Ich packte den Osterzopf in den großen Korb. Hatte ich jetzt alles eingepackt, was für ein Osterfrühstück nötig war? Schnell kontrollierte ich noch einmal den Korb. Zufrieden trug ich ihn schon einmal in den Flur zu der Tasche, die dort schon mit den Geschenken stand. Wenn Leo an Ostern im Krankenhaus war, dann feierten wir eben dort. "Mama, tommt der Osterhase wirtlich zu Leo ins Trantenhaus?" Dani hatte sich scheinbar angeschlichen, denn ich hatte ihn vorher gar nicht bemerkt. "Ja, der kommt ins Krankenhaus.", versuchte ich die Worte deutlich zu betonen. Ich sollte das unbedingt einmal mit dem Kinderarzt besprechen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er für sein Alter noch nicht gut sprach. Vielleicht würde ja Logopädie helfen. Andererseits war Roman erst mit ihm zur Vorsorgeuntersuchung gewesen. Egal, ich würde gleich am Dienstag noch einmal einen Termin machen und wenn es überflüssig war, dann umso besser. "Tut, dann mat is zu Leo jetzt." Dani begann sich die Schuhe anzuziehen. "Warte, wir müssen doch noch auf Omi und Opi warten." "Wir sind fertig." Meine Mutter tauchte zusammen mit meinem Vater hinter mir auf "Und wir auch.", ertönte auch Marvins Stimme, der zusammen mit seinen Kindern auch da stand. Wir machten uns also auf den Weg. Die ganze Autofahrt über fragte ich mich, ob Leo sich wohl über die Überraschung freuen würde. "Ja, was macht ihr denn hier?", schockiert schaute ich in das Gesicht meiner Freundin Franzi, als ich die Tür des Krankenzimmers öffnete. "Na Ostern zu Max und Leo bringen.", grinste sie mich an. Okay, damit hatte ich nicht wirklich gerechnet. Ich schaute auf den Picknick-Korb in meiner Hand. Ob der für uns alle reichte? Schnell überschlug ich alles. Das würde knapp. Als ich weiter ins Zimmer trat, schlug mir der Duft von frischem Rührei entgegen. "Wow, noch mehr Essen.", grinste Leo mit einem Blick auf den Korb als ich sie begrüßte. "Ist da auch dein leckerer Osterzopf drin?" Sie versuchte neugierig in den Korb zu linsen. Ich nickte "Klar. Und selbstgemachte Mousse." Sofort fing sie an zu strahlen und ich wusste jetzt ganz genau, warum ich mitten in der Nacht aufgestanden war und mich in die Küche gestellt hatte. "Das mit dem Geschenke verstecken macht sich hier aber echt blöd.", brummte Marco unzufrieden, nachdem er alles inspiziert hatte und schaute mit verzogenem Gesicht auf die Tasche neben sich in der lauter verpackte Geschenke mit Namenszettelchen lagen, genau wie in der, die Marvin gerade neben Leos Bett abstellte. "Was haltet ihr davon, wenn wir sie überhaupt nicht verstecken, sondern Leo immer eins herauszieht und der Besitzer es dann auspackt. Dann haben wir alle etwas davon.", schlug ich vor. So war Leo auch eine ganze Weile beschäftigt und langweilte sich hier nicht im Krankenhaus. Wenn man zu lange dort Zeit hatte, fing man nur an zu grübeln. Und das war bestimmt nicht förderlich für die Genesung, sondern nur förderlich für Magengeschwüre. "Auja, wie Weihnachten.", jubelte Dani zusammen mit den Drillingen los. " Das ich ein Gedicht aufsage, könnt ihr aber gleich vergessen.", moserte Phil los, der gelangweilt von seinem Handy aufschaute. "Genau.", schloss sich Tessa an. Ich schaute mich um. Wo war überhaupt Maja? Franzi musste meinen Blick wohl gesehen haben "Maja ist bei Luca in Bochum.", zwinkerte sie mir zu. Das wäre bei Roman unvorstellbar gewesen. Ja, Marco verhielt sich wie ein richtiger Vater und nicht wie ein eifersüchtiger Patriarch. Ich musste grinsen, obwohl ich das ganze Verhalten von ihm alles andere als lustig fand "Was grinst du denn so?" Marvin stupste mich an "Darf ich an dem was dich amüsiert teilhaben?" Ich drehte mich zu ihm "Ist es nicht wirklich aussagekräftig, dass das Wort Arsch in Patriarch steckt?" Marvin fing auch an zu grinsen "Ach Mausi, höre auf an den Idioten zu denken. Wir feiern jetzt Ostern." "Jenau, recht hat der Bengel.", mischte sich mein Papa ein, der uns scheinbar zugehört hatte. "Das erste Geschenk ist für Dani." Leo hatte begonnen die Geschenke zu verteilen. "Dante.", strahlte der Kleine seine Schwester an und kam mit seinem Päckchen zu mir gelaufen. Schnell zerfetzte er das Papier "Tifte.", strahlte er begeistert und hielt eine große Buntstiftpackung hoch. Da hatte ich ja einen Volltreffer gelandet. Auch meine Mutter war total begeistert von den Ohrringen, die ich gestern noch für sie gekauft hatte. "Mama." Leo hielt ein kleines Päckchen hoch. Ich hatte gar nicht mit einem Geschenk für mich gerechnet. Überrascht lief ich zu meiner Tochter und nahm es ihr ab. Neugierig begann ich es sofort zu öffnen. Das konnte doch nicht wahr sein. In meinen Händen hielt ich diese wunderschönen Ohrringe, die wie ein Unendlichkeitszeichen geformt waren und an denen eine klitzekleine Maus hing. Ich hatte sie gestern die ganze Zeit bei dem Goldschmied bewundert. Ich schaute zu Marvin, der mir zuzwinkerte. "Zeig' mal." Franzi zog meine Hand mit der Schachtel zu sich. "Die sind ja süß, Mausi.", zwinkerte sie erst mir und dann Marvin zu. Auch meine Mutter kam zu mir und betrachtete die Ohrringe, während bereits die nächsten Geschenke verteilt wurden. "Boah, ist das toll. Endlich mal kein Elektroschrott." Leo strahlte in die Runde. Ihr schienen die Herzchenohrringe auch zu gefallen. Ich hatte sie gestern noch für sie gekauft. Genau wie das Kleid, was ich schon vor dem ganzen Drama besorgt hatte. Wie würde sie dann erst noch auf die ganz besondere Überraschung reagieren? "Oh, hier ist ja eine große Osterparty, die ich leider unterbrechen muss.", entschuldigte sich der Arzt, der gerade ins Zimmer gekommen war. "Hallo, Doktor Harderbrot.", begrüßte ihn Max sofort. Der Doktor lief weiter zu Franzi, die die kleine Mariska auf dem Arm hatte "Na, du hast dich ja gut rausgemacht.", grinste er nach einem Blick auf die Kleine. "So, jetzt muss ich aber mal nach der Hand unserer Patientin schauen." Er lief zu Leo und löste den Verband, der die Hand schützte. "Das sieht richtig gut aus. Die Schwellung ist jetzt so zurückgegangen, dass wir heute noch operieren können." "Auf einem Ostersonntag?", fragte Marco verwundert. Der Doktor nickte "Klar, wir arbeiten immer. Für uns gibt es keine Feiertage. Und es ist wichtig, dass das so schnell wie möglich gerichtet wird. Ich schicke dann auch gleich noch den Anästhesisten zur Besprechung der Narkose vorbei." Damit hatte er den Aufbruch eingeläutet. Die Familie Reus verschwand gesammelt bis auf Max und auch meine Eltern machten sich zusammen mit den Kindern auf den Weg . Nur Marvin blieb bei uns im Krankenhaus. "Mama, ich habe Angst." Leo schaute mich mit Tränen in den Augen an, als wir beide alleine im Zimmer waren, weil Max und Marvin den anderen noch beim Tragen der ganzen Sachen halfen. Ich setzte mich zu meiner Tochter auf das Bett und zog sie in die Arme "Mäuschen, das wird alles wieder gut.", versuchte ich ihr genauso viel Mut zu machen wie mir selbst. "Aber was ist, wenn die Hand steif bleibt." Ja, das hatte ich mich auch schon gefragt. Aber das war etwas an das ich nicht einmal mehr denken wollte. Das durfte einfach nicht passieren. "Das passiert nicht, hörst du. Du musst nur ganz fest daran glauben, dass alles wieder gut wird. Der eigene Glaube und Wille ist die stärkste Kraft, die du hast." Leo nickte, während ihr zwei Tränen über die Wangen liefen "Ich hasse Papili so sehr dafür." Auch wenn ich das gut verstehen konnte und ebenso fühlte, wusste ich doch, dass Hass uns nur schwächte. "Dafür hast du jetzt aber Max immer.", versuchte ich sie lieber wieder in die positive Richtung zu bringen "Ja.", strahlte sie sofort unter Tränen. Jetzt war wohl der richtige Augenblick für eine ganz besondere Aufmunterung. "Schau mal." Ich zog das Schmuckkästchen mit dem reparierten Ring aus meiner Tasche. "Mein Ring.", Leo schaute mich mit aufgerissenen Augen an und drehte ihn verwundert in ihrer Hand hin und her. "Der war doch aber kaputt." Ich nickte "Und ich habe ihn reparieren lassen. Oder wolltest du lieber einen neuen?" Leo schüttelte energisch den Kopf "Ich will niemals einen anderen." Das hatte ich doch gewusst. So gut kannte ich meine Tochter doch, die auf einmal wieder traurig schaute "Aber ich kann ihn jetzt ganz lange nicht tragen." Wieder begann eine Träne zu kullern. "Doch kannst du." "Aber meine Hand." Leo deutete auf den Verband "Nicht an der Hand, aber hieran." Ich zog eine weitere Schmuckschatulle aus meiner Tasche in der sich eine silberne Halskette befand. Die hatte ich vorausschauend schon gestern bei dem Goldschmied gekauft. "Aber....aber, dann...dann...", stotterte meine Tochter "Dann hast du deinen Glücksbringer immer bei dir.", zwinkerte ich ihr zu als sie zu strahlen anfing "Mama, du bist die beste." Sie schlang ihre Arme um meinen Hals und drückte sich fest an mich. Jetzt rollten mir Tränen über die Wangen, aber diesmal vor Glück.
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Ein Schuss und Treffer im Freundschaftsspiel ✔Teil 6
RomanceJasmin ist seit über 15 Jahren eigentlich glücklich verheiratet. Aber eben nur eigentlich. Und auch mit den drei Kindern läuft nicht alles wie es sollte. Dazu kommt noch jede Menge Arbeit in ihrer Agentur. Trotzdem ist ja doch alles ziemlich bequem...