Kapitel 101

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Zufrieden lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück und beobachtete das Treiben auf der Wiese. "Na, Mausi. Ich glaube da haben wir alles richtig gemacht." Marvin setzte sich neben mich und stellte zwei Weingläser vor uns ab. "Ja, Tiger. Wuff und Wau passen perfekt zu unserem verrückten Haufen." Ich griff nach meinem Glas und nippte daran. Es war so schön hier zu sitzen und zu beobachten, wie glücklich unsere Kinder mit den beiden Hunden waren. "Na los fang." Leo warf den kleinen Softball und Mika versuchte ihn zu fangen, bekam aber Konkurrenz von Wuff, der jedem Ball aufgeregt hinterherrannte und in die Luftsprang, um ihn zu fangen. Scheinbar wurde er überhaupt nicht müde. "Papa, Mama schau mal." Dani winkte ganz aufgeregt. Er lag zusammen mit Ela und Wau auf der Wiese. Der kleine Goldie hatte sich zwischen die beiden gekuschelt und schlief total erschöpft. Naja, er war ja auch noch ungefähr zwei Monate jünger als Wuff und scheinbar auch der ruhigere Charakter von beiden. "Ist dir kalt?" Marvin schaute mich prüfend an, nachdem ich meine Arme um mich geschlungen hatte. Ja, jetzt wo die Sonne langsam wegging, wurde es etwas kühl. "Du hast ja Gänsehaut." Er schaute mich verwundert an und stand dann auf. Keine Minute später spürte ich etwas weiches kuscheliges um meine Schulter. "Damit dürftest du nicht mehr frieren, Mausi." Marvin hatte mir die weiche Kuscheldecke aus dem Wohnzimmer um die Schulter gelegt. "Danke, Tiger." Ich warf ihm einen Luftkuss zu. Das war absolut angenehmer mit der Decke. "So langsam sollten wir aber auch reingehen. Es ist langsam Bettzeit für Dani.", gähnte ich. "Mausi, es ist gerade einmal 19 Uhr und heute ist Freitag, da darf der Zwerg doch immer etwas länger aufbleiben." Echt noch so früh? Ich hatte gefühlt gedacht, es wäre schon später. Irgendwie war ich schon ziemlich müde. "So viel wie du gähnst, hast du letzte Nachr vor Aufregung wohl kaum geschlafen." Ich nickte nur. Marvin kannte mich eindeutig zu gut. Ich war wirklich erst sehr spät eingeschlafen, weil ich noch mehrere Foren von Hundebesitzern durchpflügt hatte und dann war ich ein paarmal wach geworden und konnte nicht sofort wieder einschlafen, weil ich die Gedanken nicht ausschalten konnte, ob mit den beiden Hunden auch alles klappte. Heute Nacht würde ich den Schlaf aber garantiert nachholen. Leo kam angerannt und ließ sich auf den Stuhl mir gegenüber plumpsen "Wuff, ist aber auch was ausdauernd. ", stöhnte sie mit einem Grinsen im Gesicht. "Gehen wir mit den beiden auch zur Hundeschule?" Darüber hatte ich mir gestern Nacht auch schon Gedanken gemacht. Es wäre mit Sicherheit nicht von Nachteil, denn ich hätte schon gerne zwei gut erzogene Hunde. Andererseits kostete das natürlich auch noch zusätzlich Zeit. Ehe ich überhaupt antworten konnte, hatten sich auch Mika, Ella und Dani auf ihre Stühle plumpsen lassen. Mein Sohn griff nach seinem Glas und stürzte durstig seine Apfelschorle herunter. "Also, was ist mit Hundeschule?", bohrte Leo schon wieser nach. "Die Hunde müssen doch erst in die Kita, bevor sie zur Schule können." Dani schüttelte empört seinen Kopf. Ja, klar. Er schloss von sich auf die Hunde. "Das heißt trotzdem Hundeschule.", beharrte Leo und zog ihr Handy aus der Hosentasche und fing an zu googlen. "Na, gut.", schmollte sie plötzlich "Dann heißt das halt Welpenkindergarten." Sie hielt mir ihr Handy entgegen. "Schau mal, das ist immer Samstags. Dann kann ich das doch mit Wuff übernehmen. Ihr habt ja schon genug um die Ohren." "Genau, und ich übernehme Wau.", stimmte ihr Mika sofort zu. "Und wir gehen mit. Und ich passe auf Dani auf." Klar, Ella wollte genauso dabei sein. Aber wie wollten die vier samt Hunden dort hinkommen? Einer von uns müsste sie auf alle Fälle fahren. Und eigentlich würde ich auch schon gerne den richtigen Hundeumgang lernen."Die ist auch gleich hier um die Ecke. Da können wir hinlaufen.", kam es von Leo als hätte sie meine Gedanken erraten. "Ich denke wir gehen da alle zusammen hin. Schließlich sind wir doch eine Hundefamilie.", grinste Marvin "Und wir müssen doch auch alle einheitlich mit den Hunden umgehen. " Er hatte wohl meine Gedanken auch erraten. War ich so leicht zu durchschauen? "Schicke mir das mal und ich melde uns für nächste Woche an." Dann hatte ich wenigstens auch etwas daazu beigetragen. "Danke.", Leo strahlte "Ich wollte mich auch noch einmal bei euch bedanken, dass ihr Wuff und Wau bei uns einziehen lasst." Meine Tochter sprang auf und umarmte erst mich und dann Marvin. "Ich auch.", folgte ihr Mika und Ella flüsterte mir ein ganz leises "Hab dich lieb" ins Ohr, als sie mich umarmte. Dani kam auf meinen Schoss gehüpft und riss seine Arme in die Luft. "Jetzt sind wir eine richtige Familie." Ja, irgendwie hatte er recht und ich spürte einen fetten Kloß in meinem Hals. Wir sechs waren wirklich mehr Familie als wir das mit Roman je waren. Wir hatten Spaß miteinander und standen füreinander ein. Nicht ständig nur Streß und Streit. Ich spürte, wie es ganz fiesig an meiner Nasenwurzel krabbelte. Man, was war ich denn heute so emotional? Ich zog schnell Dani an mich und vergrub mein Gesicht in seinen Haaren, dann sah man wenigstens die eine Träne, die mir über die Wange kullerte nicht. So glücklich wie heute war ich schon lange nicht mehr. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass das auch auf meine Kinder und den Rest zutraf. "So, jetzt gehen wir aber gleich noch alle eine Runde Gassi mit den zwei Rabauken bevor es ins Bett geht." Marvin zwinkerte mir zu. Natürlich hatte er meinen emotionalen Moment mitbekommen. War ja klar. "Ich hole schon die Leinen." Ella sprang auf und plötzlich war wieder alles in Action und alle liefen irgendwie durcheinander und gackerten herum. "Ich filme mal ein bisschen und dann können wir das Karin und Martin schicken. Die werden sich bestimmt freuen." Marvin zückte sein Handy und begann die Kinder zu filmen, die gerade herumrannten um die Hunde anzuleinen, während die das für ein neues Spiel zu halten schienen und immer wegliefen. "Mensch ja, Karin hat heute früh versucht mich zu erreichen.", fiel es mir wieder ein. "Dann rufe sie doch gleich schnell an und warne sie vor, dass ein Video kommt." Ich griff mein Telefon vom Tisch und wählte nervös die Nummer. Wieso hatte ich nicht schon früher daran gedacht. Wenn Karin so außerhalb der Zeit anrief, war doch bestimmt irgendetwas passiert. "Ja, hallo Jasi. Schön, dass du mich zurückrufst. Ich wollte auch gerade anrufen. Was machen denn die Hunde? Hat alles geklappt?" Erleichtert atmete ich auf. Dann war sie nur wegen der Hunde neugierig gewesen. Das war gut. "Ja, alles hat super geklappt. Marvin schickt euch gleich ein Video von den Rackern." "Ich höre schon die laute Freude der Kinder.", lachte meine Schwiegermutter. Ja, ich musste mir auch mein eines Ohr zuhalten, um sie überhaupt zu verstehen, so laut war das Gegacker und die Rufe um mich herum. "Das freut mich so für euch. Martin zeigt mir gerade das Video. Die Kinder sehen so glücklich aus. Und die zwei Hunde...Wie heißen sie überhaupt?" "Wuff ist der Pudel und Wau der Goldie." Ich hörte meinen Schwiegervater im Hintergrund lachen. Dann hatte Karin wohl auf Lautsprecher. "Das sind ja mal ausgefallene Namen. Wer hat sich die denn einfallen lassen?" "Dani und Leo. Aber das ist ein längere Geschichte, die erzähle ich euch das nächste Mal, wenn ihr hier seid. Wann kommt ihr denn wieder?" Eine kleine Unterbrechung trat ein. Vielleicht überlegten sie ja gerade einen Termin.  "Ich.....ich....ich weiß", begann meine Schwiegermutter plötzlich zu stottern. War sie jetzt vielleicht auch emotional? Ich hörte wie sie sich räusperte "ich weiß  gar nicht, wie ich dir das jetzt sagen soll." Wieder trat eine Pause ein. War doch etwas passiert? Ich spürte wie sich mein Puls beschleunigte. "Ist was mit Delphie? Oder mit euch?", fragte ich nervös. "Nein, nein. Um Gottes Willen. Bei uns ist alles bestens. Und Delphie geht es auch gut." Erleichtert atmete ich auf. Aber was war es dann, was sie so aus der Bahn warf? "Roman, der Idiot, hat euer Haus zum Kauf angeboten.", hörte ich auf einmal Martins Stimme. "Er hat was?" Ich war total schockiert "Wir haben das heute durch Zufall mitbekommen, weil ein Schreiben von seinem Markler versehentlich bei uns gelandet ist und wir das Schreiben geöffnet haben. So wie es aussieht, will er es wohl versteigern lassen.", erklärte mein Schwiegervater ruhig, während ich Karin schluchzen hörte. "Ich werde noch einmal versuchen mit ihm zu reden, aber wir wollten euch schon einmal warnen." "Danke.", brachte ich noch leise hervor, ehe ich mein Handy sinken ließ. "Was ist denn Mausi? Du siehst ganz blass aus?" Marvin schaute mich genauso besorgt wie Leo und Mika an. "Das kann er doch nicht machen.", war alles, was ich gerade herausbrachte. Roman konnte doch nicht einfach unser Haus versteigern. Ich hatte ihm doch sogar ein großzügiges Kaufangebot unterbreitet.  "Was kann wer nicht machen?", bohrte Marvin nach. "Roman lässt das Haus versteigern. Wir sitzen dann auf der Straße." "Wie bitte?" Marvin schaute mich nicht weniger schockiert wie die Kinder an. "Wir werden nicht auf der Straße sitzen. Dann finden wir halt ein neues Haus." Marvin hatte sich schnell gefangen und strich mir tröstend über den Rücken.  "Genau.", Leos Augen funkelten kampflustig "Soll der Arsch doch die Hütte verscherbeln. Wir werden auch woanders glücklich. Wir sind nämlich eine Familie und das kann er nicht kaputt machen." Ja, da hatte sie recht. Egal, was passierte. Wir würden zusammenhalten und alles zusammendurchstehen. Trotzdem würde ich noch einmal das Gespräch mit ihm suchen und an ihn appellieren, auch an seine Kinder zu denken. Vielleicht konnte ich ja doch noch etwas erreichen.

Ein Schuss und Treffer im Freundschaftsspiel ✔Teil 6Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt