"Nun halt doch mal still, sonst sieht dein Lidstrich wie eine schweizer Bergstraße aus.", meckerte mich Lisa an. "Gib ihr doch einfach was in die Hand, dann ist sie damit beschäftigt.", lachte Franzi, die auf dem Stuhl neben mir saß. Die hatte doch einen Knall. Ich war doch kein Baby, dem man eine Rassel in die Hand drückte, damit es Ruhe gab. Hinter mir hörte ich ein Knistern und dann spürte ich dieses Raschelnde, Knisternde an meine Finger stupsen. Ich öffenete kurz mein eines Auge. Das war eine Chipstüte. Okay, da hatte ich nichts gegen einzuwenden, "Auge zu oder willst du den Lidstrich auf der Pupille.", wurde ich sofort wieder von Lisa angemeckert. Na, das war doch kein Problem. Essen konnte ich auch ohne Sicht. Ich tastete also in die Tüte und schnappte mir ein paar Chips, die sofort ihren Weg in meinen Mund fanden. Man, waren die gut. "Manno, das kauen machte es auch nicht gerade besser. Und dieser Geruch......", maulte Lisa. Ich hielt ihr die Tüte hin und ließ sie auch zugreifen, genau wie Franzi, die auch irgendetwas in meine Richtung gebrummt hatte. "Ich mag auch welche." Wo kam Leo denn auf einmal her? Hoffentlich trieben sich hier nicht noch mehr Leute herum, sonst blieben ja kaum noch Chips für mich übrig. Vorsichtig öffnete ich wieder ein Auge. Nee, da war nur Leo und meine beiden Freundinnen, stellte ich beruhigt fest. "Igitt , sind die ekelig.", stöhnte meine Tochter "Die schmecken ja nach Bratwust mit Senf." "Die sind fei lecker", widersprach ihr Lisa sofort. Also ich fand die auch voll lecker. Wo bekam man schon sonst so auf die Schnelle eine Bratwurst mit Senf her, wenn man einen Jeeper darauf hatte. Ich fand es klasse, dass es da mittlerweile so ziemlich jede Geschmacksrichtung gab. "So, und jetzt Schluss mit dem Kauen, du willst doch nachher wohl hübsch auf den Fotos aussehen. Auch wenn ihr die beste Forografin habt, kann ich nicht alles retten, wenn das Fotomaterial nichts taugt." Na, danke. "Du hast doch so ein Bildbearbeitungsprogramm.", warf Franzi lachend ein. "Ja, aber Wunder kann das auch nicht vollbringen.", kam die prompte Antwort und die Chipstüte wurde mir wieder entrissen. "Eh.", protestierte ich sofort. "Die gibt es wieder, wenn du jetzt artig sitzen bleibst. Je schneller wir fertig sind, desto schneller bekommst du deine Tüte wieder." Sprach die gerade wie mit einem Kleinkind mit mir? Egal, Hauptsache sie war schnell fertig, bevor Franzi die ganzen Chips aufgefuttert hatte. Es waren noch ganze zwei Stunden oder 120 Minuten oder 7200 Sekunden bis wir heirateten. Das war.....mein ganzer Körper fing an zu kribbeln. "Man, jetzt hampele hier doch nicht so herum. Ich muss doch nur noch die Lippen machen. Und dann bist du fertig.", protestierte Lisa schon wieder. "Man, wie soll ich denn still sitzen, wenn ich gleich den tollsten Mann auf der Welt heirate." "Max ist der tollste Mann auf der Welt.", protestierte meine Tochter sofort. "Also heiratest du nur den zweittollsten und musst auch gar nicht so aufgeregt sein wie ich in zwei Jahren." Das war ja mal wieder Leologik. Wenn sie heiratete war ich garantiert wieder genauso aufgeregt wie jetzt. Und außerdem war Marvin für mich der tollste Mann der Welt. "So, fertig", hörte ich die erlösenden Worte aus Lisas Mund und sprang auf, um zum Spiegel zu laufen. "Wow", war alles, was ich herausbrachte. Sie hatte das Makeup wirklich perfekt hinbekommen. Ich spürte, wie sich schon wieder die ersten meiner mich momentan ständig begleitenden Freunde ankündigten. "Hör auf zu Flennen sonst ist gleich wieder alles futsch.", meckerte Franzi sofort, deren Gesicht neben mir im Spiegel auftauchte. "Null problemo. Das habe ich eingeplant. Ist alles waterproof.", beruhigte sie Lisa. "Mama, du siehst wunderschön aus." Leo umarmte mich und drückte mir einen Kuss auf die Wange. "Ich kümmere mich dann wieder um die Kleinen, damit die auch pünktlich in ihre Klamotten kommen." Und dann war meine Tochter auch schon verschwunden. "So, du nimmst jetzt noch eine Hand voll Chips und dann sehen wir zu, dass wir deine Locken noch zähmen." Lisa hielt mir die Chipstüte entgegen. Natürlich konnte ich das Angebot nicht ausschlagen. Aber was hieß hier eine Hand voll? Ich hatte zwei Hände und das wäre ja ungerecht, wenn eine nichts abbekommen würde. Da ich ein sehr hohes Gerechtigkeitsempfinden hatte, griff ich also mit beiden zu. "Eh, du Fressraupe. Lasse uns auch noch etwas übrig.", quäkte Franzi auf. Man, die sollte sich mal nicht so haben. Die Tür ging auf und mein Papa steckte seinen Kopf herein."So, meene Schnute. Ick habe dit Auto jewaschen und schmücken lassen und den Brautstrauß abjeholt. Der steht inne Küche uff dem Tisch. Marvin hat sich da echt wat Tollet einfallen lassen. Jenau passend zum Auto. Ick hau denn jetzt och ab, um mich schnieke zu machen. Wir sehen uns am Standesamt." Man, war ich neugierig auf den Strauß. Ich war gerade am Aufspringen, als mich Lisa stoppte. "Nix da. Du siehst ihn noch früh genug. Hinsetzen." Manno "Und jetzt höre auf zu schmollen." Völlig unbeeindruckt von meiner Schnute, die ich zog, hantierte sie in meinen Haaren herum. "Machen die Jungs sich drüben bei euch fertig?"nuschelte Lisa durch die Haarnadeln, die zwischen ihren Lippen klemmten. "Nee, Andi, Marvin, Mika und Dani haben sich hier in seinem alten Zimmer einquartiert." Ich war schon ganz gespannt, was Marvin für einen Anzug ausgesucht hatte. Obwohl eigentlich egal. Er sah immer super aus. Selbst nackt....ähm nee, da sah er sogar noch besser aus. Ein Gluckser entfuhr mir. "Wollen wir wissen, woran du gerade gedacht hast und was dir solche Freude bereitet?" Franzi musterte mich grinsend und ich spürte wie mir das Blut in die Wangen schoss. "Ich habe überlegt, was Dani wohl an hat." "Nöb, da wärst du nicht so angelaufen wie eine Gartentomate." Franzi schüttelte entschieden den Kopf. "Das war garantiert was nicht jugendfreies." Manno. "Dani hat mir immer nur erzählt, dass er genauso einen Anzug wie der Papa hat.", versuchte ich es also erneut "Da wird doch schon eher ein Schuh draus. Du hast gegrübelt wie Marvin aussieht und dann ist dir eingefallen, wie er ganz ohne aussieht.", lachte die mich einfach aus. Blöderweise hatte sie ja sogar recht. "Wer euch als Freundinnen hat.", grummelte "Kann glücklich sein.", beendete Lisa meinen Satz und zog die Decke vom Spiegel. "Wow" mehr bekam ich wieder einmal nicht heraus. Sie hatte meine Haare superschön hochgesteckt und mit einer Gerbera passend zu meinem Kleid verziert. "So, dann bist du jetzt dran." Sie stupste Franzi an, die mich gebannt anstarrte "Du siehst viel hübscher und glücklicher als beim letzten Mal aus." Das hübscher konnte ich nicht wirklich bestätigen, immerhin war ich ja ein paar Jahre älter und die ersten Falten hatten auch schon Einzug gehalten. Das glücklicher konnte ich aber auf alle Fälle bestätigen. Ich konnte mich nicht daran erinnern schon jemals so glücklich wie heute gewesen zu sein. Ein lautes Krachen ließ uns aufschrecken. So wie es sich angehört hatte, war irgendetwas zu Bruch gegangen Ich sprang auf und rannte los, als ich den Treppenabsatz erreicht hatte, sprintete Andi an mir vorbei. "Ich kümmere mich darum. Gehe du mal lieber zurück oder willst du im Jogginganzug heiraten. Wir müssen in einer halben Stunde los." Er tippte auf die Uhr an seinem Handgelenk.Na, dann wurde es wirklich Zeit, dass ich in mein Kleid sprang. "Und was ist passiert? Gab es Tote?" Lisa schaute mich neugierig an. Ich zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung. Andi kümmert sich." "Na dann." Ich schaute zu Franzi, die begann den Kleidersack zu öffnen. Aus der Ferne waren mehrere aufgeregte Männerstimmen zu hören und dann knallte eine Tür. Sollte ich gucken gehen? "Du bleibst hier " Franzi hielt mich am Arm fest. Scheinbar konnte sie heute wohl meine Gedanken lesen. "Die Jungs schaffen es schon alleine. Egal, welche Katastrophe passiert ist." Na hoffentlich hatte sie recht. In aller Regel lösten Männer eher Katastrophen aus, als sie zu beseitigen.
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Ein Schuss und Treffer im Freundschaftsspiel ✔Teil 6
RomanceJasmin ist seit über 15 Jahren eigentlich glücklich verheiratet. Aber eben nur eigentlich. Und auch mit den drei Kindern läuft nicht alles wie es sollte. Dazu kommt noch jede Menge Arbeit in ihrer Agentur. Trotzdem ist ja doch alles ziemlich bequem...