Kapitel 20

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"Na, endlich da?", Roman schaute pikiert zu Marco, der mit seinen Töchtern zusammen angeschlendert kam. Franzi und der Rest der Familie folgte. Wir waren jetzt schon seit über einer halben Stunde hier auf dem Sportplatz und standen uns die Beine in den Bauch "Alter, was willst du. Treffpunkt ist hier um 10 Uhr und wir haben es gerade einmal 9.45 Uhr.", kam die promte Antwort von Marco. Mili kam auch gemütlich mit dem Kinderwagen angeschoben und Vicki und Feli folgten ihm. Dann war ja auch der dritte Trainer der Mädchenmannschaft vom BVB da. Ich lief sofort zu Vicki und umarmte sie "Herzlichen Glückwunsch. Wie geht es dir?" Sie strahlte mich an "Mir geht' es prima. Vivi ist total pflegeleicht." Ja. sie sah auch wirklich gut und kein bisschen nach durchwachten Nächten aus. Sie hob die Kleine aus ihrem Kinderwagen. "Aber trotzdem werde ich meiner kleinen Vivian immer vorwerfen, dass sie Papas 40. Geburtstag gesprengt hat." Irgendwie schien das in unserer Clique fast schon normal zu sein, dass mehrere am gleichen Tag Geburtstag hatten. "Ach, Dornröschen, das war doch unser schönstes Geburtstagsgeschenk ever." Mili schlang seine Arme von hinten um seine Frau und drückte ihr einen Kuss in den Nacken. Wann hatte Roman so etwas eigentlich das letzte Mal bei mir gemacht? Egal, das war nicht so wichtig, wichtig war nur, dass unsere Kinder wieder glücklich waren. "Dann habt ihr also alle drei jetzt am 1. März Geburtstag?", fragte Karin schmunzelnd. "Das nenne ich dann mal eine Punktlandung.", grinste auch Martin. "Dann ist die kleine Dame ja auch schon 14 Tage alt." Mili nickte meinem Schwiegervater stolz zu. "Aber da habt ihr es ja Marco und Franzi nachgemacht und den Namen auch gechipt. Viktoria und Maximilian gleich Vivian.", erkannte meine Schwiegermutter. Das war mir noch gar nicht aufgefallen. Bei uns hätte es dann eine kleine Romina gegeben. Wäre  auch eine hübsche Idee gewesen. Leider zu spät. Irgendwie konnte ich mir kein Kind mehr vorstellen. Wir hatten so schon genug Probleme. Langsam versammelten sich immer mehr Familien um uns herum. Das hieß wohl, dass die Mannschaft langsam vollständig war. "Ja schau mal einer guck. Da sind ja die Zecken." Was war das denn für einer? Irgendwie kam er mir bekannt vor. Ich fing an zu grübeln. Klar, der war auch auf dem Geburtstag von Leo, den Zwillingen und den Drillingen. "Mensch Papa.", meckerte ein Mädel in Leos Alter neben ihm. "Na, Goretzka. Heute holt ihr euch ne' fette Packung ab. Wir machen Schlumpfbrei aus euch.", grinste Marco und schlug mit ihm ein. Klar, das war Leon Goretzka und dann musste das Mädel Lucy sein. Leo hatte mir schon ein paar mal von ihr erzählt. "Nicht mal im Traum.", kam der Konter von dem Schalker."Ihr kommt doch nachher auch zu uns zur Siegesfeier?" Marco schaute sein gegenüber grinsend an. "Klar kommen wir nachher zu eurer Osterfeier. Wir können ja den Pokal mitbringen, damit ihr auch mal daran schnuppern könnt. Also bis später. Ich muss mich jetzt um die Siegerinnen kümmern." Leon und Marco schlugen miteinander ein. "So, ihr geht jetzt auch alle in die Kabine euch umziehen.", hörte ich meinen Mann. "Na dann lasst uns mal auf die Tribüne gehen.", schlug ich meinen Freundinnen vor. "Aber nicht ohne Stadionwurst.", kam es sofort von Franzi. Das war so klar. Ich kannte niemanden, der ständig so viel futtern konnte wie meine Freundin. Neidisch schaute ich auf ihre schlanke Figur, gut ich war auch schlank, aber auch nur, weil ich darauf achtete, dass es nicht zu viel wurde. Neben Franzi stand Max und trat von einem Bein auf das andere. Ich hatte so eine Vorstellung, warum. "Leo", rief ich also nach meiner Tochter, die sofort zurückgerannt kam "Da will dir glaube ich noch jemand Glück wünschen." Ich deutete mit meinem Kopf zu Max. Leo grinste und rannte zu ihrem Freund. Keine 30 Sekunden später hing sie um seinen Hals und küsste ihn. Maja machte das gleiche mit ihrem Freund. "Kommt ihr jetzt .", brüllte Roman ziemlich angepisst "Man, lasse sie doch.  Wir sind noch gut in der Zeit.", griff Marco ein. Er schien kein Problem damit zu haben, dass seine Tochter einen Freund hatte. Trotzdem nahm ich zufrieden zur Kenntnis, dass er Leo und Max zumindest zähneknirschend ertrug. Das war doch schon einmal ein Fortschritt. Mit der Zeit würde es bestimmt immer besser werden und irgendwann würde er sich dann sogar darüber freuen. Er hatte halt schon immer große Verlustängste. Aber die würde er schon überwinden. Das hatte ich im Gefühl. "Wir müssen aber noch die Konzentrationsübungen machen und noch einmal die Taktik durchsprechen.", wandte Roman ein. Marco nickte und pfiff einmal laut. Beide Mädels schreckten auf "Los jetzt, ab in die Kabine. Ihr könnt später weiter knutschen, wenn wir den Pokal geholt haben." Leo und Maja rannten los "Und ihr beiden Knalltüten feuert die Mädels an.", zwinkerte er seinem Sohn und dem Freund seiner Tochter zu. Ja, so ging das auch. "Und hast du Muskelkater? Ich habe von Max gehört, dass gestern ganz schön die Post abging." Franzi stupste mich grinsend in die Seite und schnitt Grimassen. "Hör' auf. Mir tut so ziemlich alles weh. Unglaublich, wo man überall Muskeln hat. Aber es hat total Laune gemacht." Meine Freundin schaute mich auf einmal Ernst an. "Wurde ja auch mal Zeit, dass du aus dem Büro-Kerker herauskommst. Schön, dass du mal was mit den Kindern gemacht hast." Sie strich mir mit ihrer Hand über den Arm. "Das tut euch allen gut." Ich wusste,dass sie damit recht hatte. Trotzdem fühlte ich mich auch ein wenig angegriffen, denn es war nicht so, dass ich die Agentur als reine Egoshow betrieb. Von irgendetwas mussten wir ja Leben. Und natürlich konnte sie sich ihre Zeit mit ihrem Modelabel freier einteilen als ich, denn Sponsoren und Vereinsgurus waren da nicht so verständnisvoll wie ein Zeichenblock. Andererseits wusste sie genau wie es  bei mir aussah, schließlich war sie ja auch einmal im Fussballbusiness  bevor sie Marco kennengelernt hatte. Ja, aber sie hatte das für ihre Kinder aufgegeben. Vielleicht sollte ich das auch tun? Das wäre aber nur möglich, wenn ich über Nacht auch von einem besonderen Talent heimgesucht wurde, so wie es Franzi hatte. "Wie ist das Probetraining bei Wattenscheid gestern überhaupt gelaufen?" Franzi schaute mich interessiert an, schließlich wusste sie, was daran hing. Ich hatte ihr ja von meinem Plan kürzer zu treten erzählt. "Bescheiden.", stöhnte ich und schaute zu meinem Schwiegervater, der sofort genervt seinen Kopf schüttelte. "Was willst du erwarten, wenn du dich vor deinem potenziellen neuen Arbeitgeber hinstellst und ihm erst einmal einen Vortrag darüber hälst wie rückständig seine Ausstattung ist." Franzi riss  ihre Augen schockiert auf "Nicht wahr, oder?" "Doch", nickte Martin. "Roman hat dem Vorstand gleich als erstes erklärt, dass die Fitnessgeräte erst einmal auf den neusten Stand gebracht werden müssten. Und dann hat er alles weitere niedergemacht. Ich hatte keine Chance einzugreifen." Er schaute entschuldigend zu mir. Ich wusste, dass es ihm sehr unangenehm war. "Ja, was dachte er denn, wo er war.", gruntzte Vicki "Außerdem kann ein guter Trainer mit jedem Material arbeiten. Und für die Regionalliga sind die in Wattenscheid echt gut ausgerüstet. Ich war da mal zur Fortbildung." Klar als Athletikcoach wusste sie, wovon sie sprach. "Aber nicht gut genug für unseren Ex-Propfi.", Martin zuckte sauer mit den Schultern. Er hatte ja auch für seinen Sohn gehofft, dass es klappte. Gestern hatte er sich schon ein paarmal bei mir entschuldigt. "Naja, es wird sich schon noch etwas anderes finden.", versuchte ich so positiv wie möglich zu klingen. "Lasst uns jetzt lieber das Spiel schauen und die Mädels anfeuern." Ich deutete zum Spielfeld, wo sie gerade Aufstellung nahmen. Wenn ich ehrlich war, war ich mir nicht so sicher, dass sich so schnell ein neuer Trainerjob fand, der hier in der Nähe war. Und selbst wenn, war ich mir nicht sicher, dass Roman das auch zu 100% wollte. Aber vielleicht gab es ja auch noch eine andere Möglichkeit, vielleicht konnte er ja in der Agentur helfen. Obwohl, mit Zahlen umgehen und verhandeln war nicht so seins. Ich schlug mir die Idee schnell wieder aus dem Kopf und schaute lieber zum Spielfeld, wo meine Tochter gerade einen Ball gehalten hatte. Ich klatschte stolz in meine Hände.

Ein Schuss und Treffer im Freundschaftsspiel ✔Teil 6Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt