Kapitel 81

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Ich sah vor mir meinen Neffen zusammen mit Mika laufen. Die beiden waren am Quatschen und gestekulierten wild mit ihren Händen. Dahinter folgten Ella und Dani, die sich an der Hand hielten und aufgeregt hüpften. "In dem Kleid siehst du wirklich wunderschön aus." Ich schaute an mir herunter. Ja, ich fand das Kleid, das ich......ähm Marvin mir auf dem Hippiemarkt gekauft hatte, auch sehr hübsch. "Ja, das Kleid..." "Nicht das Kleid .....Du, Mausi.", wurde ich unterbrochen. Ich schaute zu meinem besten Freund, der in seinem weißen T-Shirt und weißen Jeans neben mir lief. Bei dem Anblick schoss mir nur ein Satz durch den Kopf, der sich auch gleich seinen Weg über meine Lippen bahnte "Du siehst auch nicht zu verachten aus, Tiger. Roar." Oh man, wie kam das denn jetzt? Angespannt wartete ich auf eine Reaktion. Also wenn mich nicht alles täuschte, färbten sich Marvins Wangen leicht rötlich, und ....."Klasse, dass wir euch hier gerade  treffen." Lisa hakte sich spontan bei mir ein, während die Männer miteinander einschlugen. "Wo kommt ihr denn her?" Eigentlich sollte ich mich ja freuen, dass das Gespräch mit Marvin unterbrochen wurde, bevor ich noch mehr unüberlegten Mist von mir gab, aber irgendwie empfand ich die beiden eher als Störung. "Na, wir wollen vielleicht auch gerade zur Strandparty." Lisa blieb stehen und drehte mich kurz hin und her "Wow, du siehst ja mal Hammer aus. Platte, da musst du heute Abend aber gut auf Jasi aufpassen. Nicht, dass die Männer über sie herfallen." Ging es vielleicht noch lauter?  Dann konnten es auch noch alle auf Mallorca hören. Erleichtert atmete ich auf, dass mein bester Freund gar nicht reagierte. Scheinbar hatte er es nicht gehört, weil er so in sein Gespräch mit Leon vertieft war. Gut so. Das wäre ja mal peinlich. Glücklicherweise war der Weg zum Strand nicht so weit, was gleichbedeutend war, dass keine weitere Zeit für weitere Peinlichkeiten war. Am oberen Strandabschnitt standen dicht an dicht hübsch eingedeckte Tische und über ihnen waren jede Menge bunte Lichterketten gespannt, die sozusagen ein buntes Leuchtdach bildeten. Im Sand waren Fackeln verteilt, die nachher, wenn es dunkel wurde, bestimmt entzündet wurden. Aus den Lautsprechern ertönte spanische Musik und einige Leute tanzten schon dazu, stellte ich begeistert fest. Ich liebte Tanzen....vielleicht hatte Delphie das ja von mir geerbt. Auch wenn ich nie in einer Tanz- oder Ballettschule war. Schnell beendete ich diesen Gedankengang wieder, ehe ich ganz melancholisch wurde und meine jüngste Tochter noch mehr zu vermissen begann. "Da seid ihr ja endlich." Franzi kam auf uns zugestürzt und umarmte mich kurz, ehe sie mich wieder auf Armeslänge vor sich hielt "Uijuijui, wem willst du denn heute den Kopf verdrehen?" Nicht die auch noch. Das war doch nur ein einfaches weißes Kleid mit bunten Stickereien.  Ich schaute an mir hinunter. Ich hatte echt keinen Plan, warum die so übertrieben "Marv, da musst du aber gut auf Jasi aufpassen. Wir kümmern uns  heute um die Kinder. Also ihr braucht kein Auge auf Ella und Dani haben. Das übernehmen Marco und ich." Ich schaute zu meinem besten Freund, der in ein Gespräch mit den beiden anderen Männern vertieft zu sein schien. Sehr gut, dann hatte er Franzis peinliches Geplapper auch nicht mitbekommen. Scheinbar hatte sie meinen Blick wohl falsch gedeutet, denn sie beugte sich verschwörerisch zu mir "Da könnt ihr zwei hübschen euch einen schönen ungestörten romantischen Abend machen." "Genau wenn nicht bei dem Ambiente, dann weiß ich auch nicht mehr weiter.", mischte sich Lisa ein. "Wir sind nur....", fing ich an und wurde sofort unterbrochen "beste Freunde.", kam es zweistimmig gegackert. Man, waren die blöd. "Und damit sich das endlich mal ändert, braucht ihr mal einen kleinen Schubser, Romantik und etwas Zeit für euch." Franzi schaute mich wieder ernst an. "Mensch Süße, hast du denn noch nie mitbekommen wie der arme Kerl dich anschaut? Der wartet doch nur auf einen Startschuss von dir." Auch Lisa gackerte nicht mehr. Was hieß hier, wie Marvin mich angeguckte? Der guckte wie immer. Da hatte sich doch nichts daran geändert. Ich schaute schnell zu ihm hinüber. Pah, die beiden hatten doch einen Knall. Er war immer noch in sein Gespräch vertieft und beachtete mich gar nicht. Scheinbar hatte er aber wohl meinen Blick bemerkt, denn auf einmal schaute er zu mir und zwinkerte mir zu. Mein Puls beschleunigte sich. Was sollte denn der Mist? Hatten meine beiden Freundinnen jetzt so viel Blödsinn verbreitet, dass mein Körper ihnen schon glaubte und reagierte? Das ging ja mal gar nicht. Außerdem war ich vollkommen mit dem Stand unserer Freundschaft zufrieden. Wir waren schon immer beste Freunde und würden es auch immer bleiben. Wenn die beiden Romantik wollten, sollten sie doch ihre Kerle selbst verführen oder sich einen dicken Liebesroman kaufen, aber nicht zwei harmlose Ungeteiligte in etwas hineinstoßen, was sie gar nicht wollten. Das war einfach nur lächerlich. "Prinzessin, das Essen wird serviert." Marco gab seiner Frau ein Handzeichen und sofort setzten sich Franzi und Lisa in Bewegung. Manchmal fragte ich mich echt,  wo die das alles hinfutterten. Ich folgte ihnen zu unserem Tisch. "Madame" Marvin  schob mir lächelnd meinen Stuhl zurecht, ehe er sich neben mich setzte. Erschrocken stellte ich fest, dass mehrere Paellapfannen auf dem Tisch abgestellt wurden. Igitt, da war doch garantiert so eckeliges Muschelzeug und Meeresgetier drin. Ich verzog angewidert mein Gesicht. "Wer bekommt die Lasagne?" Hatte ich Lasagne gehört? Ehe ich antworten konnte, wurde vor mir eine kleine dampfende Auflaufform abgestellt. Ich riss begeistert meine Augen auf. Ich musste kein Ekelzeug essen, sondern bekam das, was ich am liebsten aß. "Mausi, ich wollte nur nicht, dass du dir auf das Kleid Safranflecke machst. Die gehen doch so schwer raus." Ich schaute zu Marvin, der mich angrinste und mir zuzwinkerte. "Du hast das bestellt?" Das verwirrte mich etwas "Klar Mausi. Ich weiß doch, dass du kein Meeresgetier magst." Sofort fiel mir wieder die Silvesterfeier in der Schweiz ein. Da hatte Marvin auch einfach für uns das Menü auf den Kopf gestellt und Nudelsuppe und Wiener Schnitzel bestellt, weil wir diese schlabbrigen Muscheln, Krabben und was weiß ich noch nicht essen wollten. Man, hatte Roman da ein Theater gemacht. Um Mitternacht hatten wir uns sowas von gezofft. Bei dem Gedanken daran, grummelte es sofort wieder in mir. Das war jetzt gerade einmal knapp acht Monate her. Mein Blick fiel zu Dani, der strahlend zwischen Ella und Marvin saß und Reiskörner in seinen Mund stopfte und Leo am anderen Ende des Tisches gackerte gerade über etwas, was wohl Tessa erzählt hatte. Die beiden schienen wirklich viel glücklicher seit ich mich von Roman getrennt hatte. Im Rückblick gesehen hätte ich mich schon viel früher trennen sollen. Hatte ich es bis jetzt auch nur einen Tag bereut? Ehrlich gesagt nicht. Ich war zufrieden wie mein Leben jetzt war. Obwohl, das stimmte nicht ganz. Delphie fehlte mir schon. "Schmeckt es dir nicht?" Marvin schaute mich besorgt an. In meine Gedanken versunken, hatte ich wohl nur im Essen herumgestochert. "Doch, sogar sehr gut. Ich habe nur an Silvester denken müssen." Schnell beugte ich mich zu ihm und drückte ihm einen Kuss auf die Wange "Danke, dass du mir mein Lieblingsessen bestellt hast." "Gern geschehen." Marvin hatte heute ganz schön Sonne abbekommen, so rot wie seine Haut schimmerte. Da musste ich morgen unbedingt aufpassen, dass er sich besser eincremte. Aber eigentlich komisch, dass er nach zwei Wochen immernoch einen Sonnenbrand bekam. Ich schob mir meinen nächsten Löffel Lasagne in den Mund und schaute wieder in die Runde. Mein Blick blieb bei Lisa hängen, die mich anschaute und mit ihren Augenbrauen wackelte. Man, so langsam ging sie mir echt auf die Nerven.

Ein Schuss und Treffer im Freundschaftsspiel ✔Teil 6Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt