Kapitel 105

722 76 18
                                    


Stöhnend schlug ich meine Augen auf und starrte an die Decke. Man, brummte mein Schädel. Ich versuchte mich aufzurichten, ließ es aber gleich wieder bleiben und plumpste zurück in mein Kissen. Es konnte doch nicht sein, dass mir von dem bisschen Segeln sämtliche Knochen und Muskeln weh taten. Klar, war Segeln mehr als nur im Boot sitzen und vor sich hinschaukeln. Da musste man sich schon ganz gut bewegen, aber so unsportlich war ich ja nun auch nicht. Ich musste wieder an gestern denken. Wir hatten echt Glück gehabt, dass Marvin mit den Kindern vorbeigekommen war und gesehen hatte, dass wir gekentert waren. Sonst hätten wir da noch ewig im Wasser gehangen. Franzi und ich mussten uns erst einmal noch mehr mit unserem neuen Segelrevier auseinandersetzen. Am Wannsee wäre uns der Mist garantiert nicht passiert. Naja, zumindest nicht so. Und wir brauchten dringend neues Segelequipment. In richtigen Segelklamotten hätte ich niemals so gefroren. Man war ich ein Eisklotz als wir im Verein angekommen waren. Mein Körper begann sofort wieder zu zittern. Ich musste wieder an Marvin und sein besorgtes Gesicht denken. Zu Hause hatte er mir erst einmal eine Badewanne mit richtig schönem heißen Wasser eingelassen und ich hatte darin gelegen bis ich total aufgequollen war, während ich den heißen Tee getrunken hatte, den er mir aufgebrüht hatte. Alleine bei dem Gedanken an das warme Wasser und den Tee begann ich sofort zu schwitzen und meine Augen fielen mir vor Müdigkeit wieder zu und ich driftete ab ins La-La-Schlummerland. "Mausi, willst du denn heute gar nicht aufstehen?" Ich spürte ein sanftes Rütteln an meinem Arm. Nö, wollte ich nicht. Ich war total müde und warum störte er mich überhaupt mitten in der Nacht. "Nö.", gab ich also lautstark von mir. Wo kam denn der krächzende Papagei her, der mich immitierte? Und wieso tat mein Hals weh als bestünde er aus rohem Fleisch? Ja, das tat gut. Diese eiskalte Hand auf meiner Stirn war richtig angenehm. Ich drückte mich dagegen. Bestimmt half das auch gegen meinen Brummschädel. Mühevoll öffnete ich meine Augenlider und starrte in Marvins besorgtes Gesicht. "Mausi, du hast Fieber. Du bleibst hier schön im Bett liegen und ich hole erst einmal ein Fieberthermometer. Mal schauen, ob wir zum Arzt müssen." Im Bett bleiben war überhaupt kein Problem. Arzt konnte er vergessen. Grummelnd drehte ich mich auf die Seite und zog mir meine Decke wieder bis zum Hals. Alleine schon der Gedanke, dass ich wieder aus meiner warmen Heia-Butzehöhle musste, ließ meine Zähne klappern und verwandelte mich in einen Gefrierschrank. Meine Augen waren wieder festgeschlossen. Man, war ich k.o. Ich spürte irgendetwas, was auf meine Stirn gedrückt wurde. Egal, was das war, ich war zu müde um meine Augen zu öffnen. "39,8. ", hörte ich Marvin brummen. Was wollte der denn schon wieder hier? Der sollte mich doch einfach schlafen lassen. Scheinbar hatte er das wohl auch so gesehen, denn es war ganz still mit einem Mal. Zufrieden kuschelte ich mich in mein Kopfkissen und dämmerte wieder dahin. "Mama, Mama.", hörte ich Danis piepsige Stimme durch die Zuckerwattewolken in meinem Kopf dringen. Angestrengt versuchte ich wieder meine Augenlider dazu zu bewegen sich etwas anzuheben. "Psst, Mama ist krank, Mama muss sich gesund schlafen.", hörte ich ganz leise Leos Stimme "Komm wir gehen eine Runde mit den Hunden spazieren." Gute Idee. Und ich schlief weiter, noch viel bessere Idee. Als ich das leise Knacken der Tür hörte, die geschlossen wurde, war das das Startzeichen für meinen Körper wieder in den Schlafmodus zu wechseln.  Wieder spürte ich etwas an meiner Stirn. Manno, mussten die mich denn alle zwei Minuten nerven? Ich wollte doch nichts weiter als schlafen. "40,2", hörte ich Marvin wieder brummen. Man, hatte der denn keine anderen Hobbys? Ich ignorierte einfach alles und versuchte weiterzuschlafen, als ich von etwas eisekaltem an meinen Waden geweckt wurde. Erschrocken riss ich meine Augen auf. Autsch, keine gute Idee. Ich strampelte stattdessen mit meinen Beinen. "Mausi, halte still. Du hast Fieber. Ich mache jetzt kalte Wadenwickel oder willst du lieber ein Zäpfchen?" Hatte er Zäpfchen gesagt? Ich hasste die Dinger seit meine Tante mir als Kind so eins reingedrückt hatte und mein ganzer Popo gebrannt hatte. Auf keinen Fall Zäpfchen. Also hielt ich meine Beine artig still. Der kalte Lappen auf meiner Stirn war richtig angenehm. "Du musst unbedingt etwas trinken." Marvin hielt mir einen Becher an die Lippen. Ja, Durst hatte ich wirklich. Ich begann also gierig zu schlucken. Das war so schön kühl. Trotzdem fühlte sich mein Hals wie ein rohes Stück Fleisch an. Boah, tat das weh.  Wieso gab der mir überhaupt Wasser zu trinken? Er wusste doch, dass ich das nicht mochte. Da trieben es doch die Fische drin. Ich wollte was mit Geschmack. "Mag Saft oder Limo.", krächzte ich also. War das echt meine Stimme? Wow, hörte die sich sexy an. Da könnte ich ja sofort bei einer dieser Hotlines anfangen 0190-666. Ein Grinsen versuchte sich in mein Gesicht zu schleichen. Ganz blöde Idee. Sofort taten mir sämtliche Muskeln im Kieferbereich weh. "Mausi, das ist kalter Früchtetee." Genau, und wieso schmeckte der dann nach Wasser? Also nach nichts? Hatte er vergessen den Teebeutel reinzuhängen? "Limo.", krächzte ich kurzangebunden wieder. "Okay. Kleinen Moment." Kein Ding. Ich hatte sowieso gerade nichts besseres vor, als hier zu liegen und mich nicht zu bewegen. "Hier Mausi, Deine Orangenlimo." Gierig nahm ich einen Schluck aus dem Becher. Wollte der mich verarschen? Nur weil ich Fieber hatte, war ich doch nicht geschmacks- und hirntot. Das war doch wieder nur Wasser. "Limo.", krächzte ich ungehalten. Das war wirklich ein fieser Moment, um sich mit mir einen Scherz zu erlauben. "Mausi, das ist Orangenlimo." Ich schaute genauer in den Becher. Das war wirklich orangene Flüssigkeit. Aber das bedeutete ja....nö, ich hatte echt meinen Geschmack verloren. Na super. Genervt schloss ich wieder meine Augen und atmete einmal tief durch. Naja gut, ich versuchte es, denn meine Nase machte auch Spirenzchen. Maaaaan, das war doch Mist. Ich wollte nicht krank sein. Ich hatte keine Zeit dafür. Ich musste mich um so viel kümmern. Schon der Gedanke ließ mich wieder erschöpft in mein Kissen zurücksinken. "Magst du etwas essen, Mausi?" "Schlafen.", war alles, was ich zusammenbrachte und was ich wollte. "Dann schlafe jetzt und werde schnell wieder gesund, Mausi." Ich spürte wie die Decke wieder ordentlich über mich gezogen wurde. "Kann ich zu Mama?", hörte ich aus weiter Entfernung die Stimme von meinem kleinen Schatz. "Nein, Mama schläft wieder, damit sie schnell wieder gesund wird.", hörte ich Marvin und dann spürte ich eine Hand, die sanft über meinen Kopf strich und Lippen, die sich auf meine Wange drückten. "Ich liebe dich, Mausi." Mannomann jetzt fantasierte ich schon im Fieber.

Ein Schuss und Treffer im Freundschaftsspiel ✔Teil 6Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt