Ein Schuss und Treffer im Freundschaftsspiel ✔Teil 6

Kapitel 162

"Na, du." Lisa steckte ihren Kopf zur Bürotür herein.  "Hast du Feierabend?" Sie zuckte mit den Schultern. "Irgendwie schon. Wieso fragst du?"  Sie kam zu meinem Schreibtisch geschlendert und stellte einen Becher vor mir ab, ehe sie sich in den Besucherstuhl plumpsen ließ. Ich griff mir den Becher und schaute. Äh, das war Mousse au chocolat. Da hatte ich ja überhaupt keinen Appetit drauf. "Warum schaust du den Becher so angewidert an? Du liebst doch das Zeug." Das stimmte eigentlich, aber irgendwie hatte ich absolut keinen Drang danach das zu essen. Irgendwie musste ich mir mit dem Zeug, was Marco zur spontanen Verlobungsfeier bestellt hatte den Magen verdorben haben. Seit ein paar Tagen hatte ich schon kaum Lust etwas zu essen und wenn ich dann etwas in mich hineinstopfte, war mir gleich übel. Das einzige, was gut ging war Orangensaft. Da ich aber keine Lust hatte, Lisa das alles auf die Nase zu binden -wer weiß,  was sie gleich wieder daraus machte- griff ich zu einer anderen Erklärung. "Ich muss gleich zu Franzi zum Maßnehmen für das Kleid." Sie nickte verständig. "Dann ist klar. Bleibt halt mehr für mich." Sie zog den Becher wieder zu sich und begann genüsslich zu essen. "Hast du Lust mit rüberzukommen?" Vielleicht war es gar nicht so schlecht, wenn noch jemand auf die Entwürfe schaute."Logo.", schmatzte sie "Die Hochzeitsfotos mache übrigens ich, nicht das da irgend so ein Lackel kommt und die versaut." Ich sprang von meinem Stuhl auf und umarmte sie."Das ist so...so" "Toll.", unterbrach sie mich "So, und jetzt hör auf hier herumzuflennen und lasse uns das Kleid schauen gehen. Warst du bei deiner ersten Hochzeit eigentlich auch so sentimental?" Ich schüttelte den Kopf. "Nö, da war ich eigentlich überhaupt nicht emotional, denn die standesamtliche Trauung war ja im kleinsten Kreis und aus dem Boden gestampft, weil ich mit Leo schwanger war und die in der Schweiz hatte Karin und Roman organisiert, damit ich während der Schwangerschaft nicht so viel Aufregung hatte. Also definitiv nein." "Na dann sei es dir verziehen." Lisa hakte sich bei mir unter, nachdem wir unsere Jacken angezogen hatten und auf dem Weg zu Franzi waren. "Ich freue mich echt für Marvin und dich. Ihr passt super zusammen. Ihr seid der Inbegriff eines Traumpaares." Wieder spürte ich dieses blöde Kribbeln an der Nasenwurzel und schluckte dagegen an. "Da seid ihr ja endlich." Franzi riss die Tür auf und zog uns ins Haus. "Ab in mein Büro. Ich habe für uns Kuchen besorgt. Obwohl, du warst nicht eingeplant." Sie musterte Lisa und fing an zu grinsen "Na, ein Glück, dass ich trotzdem genug gekauft habe. Und eine Meinung mehr kann auch nicht schaden. Ich habe massenhaft Stoffmuster." In ihrem Büro lagen wirklich jede Menge Stoffetzen herum und an einer Pinnwand hingen jede Menge Zeichnungen. Lisa ließ ihren Blick schweifen "Bei dem Chaos brauchen wir erst einmal eine Stärkung. Wo ist der Kuchen?" Franzi deutete mit einem Stift in der Hand unter einige Papierbögen und fing an zu zeichnen. Ihr Stift flog nur so über das Papier. "Was haltet ihr hier von?" Sie hielt das Blatt hoch und lief zu der Pinnwand. Ich folgte ihr. Man die Skizzen sahen alle traumhaft aus. Wie sollte ich mich da je entscheiden? Ein leises Klopfen an der Tür ertönte und dann wurde sie schwungvoll aufgerissen "Max, hat schon wieder mit dieser dämlichen Pute von Laura zu tun. Wohnt die jetzt eigentlich schon fest bei euch oder übernachtet sie nur manchmal hier? ", schnaubte meine Tochter und kam ins Büro gestürmt.  "Ups, ihr seid auch da?", erstaunt schaute sie zu Lisa und mir. "Ja, heute ist der Tag der Auswahl und des Maßnehmens. Hast du Lust uns zu helfen?" Es würde mich wirklich freuen das mit meiner Tochter zusammen zu machen. Warum hatte ich eigentlich nicht gleich daran gedacht und sie gefragt. "Aber klar.", strahlte Leo und lief zu der großen Pinnwand, um sich die Entwürfe anzuschauen. Sie klopfte sich mit ihrem Finger ans Kinn und lief zügig zu Franzis Schreibtisch. "Darf ich?" Leo schnappte sich ein Blatt und den Stift. Und wieder flog er über das Papier. "Tada." Leo tauchte neben mir auf und pinnte ihr Blatt zu den anderen. "Wow, das sieht.....das sieht." "Franzi, Taschentuch, gleich flennt sie wieder.", unterbrach mich Lisa mit vollem Mund. Sie hatte das Kuchenpaket wohl gefunden. Ich musste lachen, während mir einige Tränen über die Wange kullerten. "Sie ist so emotional bei dem Thema.", lachte Lisa mich schon wieder aus. "Die Hochzeit ist ja auch etwas besonderes.", verteidigte mich meine Tochter sofort und legte ihren Arm um meine Schulter. "Wenn ich mal Max heirate, heule ich bestimmt auch nur.", kam es im Brustton der Überzeugung "Wenn ihm denn diese Laura dafür überhaupt Zeit lässt.", knurrte sie leise hinterher. "Und hast du dich entschieden?" Franzi schaute mich fragend an. Ich nickte und zeigte auf die Skizze von Leo, die sofort einen Jubelschrei losließ. "War klar, gegen so viel Talent habe ich keine Chance." Ja, Leo hatte wirklich unglaubliches Talent. Wie konnte ich das nur all die Jahre übersehen? Ich würde sie auf alle Fälle ermuntern ihr Abi zu machen und dann Modedesign zu studieren. Alles andere wäre wirklich schade. Wie gut, dass ich schon zu ihrer Geburt einen Sparplan für sie eingerichtet hatte. Damit würde sie dann nach dem Abschluss ein eigenes Label gründen können. Ich schaute stolz zu meiner Tochter, die begonnen hatte in den ganzen Stoffproben herumzuwühlen. "Was haltet ihr davon?" Sie hielt mir eine Probe hin und zog sie genauso schnell wieder weg und griff eine andere "Nee, das ist besser, oder Franzi?" Meine Freundin schmunzelte, als Leo nach dem Stift griff und damit wieder zu der Skizze rannte. In null komma nichts hatte sie an dem einseitigen Schulterträger eine Gerbera angezeichnet. "Du hast doch garantiert einen Gerbera-Brautstrauß." Sie schaute mich fragend an. Ich zuckte mit den Schultern "Da musst du Marvin fragen. Aber ich gehe davon aus." Mit Sicherheit würde er meine Lieblingsblumen auswählen. "Das kläre ich gleich nachher. Und was haltet ihr davon, wenn wir für die Blumenkinder auch Die Kleider mit Gerberas besticken lassen?" Aufgeregt rannte Leo wieder zum Schreibtisch und begann zu zeichnen. Lisa schüttelte ihren Kopf "Manno, warum muss meine Tochter eigentlich so kreativ wie eine graue Maus sein und sich kleiden wie ein Kerl." "Dafür spielt sie aber super Fussball.", versuchte ich sie zu trösten "Das tut deine außerdem.", stöhnte sie und blickte zu Leo, die schon wieder mit dem Stift über das Blatt fegte, während Franzi neben ihr stand und mit ihr diskutierte. Ich schaute ihr auch über die Schulter. "Wow. Diese Art Tütü wird Delphie gefallen. Und Ella bestimmt auch." Leo grinste "Das war der Sinn der Übung." Ich freute mich schon so darauf, meine Kleine wiederzusehen. Seit der Schweiz hatte ich nichts mehr von ihr gehört. Das war doch ein guter Aufhänger. "Was machst du denn da?" Leo schaute mich verwundert an, als ich mein Handy zückte. "Ich schicke es deiner Schwester." Sie nickte nur und ich drückte auf senden. Hoffentlich bekam ich ganz schnell eine Reaktion. Ich sah die beiden blauen Häkchen auftauchen, aber nichts passierte. Naja, vielleicht hatte sie gerade Ballett und keine Zeit oder war zu einer Teeparty eingeladen. Enttäuscht steckte ich mein Handy wieder weg. "So, und jetzt wird Maß genommen.", schreckte mich Franzi auf und zuppelte mit einem Bandmaß an mir herum. "Das ist aber auch kein 90-60-90 mehr.", kicherte sie. Haha, wie witzig. Ich strich mir über meine Taille "Man, vielleicht habe ich im Urlaub etwas mehr gefuttert. Das Essen was Karin und meine Mutter fabriziert haben, war aber auch lecker.", grummelte ich. Ab morgen würde ich mein  Sportprogramm steigern. Oder naja besser gesagt damit beginnen. Und dank des Magen-Darm-Infekts würde meine kleine Diät auch noch Unterstützung erfahren. Bis zur Hochzeit hatte ich garantiert wieder eine Traumfigur. Außerdem hatte sich Marvin bis jetzt nicht darüber beschwert. Und das war es doch, was wirklich zählte.