Kapitel 68

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Ich blickte zu der Achterbahn hinauf. Die war echt gewaltig. Viel gewaltiger als die auf der Kirmes. "Na los, Platte. Jetzt komm." Marco stand schon zusammen mit Leon am Eingang und winkte ungeduldig. Ich schaute zu meinem besten Freund, der nicht ganz so glücklich schaute. Klar, nach dem letzten Erlebnis. Dani hatte sich immer noch auf seinem Arm eingekuschelt. "Jungs." Er deutete mit seinem Kopf auf Dani. "Nächste Runde." Die beiden nickten nur und stürzten los.  Ich gesellte mich zu Marvin "Bist du sicher?" So wie er sein Gesicht verzog, war er sich das mit Sicherheit. Aber, dass er auf keinen Fall mit diesem Mörderteil fahren wollte. "Mama, auf der Kirmes hast du mir versprochen, dass wir damit fahren, wenn ich das blöde Ding abhabe." Leo kam zu mir geerannt und schaute mich erwartungsvoll an. Stimmt, das hatte ich ihr wirklich versprochen. Ich hätte da auch richtig Lust zu. "Wäre es denn für dich in Ordnung, wenn Mama mit mir fährt und du auf Dani aufpasst?" Marvin nickte sofort grinsend "Klar, ist das okay. Das mache ich doch gerne. Viel Spaß euch beiden." "Danke, für dein großzügiges Opfer.", zwinkerte ich ihm lachend zu. "Mensch, wo bleibt denn Platte schon wieder." Am Eingang begegneten uns Leon und Marco "Das Ding ist voll der Hammer." "Ja, wie dich das in den Sitz haut, besser als..."Marco stockte und schaute Leo und mich an. "Ähm die normalen Achterbahnen." Na, da wäre doch wohl gerade etwas nicht jugendfreies gekommen. "Was macht ihr denn hier? Und wo ist Platte?" "Wir wollen hier fahren." Leo schaute ihn ganz aufgeregt und voller Vorfreude an, während mir ein "Apfelsinen kaufen." herausrutschte. "Wie Platte ist Apfelsinen kaufen?" Marco kratzte sich am Hinterkopf. "Nee, der passt auf Dani auf." Wieder war meine Tochter schneller "Ach, gibt es hier gar keine Apfelsinen zu kaufen? Das ist ja jetzt blöd, Leo. Und dabei hatten wir uns schon auf die Dinger gefreut.", stupste ich meine Tochter von der Seite an, die sofort einen Schmollmund zog, genau wie ich "Ja, Mama. Dann müssen wir wohl Achterbahn fahren." "Das ist viel zu heftig für Wei..." Marco schüttelte den Kopf und unterbrach Leon schnell "Frauen und Kinder." Ich war mir jetzt nicht ganz sicher, ob sie sich um uns oder eher um ihre Ungestörtheit auf dem Fahrgeschäft sorgten. "Ja, genau." Leo zeigte auf ein Schild neben uns "Nur für Männer ab 1,35.", prustete ich los, ehe ich meine Stimme tief verstellte "Also ich bin über 1,35 und ziemlich maskulin." "Ich auch, Mama.", brummte auch meine Tochter in bester Männermanier und hakte sich bei mir ein. Man, guckten die beiden dämlich, als Leo und ich einfach an ihnen vorbeimarschierten. "Ihr seid aber nur ein paar Milimeter größer." Na, da war dem Herrn Reus ja wenigstens überhaupt noch ein Konter eingefallen. Fünf Runden später liefen wir zurück zu den anderen. Dani war mittlerweile auf Marvins Arm eingeschlafen. Ja klar, das war heute ja auch ein anstrengender Tag für ihn. Erst die Anreise und dann die Aufregung. "Das war voll der Hammer.", strahlte meine Tochter ihren Freund an. "Wollen wir auch?" Max schaute ähnlich wie vorhin Marvin. Da musste ich ihn wohl auch retten, ohne das er sein Gesicht verlor. "Maus, ich wollte gerade in den Souvenir Shop. Willst du nicht mitkommen und dir etwas aussuchen?" War klar, dass sie darauf sofort ansprang. "Mama, können wir da auch hin?" Die Drillinge hüpften vor Franzi auf und ab. Sie schaute zu dem Kinderwagen vor sich, in dem Mariska schlief und dann zur Achterbahn "Wir müssen erst auf euren Paps warten." Enttäuschtes Brummeln war zu hören " Der kommt da garantiert erst raus, wenn die Bahn schließt." Ja, mit der Einschätzung lag meine Tochter wohl nicht falsch. Es trug aber nicht gerade zu einer besseren Laune der Drillinge bei "Man, Maaaammaa.", machte Benny seinem Frust platz und trat einen Kieselstein mit der Fussspitze weg. "Ich kann doch mit Mariska hier warten.", bot sich Max an, schaute aber wehmütig zu seiner Freundin. Klar, bestimmt wollte er ihr auch etwas kaufen. "Nix, da. Ich warte hier sowieso mit Dani. Dann kann ich auch noch auf die Kleine aufpassen." "Danke." Leo stürzte sich auf Marvin und drückte ihm einen Schmatzer auf die Wange, ehe sie sich Max Hand schnappte und ihn mitzog. Ella stand immer noch wie angewurzelt neben ihrem Papa, während die Drillinge zusammen mit Rosa schon losstürmten. "Ella, hilfst du mir beim Aussuchen?" Sie schaute mich mit großen Augen an und nickte begeistert, ehe sie den anderen hinterherrannte. "Du machst mir echt langsam Konkurrenz als Supermom.",flüsterte mir Franzi zu "Erst Max gerettet und jetzt Ella glücklich gemacht. Da muss ich ja aufpassen, dass du mich nicht überholst." Ich musste lachen. "Ja, da wird es eng für deine Heldinnenauftritte." Das fühlte sich gerade ziemlich gut an. "Aber Marvin macht sich schon richtig gut als Papa." Das Thema hätte ich nicht schon wieder gebraucht. Klar, machte er sich gut. Er war ja auch zweifacher Papa. "Also so ein Kinderwagen steht ihm echt gut. Das solltest du dir echt noch einmal überlegen.", stieg auch Kathie mit ein, ehe sie sich wieder Lisa zuwandte. Was sollte es denn da zu überlegen gebe? Marvin war und blieb mein bester Freund. Bei ihm hatte ich so ziemlich viel im Kopf, aber bestimmt keinen Sex. Und selbst wenn, ich war 41 Jahre also alles andere als noch im gebärfähigen Alter. Nee, das war für mich abgeschlossen. Zufrieden, dass das Thema erst einmal beendet war, betrat ich den Souvenirladen und schaute mich um. Ich wusste ja, was ich suchte. "Jasi, schau mal. Der gefällt bestimmt Dani." Ella wedelte ganz aufgeregt mit einem kleinen Simba in der Hand herum. "Klar, den nehmen wir auf alle Fälle. Und jetzt suchst du dir noch etwas aus." Sie begann an ihrem Fingernagel zu knabbern und schaute mich unsicher an "Ich würde dahinten gerne den Dalmatiner haben." Wow, der war ziemlich groß. Ich verstand ihr Problem. "Komm, wir schauen ihn uns einmal an." Ella schüttelte den Kopf "Der ist viel zu groß. Ich gehe weiter gucken." Ihr enttäuschter Blick tat mir im Herz weh. Mir musste erwas einfallen. Ich lief zur nächsten Verkäuferin und löcherte sie erfolgreich. Kurze Zeit später wanderte ein kleiner Dalmatiner in meinen Einkaufskorb zu dem Simba. "Mama, schaue mal. Die Katze finde ich toll." Leo drückte mir eine Aristocat in die Hand und einen kleinen Löwen "Der ist für Max als Glücksbringer im Studium. Weißt du Löwe wie Leo." Ich musste schmunzeln. Das war keine schlechte Idee. Mein Korb füllte sich so langsam. "Hast du schon irgendwo eine Belle gesehen?" Beinahe hätte ich das wichtigste vergessen. Leo schaute mich zweifelnd an "Was willst du denn mit der?" "Für Delphie.", antwortete ich kurzangebunden, denn bei dem Gedanken an meine jüngste Tochter bildete sich sofort ein dicker Kloß in meinem Hals. Leo schaute mich verwundert an "Mensch Mama." Sie legte einen Arm um meine Schulter und drückte mich fest "Das kleine Mistbiest fehlt mir manchmal auch. Komm, lasse uns Belle suchen." Gemeinsam sahen wir uns im Laden um, aber nirgens gab es eine Belle. Genauso wenig wie eine Delphie hier bei uns. Man, das war doch Mist. Wieder war da dieser dicke fette Kloß.

Ein Schuss und Treffer im Freundschaftsspiel ✔Teil 6Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt