Ich schaute auf die Paella Pfanne, die vor uns auf dem Tisch stand. Irgendwie sah es echt lecker aus und duftete auch so, aber irgendwie grinste mich auch dieses Ungeziefer an, dessen innere Werte ich vorhin entfernt hatte. "So, dann reiche mal deinen Teller her." Andi schaute mich auffordernd an. Und ich hatte so ziemlich zu allem das Bedürfnis, aber nicht dazu Paella zu essen. Man, wie blöd war ich denn? Hatte ich nicht noch eben festgestellt, dass sie lecker duftete? Dann schmeckte sie auch so. Entschlossen reichte ich ihm meinen Teller und sah, wie auch das Ungeziefer seinen Weg auf meinen Teller fand. Ich musste schlucken. Okay, welche Möglichkeiten hatte ich das Zeug loszuwerden? Mein Blick fiel zum Mülleimer. Das wäre einfach, aber nicht unauffällig möglich. Also fiel das schon einmal weg. Welche Möglichkeiten gab es sonst noch? Also wenn sich nicht gerade noch jemand durch Zufall fand, der darum bettelte, dass ich ihm meine Muscheln und Gambas abgab, dann wohl keine. Also Plan B. Wenn ich meine sämtliche Willenskraft zusammennahm, sollte es doch nicht so schwer sein die Dinger in den Mund zu nehmen und herunterzuschlucken. Ich brauchte mir doch nur vorzustellen, es wäre superleckere Lasagne. Dann konnte doch gar nichts schief gehen. Erst einmal würde ich mich durch den Reis picken und dann......mmh, der Reis schmeckte gar nicht einmal so schlecht. Überhaupt nicht nach Fisch. Naja, was ein Wunder, wenn er mit Hühnerfonds aufgekocht wurde. Ich nahm also den nächsten Löffel und schaute zu Dani, der mir gegenüber saß. Mein Sohn hatte scheinbar wenig Abneigung gegen Reis und noch weniger gegen....sprachlos sah ich wie er sich begeistert das Muschelfleisch in den Mund schob. Als nächstes folgte ein Gambas. "Mama, die sind voll lecker.", schmatzte er mir entgegen. Nein, das waren sie definitiv nicht. Obwohl, vielleicht sollte ich so völlig unvoreingenommen wie mein Sohn auch einmal so ein Teil probieren. Ich schaute auf das Vieh auf meinem Teller. Glücklicherweise war es ja schon gepuhlt. Bei dem Gedanken auch noch den Panzer aufzubrechen wurde mir richtig übel. Vielleicht sollte ich doch einfach erst einmal mit so einem Stück Muschelfleisch anfangen. Wenn ich das klein schnitt und mit etwas Reis mischte, würde ich es vielleicht nicht einmal bemerken. So ein Blödsinn. Ich würde es garantiert bemerken, ich wusste ja, dass es da war. Trotzdem versuchte ich es. Bah, das war und blieb ekelig. Irgendwie war das so.....äh.....so als würde man auf eine Schnecke beißen. Ich spürte wie sich bei dem Gedanken schon alleine Gänsehaut bildete. Man konnte fast sagen, ich reagierte irgendwie allergisch auf so Zeug. Das war es doch. Genau, ich reagierte allergisch auf Schalen und Krustentiere. Die Erklärung konnte doch jeder nachvollziehen und hätte ein Einsehen. Genaugenommen reagierte ich sogar hochallergisch, denn schon beim Anblick war ich einem anaphylaktischen Schock nahe. Ja, das war eine Superidee, jedenfalls für die Zukunft würde ich diese Ausrede nutzen, heute aber kam die Idee zu spät. Wie würde es denn aussehen, wenn ich jetzt auf einmal damit ankam. So unter dem Motto 'ups hatte ich ja ganz vergessen'. Okay, das half mir also auch nicht. Ich pickte mich also weiter durch den Reis. Der war durch den Hühnerfonds und die Gewürze und das Gemüse sogar genießbar. "Mama, darf ich noch deine Gambas und Muscheln haben?" Dani schielte auf meinen Teller. Hatte er das gerade wirklich gefragt? "Aber natürlich." Schnell schaufelte ich das Zeug rüber. Man, war ich doch eine selbstlose Mutter. Ich musste grinsen. Mein Zwerg war echt meine Rettung gewesen. Dafür würden wir auf dem Nachhauseweg aber garantiert noch einen Umweg über den Eisladen machen. Das hatte sich mein kleiner Hero verdient. "Und jetzt gibt es noch einen leckeren Nachtisch." Andi sprang auf und lief zum Kühlschrank. Zum Vorschein kamen vier hübsch verzierte Schalen. Ich griff mir mir meinen Löffel und tauchte damit ein. Hoffentlich war unter der Sahne versteckt leckere Schokomousse oder wenigsten Schokopudding oder Schokocreme. Das hätte ich mir nachdem ich den Reis aufgegessen hatte echt verdient. Ich schaute neugierig auf meinen Löffel und sah gelbe Creme. Das war definitiv keine Schokolade. Ich schob den Löffel in meinen Mund. Äh...das war Vanille. Gut, die war jetzt nicht so ekelig wie das Ungeziefer, aber auch nicht gerade meine Leibspeise. Ich schaute zu Dani, der seine Schale schon leer geschaufelt hatte und zu meiner starrte "Na, willst du die auch noch?" Ich schob sie zu ihm, nachdem meine Frage mit einem wilden Nicken quitiert worden war. Man, war ich heute selbstlos, dachte ich spöttisch. "So, wir werden dann mal auch.", mahnte ich zum Aufbruch, nachdem wir den Abwasch gemacht hatten, während die Kinder noch ein wenig in Carmens Zimmer gespielt hatten. Eigentlich hätte ich mich zwar noch ganz gerne weiter mit Andi unterhalten, denn das war wirklich lustig und interessant zugleich. Da kam wirklich keine Langeweile auf, aber mein Blick zur Uhr hatte mir gesagt, dass es so langsam für Dani Bettzeit war. Und dann wollte ich ja auch doch noch einmal mit Marvin über sein Konzept sprechen. Es war also höchste Zeit für uns. "Sollen wir euch noch bringen?" Ich schüttelte den Kopf, auch wenn das eigentlich ganz nett wäre. So ein kleiner gemeinsamer Spaziergang zusammen, während die Sonne so langsam unterging. Manno, was hatte ich den schon wieder für romantische Gedanken? Vielleicht auch noch einen Abschiedskuss, oder was? Ja, warum eigentlich nicht? Bestimmt küsste Andi total sanft......so wie Marvin. Manno, ich sollte eigentlich nicht wissen, wie mein bester Freund küsste. Trotzdem wanderten meine Gedanken sofort wieder an den Strand von Ibiza. "Mama, können wir nicht noch bleiben?" Dani sah mich vom Türpfosten des Kinderzimmers aus bettelnd an. "Pass mal auf Großer, es ist wirklich schon Bettzeit. Und du willst doch morgen Carmen wieder im Kindergarten sehen, oder?" Andi hatte sich vor meinen Sohn gekniet und schaute ihn auf gleicher Augenhöhe an. Man konnte sehen, wie Dani kurz überlegte und dann zu seinen Schuhen rannte "Los, Mama. Ab nach Hause. Ich muss ins Bett. Morgen ist Kindergarten." Dankbar lächelte ich Andi an. Auf eine längere Diskussion mit meinem Sohn hätte ich wirklich keine Lust gehabt. An der Tür zog mich Andi kurz in seine Arme und drückte mir einen Kuss auf die Wange. "Das wiederholen wir ganz bald mal wieder.", zwinkerte er mir zu als mich Dani auch schon an meiner Hand zog "Los Mama, ich will morgen in den Kindergarten." Und dann fiel auch schon die Haustür hinter uns ins Schloss. Ich rieb mir über meine Wange, die immer noch kribbelte. Ich hatte wirklich einen Abschiedskuss bekommen und wir würden das wiederholen. Mein Herz machte einen kleinen Hüpfer und ich war zufrieden, dass wir noch einen kurzen Fussweg nach Hause hatten, so konnte ich wenigsten diesen sehr schönen Gedanken noch etwas nachhängen, während mich die letzten Sonnenstrahlen von ausen wärmten so wie die Gedanken an dieses unheimlich süße und mehr versprechende Zwinkern von innen. "Da seid ihr ja wieder.", begrüßte uns Marvin als wir ins Haus kamen. Irgendwie duftete es hier total verführerisch......das duftete nach Lasagne. "Mausi, gehe du mal in die Küche, da wartet eine kleine Überraschung auf dich. Ich bringe erst einmal Dani ins Bett." Ich schaute mit aufgerissenen Augen zu Marvin, der mir zuzwinkerte. Und dann lief ich auch schon zügig in die Küche, wo wirklich eine dampfende Schale mit Lasagne auf mich wartete. Mein Magen fing sofort an freudig Sprünge zu machen. Und als dann der erste Happen davon in meinem Mund war, durchströmte mich ein unglaubliches Glücksgefühl. Es ging doch nichts über Lasagne, dachte ich in bester Garfield-Manier. Obwohl, das stimmte nicht ganz. Mousse-au-chocolat toppte das schon noch. Egal, ich löffelte total zufrieden meine Schale leer und stellte sie in den Geschirrspüler, ehe ich mich auf den Weg ins Wohnzimmer machte. Jetzt würde ich mir erst einmal Marvins Konzept anschauen. Gemütlich fletzte ich mich auf die Couch und wartete auf meinen besten Freund. "Mausi, du hast noch etwas übersehen." Marvin reichte mir eine Schale und setzte sich neben mich. "Mousse-au-chocolat", war alles, was ich von mir gab, ehe ich auch schon den ersten Löffel in meinem Mund zelebrierte. Mmmh, war das lecker. Wie immer war die Schale viel zu schnell leer. Rundum satt und zufrieden stellte ich sie auf den Tisch vor mir und lehnte mich wieder zurück. "Wieso hast du das gemacht? Du wusstest doch, dass wir bei Andi kochen?" Marvin fing an zu schmunzeln "Na, nachdem er mir erzählt hat, was ihr kocht, wusste ich, dass du garantiert wieder hungrig nach Hause kommst und dir dazu auch noch eine kleine Belohnung verdient hast." Ich musste lachen, ja er kannte mich wirklich zu gut. "Du bist mein Held." Dankbar drückte ich ihm einen Kuss auf die Wange "So und jetzt zeige mir dein Konzept." Alles was ich erntete war ein Kopfschütteln "Habe ich schon mit Lisa geklärt." Okay, dann war meine Meinung wohl nicht mehr gefragt. Das war doch, dass was ich vorhin von ihm erwartet hatte. Und wieso fühlte ich mich gerade so überflüssig, dachte ich grummelig? "Lasse uns lieber zusammen noch einen schönen Film gucken." Wo kam denn auf einmal die Flasche Wein und die Gläser her? Ich schaute auf den Fernseher, wo Marvin gerade meinen Lieblingsfilm aussuchte. War ich eben noch grummelig? Warum? Ich griff nach dem Weinglas, das Marvin mir reichte. Wo kam denn auf einmal sein Arm um meine Schulter her? Egal. Ich nippte an meinem Wein und schaute zum Fernseher. Ja, so musste ein Abend sein. "Danke, Tiger.", schnell drückte ich ihm einen Kuss auf die Wange. Und dann.... dann legte ich meinen Kopf an seine Schulter. Das war einfach zu Hause.
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Ein Schuss und Treffer im Freundschaftsspiel ✔Teil 6
RomantikJasmin ist seit über 15 Jahren eigentlich glücklich verheiratet. Aber eben nur eigentlich. Und auch mit den drei Kindern läuft nicht alles wie es sollte. Dazu kommt noch jede Menge Arbeit in ihrer Agentur. Trotzdem ist ja doch alles ziemlich bequem...