Kapitel 4

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•Mia•

„Happy Birthday, Baby!" ging ich auf Wincent zu als er aufgestanden war. Ich war bereits eine Weile schon wach, weil ich einfach nicht mehr schlafen konnte. Wincent kam grinsend auf mich zu und blieb vor mir stehen. Ich nahm sein Gesicht in meine Hände und küsste ihn sanft. „Alles Gute mein Schatz." Lächelte ich ihn an. „Danke." Sagte Wincent und küsste mich nochmals. Da er nichts zum Geburtstag wollte, machte ich ihm dafür ein richtig gutes Frühstück und zufrieden stopfte sich Wincent voll. Emilia rannte bereits im Haus umher und kam dann plötzlich mit einer Zeichnung um die Ecke. Sie hatte für Wincent eine süsse Zeichnung gemalt, ich linste über seine Schulter und sah mir das Bild an. Sie hatte Strichmännchen gemalt. Alle waren sie Bunt nur eines nicht. Eins war schwarz und stand wie auf ner Kiste. „Papa am singen..." sagte sie dann und strahlte Wincent an. „Du hast Papa bei nem Konzert gemalt?" fragte ich dann gerührt und sie nickte. Wincent sagte nicht viel, sondern hob Emilia auf seinen Schoss und schloss sie in die Arme. Die Handbewegung die er machte verriet ihn aber dann. Er wischte sich kurz über die Augen und da war für mich klar, dass seine kleine Tochter ihn gerade zu Tränen gerührt hatte. Ich strich ihm kurz durch die Haare und begann den Tisch abzuräumen, während er mit Emilia kuschelte und sie zusammen die Zeichnung ansahen.

Es war bereits 14 Uhr und Wincents Familie war überpünktlich. Gemütlich sassen wir alle am Esstisch und tranken Kaffee und unterhielten uns. Emilia kletterte von einer Person zur anderen und war nebst ihrem Papa und Shayenne am meisten in ihren Uropa vernarrt. Ich liebte diese Familie noch immer so sehr wie am Anfang und ich liebte es, wie sie unser Kind liebten. Gerade stand ich etwas hinter Wincent und massierte sanft seine Schultern während sie redeten. Angela beobachtete mich schon eine ganze Weile, doch ich ging nicht drauf ein. Als ich dann nicht mehr nur rumstehen konnte ging ich in die Küche und holte den Kuchen. „Mia?" hörte ich dann Angelas Stimme und ich musste leicht lächeln. „Ja?" sagte ich und drehte mich zu ihr. „Ist bei dir alles in Ordnung?" fragte sie mich und musterte mich. „Ja, alles gut." Nickte ich, doch ich wusste, dass sie nicht so schnell aufgeben würde. „Hast du Wehen?" fragte mich Angela dann direkt und da konnte ich ihr nicht mehr ausweichen. Ich seufzte leise und legte meine Hand auf den Bauch. „Ich habe seit ein paar Tagen Senkwehen. Bisher waren sie aushaltbar..." sagte ich. „Aber?" hakte Angela nach. Musste ich ihr nun wirklich sagen, dass Wincent und ich gestern Nacht Sex hatten und es nun schlimmer war? „Mia?" sagte Angela. „Naja... Wincent und ich hatten gestern Nacht... Also... Wir haben miteinander geschlafen und seither habe ich stärkere Schmerzen." Sagte ich und sah meine Schwiegermutter an. „Naja Sex fördert Wehen, Mia." Schmunzelte Angela. „Ich weiss." Sagte ich und mir wars irgendwie unangenehm. „Ausserdem..." begann ich und Angela sah mich wieder aufmerksam an. „Ja?" sagte sie und kam auf mich zu. „Ich glaube, dass vorhin meine Fruchtblase geplatzt ist." Sagte ich und biss mir auf die Lippe.

„Hast du Wincent bescheid gesagt?" fragte meine Schwiegermutter mich, doch ich schüttelte den Kopf. „Nein. Er weiss auch nichts von den Senkwehen. Ich wollte keine unnötige Aufregung auslösen." Sagte ich und lächelte Angela leicht an. „Ach Kind! Du bist einfach zu rücksichtsvoll." Schmunzelte sie. „Wir werden jetzt mal noch Kuchen essen und dann solltest du es Wincent sagen." Lächelte sie mich an und ich nickte. Im Gegensatz zum ersten Mal, war der Blasensprung nicht so wie bei Emilia. Da lief einfach alles auf einmal raus. Dieses Mal passierte alles etwas langsamer. Bepackt mit Kuchen gingen Angela und ich wieder zu der Familie. Doch bei mir war ruhig sitzen einfach nicht mehr möglich. Ich achtete auf jedes Zeichen von meinem Körper und sah immer wieder auf die Uhr. Irgendwann spürte ich Wincents Blicke und erwiderte einen davon einen Moment lang. Ich stand dann wieder auf und ging ins Wohnzimmer. Auch wenn Wincent manchmal ein Trottel war, meine Blicke kannte er und verstand sie sofort. Ich hatte eine Hand im Rücken und die andere lag auf meinem Bauch, als ich spürte wie mich Wincent an der Schulter berührte. „Mia was ist los?!" fragte er sofort und sah mich an. „Ich habe seit Tagen Senkwehen und ich glaube vorhin ist meine Fruchtblase geplatzt." Sagte ich und sah meinen Mann an. „Was?" sagte er und sah auf meinen Bauch. „Müssen wir los?" fragte er mich und ich schüttelte den Kopf. „Nein, aber vielleicht sollten wir den anderen sagen, dass...", „Dass sie gehen sollen! Genau." Nickte Wincent und wollte bereits los.

„Nein!" hielt ich ihn zurück. „Das kann noch dauern. Aber vielleicht sollten wir ihnen sagen was los ist, falls wir sie auf einmal heimschicken." Lächelte ich leicht und Wincent kam wieder zu mir. „Du solltest dich aber etwas ausruhen. Du hast wieder ein ganzes Stück harte Arbeit vor dir wenns los geht." Sagte Wincent sanft und nahm mein Gesicht in seine Hände. Wir küssten uns sanft und gingen dann zu unserer Familie zurück. Viel sagen mussten wir nicht, denn sie schnallten sofort was war und wollten auch direkt gehen. Aber ich bat sie drum, noch zu bleiben. Emilia bereiteten wir drauf vor, heute mit zu Oma und Shayenne zu fahren und da zu schlafen. Wir hatten sie die letzten Tage intensiv drauf vorbereitet, dass ihr Geschwisterchen nun bald kommen könnte. Deshalb nahm sie es ganz gut auf, als wir ihr sagten, dass Mama und Papa heute Nacht wohl nicht da sein werden. „Wenn das Baby noch heute kommt, wäre das ja der Hammer." Grinste Shayenne. Ja das wäre eindeutig ein Hammer. Dann hätten Wincent und sein Sohn am selben Tag Geburtstag. „Wenn er sich so lange Zeit lässt wie damals Emilia, dann wird's morgen sein." Schmunzelte er und hatte gerade die Maus auf dem Schoss.

Ich hörte den Gesprächen zu, war aber nicht wirklich dran beteiligt. Irgendwie versuchte ich mir selbst eine aushaltbare Komfortzone zu bauen. Einmal sass ich, dann stand ich wieder auf. Ich ging umher und ich merkte selbst, wie unruhig ich war. Mir war klar, dass ich nun nicht mehr Senkwehen hatte, sondern die richtigen Wehen eingesetzt hatten. Unsere Gäste hatten immer wieder ein Auge auf mich. Vor allem Wincent war sehr unkonzentriert auf die Gespräche und sah immer wieder zu mir. „Ich leg mich etwas hin." Sagte ich dann zu ihm und er nickte. „Aber bitte aufs Sofa. Da hab ich dich im Blick." Bat mich mein Mann drum und ich nickte leicht. Ich ging zum Sofa und legte mich hin. Aber irgendwie wars mir nicht bequem. Ich setzte mich wieder auf und war dann in so einer halbliegenden und halbsitzenden Position. „Kann ich dir helfen?" hörte ich dann Shayenne neben mir und sah zu ihr. „Es ist so unbequem." Seufzte ich. Shayenne war in der Ausbildung zur Krankenschwester und wandte nun einfach ihr Wissen an und versuchte es mir so gemütlich wie nur möglich zu machen. Sie kümmerte sich richtig gut um mich und liess mich dann auch immer mal wieder in Ruhe.

„Schatz?" hörte ich dann Wincent neben mir und ich öffnete meine Augen. „Hm?" machte ich und sah zu ihm. „Möchtest du etwas trinken?" fragte er einfühlsam und sah mich aufmerksam an. Ich nickte leicht und Wincent holte mir ein Glas Wasser. Gerade als er um die Ecke kam, spürte ich erneut eine Wehe und ich merkte wie diese langsam stärker wurden. Wir hatten bereits in der Klinik angerufen gehabt und uns für später irgendwann angemeldet. Ich wollte so lange wie möglich zu Hause bleiben und das taten wir. Doch irgendwann war auch diese Ruhe vorbei und ich stand langsam auf. Die Wehen wurden dann doch schneller als gedacht schmerzhafter und kamen in kürzeren Abständen. „Wincent?" stand ich dann neben dem Tisch und alle sahen mich an. „Ich glaub ich möchte ins Krankenhaus." Sagte ich dann leise.

Wir beide bleibenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt