Wir beide bleiben

Kapitel 20

•Wincent•

„Hast du sie eigentlich noch alle?!" drängte sich Basti nun zwischen mich und Mia, die mich nach diesen Worten einfach nur anstarrte und ergriff mein Handgelenk. Ich wollte gerade meinen Mund öffnen, als Basti weiterredete. „Lass Lars in Ruhe!" herrschte mich mein Schwager an. Lars? Er kannte ihn also auch noch. War das Absicht? Wollte Basti mich und Mia auseinanderbringen? Ja wir hatten oft Meinungsverschiedenheiten und Basti und ich waren alles andere als beste Freunde. Aber er wollte doch nur immer, dass seine Schwester glücklich war. Und nun tat er sowas? „Ach du kennst ihn?! Hast du das absichtlich gemacht?!" war ich nun auf meinen Schwager fixiert und liess diesen Lars los. „Alter komm runter!" rollte Basti mit den Augen. Ich hasste ihn so sehr. Gerade wollte ich Basti eine reinhauen, weil er mich einfach nur nervte, sah ich wie der andere Typ zu Mia ging und sie etwas zurückzog, weil meine Frau sich zwischen mich und Basti stellen wollte. Ich entriss mich Bastis Griff und ging nun einfach auf Lars los. Ich riss ihn auf den Boden und wollte ihn einfach nur noch Windelweichschlagen, doch bevor ich ihn nur irgendwie berühren konnte wurde ich unsanft von ihm weggerissen und selbst auf den Boden gedrückt. Es war ein Tumult um uns herum und ich versuchte mich zu befreien. Doch als ich die Stimme hörte die mit mir redete und ich sie nicht erkannte, hörte ich auf mich zu bewegen, blieb aber dennoch zum zerreissen angespannt.

„So mein Freund. Jetzt beruhigst du dich einfach mal, ansonsten rufen wir die Polizei!" redete der Typ bestimmt mit mir. Ich wollte mich dann doch wieder befreien, doch einen grossen Versuch konnte ich nicht starten. Denn der Kerl kniete sich mit einem Knie auf meinen Rücken und drückte mich so unsanft auf den Boden. Ich verzog schmerzhaft mein Gesicht und konnte mich nun gar nicht mehr bewegen. „Okei, für dich ist Endstation hier. Ich bring dich jetzt raus aus dem Club und da bleibst du auch! Wir dulden hier keine Prügeleien und Pöbeleien. Versuchst du nur irgendwie Anstalten zu mache dich gleich losreissen zu wollen, hau ich dich zu Boden." Sagte der Kerl laut zu mir. Ich konnte dann irgendwie nen Blick erhaschen und sah, was für ein Schrank an Kerl das war. Mir und meinen noch nicht gebrochenen Knochen zuliebe, versuchte ich ruhig zu bleiben. Der Riese von Security stellte mich einfach mal so auf die Beine. Noch immer am Kragen gepackt und meine Hände hinter meinem Rücken festhaltend, schaffte er mich aus dem Club. Er stellte mich regelrecht auf die Strasse und sah mich dann an. „Klärt eure Probleme hier draussen und lasst euch nicht mehr blicken!" herrschte er mich an und ging dann wieder rein. Ich wandte den Blick zu den anderen und ich sah in die Gesichter meiner Freunde und das von Lars.

„Was suchst du hier?!" brannten die Sicherungen wieder durch und bevor ich nur irgendwas tun konnte, schubste mich Basti gegen die Wand und drückte mich dagegen. Hätte dies Marco getan, wäre ich wahrscheinlich ruhiger geworden. Aber da es Basti war und ich ihn einfach gerade hasste, passierte das Gegenteil. Ich beschimpfte ihn und versuchte mich zu befreien. Da meine Arme hinter meinem Rücken an die raue Hauswand gedrückt wurde, schürfte ich mir da ganz schön die Haut auf. „Sei nicht ständig so ein Arschloch, Wincent!" sagte Basti laut zu mir. Ich schmiss ihm und seinem Kumpel Beleidigungen an den Kopf und da brannten auch Basti die Sicherungen durch. Er knallte mir seine Faust ins Gesicht und benommen sank ich zu Boden. „Basti!!!", „Wincent!!" hörte ich zwei geschockte Stimmen, die zu Amelie und Mia gehörten. „Alter hast du sie noch alle!!!" hörte ich dann Marco und ich konnte sehen, wie Marco Basti von mir wegzog. Mein Schädel brummte und ich schmeckte Blut. Ich wischte mir übers Gesicht und wischte mir das Blut weg, während ich wieder aufstehen wollte. Wir waren komplett eskaliert und hatten nun eine riesen Szene veranstaltet. Normalerweise kam Mia direkt zu mir gerannt, aber heute blieb sie auf Abstand und als sich unsere Blicke trafen, sah ich einfach nur Enttäuschung in ihren Augen. „Ihr habt sie doch nicht mehr alle!!" hörte ich dann die aufgebrachte Stimme von Amelie. „Schatz..." ging Basti auf sie zu. „Nein!! Lass mich in Ruhe! Ihr zwei seid unmöglich!!" sagte Amelie und wich von Basti zurück. Marco half mir dann beim Aufstehen und ich ging wacklig auf Mia zu. Doch diese blockte direkt ab, als sie sich an Marco wandte.

„Marco nimmst du Wincent heute Nacht zu dir?!" fragte sie und Marco nickte sofort. Irritiert sah ich zu meiner Frau. „Was?" sagte ich zu ihr und da sah sie wieder zu mir. „Ihr seid zu weit gegangen!" sagte sie dann nur und sah zu Amelie. „Kommst du zu mir?" fragte Mia, Amelie welche direkt nickte. „Ja. Hab keinen Bock auf den Kerl." Sagte Amelie wütend und deutete auf Basti. „Mia!!" sagte ich und machte dann doch wieder einen Schritt auf sie zu. „Nein Wincent!!! Du hast mir meinen Abend versaut! Es war so toll und eigentlich hatte ich mich auf dich gefreut. Aber nein.... DU hast mir meinen Abend kaputt gemacht auf den ich mich so sehr gefreut hab. Und nur, weil dein Kopf mal wieder irgendwelchen Scheiss zusammengesponnen hat und du nur noch gesehen hast, anstatt du überlegt hättest und mal ruhig geblieben wärst! Ich kenne Lars nun auch schon eine Weile. Er weiss, dass ich verheiratete bin und zwei Kinder hab. Und ausserdem ist er schwul!!!" pfefferte mir Mia entgegen und sah dann zu Lars. „Tut mir leid." Sagte sie zu ihm, doch er winkte nur ab. „Wir gehen." Sagte Mia dann zu Amelie und beide gingen sie davon und wir Männer blieben zurück.

Ich sah zu Lars, mein Stolz liess es nicht zu mich bei ihm zu entschuldigen, auch wenn es notwendig gewesen wäre. Deshalb richtete ich mich wieder zu Basti und wollte gerade auf ihn zu gehen als Marco mich am Arm zurückhielt. „Wir gehen jetzt auch!!!" sagte dieser bestimmt und zog mich mit. Basti und ich hatten noch immer Blickkontakt. „Ich hasse diesen Kerl!" sagten wir dann beide wie aus einem Mund und da zog Marco etwas kräftiger an meinem Arm und ich wandte mich von Basti ab. Er setzte mich ins Auto und da liess ich den Kopf gegen die Lehne sinken und als ich langsam etwas runtergekommen war, spürte ich den Schmerz der sich über meinen gesamten Kopf legte. „Alter..." murmelte ich und hielt mir meinen Schädel. „Der hat dir ganz schön eine geballert." Sagte Marco und liess sich auf den Fahrersitz sinken. „Ich glaub er hat mir die Nase gebrochen." Murmelte ich und fasste mir wieder an meine noch immer blutende Nase. „Zeig mal." Sagte Marco und ich drehte meinen Kopf in seine Richtung. „Wir fahren mal ins Krankenhaus." Sagte mein bester Kumpel dann und das reichte mir bereits als Bestätigung. Ich weigerte mich nicht mal, denn ich wollte einfach nur noch schmerzstillende Medikamente erhalten und dann schlafen. Ich hatte mal wieder riesen Mist gebaut und nun hatte mich Mia sogar ausquartiert. Sie musste richtig sauer sein. Ihre Worte, dass ich ihr den Abend ruiniert hatte, trafen mich ganz schön und ich fühlte mich mies. Ich war ein richtiger Idiot, mal wieder. Aber als ich den Kerl sah der so nah bei Mia war, brannten mir die Sicherungen durch. Während Marco zum Krankenhaus fuhr, grübelte ich vor mich her und dann kamen mir meine Worte in den Sinn, die ich Mia an den Kopf geknallt hatte. Ich hatte sie mit einem Flittchen verglichen. Also nicht direkt aber ich hatte die Worte ausgesprochen. „Scheisse..." sagte ich dann und da sah Marco kurz zu mir. „Was?" sagte er. „Ich hab zu Mia gesagt, sie lässt sich anfassen wie ein Flittchen." Sagte ich und da nickte Marco. „Leider ja." Sagte er nur und parkte dann vor dem Krankenhaus.

Mit zu vielen Gedanken im Kopf betrat ich das Krankenhaus und hatte ein ziemlich schlechtes Gewissen und machte mir bereits Gedanken, wie ich das hoffentlich wieder gut machen konnte. „Was ist passiert?" fragte dann der Arzt als ich im Behandlungsraum war. „Prügelei." Murmelte ich knapp. Der Arzt untersuchte meine Nase und es tat einfach nur höllisch weh. Er verarztete mich und fixierte meine gebrochene Nase mit Tape und solchen Sachen und sah mich dann an. „Ich gebe ihnen noch Schmerzmittel mit und es könnte sein, dass sich ihr Gesicht um die Nase rum noch ganz schön verfärben könnte. Ruhen sie sich etwas aus und suchen sie nach ein paar Tagen ihren Hausarzt auf." Sagte der behandelnde Arzt und ich nickte leicht. Marco und ich fuhren dann zu ihm nach Hause und mein bester Kumpel machte mir dann sein Sofa zum schlafen bereit. Ich liess mich dann ins Kissen sinken und starrte in die Dunkelheit. Ich hatte Mias Abend versaut und sie hatte mich für die Nacht ausquartiert. Ich war mal wieder ein kompletter Idiot!