Im Wohnzimmer waren alle Gäste versammelt und Dani war schon wieder beim Geschenke auspacken. "Du sage mal, Karin. Das Geschenk war doch aber nicht wirklich von Roman, oder?" Ich schaute zu meiner Schwiegermuttter, die neben mir stand und anstatt mich anzuschauen weiter zu Dani starrte. Okay, eigentlich brauchte sie nicht mehr zu antworten. Ich hatte mir doch gleich gedacht, dass der Malblock mit dem riesigen Stiftkasten nicht von ihm war. "Ich wollte doch nur, dass der Kleine nicht denkt, sein Papa hat kein Interesse an ihm und hat ihn vergessen.", kam dann doch noch eine schuldbewusste Antwort. Irgendwie konnte ich sie ja verstehen. Klar, versuchte sie ihren Sohn in einem bessseren Licht dastehen zu lassen. Das würde ich ja auch jederzeit machen. Genaugenommen hatte ich das ja gerade erst bei Leo in Münster auch gemacht. Mütter machten so etwas einfach. Umso mehr tat es mir für sie leid, dass Dani so schroff auf das Geschenk reagiert hatte. Nachdem er gehört hatte, dass es von Roman war, hat er es einfach im Papierkorb mit den Worten ' ich will nichts vom bösen Mann' versenkt. Aus einem Impuls heraus legte ich meinen Arm um ihre Schulter und drückte ihr einen Kuss auf die Wange "Du bist die beste Oma und Schwiegermutter, die man sich wünschen kann." Erleichtert schaute sie mich an "Ich dachte schon, du bist jetzt sauer auf mich. Martin hat mich gleich gewarnt, das sein zu lassen. Aber..." Sie zuckte mit den Schultern. "Ich kann dich verstehen. Roman ist dein Sohn. Ich hätte es wahrscheinlich bei Dani und Leo genauso gemacht. Alles gut." "Oy eine Delphin DVD.", jubelte Dani und zog unsere Aufmerksamkeit wieder auf sich "Ja, der Film geht um einen Delphin, der auch Daniel heißt.", grinste Carmen neben ihm. "Da habe ich das Buch von Ella zu bekommen." Er griff das Buch vom Geschenketisch und zeigte es stolz seiner Freundin."Äh, da sind ja gar keine Bilder drin." Carmen schaute Ella angewidert an. "Da ist der Film aber besser. Den kannst du wenigstens gucken." Oh oh, gar nicht gut. Gar überhaupt nicht gut. "Schnecke, man kritisiert keine anderen Geschenke.", griff Andi auch schon ein. "Stimmt doch aber. Meins ist viel besser. Mit dem kann er doch gar nichts anfangen. Er kann ja noch nicht lesen.", beharrte die kleine Blondine und streckte trotzig ihr Kinn vor. Ich schaute zu Ella, die sie sauer musterte "Genau, noch nicht.", kam es auf einmal entschlossen von ihr "Aber ich kann schon lesen und ich kann ihm das immer vorlesen, wenn er möchte." Ich musste schmunzeln. "Der Junge wird mal ein richtiger Schwerenöter, so wie die Mädels sich schon um ihn streiten.", lachte auch mein Schwiegervater neben mir "Halt ein echter Bürki.", setzte er noch mit Stolz nach. Schade, dass sein Sohn das Offensichtliche so anzweifelte. Dani war glücklicherweise schon mit den nächsten Geschenken beschäftigt und bekam gar nicht mehr mit, dass die Mädels sich immer noch mit vor der Brust verschränkten Armen gegenüberstanden. "Wow, ein Ball. Also so ein richtiger Ball.", jubelte er auf einmal los "Danke Marco." Dani sprang ihm glücklich um den Hals "Den brauchst du doch, so gut wie du spielst." Ja, das Fussballfieber hatte Dani nun doch noch so richtig gepackt. Scheinbar ließen sich seine Gene genauso wenig wie Leos verleugnen. "Können wir da gleich noch mit spielen, Mama?" Bei dem Bettelblick konnte ich ja schwer nein sagen. "Papa hat mir nämlich einen richtigen Fussballplatz im Garten eingerichtet.", erklärte er sofort allen Anwesenden stolz. Eigentlich hatte ich ja einige typische Kindergeburtstagsspiele vorbereitet, aber wenn ich das mehrstimmige "Auja.", richtig deutete, waren die gerade nicht so gefragt. "Okay, aber erst gibt es noch den Kuchen." "Kuchen?" Lisa und Franzi kamen sofort angestürmt. "Sollen wir dir irgendwie dabei helfen?" War klar, dass die beiden Fressraupen sofort zur Stelle waren. "Nicht nötig, ich habe eigentlich alles schon im Esszimmer aufgebaut." Man, war ich gespannt, was Dani zu seiner Delphintorte sagte. Die war mir richtig gut gelungen. Ich hatte es wirklich geschafft aus dem Kuchenteig einen Delphin auszuschneiden und mit dem blauen Fondantüberzug war er perfekt geworden. Auch die Cupcakes hatte ich alle mit kleinen Delphinen auf dem Topping verziert. Ich lief vor ins Esszimmer. Wieso war da überhaupt die Tür offen? Hatte ich die nicht extra zugemacht? Beim Eintreten traf mich fast der Schlag. Das konnte doch wohl nicht wahr sein "Wer hat die Katzen hier reingelassen?" War meine Stimme gerade wirklich so schrill? "Ich.", hörte ich ganz leise Mikas Stimme. "Funny hat an der Tür gekratzt und ich wollte nicht, dass sie sie kaputt macht." Okay, das war ein Argument. Trotzdem musste ich einmal tief durchatmen, um nicht zu platzen. "Mama, eine Delphintorte mit Katzentapsen.", freute sich das Geburtstagskind begeistert. Ja, diese kleinen Mistbiester waren über meine wunderschöne Torte getapst und hatten ihre Abdrücke hinterlassen. Dani beugte sich strahlend zu den Katzen auf dem Buffet "Schmecken euch die Muffins?" Er streichelte jede Katze einmal kurz, die sich aber nicht davon stören ließen und weiter die Creme von den Cupcakes schleckten. "Das nächste Mal müsst ihr aber warten, bis das Buffet eröffnet ist. Einfach schon anfangen gehört sich nicht.", belehrte er die kleinen Raubtiere. Wider Willen musste ich lachen. "Was machen wir denn jetzt? Den Kuchen können wir vergessen." Ich schaute mich um. Glücklicherweise hatten die Gäste das Malheur noch nicht mitbekommen. "Wir holen einfach schnell neuen, Mausi." Wie stellte Marvin sich das denn vor? "Wo willst du denn jetzt um die Zeit auf einem Samstag noch Kuchen herbekommen? Die Konditoreien haben doch alle schon geschlossen." Ein Schluchzer entfloh mir. Wieso lief bei den Geburtstagen meiner Kinder eigentlich immer alles schief. Ich musste an Leos letzten Geburtstag denken, an dem das ganze Drama mit Roman begonnen hatte. Warum war ich so eine unfähige Mutter, die es nicht einmal schaffte einen Kindergeburtstag, ohne Probleme zu organisieren? "So etwas kann doch mal passieren, Mausi. Das ist doch nicht deine Schuld." Marvin fuhr mir beruhigend mit seiner Hand über den Rücken. Er spürte wohl meine Verzweifelung. "Rufe du im MC Café an, sie sollen alles was sie haben zusammen packen.", wies er Andi an, der sofort sein Handy zückte und zu telefonieren begann. Das war wirklich die Idee. "Geht klar, Bro." Andi steckte sein Handy wieder in die Tasche "Wir beeilen uns, Sweets." Auch er strich mir beruhigend über den Rücken. "Mausi, keine Angst wir sind schnell wieder zurück, bevor das überhaupt jemand bemerkt." Ich bekam noch einen Kuss ins Haar gehaucht und dann war ich auch schon alleine im Zimmer. Ich musste hier ganz schnell das Chaos beseitigen. Aus der Ecke hörte ich ein klagendes Mauzen. Das war Duchesse. Wie immer saß sie nicht bei ihren Geschwistern. Sie war auch die einzige, die keine Creme an ihrer kleinen Nase hatte, als ich sie aus dem Zimmer beförderte. "Wat is dit denn für eene Schweinerei." Mein Papa stand kopfschüttelnd im Zimmer als ich zurückkam. "Keen Wunder bei eurem Zoo. Lass uns dit mal schnell wieder in Ordnung bringen. Die andern sind alle drüben und machen Topfschlagen. Mama hat dit in die Hand jenommen." Erleichtert atmete ich auf. Vielleicht war der Geburtstag ja doch noch zu retten.
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Ein Schuss und Treffer im Freundschaftsspiel ✔Teil 6
RomanceJasmin ist seit über 15 Jahren eigentlich glücklich verheiratet. Aber eben nur eigentlich. Und auch mit den drei Kindern läuft nicht alles wie es sollte. Dazu kommt noch jede Menge Arbeit in ihrer Agentur. Trotzdem ist ja doch alles ziemlich bequem...