Kapitel 122

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"Wir freuen uns, dass du geboren bist und hast Geburtstag heut", klang es mehrstimmig durch unser Esszimmer als Dani in den Raum kam. Seine Schokokugelaugen strahlten mit den Kerzen auf dem Geburtstagstisch um die Wette. Ich lief zu ihm und beugte mich zu ihm herunter, um ihn ganz fest in meine Arme zu nehmen und zu knuddeln. "Mama, ich habe dich ja auch lieb. Aber darf ich jetzt meine Geschenke schauen?" Ich ließ ihn los und er startete durch, wurde aber sofort wieder gestoppt "Ich will meinen Lieblingsenkelsohn aber auch drücken und herzen." Karin zog den Zwerg auch in ihre Arme. Sie und Martin waren gestern Abend extra aus der Schweiz angereist, um Danis Geburtstag mitzufeiern. Das freut mich sehr, dass wenigstens seine Großeltern den Kontakt  zu ihren Enkeln aufrecht erhielten, wenn sich der Vater schon nicht dafür interessierte. Von Roman war jedenfalls kein Paket oder wenigstens eine Karte gekommen. Ich bezweifelte auch, dass er sich die Mühe machte noch bei seinem Sohn anzurufen, um ihm zu seinem fünften Geburtstag zu garatulieren. "Dit is so typisch für die Weiber, dit die uns Kerle immer von die wirklich wichtigen Sachen abhalten müssen.", lachte mein Vater und klopfte seinem Enkel kumpelhaft auf die Schulter, als er gerade auf dem Weg zum Geschenketisch an ihm vorbeiflutschte. "Stop, stop, Kamerad. Hier ist noch eine Oma, die dich abschmatzen will." Auch meine Mama zog Dani in ihre Arme und drückte ihm einen Kuss auf seine vor Aufregung roten Wangen. "Mensch Dani, jetzt lass doch den armen Kerl endlich zu seine Jeschenke." "Chris, lass doch einer alten Frau auch mal die Freude so einen jungen Kerl abzuknutschen. Wer weiß wie oft ich noch die Möglichkeit habe.", grinste meine Mutter nur, ließ Dani dann aber doch weiterziehen. "Ach Daniela, du bist doch noch eine junge Geiß, was sollen denn Karin und ich da sagen?" Martin lächelte meine Mutter charmant an. Ja, den Charme hatten seine beiden Söhne von ihm geerbt. Leider gingen sie nur nicht so verantwortungsvoll damit um. "Menschenskinder, ihr seid doch och nur vier Jahre älter als wir. Deswegen hüppt ihr ja nu och nich gleich inne Kiste. Und Karin is ja och noch een knackiger Käfer." Karin fing an zu lachen "Jaja, Chris. Bei mir knacken die Knochen ständig und manchmal liege ich wie ein Käfer auf dem Rücken und komme nicht mehr hoch." Ich schaute erschrocken zu meiner Schwiegermutter. Noch nie war mir aufgefallen, dass sie irgendwelche körperlichen Probleme hatte. Sie schien mir immer fit wie ein Turnschuh. "Sie fischt nur nach Komplimenten, glaube ihr kein Wort." Martin hatte meinen Blick wohl gesehen. Erleichtert atmete ich auf. Schließlich war sie für mich die Schlüsselperson damit es Delphie gut ging. "Mama, darf ich jetzt endlich die Kerzen auspusten?" Dani schaute mich flehend an und zappelte dabei wir ein kleiner Hampelmann. Ich nickte und schon zog er die Luft ein und machte dicke Backen. Im nächsten Moment stiegen nur noch kleine Rauchwölkchen von den Kerzen auf, die in einem uralten Holzring standen, den ich schon als kleines Kind zum Geburtstag immer auf meinem Geburtstagstisch stehen gehabt hatte. "Hast du dir auch etwas gewünscht?" Karin wuschelte ihrem Enkel durch seine dunklen kurzen Haare. "Ja, habe ich." Dani nickte wild mit seinem Kopf. "Ich habe mir...." "Stop, stop. Du darfst doch nicht erzählen was, sonst geht es nicht in Erfüllung." Leo hielt ihrem Bruder den kleinen Mund mit der Hand zu. Schnell versuchte er die Hand abzuschütteln. "Dann wissen doch Papa und Mama aber nicht, dass ich mir einen kleinen Bruder oder eine kleine Schwester wünsche, damit ich nicht mehr der Kleinste bin." Schockiert schaute ich zu meinem Sohn und dann in die anderen Gesichter der Erwachsenen, die alle schmunzelten. Das war überhaupt nicht witzig, das war peinlich. Selbst Leo schmunzelte, genau wie Max. Mein Blick fiel zu Marvin, dessen Gesichtsausdruck ich nicht deuten konnte. "Na denn man an die Arbeit, Junge. Du hast jehört, wat mein Enkel sich wünscht. Und ick und Dani hätten och nüscht dajegen noch mal so een Würmekin im Arm zu halten." Mein Papa klopfte Marvin auf die Schulter und ich wünschte mir ein Loch, in dem ich verschwinden konnte. Marvin schaute zu mir und als sich unsere Blicke trafen, begann mein Magen zu flattern. Ob er sich wohl dazu äußerte? Obwohl, das war ja überhaupt Blödsinn. Wir waren so oder so zu alt dafür. Das musste ich Dani auch bei Gelegenheit einmal ganz in Ruhe erklären, aber sicher nicht jetzt. "Tja, Chris, da hast du aber Pech, dass Dani den Wunsch laut ausgesprochen hat. Du hast doch Leo gehört, dann geht er nicht in Erfüllung." Ich musste schlucken. Auch wenn ich nicht im geringsten daran dachte noch ein Kind zu bekommen, war diese Aussage ein Indiz mehr, dass Marvin kein in die Richtung geartetes Interesse an mir hatte. "Na, los mein Schatz, dann packe mal deine Geschenke aus.", versuchte ich also meine Enttäuschung zu überspielen. Dani griff sofort nach dem ersten Päckchen und zerfetzte ganz aufgeregt das Papier."Uih, das sind ja Töppen.", strahlte er und hielt die Fussballschuhe hoch, damit sie auch jeder sehen konnte. "Ja, und gucke mal, was da steht." Karin zeigte mit ihrem Finger auf die Seite. "Da ist ja mein Name eingestickt." Dani strahlte noch mehr und fiel seiner Oma um den Hals "Danke, Oma. Du musst aber auch mit zum Training kommen, wenn ich die anziehe." Karin nickte lächelnd "Na, klar. Das mache ich. Wir sind ja noch die ganze nächste Woche da." Ich freute mich wirklich, dass meine Schwiegereltern uns etwas länger besuchten. Karin hatte mir erzählt, dass Delphie in der Zeit mit ihrer Klasse auf Klassenfahrt war. Das beruhigte mich dann doch. Irgendwann in der Woche musste ich auch noch einmal ausführlich mit ihr Pläne schmieden, wie wir das zu Weihnachten hinbekamen, dass ich Delphie treffen konnte. Dani drückte mir das nächste Geschenkpapierknäuel in die Hand und jubelte wieder los "Das sind ja Schienbeinschoner." "Ja, die sind von uns.", grinste Leo und deutete auf Max und sich "Die brauchst du unbedingt." Wieder nickte Dani begeistert und zerfetzte das nächste Geschenkpapier. "Uih, ein Delphinbuch." Sofort begann er begeistert zu blättern. Schnell schaute er enttäuscht. "Da sind ja gar keine Bilder drin." "Der träumende Delphin.", las ich ihm  vor. "Ich habe das gekauft." Ella schaute verlegen "Ich dachte, ich kann es dir doch immer vorlesen. Der Delphin heißt nämlich Daniel Alexander Delfin. Schau mal." Ella zeigte mit dem Finger auf den Buchrücken. Sofort fing der Kleine an zu strahelen. Ja klar, seinen Namen konnte er ja schon lesen. "Dann heißt der ja genauso wie ich. Können wir das gleich lesen?" Jetzt strahlte nicht nur Dani, sondern auch Ella. Da hatte sie wohl mit ihrem Geschenk einen Volltreffer gelandet. "Erst musst du noch die restlichen Geschenke auspacken, mein Junge. So ein Geburtstag ist ja auch ein bisschen anstrengend." Martin klopfte ihm ermunternd auf die Schulter. Dani pustete "Das stimmt, Opa." Grinsend griff er nach dem nächsten Geschenk. Da hatte er heute Nachmittag, wenn der restliche Besuch kam, mit Sicherheit noch ordentlich zu tun.

Ein Schuss und Treffer im Freundschaftsspiel ✔Teil 6Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt