Ich spülte mir den Mund aus. Mist, da hatte ich wohl ganz umsonst gefrühstückt. Irgendwie war das schon komisch, diese Schwangerschaft war irgendwie total anders als die anderen drei. Scheinbar hatte das bei mir wirklich etwas mit dem Vater des Babys zu tun. Bei den anderen drei war mir grundsätzlich schlecht und ich konnte nur Lasagne und Mousse-au-chocolat essen. Dieses Mal wurde mir schlecht, wenn ich diese beiden Sachen nur sah, dafür hatte ich ständig Hunger auf Fisch und Meeresfrüchte, Bratwurst und andere herzhafte Sachen. Ganz selten wollten die dann aber auch raus. So wie heute. "Mausi, alles okay?" Marvin schaute mich besorgt an und strich mir über den Rücken. Erschrocken zuckte ich zusammen. Ich hatte ihn gar nicht kommen hören. Hoffentlich hatte er nichts mitbekommen. Jetzt wollte ich die letzten drei Tage auch noch durchhalten und ihn dann wirklich mit der freudigen Botschaft überraschen. "Alles bestens.", beruhigte ich ihn schnell. "Du siehst aber so blass aus." Sehr gut, dann hatte er von meinem Tête-à-tête mit dem Toilettenbecken also nichts mitbekommen. "Das liegt nur an der Aufregung. Heute ist doch die letzte Anprobe bei Franzi." Marvin schlang seine Arme um meine Taille und drückte mir eine Kuss auf meine Locken. "Mausi, du würdest selbst im Kartoffelsack eine Schönheit sein. " Unsere Bliccke trafen sich im Spiegel über dem Waschbecken. Wieso hatte ich nicht damals schon bemerkt, dass er mich liebte? Was hätten wir schon für schöne Jahre miteinander haben können. Egal....ab jetzt hatten wir die ganze Ewigkeit für uns. Sofort bildete sich wieder ein dicker Kloß in meinem Hals und dann spürte ich sie auch schon wieder....die erste Träne. "Ach, Mausi. Ich freue mich doch schon genauso auf unsere Hochzeit. " Weiche Lippen küssten meine Tränen weg. Das war das einzig Gute, was ich diesen blöden Hormonen abgewinnen konnte. "Man, ihr knutscht ja schon wieder.", stöhnte Leo, die den Kopf durch die Badtür steckte."Jetzt aber Schluss damit. Franzi wartet bestimmt schon. Also hopphopp." Ehe ich mich überhaupt wehren konnte, wurde ich auch schon von ihr aus dem Haus gezogen und fand mich als nächstes in Franzis Büro wieder. "Na endlich, Mama." Ella schaute mich auch ungeduldig an. Ich schaute mich weiter um und sah Delphie, die eher gelangweilt am Schreibtisch saß. Ja klar, die Mädels sahen ihre Kleider heute ja auch zum ersten Mal. Selbst Leo kannte ihres noch nicht. "So, können wir dann?", meldete sich genau diese wieder zu Wort. Sie lief zu Franzi und half ihr mein Kleid aus der Hülle zu nehmen. "Wow", schoss es mir aus dem Mund, denn Franzi hatte nicht nur an den Seiten einen Einsatz eingefügt, sondert noch weitere Stickereien auf dem ganzen Kleid hinzugefügt. "Ja, ich fand das sonst zu Kahl und zu schlicht.", zuckte sie mit den Schultern als ich sie umarmte "Und so sieht man die Einsätze nicht so.", flüsterte sie mir ins Ohr. Ja, da hatte sie recht. Niemand würde sie sehen, der nichts davon wusste. Und diese feinen Blumenstickereien auf der Seide waren traumhaft. "Das sind lauter kleine Gerbera.", lachte Leo "Die passen perfekt zu der Blüte an der Schulter." Ja, da hatte sie recht. "Los jetzt anziehen.", forderte meine Tochter mich auch sofort wieder auf. Schnell schlüpfte ich aus meinen Sachen in das Kleid. Und wie durch Zauberhand passte es sich perfekt an meinen Körper an. "Mama, das sieht toll aus." Ella klatschte vor Begeisterung in ihre Hände und selbst Delphie lächelte. Franzi schob mich vor den körpergroßen Spiegel. Und wieder enschlüpfte mir ein "Wow." Das Kleisd sah wie in meinen Träumen aus. Ich musste grinsen. Das Traumkleid für den Traummann. Und dann waren sie wieder da, meine lästigen ständigen Begleiter. Wieder kullerten sie über meine Wange "Dan....danke", schluchzte ich. "Gerne, gerne. Jetzt aber raus aus dem Kleid, bevor du es noch mit deiner Wimperntusche vollkleckerst." Franzi öffnete bereits wieder den Reißverschluss. "Die ist wasserfest.", schniefte ich. "Ist in nächster Zeit auch besser.", zwinkerte sie mir zu. Na, danke. Wozu hatte man Freundinnen? Dazu das sie einen verarschten. "So, und jetzt seid ihr dran." Leo zog das erste Kleid aus der nächsten Hülle und hielt es Ella hin, während Franzi das gleiche bei Delphie machte. Ich beobachtete meine Tochter genau und mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ob es ihr wohl gefiel? Ich hatte Franzi so sehr mit meinen Wünschen dafür genervt, dass sie mich oft genug angepflaumt hatte, ich sollte es doch selbst entwerfen. Wenn ich nicht mein mangelndes Talent für den Umgang mit Zeichenstiften gekannt hätte, wäre ich sogar versucht geweseen. Dieses Kleid war mir fast noch wichtiger als mein eigenes, genau wie das für Leo, das Franzi auch zusammen mit mir entworfen hatte. "Das...das...ist für ...für mich?" Delphie schaute erst das Kleid und dann mich mit aufgerissenen Augen an. Ich nickte. "Gefällt es dir, Kätzchen?" Delphie fuhr ganz vorsichtig über die Stickerei auf dem Satinrock, der über ein buschiges Petticoat fiel. Mit ihrem Finger zeichnete sie ganz vorsichtig die aufgestickten Balettschuhe nach. Plötzlich nickte sie ganz wild mit ihrem Kopf und stürzte auf mich zu. Ich zog sie in meine Arme. "Das ist so hübsch.", schniefte sie. "Manno, man, ihr Bürkifrauen seid mir echt zu emotional.", stöhnte Franzi, während sie von einem Ohr zum anderen grinste. "Schau mal. Ich habe das gleiche Kleid. Bei mir sind aber kleine Segelboote drauf, weil ich segeln gehe.", grinste Ella Delphie an. Ja, sie hatte sich Stella und Luna angeschlossen und strebte danach in meine sportlichen Fussstapfen zu treten. Mist, daran hatte ich ja noch gar nicht gedacht. Mit Segeln war ja im kommenden Sommer für mich essig. Egal. Dafür bekam ich ein so großes Geschenk, da konnte ich locker ein weiteres Jahr mein Hobby zurückstellen. "Dann sind wir auch wie Zwillinge angezogen nur mit einem kleinen Unterschied." Ella stellte sich begeistert neben Delphie vor den Spiegel und hakte sich unter. Ja, sie war wild entschlossen sich eine gleichaltrige Schwester zu sichern. Und erstaunt stellte ich fest, dass Delphie auch grinste. "Dann sind ja alle glücklich." Leo schaute von einem strahlenden Gesicht zum nächsten. Nur sie sah etwas enttäuscht aus. "Gucke mal, da hängt aber noch ein Kleidersack." Ich deutete mit meinem Finger zu dem Ständer an dem alles fein säuberlich aufgehangen war. "Hää?" Leo schaute mich voller Unverständnis an. "Die hat manchmal genauso eine lange Leitung wie du.", lachte Franzi. Was hieß hier lange Leitung? "Ich habe keine lange Leitung.", empörte ich mich und Leo tat das gleiche. "Na, wenn ihr meint.", lachte meine dusselige Freundin, während sie das nächste Kleid aus dem Kleidersack zog und Leo hinhielt. Auch hierbei hatte ich sie ständig mit meinen Ideen genervt. "Wow, das ist ja so ähnlich wie von den beiden Kleinen nur mehr sexy.", lachte Leo und schlüpfte bereits aus ihren Sachen. Ja, bei ihr war der Petticoat in einen enggeschnittenen Minirock umfunktioniert worden, der sogar einen kleinen Schlitz hatte. Bestickt war das Kleid aber mit Fussbällen. "Wow."Leo drehte sich begeistert vor dem Spiegel. "Das Wort habe ich heute aber auch schon ein-, zweimal gehört.", lachte Franzi "Mein Sohn wird glatt aus seinen Sneakers kippen, wenn er dich so sieht." Ja, da könnte sie recht haben. "So, jetzt aber Schluss hier mit eurem Gefühlsgedusel" Wo kam denn auf einmal Lisa her? "Genau, da ist noch in drei Tagen genug Zeit für." Was wollte denn Vicki auch noch hier? "Ja, Mädels flott umziehen.", ertönte auch Kathies Stimme. "Jetzt gucke nicht wie a Kalbi, wenn es donnert.", lachte Lisa "Jetzt geht es zum Junggesellinnenabschied und deine Mädels kommen auch mit." Das war gut. Mit den Kindern zusammen würden sie mich garantiert nicht zu irgendwelchen oberpeinlichen völlig dämlichen Aktionen zwingen. "Aber...", begehrte ich prophylaktisch auf. "Nichts aber. Bei dem ersten Fehlversuch gab es keinen Junggesellinnenabschied. Diesmal machen wir es richtig. Wir alle gehen jetzt zusammen mit unseren Töchtern in einen wunderbaren Wellnesstempel, lassen uns mit Gurkenscheiben auf den Augen und alkoholfreien Cocktails in der Hand verwöhnen und genießen den restlichen Tag.", schmetterte Franzi meinen versuchten Einwand sofort ab, während hinter mir ein kleiner jugendlicher Jubel ausbrach. Na dann würde ich mich halt verwöhnen lassen und das zusammen mit meinen Töchtern. Was konnte es schöneres geben?
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Ein Schuss und Treffer im Freundschaftsspiel ✔Teil 6
RomanceJasmin ist seit über 15 Jahren eigentlich glücklich verheiratet. Aber eben nur eigentlich. Und auch mit den drei Kindern läuft nicht alles wie es sollte. Dazu kommt noch jede Menge Arbeit in ihrer Agentur. Trotzdem ist ja doch alles ziemlich bequem...