Marvin schob mir den Stuhl in der Strandbar zurecht. Also manchmal mutierte er wirklich zum Gentleman. Obwohl, was hieß hier manchmal? Immer wäre zutreffender. Heute früh hatte ich mich auch nur an den Frühstückstisch setzen und kauen müssen. Alles war verzehrbereit vorbereitet gewesen. Sogar der Apfel war in kleine mundgerechte Spalten geschnitten. So ein bisschen wie bei einem Kleinkind, dachte ich. "Schiebe mal noch zwei Tisch mit ran, Platte." Wo kam denn auf einmal Marco her? Ich drehte mich um und sah ihn zusammen mit Leon antraben. Hinter ihnen tauchten auch Lisa und Franzi mit der kleinen Mariska auf. "Ihr wolltet es euch hier wohl in trauter Zweisamkeit gemütlich machen.", grinste Lisa und wackelte mit ihren Augenbrauen. Irgendwie war sie von dem Thema nicht mehr abzubringen. "Und hat wie immer nicht geklappt,", brummte Marvin kaum verständlich neben mir. Ja, ihr Spruch forderte zu so etwas heraus, auch wenn man es gar nicht so meinte. "Wir sind aber eins, zwei, drei.", zählte Dani ganz stolz und zeigte auf Marvin, mich und sich. Seit er im Kindergarten war, hatte er schon eine ganze Menge dazugelernt und wollte es auch jedem zeigen. "Mensch, dich habe ich ja ganz übersehen.", entschuldigte sich Lisa und setzte sich an einen der Tische, die herangeschoben worden waren. Die anderen folgten ihrem Beispiel. "Wir sind aber hier, weil Mama mit mir tauchen geübt hat und ich jetzt einen Pfannkuchen bekomme." Plötzlich waren alle Blicke auf mir. "Sollte er nicht erst schwimmen lernen?" Franzi äußerte als erste den Gedanken, den scheinbar alle hatten. "Das macht Papa morgen mit mir." Dani strahlte Marvin an "Und tauchen mag ich auch nicht mehr. Das ist nämlich total ekelig. Das Wasser schmeckt total bäääähhh." Der Zwerg schüttelte sich und verzog sein Gesicht angewidert. Ehe ich dazu kam, erklärte Marvin schon für mich sehr schmeichelhaft, was passiert war. Irgendwie war ich ihm dankbar, dass er mich nicht als unfähige Mutter dargestellt hatte, obwohl das ja der Wahrheit entsprochen hätte. Er zwinkerte mir aufmunternd zu als könnte er meine Gedanken lesen. "Lisa hat damals Lucy auch fast in der Adria ertränkt.", lachte Leon los "Krapfen, halt die Klappe.", grummelte seine Frau. "Na, stimmt doch. Die Kleine ist dir durch den Schwimmreifen durchgeflutscht." Ich konnte sehen, dass das Lisa genauso unangenehm war wie mir. Wir Mütter waren da, um unsere Kinder zu beschützen und nicht ihnen zu schaden. "Also, wenn Lucy heute manchmal nur am Zicken ist und ihre große Klappe hat, dann wünschte ich mir manchmal den Ring zurück. Ich schwöre euch, ich würde eine Weile warten bis ich sie raus angeln würde. Dann müsste sie wenigstens mal etwas länger Luft holen." "Leon.", warnte ihn Lisa. "Na, ist doch wahr. Heute morgen habe ich mir sagen lassen müssen, dass mich das überhaupt nichts angeht wie es in ihrem Zimmer aussieht. Bei der Wüste aus getragenen Klamotten und leeren Futterbehältern, frage ich mich halt, wann das alles anfängt sich zu bewegen." Leon schüttelte seinen Lockenkopf und verzog sein Gesicht. "Tessa ist genauso eine Schlampe.", stieg Marco sofort mit ein und kassierte auch einen warnenden Blick von Franzi, der ihn aber scheinbar nicht bremsen konnte "Bevor wir gefahren sind, hat sie mich echt in ihr Zimmer gerufen, weil ihr Schreibtischstuhl im Eimer war. Papa der rollt nicht mehr.", äffte er seine Tochter nach. "Ich habe da ihren Slip rausgezogen, den sie zwischen den Rollen eingearbeitet hatte." Ich musste lachen, während er total empört schaute. "Was darf ich bringen?" Die Bedienung war wohl durch unser Gelächter auf unseren Tisch aufmerksam geworden. "Ich mag ein Pfannkuchen.", strahlte Dani sie sofort an. "Ähm, Pancakes?" Sie schaute uns fragend an. Ich schüttelte den Kopf und kramte meine Spanischkenntnisse zusammen "Dos Rosquilla y un jugo de naranja y dos café con leche.", bestellte ich. So wie ich meinen Sohn fast ertränkt hätte, hatte er sich durchaus zwei verdient und Marvin und ich den Kaffee. "Rosquilla sind doch aber Berliner." Leon schaute mich verwundert an "Und der Zwerg wollte Pfannkuchen." "Mensch Alter, hast du denn gar keine Ahnung? Pfannkuchen sind Eierkuchen und Berliner sind Pfannkuchen." Marco schaute seinen Kumpel kopfschüttelnd an. "Nun gib hier mal nicht so an, Schnutzelchen. Das hat bei dir auch gedauert bis du das endlich kapiert hast." Franzi grinste ihren Mann an. "Das sagen die halt so in Berlin.", zuckte er mit den Schultern. Leon nickte nachdenklich. "Also so wie die Ösis Frankfurter zu den Wiener Würstchen sagen, weil sie nicht ihre Landsleute futtern wollen." "Ist doch auch bescheuert, die Dinger heißen Krapfen und nicht Berliner oder Pfannkuchen.", mischte sich Lisa ein. "Pfannkuchen sind nun mal Pancakes oder Crêpes." "Nix da, das sind Eierkuchen, schließlich werden die aus einem Eiertag gemacht.", fuhr Franzi dazwischen. "In einem Marmorkuchen sind auch Eier.", konterte Lisa. "Man, ist doch jetzt egal, wie der Mist heißt. Hauptsache der Zwerg bekommt was er möchte.", beendete Marco die Diskussion und wandte sich an seine Frau "Magst du ein belegtes Brötchen? Die sehen da in der Vitrine ganz lecker aus." "Das heißt Schrippe. Und ja Schnutzelchen, ich mag eine Schrippe." Ehe Marco etwas antworten konnte, mischte sich schon wieder Lisa ein "Ihr Saupreißn werdet das nie lernen. Das heißt Semmel." Franzi kniff die Augen zusammen "Pass mal auf du Bazi. Wir sind hier mehr Preußen am Tisch. Also sei mal ganz still. Das heißt Schrippe, nicht wahr, Marvin und Jasi." Sie schaute uns auffordernd an "Aber sowat von.", stimmte ich sofort zu. "Also eigentlich heißen die Weckle.", meldete sich mein bester Freund neben mir. "Nicht auch noch ein Schwabe.", setzte das kollektive Stöhnen ein. Das hatte ich auch völlig vergessen, so lange wie er schon in Berlin gewohnt hatte. "Na dann bestell ich mir lieber een Käffken.", grinste Marco in die Runde. "Dat sach ich dich.", lachte auch Leon.
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Ein Schuss und Treffer im Freundschaftsspiel ✔Teil 6
RomanceJasmin ist seit über 15 Jahren eigentlich glücklich verheiratet. Aber eben nur eigentlich. Und auch mit den drei Kindern läuft nicht alles wie es sollte. Dazu kommt noch jede Menge Arbeit in ihrer Agentur. Trotzdem ist ja doch alles ziemlich bequem...