Kapitel 175

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Ich schaute zu den drei Mädels neben mir "So, wo wollen wir jetzt als erstes hin?"  Ich war mit Delphie, Ella und Leo nach Oberhausen gefahren, damit wir einen richtig schönen Shoppingbummel machen konnten. Wir waren gleich nach Schulschluss losgefahren und hatten den Rest des Tages nur für uns. Ich freute mich richtig darauf diese Zeit mit den Mädels zu verbringen. "Also ich brauche dringend ein paar coole Klamotten für den Frühling." Ja, Leo war was das anging ein echtes Mädel. "Ihr doch bestimmt auch." Ich schaute die beiden anderen an, die nur mit den Schultern zuckten. Seit Bern wusste ich, dass Delphie mindestens genauso gerne Klamotten shoppte, wie ihre Schwester. Wahrscheinlich befürchtete sie, dass es hier nicht genug Designerläden gab. "Für dich finden wir bestimmt auch wieder etwas ganz tolles.", versuchte ich sie also zu motivieren, denn begeistert sah anders aus. "Aber zuerst müssen wir ein Handy für Delphie kaufen.", mischte sich Ella ein "Nicht, dass wir das vergessen und dann können wir wieder nicht miteinander schreiben."  "Das stimmt.", grinste Leo und hakte sich bei ihrer Schwester ein.  "Los, los. Aktion Handy kaufen startet jetzt. Da gibt es gerade so ein ganz neues von...." , plapperte sie auf die Kleine ein, die nur widerwillig mit ihr mitlief. Na ja wenigstens hatten wir eine Person dabei, die sich mit den Teilen auszukennen schien. Ich hatte ja immer das Teil, das Erik für uns in der Agentur aussuchte. Mein Wissen war auf die Benutzung beschränkt und nicht auf die mögliche Auswahl.  "So, und das ist das neueste." Kurze Zeit später deutete Leo auf ein ausgestelltes Handy und begann mit dem nächsten Vortrag. Delphie stand teilnahmslos daneben und schaute gelangweilt auf die Ausstellungsreihe. "Welches möchtest du denn haben?" Delphies Kopf ging ruckartig zu mir und sie schaute mich mit aufgerissenen Augen an. "Ich darf mir das aussuchen?" "Natürlich, darfst du dir das selbst aussuchen. Ist doch auch dein Handy.", versicherte ich ihr. Bei ihrer Überraschung schwante mir, dass sie bei Roman nicht viel gefragt wurde, sondern das zu nehmen hatte, was er für gut befand. Das war dann also nicht nur bei den Klamotten sondern in allen Lebensbereichen so. Darüber musste ich unbedingt mit ihm reden. So ging das nicht. Wie sollte sie sich dann jemals zu einem erwachsenen Menschen entwickeln, der frei für sich entschied? Aber wunderte mich sein Verhalten? Eigentlich nicht. Leo und mich hatte er ja auch immer bevormundet. Ich folgte meiner kleinen Tochter, die die ganze Auslage abmarschierte und sich jedes einzelne Gerät genau anschaute, ehe sie wieder bis zur Hälfte zurücklief. "Ich möchte das hier haben." Sie tippte mit dem Finger auf eins der Teile. "Das ist aber ein Auslaufmodell.", moserte Leo sofort los und Delphie ließ den Kopf hängen "Ich wusste doch, dass ich es mir nicht alleine aussuchen kann.", brummte sie enttäuscht vor sich hin. "Kann man damit Telefonieren, Nachrichten versenden, Fotos machen, Filmen und Musik hören?", fragte ich Leo, die sofort nickte "Klar, das kann man mit jedem, genau wie googlen, navigieren und zocken. Aber.." "Na dann ist doch prima.", unterbrach ich sie und schaute zu Delphie "Möchtest du das haben? Dann nehmen wir es." Meine kleine Tochter schaute mich genauso überrascht wie meine große an. "Echt?" Ich nickte "Echt." "Darf ich es dann in pink haben? Das hat nämlich ein Mädchen aus meiner Ballettschule auch." Ich nickte und wendete mich an einen Verkäufer. Zwanzig Minuten später liefen wir mit unserer Beute, einem pinken Handy, in das sogar noch der Name eingarviert worden war aus dem Laden. "Und wo gehen wir jetzt hin?" Leo scannte unruhig die Umgebung ab und stürzte dann augenblicklich los. "Na los, hopphopp. Wir haben nicht ewig Zeit." Wir folgten Shopzilla schnell. "Na dann schauen wir mal, was hager und mager zu bieten hat." Normalerweise fand ich hier ja nicht so viel, aber der Laden hatte den Vorteil, dass es auch schicke Kindersachen gab. Also war hier für uns alle etwas zu finden. Und ganz vielleicht konnte ich mich ja auch ganz unbemerkt in die Abteilung mit den Schwangerschaftsklamotten schleichen und schon einmal Ausschau nach etwas halten.  "Also, ich gehe mit den beiden schon einmal in die Kinderabteilung und du kannst ja dann zu uns stoßen, wenn du fertig bist.", wandte ich mich an Leo, die begeistert nickte und sofort hinter irgendwelchen Kleiderständern verschwand. "Tja, da waren es nur noch drei.", grinste ich die beiden an und lief zur Rolltreppe. 
Delphie stand vor einem buntgemustertem Kleid mit einem leichten Petticoat darunter und musterte es ausgiebig. "Gefällt dir das?" Ich schaute sie lächelnd an und erntete ein zurückhaltendes Lächeln "Die haben hier ganz viel tolle Sachen.", lachte Ella neben mir und hatte ein paar Bügel mit Hosen und T-Shirts in der Hand. "Na los, dann sucht euch Sachen aus und dann wird anprobiert." Ich griff das Kleid, das meine Tochter bewundert hatte und drückte es ihr in der passenden Größe in die Hand. Als sie es wieder zurückhängen wollte, stoppte ich sie. "Es gefällt dir doch? Warum willst du es nicht anprobieren?"  "Weil....weil Papa mir Geld mitgegeben hat und das dafür garantiert nicht reicht. Er hat mir verboten, dass du wieder Kleidung für mich kaufst. Wenn muss ich sie selbst bezahlen." Ich traute ja wohl meinen Ohren nicht. Ich würde für meine Tochter so lange und so viel Klamotten kaufen wie ich Lust hatte. Garantiert würde sie hier nichts bezahlen. "Ich bezahle das auf alle Fälle und du sparst dir das Geld und kaufst dir dann etwas davon in der Schweiz, wenn du etwas schönes siehst." Delphie schaute mich verunsichert an. "Aber Papa merkt doch, dass das viel mehr gekostet hat als er mir gegeben hat. Und dann gibt es Ärger." Den würde es garantiert für ihn geben, aber mit mir. "Wie viel hat er dir denn gegeben?" Wahrscheinlich trug meine Tochter ein paar tausend Euro in ihrem Portemonnaie herum.  Sie zog einen Hunderteuroschein hervor. Man, war Roman knickerig geworden. "Damit könntest du dir aber zwei von den Kleidern kaufen." "Was, sind die gar nicht so teuer?" Delphie schaute mich schockiert an, als ich ihr das Preisschild zeigte und fing dann an zu strahlen "Die sind gar nicht teuer und sehen viel cooler aus als die in den Boutiquen in Bern." Ja, da musste ich ihr recht geben. Für das Vermögen, das ich dort gelassen hatte, bräuchte ich hier einen Träger, der mir die ganzen Sachen zum Auto schleppte. Genaugenommen bräuchte ich da sogar ein zweites Auto für den Abtransport.  Begeistert griff die Kleine wieder zu dem Bügel mit dem Kleid und begann sich erneut umzuschauen, genau wie ich. Eine Ecke zog mich besonders magissch an. Man, waren das süße Strampler. Der mintgrüne mit einem Glücksbärchi darauf hatte es mir besonders angetan. Der kleine Bär erinnerte mich total an meine Jugend. Den musste ich sofort kaufen. Aber wenn Leo den sah, wurde sie bestimmt misstrauisch. Ich hängte ihn zurück. Andererseits, wenn ich ihn jetzt nicht kaufte, war er beim nächsten Mal bestimmt ausverkauft, so süß wie der aussah. Ich griff ihn mir also erneut. Wenn ich mir eine Ausrede einfallen ließ. "Mama.", hörte ich Ella nach mir rufen und lief schnell in ihre Richtung "Kannst du für mich auch so ein Kleid wie für Delphie aussuchen? Ich möchte nämlich das gleiche haben. Dann laufen wir beide auch so gleich angezogen wie Stella und Luna herum." Das überraschte mich gerade sehr. Ella war wohl schwer entschlossen Delphie als Freundin zu gewinnen. Ich war mir nur nicht sicher, ob die Idee auf viel Gegenliebe bei meiner Tochter stieß. "Die sind aber Zwillinge.", gab ich zu bedenken und schaute zu meiner Tochter, deren Gesicht keine Regung zeigte. "Und wir sind Schwestern und Freundinnen. Das zählt genauso viel." Ja, Ella hatte sich da was in den Kopf gesetzt. Ich reichte ihr also das Kleid und die beiden verschwanden in der Garderobe. Geschafft setzte ich mich auf einen Stuhl davor und betrachtete die Modenschau, die mir geboten wurde. "Na, hast du nichts gefunden?" Leo ließ sich mit einem Arm voll Sachen neben mich plumpsen und schaute dann auf die eine Sache, die ich auf meinem Schoß liegen hatte "Ein Strampler? Was willst du mit einem Strampler?" Mist, den hatte ich vorhin ja ganz vergessen. "Der  ist für Mariska. Ich fand den so niedlich." Leo schüttelte den Kopf "Die ist dafür viel zu groß." "Dann bekommt ihn eben Vivian.", verteidigte ich meine Beute. "Die ist dafür auch viel zu groß." Leo versuchte mir das Teil abzunehmen "Komm, ich hänge ihn weg." "Nein", ich klammerte mich daran fest. "Dann bekommt ihn halt Luise." Meine Tochter schaute mich irritiert an "Wer bitte ist Luise?" Ja, wer bitte war Luise? Das war aber eigentlich ein echt hübscher Name. Den sollte ich mir merken. "Die Tochter von einem Kollegen." Vielleicht war das ja nicht einmal geschwindelt. Marvin war ja auch irgendwie mein Kollege und vielleicht wurde es ja ein Mädchen und dann konnten wir es ja....oder Anna. Den Namen fand ich schon immer schön. Oder vielleicht Magdalena, den konnte man Leni abkürzen oder gleich Lena. "Ihr seht ja aus wie Hanni und Nanni.", unterbrach Leo meinen Gedankengang und lachte. Delphie und Ella standen beide in ihren Kleidern vor uns und sahen wirklich wie Zwillinge aus. So wie meine kleine Tochter grinste, schien ihr das sogar zu gefallen. Damit hätte ich echt nicht gerechnet. Ja, die Familie Plattenhardt konnte manchmal ganz schön überzeugend sein, wenn sie wollte..... und in sechs Tagen oder 144 Stunden oder 8640 Minuten oder 518.400 Sekunden war ich auch eine Plattenhardt.

Ein Schuss und Treffer im Freundschaftsspiel ✔Teil 6Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt