. Alleine bei dem Gedanken, dass er mich noch einmal anfasste, schüttelte es mich. "Ich bezweifele nur, dass das der richtige Umgang für Delphie ist. Wahrscheinlich setzt sie ihr nur noch mehr Flausen in den Kopf, anstatt auf die Erziehung zu achten und für sie da zu sein." Ich musste schlucken. Denn genau genommen war ich es ja auch nie und jetzt wo ich es würde, gab sie mir keine Chance. Aber Delphie war acht und brauchte jemand als weibliches Vorbild und jemand, der sie auch einmal in den Arm nahm. Eine Mutter halt. Und das war bestimmt nicht ein achtzehnjähriges Mädel mit Modellträumen. "Wenigstens muss du aber nicht befürchten, dass Roman sie  wegen dem Weib vernachlässigt. Du weißt doch, seine Prinzessin steht für ihn immer an erster Stelle.", versuchte mich Marvin zu trösten und strich mir sanft über meinen Arm. "So und jetzt Schluss mit den trüben Gedanken." Er reichte mir den Wasserschutz für meinen Gips. Ja, eine kleine Abkühlung wäre nicht schlecht. Ehe ich mich versah, hob er mich auf seine Arme und dann spritzte auch schon das Wasser um uns. "Boah, Tiger. Bist du verrückt?" Ich trommelte lachend mit meinen Händen auf seiner Brust. "Ja, nach wunderschönen Wassernixen.", kam die strahlende Antwort. Wie meinte er denn das? Zwei laute Indianerschreie ertönten und dann spritzen schon wieder zwei Riesenfontänen neben uns hoch. "Wasserschlacht.", kam es kurz danach zweistimmig. Mika und Sascha grinsten uns an und dann kam schon die erste Fuhre Wasser auf uns zu. "Sorry, Mausi. Aber ich glaube ich muss hier erst einmal zwei Pubertierende in ihre Schranken weisen." Auch wenn Marvin grinste, sah ich doch etwas entschuldigendes in seinem Blick als er mich aus seinem Arm ließ. "Ach ja, Tiger. Nicht nur mit zwei Pubertierenden" Ich holte mit meiner Hand aus und feuerte eine Wassersalve auf ihn ab. Ich hörte das Gelächter von meinem Neffen und Marvins Sohn, die gestern Abend von Mallorca nach Ibiza gekommen waren. "Jawohl Jasi. Noch so eine Fuhre.", feuerten sie mich an. Natürlich hatten sie damit meinen Ehrgeiz gepackt und ich holte mit meiner Hand wieder aus, um die nächste Salve abzufeuern als ich einen Arm spürte, der sich um meine Taille schlang. Wo kam der denn jetzt her? "Ja, Mausi. Manchmal muss man die Feinde auch im Blick behalten, sonst tauchen sie hinter einem auf." Marvins Atem spürte ich an meinem Hals, als er mir das ins Ohr flüsterte und dann einen Kuss auf die Stelle unter meinem Ohrläppchen drückte. Verflucht kribbelte das. Das war aber auch meine absolute Schwachstelle. Wahrscheinlich würde ich da sogar reagieren, wenn mich da ein Hund anschlappte. Das hatte ja überhaupt nichts zu bedeuten.  Ich begann also mit meinen Beinen wild um mich zu strampeln und landete einen Volltreffer, so wie Marvin aufstöhnte und mich losließ. Da hatte der Tiger wohl mit weniger Gegenwehr gerechnet. Ich stürzte mich wieder in die Fluten, um die Jungs zu unterstützten. "So und jetzt lasst uns den alten Mann fertig machen.", feuerte ich sie an.

Ein Schuss und Treffer im Freundschaftsspiel ✔Teil 6Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt