Wir beide bleiben

Kapitel 59

•Mia•

~Leons 1. Geburtstag~

Als ich heute früh aufgewacht war, war es wieder ein wunderschöner sonniger Januarmorgen. Ich streckte mich, drehte mich zur Seite und wollte mich an Wincent kuscheln, doch seine Bettseite war leer. Ich strich über die leere Matratze neben mir und merkte, dass die Seite noch warm war. Wincent musste also erst vor kurzem aufgestanden sein. Ich setzte mich dann auf, fuhr mir mit den Fingern durch die Haare und band sie dann zusammen. Ich zog mir etwas Bequemes an und verliess das Schlafzimmer. Ich wollte gerade zu Leon als mir ein abgehetzter Wincent die Stufen entgegenkam. „Mia scheisse!!" sagte er und ich sah ihn an und sofort machte sich ein ungutes Gefühl in mir breit. „Ja?" fragte ich vorsichtig. „Wir haben vergessen Leon ein Geschenk zu kaufen!!" sagte Wincent dann und ich riss erschrocken die Augen auf. „Scheisse!!!" sagte ich ebenso und legte meine Hände an den Kopf. „Wir haben in dem ganzen Trubel das Geschenk vergessen." Sagte Wincent. Mist, das durfte echt nicht wahr sein. Aber anstatt in Panik auszubrechen, oder wegen der momentanen Gefühlslage in Tränen, begann ich einfach zu lachen. Wincent sah mich erst etwas irritiert an. „Warum lachst du jetzt?" fragte er mich. „Naja... Ist das nicht typisch für uns?" kicherte ich und da begann auch Wincent zu grinsen. „Stimmt." Schmunzelte er und wuschelte sich durchs Haar.

Während Wincent sich auf den Weg in den Spielwarenladen machte, ging ich duschen und machte mich fertig. Leon schlief immer noch tief und fest, also ging ich in die Küche und machte einen kleinen Kuchen. Die Familie würde gegen 10 zum Frühstück vorbeikommen und das kleinste Mitglied der Familie Weiß beglückwünschen. Eigentlich war das alles nicht geplant gewesen. Wincent wollte nur zu dritt feiern. Leon hätte das noch gar nicht gecheckt, aber ich fand es irgendwie unfair seiner Familie gegenüber. Deshalb hatten wir gestern noch beschlossen, dass sie heute um 10 herkommen sollen zum Frühstück. Wir mussten nur das Haus und das Geschirr bereitstellen. Den Rest, besorgte Wincents Familie, Amelie und Basti. Kurz bevor die Gäste kamen, betrat Wincent das Haus mit einem wirklich grossen Geschenk. „Ähm... Was hast du ihm gekauft?" fragte ich, da ich keinen blassen Schimmer hatte, was Wincent holen würde. „Wirst du später sehen. Es ist mega." Grinste mich mein Mann an und versteckte das Geschenk in seinem Büro. „Wo ist unser Krümel?" fragte mich Wincent und sah sich um. „Immer noch im Bett. Aber vorhin habe ich ihn plappern gehört. Wach ist er auf jeden Fall." Antwortete ich und als hätte es der Zufall so gewollt, begann es oben zu rufen. Wincent und ich betraten zusammen sein Zimmer und fanden Leon in seinem Bett sitzend vor. „Happy Birthday kleiner Mann." Sagte Wincent. „Alles Gute zum Geburtstag, Krümelchen." Lächelte ich ebenso. Wincent und ich sangen dem Kleinen ein Ständchen und machten ihn dann fürs Frühstück fertig.

Es war ein richtig schöner Morgen. Tante Shayenne kümmerte sich gut um ihr Patenkind und Wincent und ich hatten kaum etwas mit Leon zu tun. „Ich helf dir beim Abräumen." Sagte Angela dann und folgte mir mit dem Geschirr. In der Küche räumte sie direkt alles in den Geschirrspüler und sah mich dann an. „Ist zwischen dir und Wincent alles gut?" fragte sie mich dann. „Ja. Natürlich. Was sollte sein?" fragte ich, sah sie aber nicht an und widmete mich dem wegräumen der Nahrungsmittel. „Ihr geht so kühl miteinander um." Sagte meine Schwiegermutter und nahm kein Blatt vor den Mund. „Ach was." Sagte ich aber leiser als gewollt. „Mia! Ich weiss, dass es euch nicht gut geht. Und ich weiss, dass ihr euch Sorgen um Emilia macht. Wir alle. Aber in dieser schweren Zeit, dürft ihr euch beide nicht vergessen." Sagte Angela und ich liess meinen Kopf hängen. „Ich weiss. Aber... Wir kriegen beide den Kopf nicht frei. Es... das wird schon wieder." Sagte ich leise. „Ist es Wincent der keinen Körperkontakt zulässt?" hakte Angela dann nach. „Angela... Ich... Bitte. Ich will nicht drüber reden." Blockte ich dann ab und meine Schwiegermutter nickte leicht. Mir war klar, dass dies Antwort genug für sie war. Ja, vor allem Wincent distanzierte sich. Und oft wich er mir aus, wenn ich ihm näherkam. Warum wusste ich nicht, ich traute mich nicht ihn zu fragen. Also nahm ich es einfach so hin und akzeptierte es.

