Kapitel 16

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•Mia•

Es war mittlerweile mitten in der Nacht. Wincent schlief und ich wälzte mich im
Minutentakt von Links mach Rechts. Ich fand einfach keinen Schlaf und dachte ununterbrochen an mein Baby, welches ganz alleine im Krankenhaus lag. Wahrscheinlich vermisste uns Leon nicht mal, checkte wahrscheinlich gar nicht wo er war und was passiert war. Dieser Gedanke erleichterte mich etwas, auch wenn es nur ein klein wenig war. Dennoch konnte ich einfach nicht einschlafen und stand irgendwann auf und verliess leise das Schlafzimmer. Ich tigerte im Haus umher und sah gefühlt alle zehn Minuten auf die Uhr. Mein Kopf hörte einfach nicht auf zu denken und ich fand keine Ruhe. „Mia?" hörte ich dann Wincents verschlafene Stimme. Ich stand im Wohnzimmer am grossen Fenster und sah raus in die Dunkelheit. „Hm?" machte ich und drehte mich dann langsam zu meinem Mann. „Warum bist du nicht im Bett?" fragte Wincent und kam langsam auf mich zu. „Ich kann einfach nicht schlafen." Sagte ich leise und liess meine Schultern hängen. Wincent kam auf mich zu und nahm mich in seine Arme. Ich legte meinen Kopf an seine nackte Brust und schloss meine Augen. Seine warme Haut und das schlagen seines Herzens, liessen mich etwas entspannen. „Leon schläft sicher tief und fest. Und wenn was wäre, hätte sich das Krankenhaus schon lange gemeldet." Sagte er dann leise und strich über meinen Rücken.

Ich löste mich langsam von ihm und sah zu Wincent hoch. „Er ist doch erst ein paar Wochen alt." Sagte ich dann und merkte wie meine Tränen wieder hochkamen. Ich war noch nie so eine Heulsuse, aber seit ich mit Wincent zusammen war, hatte sich meine emotionale Gefühlslage um 180 Grad gewendet. „Ach Schatz." Sagte Wincent leise und schloss seine Arme nur noch fester um mich und ich legte meine Hände an seinen Rücken und presste mich gegen ihn. „Leon schafft das. Ich weiss es." Sagte Wincent leise und schob mich etwas von sich und hob dann meinen Kopf an. Wir sahen uns in die Augen und Wincent strich mir sanft eine Strähne aus dem Gesicht. „Er trägt den Namen Weiss, er ist ein Kämpfer und wir geben nie auf." Hörte ich dann die Worte meines Mannes und da brachen erst recht alle Dämme. Ich weinte einfach und Wincent war so liebevoll und vor allem Geduldig und nahm mich wieder in seine Arme und spendete mir Trost und vor allem Halt. Ich spürte wie er mir einen Kuss auf den Kopf hauchte und seinen Kopf dann auf meinen legte und so verharrte. Es tat so gut und das sanfte streicheln über meinen Rücken tat wieder sein Übriges. Ich kam langsam runter und beruhigte mich wieder. Sanft löste ich mich von Wincent und sah zu ihm hoch. Meine Hände ruhten auf seiner Brust und meine Finger strichen sanft über seine Haut. Er lockerte seine Arme um meinen Körper, hielt mich aber dennoch weiter fest. „Ich liebe dich Wincent. Ich wüsste nicht, was ich ohne dich machen würde." Sagte ich leise und stellte mich auf die Zehenspitzen. „Ich liebe dich auch, mein Herz." Antwortete er mir und beugte sich zu mir. Unsere Lippen fanden zu einem sanften und liebevollen Kuss zueinander und wir verharrten in diesem Moment.

„Lass uns vor dem Fernseher kuscheln." Sagte er dann leise und liess mich los. Unser Sofa war sonst schon gross, aber man konnte daraus noch mal ein Bettsofa machen und dann war es einfach nur noch riesig. Wincent holte unsere Decken und Kissen von oben und so kuschelten wir dann eng aneinander auf dem Sofa und sahen Fern. Wincents Herzschlag, sein ruhiger Atem und das sanfte streicheln auf meinem Arm wirkten so beruhigend auf mich. Dass ich dann doch noch einschlief, auch wenn es bereits 4 Uhr morgens war.

Ich wurde durch sanfte Küsse auf meine Lippen geweckt und schlug langsam meine Augen auf. „Guten Morgen." Lächelte mir Wincent entgegen und da schlang ich einfach meine Arme um seinen Nacken und zog ihn zu mir und küsste ihn zärtlich. Wincent erwiderte meinen Kuss und stütze sich neben mir auf dem Sofa ab, während er sich halb auf mich sinken liess. Wir genossen diese Zärtlichkeiten in vollen Zügen und Wincent löste sich dann langsam von mir. „Morgen." Sagte ich leise und strich durch seine Haare, während Wincent noch immer über mich gebeugt war. „Gut geschlafen?" fragte er dann leise und lächelte mich an. „Hm, es geht. Aber immerhin etwas geschlafen." Sagte ich leise und Wincent nickte. „Ja, ganze 4 Stunden." Antwortete er mir und kniete sich dann neben mich auf dem Sofa hin und sah mich an. Ich sah zu ihm hoch und setzte mich dann auf. „Fahren wir gleich zu Leon?" fragte ich sofort und Wincent lächelte sanft. „Ja natürlich. Deswegen hab ich dich auch geweckt." Nickte mein Mann und stand dann auf. Wir genehmigten uns dann ein kleines, leichtes und vor allem schnelles Frühstück und zogen uns dann an. Auf direktem Weg fuhren wir zu Leon ins Krankenhaus und ich wurde erst wieder richtig ruhig, als ich neben dem Bettchen meines kleinen Sohns stand und mir die Krankenschwester sagte, dass es dem Kleinen gut ging.

Es war komisch Leon einfach so da liegen zu sehen. Ich durfte ihn immer noch nicht in die Arme nehmen und musste mich damit zufriedengeben, ihn einfach nur sanft anzufassen und zu streicheln. Um ihn zu füttern musste ich halt die Milch abpumpen und ich war wirklich froh, als die Milch in der Flasche war. Meine Brüste drohten zu platzen und es war richtig unangenehm. Aber nun war die Milch abgepumpt und Wincent gab Leon die Flasche, während der Kleine im Bett lag und Wincent die Flasche hielt. „Ich will ihn nach Hause nehmen." Sagte ich dann leise und beobachtete die zwei. „Der Arzt sagte noch zwei Nächte sollte er hierbleiben und danach, dürfen wir ihn wieder mitnehmen." Sah Wincent mich an und ich senkte den Blick. „Aber es geht ihm doch schon besser und er hat nicht mehr so schlimme Atemprobleme." Sah ich zu Wincent. „Ja. Aber wenn er noch hierbleibt, dann können wir in zwei Tagen vielleicht einen ganz gesunden Leon mit nach Hause nehmen. Oder jedenfalls so gesund, dass wir ihn wieder in die Arme nehmen dürfen. Mia da müssen wir nun einfach durch!" sagte Wincent und sah mich eindringlich an. Ich seufzte, er hatte ja recht. „Aber dann müssen wir heute Emilia bei Marco abholen." Sagte ich und Wincent nickte. „Natürlich tun wir das. Leon ist hier in guten Händen, dann können wir uns wieder um Emilia kümmern." Lächelte Wincent mich an.

Während ich bei Leon blieb, holte Wincent Emilia ab und fuhr mit ihr zu Angela um sie zu informieren was passiert war. Auch wenn ich Leon hauptsächlich nur ansah oder sanft berührte, verging die Zeit wie im Flug und Wincent stand nach 3 Stunden wieder im Zimmer mit Emilia auf dem Arm. „Leon?" fragte diese dann und Wincent kam näher ans Bett. „Nach Hause?" fragte sie und sah von Leon zu mir und dann zu ihrem Papa. „Nein mein Schatz, Leon bleibt noch etwas hier. Noch zwei Mal schlafen und dann darf er wieder nach Hause. Er ist etwas krank." Sagte Wincent und setzte sich nebens Bett und setzte Emilia auf seinen Schoss. Sie beugte sich zum Bett und streckte die Hand nach ihm aus, doch Wincent zog sie zurück. „Du solltest ihn nicht anfassen, Mäuschen." Sagte er und Emilia sah Wincent einfach nur schweigend an und legte ihre Hände dann auf ihren Schoss und guckte einfach. Ich konnte mich dann doch von Leon los reissen und verabschiedete mich von ihm und ging dennoch wieder schweren Herzens von hier weg. Aber dieses Mal war es nicht mehr so schlimm wie gestern. Der Schock war mehr oder weniger weg und ich wusste, dass es ihm wirklich gut ging. Er kriegte wieder genügend Luft, dass sie ihm morgen den Sauerstoff wieder wegnehmen konnten. Aber dennoch wollten sie ihn deshalb eine weitere Nacht dabehalten und wir würden ihn erst übermorgen mit nach Hause nehmen können. Aber gerade konnte ich mich doch etwas drauf freuen mit Wincent und Emilia heim zu fahren und mich einfach meinem Mädchen zu widmen.

Wir beide bleibenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt