"Schaut mal, eine Losbude." Ella kam zu ihrem Papa "Da gibt es Delphine. Ich liebe Delphine. Papa, können wir bitte Lose ziehen?" Da Marvin immer noch leicht angeschlagen war, griff ich mir Ellas Hand und marschierte mit ihr zum Losverkäufer. "Na, die Damen. Was hättet ihr denn gerne?" Was eine blöde Frage. Das schien wohl Ella genauso zu sehen, denn sie schlug sich mit ihrer Hand vor die Stirn "Na, Lose." Mit der Antwort hatte der Spaßvogel wohl nicht gerechnet, denn er hielt uns wortlos eine Familientüte hin und strich die zehn Euro in meiner Hand ein. Wir liefen zurück zu den anderen und dann wurden fleißig die Lose geöffnet. Warum zog ich eigentlich immer die Nieten? Das war ja fast wie in meinem Leben......obwohl seit Marvin wieder in meinem Leben war, konnte ich mich eigentlich nicht mehr beschweren. "Mama, schau. Was steht da?" Dani hielt mir begeistert sein Los hin. Wie sollte ich ihm das Wort Niete erklären? "Da steht." Ich stockte kurz "da steht freie Auswahl." Das konnte doch nicht wahr sein "Dani, du bist der größte." Ella umarmte ihn und hüpfte durch die Gegend. "Gehen wir jetzt den Delphin holen?" Ich nickte und lief mit ihr los. Kaum hatten wir unser Los überreicht, läutete auch schon die laute Glocke neben uns. "Was möchtest du denn..." "Den rosa Delphin." Ella ließ den Losbudenfredie gar nicht aussprechen. "Ist das okay? Da fragen wir erst einmal die Mama." Der Typ schaute mich erwartungsvoll an "Ich bin..." ich unterbrach mich selbst. Ach war doch egal, sollte er doch denken, ich war die Mutter. "Einverstanden." Ella strahlte als wir mit dem riesigen rosa Delphin, den sie umklammerte zu den anderen zurückkamen. "So, solangsam wird es aber Zeit für den Heimweg." Ich schaute in die Runde. Die Gesichter sahen nur bedingt begeistert aus. "Okay, also Vorschlag zur Güte, wir fahren auf dem Rückweg noch bei Burger King ran." Ja, die Gesichter hellten sich auf. "Aber erst muss ich noch eine Rose für meine Frau schießen." Also, dass mein Schwiegervater als einziger aufbegehrt, hätte ich nicht erwartet. Er setzte sich auch schon schnurstraks in Bewegung und lief zu der Schießbude. "Auja, ich mag auch eine Rose." Leo schaute auffordernd Max an, der ziemlich verzweifelt ausschaute. "Ich..ich.", begann er zu stottern. "Mausi, magst du auch eine?" Marvin hatte sich scheinbar von der Achterbahn erholt." Ähm, naja....wenn du so fragst. Ja." "Na, dann komm, Max. Dann werden wir unseren Ladys mal eine Rose besorgen." Die beiden marschierten los und ich sah, wie Marvin auf Max einredete und ihm irgendetwas mit der Hand erklärte. Dann hatte er wohl auch den gleichen Eindruck wie ich, nämlich dass Max noch nie so ein Gewehr in der Hand hatte. "Komm, wir feuern unsere Männer an." Leo hakte sich bei mir unter. Sie sah also Max als ihren Mann. Aber wieso sah sie Marvin als meinen? Auch Karin und die anderen Kinder folgten uns. Ich sah, wie alle Männer gleichzeitig die Gewehre anlegten. Und dann folgten drei Schüsse nacheinander. Ich ließ meinen Blick über den Schießstand gleiten. Bei Max und Marvin war das weiße Röhrchen um den Stiel der Rose zerplatzt. Nur bei Martin war alles unverändert. "Mensch, Männekin. Du sollst die Hülse da unten treffen und nicht die Blüte." Die Schießbudenbesitzerin schaute Martin sauer an, der aber gar nicht weiter darauf reagierte und wieder das Gewehr anlegte, genau wie die anderen beiden. Wieder knallte es dreifach und wieder sprangen weiße Plastiksplitter durch die Gegend. Aber nicht bei Martin. Das ganze wiederholte sich noch fünfmal. "Diese Gewehre sind doch total verstellt, damit man nichts trifft." Oho, so sauer hatte ich meinen Schwiegervater bis jetzt selten gesehen. "Männekin, willste sagen, ich betrüge?" Die Rummeltante schaute ihn sauer an "Na, wie ist es sonst zu erklären? Ich war im Schützenverein und dort nicht nur einmal Schützenkönig.", echauffierte er sich sofort. "Und wie erklärste dir die sieben Rosen bei die anderen beiden Flaschen?" "Heheh, wir sind keine Flaschen.", begehrte Marvin auf. "Das waren Glückstreffer, weil die sowieso nicht richtig zielen." So hatte ich meinen Schwiegervater aber wirklich noch nie erlebt. Er war wohl ziemlich in seiner Ehre gekränkt. "Na, einen Schuss haste ja noch, Männekin. Dann zeige mich mal, was du kannst." Martin griff wieder entschlossen zu seinem Gewehr und legte es an, ehe er begann ruhig durchzuatmen. Ganz ehrlich, hatte ich das Gefühl, dass er wieder weit darüber zielte. Ich schaute zu Marvin, der auch sein Gewehr angelegt hatte. Dieses zielte aber für mein Empfinden ziemlich auf die Rose, die eigentlich Martin anvisiert hatte. Dieses Mal lösten sich nur zwei Schuss. Und die weiße Hülse um Martins Rose splitterte. "Na, geht doch.", brummte er zufrieden, während die Budenbesitzerin die Rosen verteilte. "Ein Schuß ist aber noch übrig." Sie schaute in die Runde. Klar, Max hatte den letzten ja ausgelassen. "Kann ich?" Hatte ich das wirklich gerade gefragt? "Du, Mausi?" Marvin schaute mich verwundert an "Auja, Mama.", jubelte Leo los. Was hatte ich mir da nur einfallen lassen? Ich hatte so ein Ding noch nie in der Hand. Ich wusste absolut nicht wie das ging. Vorsichtig griff ich nach dem Gewehr. Ich wollte ja nicht die Trude abschießen. Und jetzt? Also Marvin hatte es irgendwie an die Schulter angelegt. "Komm Mausi, wir machen das zusammen." Ich spürte, wie mein bester Freund sich dicht hinter mich stellte "So, jetzt schaust du da vorne, wo die kleine Vertiefung ist durch und visierst dein Ziel an." Ich nickte ganz leicht und folgte seinen weiteren Anweisungen bis ich den Hebel durchzog.....und dann ging alles ganz schnell. Diese weise Hülse splitterte auseinander. Ich hatte echt meine erste eigene Rose geschossen. "Boah, Mama. Geil.", jubelte Leo. "Meine Schwiegertochter, das Flintenweib.", lachte auch Karin und klopfte mir auf die Schulter nur Martin schaute grummelig und brubbelte etwas von Anfängerglück. "So, jetzt gibt es aber für alle noch Zuckerwatte und dann fahren wir Burger essen." Mein Vorschlag wurde begeistert angenommen. Zufrieden lief ich mit meiner rosa Zuckerwatte in der Hand Richtung Auto. Marvin lief neben mir und hatte Dani auf dem Arm, der schon ganz rosa verklebt im Gesicht aussah. Ich zupfte ein Stück von meiner Watte ab und hielt es Marvin an den Mund, der es vorsichtig aus meinen Fingern schnappte. "Das war aber ziemlich nett von dir, dass du Martin die Rose geschossen hast." Marvin schaute mich erschrocken an "Das hast du mitbekommen?" Ich musste schmunzeln "Naja, so wie du gezielt hast, war das nicht zu übersehen. Bleibt aber unser Geheimnis.", zwinkert ich ihm zu. Er fing auch an zu grinsen. "Woher kannst du überhaupt so gut schießen?" Ich hatte ehrlich keine Ahnung gehabt, dass mein bester Freund so ein Schützentalent war. "Du weißt schon, dass ich ursprünglich vom Dorf komme? Bei uns gehörte das alljährliche Schützenfest zu den Highlights. Und wenn du ein Mädel beeindrucken wolltest, musstest du schon ein guter Schütze sein." Ich musste lachen "Ach deshalb kannst du das so gut. Wegen der Mädels." Marvin zuckte mit den Achseln. Ich schaute auf die Rosen, die aus meiner Handtasche herauslugten. "Und habe ich dich beeindruckt?" Er schaute mich mit einem frechen Grinsen an. Ich spürte, wie mir ganz warm im Gesicht wurde. Ja, er hatte mich definitiv beeindruckt. Aber das hatte doch nichts zu bedeuten.
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Ein Schuss und Treffer im Freundschaftsspiel ✔Teil 6
RomanceJasmin ist seit über 15 Jahren eigentlich glücklich verheiratet. Aber eben nur eigentlich. Und auch mit den drei Kindern läuft nicht alles wie es sollte. Dazu kommt noch jede Menge Arbeit in ihrer Agentur. Trotzdem ist ja doch alles ziemlich bequem...