Ein Schuss und Treffer im Freundschaftsspiel ✔Teil 6

Kapitel 19

Ich lief zusammen mit Karin in die große Halle. Wir hatten Gründonnerstag. Romans Eltern waren schon die ganze Woche zu Besuch und würden auch noch die Woche nach Ostern bleiben. "Toll, dass du dir heute extra frei genommen hast. Du hast ja wirklich in der Agentur zutun." Ich nickte. Ja jetzt ging es ja wieder auf das Saisonende zu und da waren dann schon jede Menge Verhandlungen für die neue Saison nötig. "Du glaubst doch nicht, dass ich mir einen Tag mit meinen Kindern in der Trampolinhalle entgehen lasse.", grinste ich. Das war ja Leos Geburtstagsgeschenk von Marvin. Ich schaute zu meiner Tochter, die händchenhaltend mit Max vor uns lief. "Na ja, früher hättest du das. Ich freue mich sehr, dass du zur Einsicht gekommen bist." Karin strich mir über den Arm. "Es tut dir gut und den Kindern auch." Sie deutete mit ihrem Kopf zu Leo "Unsere Süße ist aber auch richtig glücklich. Sie strahlt ja förmlich. Aber Max ist ja auch ein toller Kerl." "Genau, zwanzig Jahre jünger und ich würde ihr Konkurrenz machen.", lachte ich. "Bei mir ein paar Jahre mehr, aber ich wäre auch dabei.", zwinkerte sie mir zu. "Na, hoffentlich klappt das mit Roman heute auch." Karin schaute nachdenklich "Es würde ihm gut tun eine Aufgabe zu haben. Aber so richtig motiviert schien er vorhin nicht. Aber Martin wird ihn schon auf Spur bringen." Das hoffte ich auch. Roman sollte heute in Wattenscheid ein Probetraining absolvieren.Martin und ich hatten ihn ziemlich bearbeitet  und letztendlich hatte er sich zähneknirrschend dazu bereiterklärt, obwohl es ja nur ein Regionalligist war. Wenn das klappen würde, wäre das eine große Erleichterung. Dann könnte ich wenigstens wirklich etwas kürzer treten, wenn er auch etwas Geld in die Haushaltskasse spülen würde. Sein Ostershopping hatte da nämlich ein ganz schönes Loch gerissen. Das war auch so ein Thema, was ich nach Ostern angehen musste. Roman musste sein Konsumverhalten ändern, er war einfach nicht mehr der Sportler, der jedes Jahr ein paar Millionen verdiente. Irgendwann war das halt aufgebraucht. "Mama, da Marvin." Dani hüpfte aufgeregt vor mir und zeigte wild mit seinen Händen in eine Richtung. Ich schaute dort hin und sah Marvin, der uns zuwinkte "Na los, dann laufe hin." Der Kleine stürzte sofort los und wurde nicht viel später von Marvin auf seinem Arm quitschend durch die Luft gewirbelt. Ich lief zu Ella ind Mika, die ruhig daneben gestanden hatten und begrüßte sie auch mit einer Umarmung. Marvins Kinder waren ziemlich zurückhaltend. Aber war das wirklich ein Wunder, wenn deine Mutter einfach über Nacht abgehauen war, um sich in Indien selbst zu verwirklichen und nur einen Zettel zurückgelassen hatte auf dem stand "Es tut mir leid". Ich verstand diese Frau nicht. Na Hauptsache sie war dort mit ihrem Yogalehrer glücklich, denn irgendwann hatte sie Marvin mitgeteilt, dass sie ihr Gegenstück dort gefunden hatte und nicht zurückkam. "Hallo Mausi." Marvin umarmte mich auch zur Begrüßung und drückte mir einen Kuss auf die Wange. "Hallo Tiger.", begrüßte ich ihn auch mit einem Küsschen, ehe er auch Karin herzlich umarmte. "Na dann ab auf die Trampolins.", spornte ich die Kinder an und schlüpfte auch aus meinen Schuhen in die Rutschesocken, genau wie Karin. Alle Kids stürzten los. Naja gut. Max und Leo liefen eher ruhig immer noch händchenhaltend. Wahrscheinlich würden sie sich auch auf dem Trampolin nicht loslassen. "Erste Liebe ist doch was schönes.", grinste Marvin mich an." Komm Mausi, wir beide zeigen den Zwergen mal wie die Post abgeht." Er nahm meine Hand und wollte gerade mit mir losziehen, als Delphies Stimme ertönte. "Mama, ich will nicht auf das doofe Hüpfeding. Das ist viel zu gefährlich und voll blöd." Wahrscheinlich hatte sie Angst, dass ihre Haare durcheinander kamen. "Das heißt nicht ich will sondern ich möchte.", korrigierte ich sie einmal mehr. Ob sie das wohl irgendwann lernen würde. Ich konnte es fast nicht mehr glauben. "Ich will aber nicht.", quängelte sie gleich weiter. "Dann schauen wir erst einmal zu.", mischte sich Karin ein "Also, wenn du ich möchte sagst." Meine Schwiegermutter zwinkerte mir verschwörerisch zu. "Okay, ich möchte da nicht rauf.", knickte Delphie knirschend ein. Karin legte der Kleinen ihren Arm um die Schulter "Siehst du, geht doch. Und ihr beiden haut ab." Das war unser Startschuß. Marvin und ich liefen zum nächsten Trampolin und begannen zu hüpfen. Man, machte das Spaß.... Ich hatte keine Ahnung wie lange wir jetzt schon hüpften, aber so langsam war es Zeit für eine Pause. "Ich habe Durst und morgen garantiert den fettesten Muskelkater seit Jahren.", stöhnte ich. Marvin lachte "Ja, vom auf dem Bürostuhl sitzen bekommt man keinen." "Hast du mich gerade ausgelacht?", fragte ich schmollend. "Mensch Schnute, jetzt ziehe keine Schnute. Aber sei doch ehrlich, früher hast du mehr Sport gemacht. Weißt du noch wie wir immer Fußball gespielt haben?" Ich musste grinsen. Ja, das waren verrückte Zeiten. "Was, Mama hat Fußball gespielt?" Leo die sich zu uns gesellt hatte, riss erstaunt die Augen auf. "Ja, sie konnte sogar ein bisschen tricksen.", lachte Marvin. "Wie jetzt tricksen?" Wieder  schaute meine Tochter ungläubig. "Naja Ball hochhalten und so:", klärte mein Freund sie auf. "Im Ernst. Das will ich sehen.", grinste Leo begeistert. "Gibt es hier nicht irgenwo einen Ball." Sie sah sich suchend um, als Marvin auch schon in eine Richtung deutete. "Na danke, du Verräter. Weißt du, wie lange das her ist.", grummelte ich ihn an als meine Tochter auch schon mit dem Ball vor mir stand. "Na dann zeige mal, was du kannst," grinste sie. Ich atmete einmal tief durch und griff nach dem Ball. Was sollte schon passieren, mehr als eine Lachnummer konnte ich ja nicht werden. Nö, ich würde es meiner Tochter zeigen. Und tatsächlich funktionierte es fünfmal ehe der Ball durch die Halle rollte. "Wow, Mama. Das ist toll.", begeistert umarmte mich Leo. "Warum hast du das nie mit mir gemacht?" Ja, das war eine gute Frage. Warum eigentlich? Weil ich falsche Prioritäten gesetzt hatte und nur meine Arbeit mir wichtig war, war die ernüchternde und ehrliche Antwort. "Dann spielen wir beide jetzt gegen M&M Trampolin-Fussball.", lachte Leo und hakte sich bei mir unter. "Gegen M und M ?" Was meinte sie denn damit? "Na Marvin und Max." Leo schlug sich mit der Hand vor die Stirn und kicherte. Sie war heute total aufgedreht. Ich schaute zu Marvin, der mit den Schultern zuckte "Na, dann auf. Ihr glaubt doch nicht, dass ihr gegen einen Reus und einen Plattenhardt eine Chance habt.", lachte er. Ich schaute zu Max, der ja nicht so der Fussballfan war. "Aber Max hasst doch den Ball.", versuchte ich meine Tochter zu stoppen. Leo schüttelte wild den Kopf "Nee, der ist schon richtig gut. Er hat das für mich gelernt, so wie ich das Reiten." Stolz schaute sie mich an. Ja, so funktionierte Partnerschaft. Vielleicht sollten Roman und ich bei den beiden mal Nachhilfe nehmen. "Wir Bürki-Frauen machen euch platt.", rief sie den M und Ms zu und hielt mir die Hand zum Einschlagen hin. Ich schaute noch einmal zu den anderen. Mika und Ella hüpften zusammen mit Karin und Dani auf einem Trampolin. Der Kleine hatte auf alle Fälle Spaß. Ich schaute weiter und entdeckte Delphie, die alleine auf einer Bank saß. "Warte kurz, ich hole noch schnell Delphie dazu.", wandte ich mich an Leo, die erst das Gesicht verzog, aber dann meinem Blick folgte. Sie nickte "Kleinen Moment , Jungs." Sie lief zusammen mit mir zu ihrer kleinen Schwester "Komm, wir drei Bürki-Frauen zeigen es den Jungs." Sie versuchte die Kleine hochzuziehen, die sich an die Bank krallte "Nein ich will.", sie schaute mich kurz an "möchte das nicht.", verbesserte sie sich schnell. "Das ist viel zu gefährlich. Ich möchte nur nach Hause.", schluchzte sie "Da musst du noch etwas durchhalten." Ich beugte mich zu ihr und strich ihr über die Wange. Sie schob meine Hand schmollend weg. "Willst du nicht doch mitmachen oder wenigsten zu Oma Karin und Dani gehen ?", versuchte ich es noch einmal. "Nein", giftete sie mich an.  "Dann lasse sie doch hier verschimmeln." Leo zog mich an meinem Arm wieder mit. Das fühlte sich zwar nicht gut an, aber heute war Leos Tag und es konnte sich ja nicht alles nur um die Prinzessin drehen. Vielleicht musste sie das einfach mal lernen. Auch wenn es mir schwer fiel, sie dort einfach so sitzen zu lasse. Aber eigentlich lag es ja an ihr, wenn sie hier keinen Spaß hatte wie alle anderen, versuchte ich mein Gewissen zu beruhigen.....
"Boah, das war so geil." Leo umarmte erst mich und dann Marvin stürmisch. Ja, der Tag war echt schön gewesen. "Kommst du morgen zu meinem Turnier?" Leo strahlte meinen besten Freund an. "Du, ich wusste nichts von deinem Turnier.", entschuldigte er sich sofort. "Ich fahre morgen früh mit Mika und Ella über Ostern an die Küste nach Holland. Das tut mir echt leid." Leo zuckte mit den Schultern "Schade, aber das nächste Mal kommst du." Marvin grinste "Klaro". So wie ihr uns vorhin abgezockt habt, muss ich doch den zukünftigen Fussballstar live sehen." "Das ist ja wirklich schade.", mischte sich auch Karin ein "Hinterher ist doch noch die Osterfeier bei Marco und Franzi. Das wäre bestimmt toll für Mika und Ella mit den ganzen anderen Kindern." "Auja, Papa", kam es sofort von den beiden "Karin hat uns davon erzählt. Das muss toll sein.", bettelte Mika weiter. Marvin schaute mich verzweifelt an "Ich habe aber schon gebucht und ich bin mir nicht sicher, dass das gut ist." Ich ahnte, dass er damit Roman meinte. Da hatte er wahrscheinlich sogar Recht mit. Für soviel Rück- und Weitsicht liebte ich meinen besten Freund noch mehr. Spontan umarmte ich ihn und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. "In Holland am Strand Geschenke suchen ist bestimmt auch toll.", versuchte Karin die Kinder zu überzeugen. Sie hatte Marvins Wink wohl auch verstanden. "Stimmt.", nickte Mika sofort. "Also dann viel Spaß euch und ein frohes Osterfest. Mal sehen wann wir uns wiedersehen, könnte aber etwas dauern", verabschiedete sich Marvin von allen, ehe er mich noch einmal in die Arme zog. "Wir telefonieren. Und nicht zu sehr die Eier suchen, sonst hast du an Weihnachten die Bescherung.", zog er mich flüsternd auf. Ich boxte ihn an die Schulter. Als ob es dazu kommen würde. Meinen letzten Sex hatte ich bei der Zeugung von Daniel, dachte ich traurig. Roman schien total das Interesse daran verloren zu haben. Oder an mir. Aber vielleicht war das ja auch normal, wenn man so lange zusammen war und in unserem Alter. Nee, eigentlich nicht. Oder wie war Mariska entstanden? "Danke nochmal für das Geschenk." Leo fiel Marvin zum Abschied auch noch einmal um den Hals, ehe wir uns endgültig verabschiedeten und in die Autos stiegen. "Das war ein schöner Tag." Karin lehnte sich zufrieden im Sitz zurück. Ich schaute in den Rückspiegel. Dani war sofort in seinem Sitz eingeschlafen, während Delphie auf ihrem iPhone spielte. Vor uns fuhr Max mit seinem Motorrad und Leo schmiegte sich an seinen Rücken. Ja, das war wirklich ein schöner Tag und wenigstens zwei meiner Kinder waren glücklich.