Kapitel 66

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Ich schloss meinen kleinen Koffer. Für das Wochenende reichte der völlig aus. Und wenn nicht, Shopping in Paris war ja jetzt nicht so wirklich eine Qual. "Na, auch schon fertig?" Marvin kam in mein Zimmer marschiert "Dann kann ich deinen Koffer ja auch als letztes ins Auto bringen." Er schaute sich suchend um.  "Wo ist dein Koffer?" Ich zeigte auf meinnen Trolley. Was solllte denn der ungläubige Blick? "Der ist ja winzig und wir sind das ganze Wochenende weg. Meinst du wirklich, dass das reicht?" Seine tiefe Lache, die ich so mochte erfüllte den Raum "Oder kaufst du wieder in Paris erst einen Überseekoffer, den du dann befüllst?"  Ich musste grinsen, wenn ich an  meinen letzten Urlaub mit Franzi auf Ibiza dachte, bevor ich .....nein, an den dachte ich gar nicht, sonst war meine Laune wieder futsch. "Manno, das ist 17 Jahre her. So etwas habe ich seit dem nie wieder gemacht." Ich stupste Marvin in die Seite. Aber er hatte recht. Damals war ich mit einem kleinen Koffer nur mit dem nötigsten und dem Vorsatz mir dort einen großen Koffer samt neuer Garderobe zu kaufen, angereist. Ich fand das eine pfiffige Idee, um das Übergepäck zu umgehen. Gut, hatte nicht ganz funktioniert, denn der neue Koffer war trotzdem zu schwer. "Na, Gott sei dank." Er hielt sich theatralisch die Hand vor die Brust. "Ich hatte schon echt Angst vor unserem Ibiza Urlaub. Du als Shoppingmonster und ich zum Tütenträger degradiert." Ich schüttelte meinen Kopf  "Vergiss es. Dort wird gechillt und nicht eingekauft. Du kannst mir beim Sandburgenbauen mit Dani assistieren." Man, freute ich mich schon auf den Urlaub. Drei Wochen Ibiza zusammen mit Marvin und den Kindern. Wir hatten uns die Finca neben der Familie Reus gemietet. Am nächsten Mittwoch gab es ja Zeugnisse. Zu meiner Erleichterung war dieses Jahr trotz der Verletzung bei Leo nicht ein einziges Mal die Versetzung in Gefahr. Bei den guten Noten, die ich immer unterschreiben musste, würde es mich nicht einmal wundern, wenn da sogar die eine oder andere eins zu finden war. Und nicht nur in Sport. Scheinbar war bei ihr der Knoten geplatzt. Das machte mich echt stolz. Marvin und ich würden aber erst einmal noch drei Wochen auf unseren Urlaub warten müssen, denn wir hatten es wieder so aufgeteilt, dass Erik und Kathie den ersten Teil der Ferien Urlaub nahmen und  wir den zweiten Teil. Ich war gespannt, wie das mit den Kindern funktionierte. Naja gut, Leo flog natürlich gleich mit der Familie Reus mit nach Ibiza. Sie hatte sich die Zeit mehr als verdient. Bestimmt taten ihr sechs Wochen Ruhe ganz gut. Die Verbissenheit mit der sie ihre Reha anging, gefiel mir nämlich nur medium. Die Therapeutin hatte ihre liebe Mühe und Not sie auszubremsen. Da war mal etwas Abstand bestimmt ganz gut. Und Sonne und Meer waren nicht die schlechteste Ablenkung. Außerdem konnte sie die Zeit mit Max noch richtig genießen. Wenn er erst sein Medizinstudium in Münster begann, würde er bestimmt erst einmal nicht mehr ganz so viel davon haben, noch dazu wo er immer pendeln wollte. Marco und Franzi hatten angeboten auch Dani mitzunehmen, aber der hatte darauf bestanden in Dortmund zu bleiben. Bei Carmen. Ja, ohne seine neue Kindergartenfreundin ging nichts mehr. Aber das war ja auch okay, denn so konnte Andy seine Tochter während der Kitaschließzeit immer mitbringen und die beiden Kids waren glücklich und beschäftigt. Naja, und für uns hatte es den riesigen Vorteil, dass unser Werksstudent gerade in der stresssigen Zeit Vollzeit arbeiten konnte. Danke, vorlesungsfreie Zeit. Ella hatte auch bei ihrem Papa und bei Dani bleiben wollen. Sie hatte weder die Aussicht mit Stella und Luna mit nach Ibiza fliegen zu können, noch die Aussicht mit Rosa die Zeit auf Mallorca zu verbringen gereizt. Das sah ganz anders mit Mika aus, der natürlich mit seinem Kumpel Sascha nach Mallorca wollte, ehe er dann zu uns nach Ibiza kam, natürlich zusammen mit meinem Neffen. Irgendwie freute ich mich auch einmal wieder mehr Zeit mit Sascha zu haben. Ja, der Urlaub würde richtig schön werden.....jetzt ging es aber erst einmal das Wochenende zusammen mit allen unseren Freunden nach Paris. Ich war schon gespannt auf das Disneyland, das wir heute und morgen erkunden würden. Morgen Abend war dann ein bisschen Sightseeing angesagt und dann am Sonntag war das Fussballspiel. Das wurde bestimmt klasse. Endlich hatte ich auch mal wieder Zeit mit meinen Freundinnen. So richtig quatschen mit Franzi und Kathie. Da fehlte ja meist die Zeit für beziehungsweise ging es mit Kathie meist nur um die Arbeit. Dieses Wochenende aber nicht. Und dann kam ja auch Lisa dazu. Das war ein Garant für gute Laune und jede Menge Spaß. "Papa.", riss mich die Stimme von Ella aus meinen Gedanken. "Papa.", ertönte auch Danis Stimme. Ich schaute verwundert Marvin an, der nicht weniger verwundert schaute als auch schon Ella und Dani vor ihm standen. "Papa, wir brauchen deine Hilfe. Wir bekommen den Rucksack nicht in den Kofferraum." Marvins Tochter sah leicht verzweifelt aus "Jaaaa, Papa. Auch nicht zusammen.", nickte auch Dani mit einem völlig traurigen Gesichtsausdruck. Jetzt hatte er Marvin schon das zweitemal Papa genannt. Wieso das auf einmal? "Na, dann werde ich mal gleich schauen gehen." Marvin griff sich meinen Koffer und marschierte los. Die beiden Trabanten hefteten sich an seine Fersen. "Dani, warte mal.", rief ich meinen Sohn zurück. Ich sollte die Papa-Sache gleich einmal mit ihm klären. "Was, Mama?" Mein Sohn schaute mich verwundert an. Ich setzte mich auf mein Bett und klopfte auf meinen Schoß. Das war eine Aufforderung, der er gerne nachkam. Er kletterte sofort zu mir und kuschelte sich an. "Mama, ich freue mich schon auf Paradies und Micky Maus." Ich wuschelte ihm durch die Haare "Ich freue mich auch auf Paris, mein Schatz," Wie schnitt ich das Thema aber jetzt am besten an? Wahrscheinlich ohne Umschweife. "Wieso hast du denn Marvin Papa genannt?" Dani zuckte mit den Schultern "Macht Ella doch auch." Ja gut, aber das war etwas anderes. "Marvin ist aber auch ihr Papa.", wandte ich ein. "Meiner auch. Er wohnt hier und ist immer für mich da. So wie auch Carmens Papa und die anderen Papas im Kindergarten. Also ist er mein Papa." Ich spürte einen Kloß im Hals. Wenn man das so sah, hatte er vollkommen recht, aber...."Du weißt, dass dein Papa mit Delphie in der Schweiz ist." Dani schüttelte seinen Kopf "Den will ich nicht mehr. Der ist böse. Ich will Marvin als Papa." Dani hüpfte von meinem Schoß "Ich gehe Papa helfen." Und schon rannte er aus dem Zimmer. Wie sollte ich meinem Sohn nur erklären, dass das kein Wunschkonzert war, auch wenn ich ihn verstehen konnte. Roman hatte ihm nie diese Aufmerksamkeit entgegen gebracht wie Marvin. Ja, er hatte sich ihm gegenüber wirklich nie wie ein Vater verhalten. Noch nicht einmal hatte er sich in unseren raren Telefonaten erkundigt. Ja, gut vielleicht hätte er es ja, wenn sie nicht immer nach kürzester Zeit im Streit endeten. Hätte er das? Wenn ich ehrlich zu mir war, musste ich die Frage verneinen. Er hatte sich noch nie wirklich für Dani interessiert und würde es auch nie tun. Warum sonst wollte er nur unbedingt das alleinige Sorgerecht für Leo und Delphie und Dani war außen vor? Nichtsdestotrotz musste ich meinem Sohn erklären, dass man sich den Papa nicht einfach aussuchen konnte. Und ich hatte keinen Plan, wie ich das tun sollte. Vielleicht sollte ich meine Freundinnen in Paris mal nach einem Tip fragen und mit Marvin sprechen. Ja, ich musste darüber unbedingt mit Marvin sprechen.

Ein Schuss und Treffer im Freundschaftsspiel ✔Teil 6Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt