"Mmm, das ist voll lecker.", mampfte mein Sohn seinen letzten Pommes. Andi hatte nämlich in seiner endlosen Genialität nicht nur Currywurst, sondern Currywurst mit Pommer bestellt. "Mmm, voll lecker.", echote auch Carmen. "Schnecke, passe mit dem Ketchup auf. Nicht, dass es auf deiner Bluse landet.", ermahnte Andi seine Tochter mit einem nervösen Blick. Also ehrlich gesagt hatte ich mehr Angst, dass er gleich einen Fleck auf seinem Hemd hatte, so wie seine Hand zitterte. Ich legte meine Hand beruhigend auf seinen Arm. "Was bist du denn heute so aufgeregt? Dir geht es doch gar nicht an den Kragen. Eigentlich müssten doch wenn Marvin oder ich nervös sein." Ich schaute zu meinem Verlobten, der sich gerade mit seinen Eltern und seiner Schwester unterhielt. Er lachte völlig entspannt. Manno, liebte ich dieses tiefe Lachen von ihm und diese Augen, die dann immer so spitzbübisch glitzerten. "Du musst doch nur unterschreiben und nicht einmal ja sagen.", zog ich Andi weiter auf. "Ich will doch nichts falsch machen, Sweets. Und das letzte Mal bei Paul und Paula habe ich die Ringe zu Hause vergessen." Bei der Erwähnung der beiden Namen fiel so etwas wie eine Jalousie in seinem Gesicht und er schaute mich traurig an. "Sie fehlen dir unheimlich.", stellte ich fest. Ein leichtes Kopfnicken war die Antwort. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und drückte ihn an mich. Sofort schlangen sich auch seine Arme um mich. "Ich bin so glücklich, dass Carmen und ich euch jetzt haben.", grinste er. Der kleine melancholische Moment schien vorüber, nachdem sein Blick zu seiner kleinen Tochter gefallen war, die gerade mit meinem Papa herumalberte. "Uns wirst du so schnell auch nicht wieder los.", schmunzelte ich "Und das alles wegen ein bisschen Zuckerwatte." Ja, manchmal ging das Leben eigenartige Wege. Ob er den Job auch bekommen hätte, wenn ich ihn nicht im Supermarkt kennengelernt hätte? Wären wir selbst wenn er ihn bekommen hätte auch so schnell Freunde geworden? Ich wusste es nicht. Aber scheinbar gab es wirklich ein Schicksal, das da einen perfekten Plan hatte. Plötzlich schoss ganz wild ein Gedanke durch mein Kopf. Was hatte Andi eben gesagt? Er hatte die Ringe bei Paul und Paula vergessen. Ringe!!! Ich rannte zu Marvin. "Wir haben überhaupt keine Ringe.", überfiel ich ihn panisch. Wie konnte man so blöd sein und das vergessen? Ich schlug meine Hände vor mein Gesicht und rieb es kopfschüttelnd. Es konnte doch nicht wahr sein, dass wir das vergessen hatten. In der ganzen Planung hatten wir an alles mögliche gedacht, aber nicht einmal waren wir auf die Idee gekommen einem Juwelier einen Besuch abzustatten. Das konnte doch nur ein schlechtes Omen sein. Obwohl, im Grunde war es mir egal, ob ich einen Ehering trug oder nicht. "Mausi, Mausi, Mausi.", Marvin zog meine Hände vor meinem Gesicht weg. "Wie jetzt, ihr habt keene Ringe?" Mein Vater war neben uns aufgetaucht und schaute uns so schockiert an, wie ich mich fühlte. "Dani, komm mal her.", rief er nach meiner Mutter und drehte bereits an seinem Ringfinger, um seinen Ehering abzuziehen. "Man, sitzt dit Mistding fest." "Was ist denn, Chris?" Meine Mutter schaute meinen Vater fragend an "Die Kinner haben keene Ringe, denn jeben wa ihnen halt unsere. Die haben uns ja och Jlück jebracht." "Wie ihr habt keine Ringe?" Na klasse, jetzt hatte auch die letzte Mikrobe im Raum mitbekommen, dass wir die unbrauchbarsten Eheanwärter überhaupt waren. Danke, Franzi. Warum musste diese Frau eigentlich so ein lautes Mundwerk haben? "Nicht euer ernst?" Marco stand kopfschüttelnd neben seiner Frau. "Unglaublich.", gackerte Leon. Toll, dass sie ihren Spaß hatten. "Krapfen, sei du doch mal ganz still.", maßregelte Lisa ihren Mann "Du hattest nicht einmal einen passenden Anzug und musstest den Mist vom Verein anziehen, weil du sonst im Trainingsanzug oder in Jeans hättest heiraten müssen." Der angesprochene hörte schlagartig auf zu lachen und schaute betreten. "Echt jetzt? Du hast in dem Champions League Outfit geheiratet?" Marco klatschte sich auf die Schenkel. "Nee.", kam es ganz kleinlaut "Im Meisterfeieroutfit." Sein Kumpel schaute ihn mit aufgerissenen Augen an "In Lederhosen?", gackerte Marco los. "Man ja, ich habe in Bayern geheiratet und meine Frau hatte ein Dirndl an. Aber wir hatten wenigstens Ringe.", verteidigte er sich. Da war dieses Wort wieder. "Also die meisten Paare vergessen sie eher zu Hause, aber ganz und gar. Das ist mir in meiner ganzen Karriere als Standesbeamter noch nie passiert.", ertönte eine tiefe Stimme hinter uns. "Dafür habe ich noch nie das Tanken vergessen.", rutschte es mir heraus. "Touché.", kam es lachend. "Wir haben Ringe. Das sollte eine Überraschung sein.", lachte Marvin und hielt ein Samtkästchen hoch. Wie jetzt Überraschung? Das hieß ja, er hatte das gar nicht vergessen. "Zeig mal." Ich stürzte zu ihm. "Was gibt es denn am Wort Überraschung nicht zu verstehen, Mausi? Die gibte es erst nach dem Jawort zu sehen." Er streckte seinen Arm nach oben, weil er vorhergesehen hatte, dass ich versuchte sie ihm aus der Hand zu rupfen. Da half auch alles hüpfen nichts um heranzukommen. Resigniert drehte ich mich zu dem Standesbeamten um. "Können wir dann jetzt endlich heiraten?" "Da hat es aber jemand eilig. Aber natürlich geht es jetzt los. Sie mussten ja schon lange genug warten." Er deutete uns ihm zu folgen. Sofort setzte sich alles in Bewegung. Ich pflanzte mich zufrieden auf den Stuhl vor seinem elegant aussehenden Tisch, während hinter mir noch einiges Herumgewusel stattfand, ehe Ruhe eintrat. "Wie haben uns hier heute versammelt...." Meine Gedanken schweiften zu dem kleinen Kästchen, das Marvin in der Tasche hatte. Was er wohl für Ringe ausgesucht hatte? Ich war total gespannt. Bestimmt waren es ganz schlichte. Er war nicht so der Typ für etwas ausgefallenes. Da mein Verlobungsring Weißgold war, waren die Eheringe das bestimmt auch. In meinem Kopf entstand ein Bild von klassischen schmalen Eheringen, als ich Franzis Ellenbogen in die Seite bekam. Warum schauten mich denn alle so an? Hatte ich irgendetwas verpasst? "Ja?", fragte ich vorsichtshalber. "Sehr schön, dann hat die Braut ja auch ihre Willensbekundung abgegeben.", grinste der Standesbeamte. Ups. Hatte ich wirklich die wichtigste Frage verträumt. Egal? "So, dann können Sie jetzt die Ringe tauschen." Ja, Ringe. Ich wollte jetzt endlich die Ringe sehen. Marvin öffnete das Schächtelchen, ehe er es Andi reichte und meine Hand griff. Ich schloss kurz meine Augen und starrte dann total überrascht auf den Ring an meinem Finger. "Das ....das ist ja..." "Ja, Mausi, das ist ein extra angefertigter Colaring für uns beide.", grinste Marvin. Ich musste sofort wieder an unsere Verlobung denken. Der Kerl war einfach unglaublich. "Also genaugenommen ist bei dir sogar der Colaring im Kern enthalten und nur ringsum mit Weißgold überzogen." Ich nahm meine Hand hoch und bestaunte diesen wunderbar einzigartigen Ring. Marvin schaffte es immer wieder mich zu überraschen. Schnell steckte ich auch ihm den Ring an den Finger. Nein, der war alles andere als klassisch. Aber wir waren ja auch nicht das klassische Paar.
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Ein Schuss und Treffer im Freundschaftsspiel ✔Teil 6
RomanceJasmin ist seit über 15 Jahren eigentlich glücklich verheiratet. Aber eben nur eigentlich. Und auch mit den drei Kindern läuft nicht alles wie es sollte. Dazu kommt noch jede Menge Arbeit in ihrer Agentur. Trotzdem ist ja doch alles ziemlich bequem...