Als die Familie dann weg war, legten wir Leon hin für seinen Mittagsschlaf um danach mit ihm sein Geschenk auszupacken, auf das ich total gespannt und neugierig war. Während ich den Rest der Frühstücksparty wegräumte, verzog sich Wincent wie immer ins Büro. Ich schrieb Hanna ne Nachricht und fragte nach wie es ihr ging. Sie war nun seit 5 oder 6 Tagen zu Hause. Sie hatte sich anscheinend eine ziemlich starke Grippe eingefangen und musste das Bett hüten. War natürlich blöd, aber was wollte man machen. Sie war auch nur ein Mensch, den es mal erwischte. Nach Leons Mittagsschlaf, gab es erst mal leckeren Kuchen für uns drei. Mit grossen Augen sah Leon seinen Schokokuchen an, auf dem eine Kerze brannte. Wincent bliess die Kerze dann für Leon aus und nahm sie weg. Ich schnitt den Kuchen in Stücke und legte Leon eines in seinen Teller, wo er natürlich sofort begann den Kuchen zu zerpflücken und sich die süsse Kost in den Mund schob und im gesamten Gesicht verteilte. Wincent hielt alles mit seinem Handy fest und machte Fotos und Videos. Es war wirklich lustig und Leon vernichtete seinen Kuchen regelrecht. Während ich ihn dann sauber machte, holte Wincent das Geschenk und legte es im Wohnzimmer auf dem Boden. „Wow schau mal. Dein Geschenk von Mama und Papa." Lächelte ich meinen Sohn an und kniete mich mit ihm davor. Leon zerfetzte das Geschenkpapier richtig und zum Vorschein kam ein Bällebad. „Wow, wie cool." Lächelte ich und sah von Leon zu Wincent. „Geil oder?" lächelte mein Mann und begann den Karton zu öffnen. 

Leon spielte bereits mit einem Ball den ich ihm gegeben hatte, während Wincent das Bad in Form brachte. Durch den Karton hatte der Schaumstoff Ring ein paar Dellen, aber ein paar Handgriffe von Wincent und es war nach kurzer Zeit perfekt. „So!" sagte er dann und sah zu mir. „Setz ihn rein." Forderte mich Wincent auf und ich setzte Leon natürlich direkt in Mitten der Bälle hin. Erst sah er sich um und sah uns an. „Das gehört dir!" strahlte Wincent und schmiss Leon ein paar Bälle entgegen. Der Kleine begann dann zu zappeln und zu lachen und schon bald flogen die ersten Bälle aus dem Ring heraus. Wir hatten alle Hände voll zu tun um die Bälle wieder zurück zu schmeissen. „Ich hol mal mein Handy." Schmunzelte ich, stand auf und liess die zwei alleine. Nicht mal ne Minute später kam ich zurück und fand Leon UND Wincent in dem kleinen Bad vor. Ich musste lachen, nicht nur Leon fand sein Geschenk toll, sondern auch Wincent. Beide lachten sie und ich begann zu filmen. Diese Unbeschwertheit von Wincent musste ich einfach auf Video haben, denn ich wusste, morgen würde schon wieder alles anders sein. Ich machte dann Fotos, filmte noch etwas und genoss einfach den Abend mit Wincent und unserem Sohn. Wincent und Leon schmissen sich die Bälle entgegen und Wincent kriegte oft einen mitten ins Gesicht. „Zielen kann er." Schmunzelte ich und sah zu Leon der gluckste, weil er seinem Papa gerade wieder einen Ball mitten ins Gesicht geschmissen hatte. Wincent tat natürlich so, als hätte es ihm mega weh getan und Leon fand seinen Papa jedes Mal immer unglaublich lustig.