Kapitel 91

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Erleichtert lief ich mit Leo weiter als Ella zusammen mit Dani und vier Näpfen in der Hand angerannt kam. "Ein Wasser- und ein Fressnapf und dann noch einmal Ersatz.", strahlte Ella als sie uns die Teile stolz entgegenstreckte. Gut wieder etwas, was ich von der Liste abstreichen konnte. Das Fressen war dann glücklicherweise schnell gefunden. Ich dankte Kathrin noch einmal für ihre Weitsicht mir dazu genaue Angaben gemacht zu haben, denn wer glaubte Hundeshampoo zu kaufen wäre eine Herausforderung, der hatte noch nie vor einem Futterregal mit den vielen verschiedenen Anbietern und Sorten gestanden. Ich wäre echt überfordert gewesen. Manche Beschreibungen hörten sich mehr nach einem Fertiggericht für Menschen mit Gluten- und Laktoseintolleranz an als nach Tierfutter. "Mama, Mama, komm schnell.", alarmiert ließ ich den Sack mit Trockenfutter in den Einkaufswagen plumpsen und lief zu Dani und Ella, die mir aufgeregt zuwinkten.   Leo folgte mir mit dem Einkaufswagen. "Schau mal da sind Katzenbabys." Ella deutete ganz aufgeregt in ein kleines Gehege. "Sind die nicht süß?" Ja, die waren total knuddelig. "Mama können wir auch so Titten haben?" Dani schaute mich mit seinen großen braunen Kulleraugen an, während ich schluckte. Was hatte er da gerade gesagt? Titten? "Die heißen Kitten, habe ich gesagt.", lachte der junge Mann neben uns, der die Kleinen gerade versorgt hatte und schaute mich entschuldigend an "Ist doch das gleiche.", brummte mein Sohn unzufrieden neben mir. "Nee, mein Großer, das wirst du in spätestens zehn Jahren lernen." Der Kerl zwinkerte Dani grinsend zu. "Mama, können wir auch so ein Kitten haben, dann ist Wuff nicht so alleine." Mein Sohn schaute den Verkäufer an, als wollte er sagen, siehst du ich kann das auch richtig sagen. Und mich brachte diese Frage echt zum Schwitzen. Wie sollte ich meinem Sohn erklären, dass das auf gar keinen Fall ging, weil Wuff sowieso einen Spielkamerad bekam. "Hunde und Katzen vertragen sich nicht." Erleichtert, dass mir das so schnell eingefallen war, atmete ich auf. "Das kann man so aber nicht sagen." Musste sich der Typ da einmischen? Konnte er nicht einfach die Aquarien putzen gehen? "Also, wenn sie von klein auf zusammen aufwachsen, dann ist das in aller Regel kein Problem." "Unser Hund ist aber schon vier Monate alt.", stoppte ich ihn "Na, dann ist er ja im perfekten Alter." Ich musste mir ein Knurren verkneifen. Der sollte seine Klappe halten. "Junger Mann, könnten Sie mir bitte einmal helfen." Die ältere Dame, die aus dem Nichts aufgetaucht war, schickte mir wohl der Himmel, denn sie zog den eifrigen Tiereinzelhändler einfach mit sich. "Und Mama, können wir so ein Kitten haben?" Na wenigstens hatte Dani sich das gemerkt, bevor es doch noch peinlich wurde. Mittlerweile schaute mich auch Ella bettelnd an. Leos Blick war schwer zu deuten.  "Passt auf, ich rede erst einmal mit Kathrin darüber, was sie davon hält. Schließlich ist Wuff ganz alleine auf der Straße aufgewachsen und da braucht er bestimmt unsere ganze Aufmerksamkeit alleine und muss sich erst einmal hier einleben. Deutschland ist ja doch anders als Spanien." Das war doch ein guter Ansatz gewesen. Und scheinbar auch ein erfolgreicher. Die beiden nickten. "Stimmt, Wuff muss ja auch erst einmal deutsch lernen, damit er die Katze versteht. Ich habe die Kindern in Spanien ja auch nicht verstanden.", grinste Dani. "Aber wenn er deutsch kann, dann holen wir so ein Kitten." So bestimmt und ernst wie er das von sich gab, würde er davon wohl nicht ablassen. Da konnte ich nur hoffen, dass er das schnell wieder vergaß. Meine Hoffnung zerbröselte sofort wieder. Kleine Kinder hatten ein Gedächtnis wie die Zentralspeicher aller Geheimdienste zusammen. Ich war sowas von am Arsch. Ich konnte also nur auf den Goldie Welpen setzen und hoffen damit an einer Katze  vorbeizukommen. "Da hast du ja etwas Zeit gewonnen.", flüsterte mir Leo grinsend zu. "So, jetzt brauchen wir noch ein Hundebett für mein Zimmer.", wandte sie sich dann lauter an die beiden Kleinen und startete los. "Und für meins.", ertönte es zweistimmig. Okay, das hieß also drei. Das war für zwei Hunde aber eine krumme Zahl. "Und für mein Büro.", lachte ich also. Es war bestimmt nicht schlecht, wenn die beiden Racker in mehreren Räumen ihre Plätzchen hatten. "Mama, schau mal ein Anschnallgurt für Hunde. Den brauchen wir auch. Soll ich wieder vier nehmen?" "Ja, klar. Für jedes Auto und einmal Ersatz.", antwortete ich schnell  immer noch verwundert, dass es so etwas überhaupt gab. "Und Spielzeug.", krähte Dani nachdem wie an einem Regal vorbeikamen, an dem lauter bunte Bälle, Taue und Stofftiere hingen. Ehe ich mich versah, flogen immer mehr Sachen mit den Worten "Muss Wuff unbedingt haben." in den Einkaufswagen. Ja, gut, die Sachen sahen ja auch verführerisch aus. Und weder Wuff noch der kleine Welpe sollten es ja bereuen sich uns als ihr Rudel ausgesucht zu haben. Eine weiter halbe Stunde später schoben wir mir mittlerweile zwei Einkaufswagen zur Kasse. Ja, mit zwei Wagen, denn vier Hundebetten passten definitiv nicht in einen Wagen. Das hatte dann auch Leo schnell begriffen und war noch einen weiteren Einkaufswagen holen gegangen. Wobei die Auswahl von Hundebetten auch nicht ohne war. Nie im Leben hätte ich geglaubt, dass es orthopädische Hundebetten mit Matratzen aus Memoryfoam zur gesunden Lagerung des Hundekörpers gab. Wer jemals hilflos in einem Matratzengeschäft vor der Auswahl für seine eigene Matratze gestanden hatte, der würde mich verstehen. "Oh, das ist ja ein Großeinkauf.", lächelte die Kassiererin mich an "Da haben Sie doch bestimmt Interesse an unserem neuen Vorteilsprogramm. Mit der Teilnahme daran sparen Sie bei jedem Einkauf zehn Prozent. Und für Sie als Züchter dürfte sich das ganz gut rentieren." Ich hörte nur sparen und nickte, während sie fleißig scannte. Als sie den Zahlbetrag nannte, riss Leo schockiert ihre Augen auf. "Man, ist das teuer. Ich verzichte die nächsten sechs Monate auf mein Taschengeld." "Ich auch.", stimmten auch Ella und Dani mit ein. Ja, zwei Hunde waren definitiv nicht billig, jedenfalls wenn man eine wirklich angemessene Grundausstattung wollte. Aber das war in Ordnung, schließlich waren es ja auch Familienmitglieder und da sparte man ja auch nicht. "Nix, da. Ihr könnt ja das nächste Mal etwas hier kaufen." Alle drei nickten begeistert. "Dann wünsche ich Ihnen viel Glück mit Ihrem Wurf. Und bis bald.", verabschiedete uns die Kassiererin. Was meinte die mit Wurf? Da kam wieder das Wort Züchter in meinen Kopf. Ach du heiliger Hundegott, die dachte wir bekamen einen neuen Wurf, weil wir so eingekauft hatten. Ups, vielleicht hatten wir ja doch ganz ein wenig übertrieben. Obwohl nein, ganz sicher nicht, wenn ich auf die strahlenden, stolzen Gesichter meiner drei Kinder schaute. Hatte ich gerade meiner drei Kinder gedacht? Das wäre dann aber eigentlich Delphie, die hier mit dabei sein müsste. Hatte ich sie einfach durch Ella ersetzt? Ein schlechtes Gewissen überkam mich. Nein, das hatte ich nicht. Delphie würde immer einen ganz festen Platz in meinem Herzen haben, was aber nicht hieß, dass da nicht auch noch genug Platz für Ella und Mika war. Trotzdem sollte ich noch einmal mit meinem Anwalt sprechen, was ich machen konnte, damit ich doch das Sorgerecht für sie bekam, wenigstens das geteilte. Vorher sollte ich auch noch einmal mit Karin beraten, was ich machen konnte, damit meine Tochter mich wieder an ihrem Leben teilhaben ließ. Mein Blick fiel wieder auf die zwei Einkaufswagen mit denen wir gerade auf dem Parkplatz angekommen waren. Na, ein Glück hatte ich heute die große Familienkutsche genommen.

Ein Schuss und Treffer im Freundschaftsspiel ✔Teil 6Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt