Kapitel 34

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•Wincent•

„Erzählst du mir was hier heute los war?" fragte ich Mia dann in einem anständigen und ruhigen Ton. „Nichts..." sagte sie und sah zu mir. Ich setzte mich dann zu ihr aufs Sofa und sah sie an. „Sah aber nicht nach nichts aus." Sagte ich und griff nach ihrer Hand. „Mia was ist los?" fragte ich dann fürsorglich. Ich wusste was los war, wollte es aber aus ihrem Mund hören. Ich wollte hören, dass das alles zu viel für sie war. Sie musste es sich einfach selbst eingestehen, damit sie es auch wirklich verstand. „Ich kam grad einfach nicht mit den Kindern klar. Das war alles!" sagte Mia und stand auf. „Schatz die Kinder sind deine leichteste Übung." Sagte ich ungläubig und stand auch auf. „Hat es etwas mit dem Café zu tun?" fragte ich dann einfach und da drehte sich meine Frau wieder zu mir. Sie sah mich an, sie wirkte angespannt und ich hatte das Gefühl, sie müsste ihre Tränen unterdrücken. „Du wartest immer noch drauf, dass ich scheitere oder?!" platze es dann laut aus ihr raus und sie starrte mich an. „Mia..." begann ich und ging auf sie zu. „Nein!!! Niemand traut es mir zu! Niemand glaubt an mich. Alle warten auf mein Versagen..." sagte sie laut und ging immer einen Schritt von mir weg, wenn ich einen auf sie zu ging. Ich sah sie an und wollte gerade etwas sagen, als Mia einfach in Tränen aus brach und sich auf den Boden sinken liess. Mit wenigen Schritten war ich bei ihr und kniete mich zu ihr. „... und das traurige ist... Ihr hattet alle recht. Von Anfang an!" schluchzte sie.

Wortlos nahm ich Mia in meine Arme und drückte sie an meine Brust. Sie weinte einfach und liess sich gegen mich sinken. In mir machte sich eine kleine Genugtuung breit. Aber nicht aus Schadenfreude, sondern einfach, dass sie es jetzt eingesehen hatte und es ihr hoffentlich bald besser gehen würde. „Dennoch hast du Stärke und deinen Willen gezeigt." Versuchte ich nun doch ihr gut zu zureden. „Aber was brachte es mir?! Nichts!!!" stiess sie mich nun von sich weg und stand auf. Überrascht stützte ich mich dann auf beiden Händen ab und stand dann ebenso auf. „Willst du es nicht sagen?!" starrte sie mich dann an. „Was?" fragte ich und blieb einfach ruhig. „Dass du es mir gesagt hast? Dass ich es nicht schaffen werde?" sagte Mia aufgebracht. Ich schüttelte den Kopf. Einen kurzen Moment dachte ich diese Worte, aber ausgesprochen hätte ich sie nie. „Mia es ist okei zu scheitern. Das musste ich auch lernen. Ich vergesse das heute noch zu oft. Die grösste Stärke darin ist, dass man wieder aufsteht und weiter macht. Und du musst dir nun einfach klar werden, wie es weitergehen soll. So wie bisher, wird es aber ganz sicher nicht weitergehen können." Sagte ich und zog sie dann in meine Arme. Erst sperrte sich Mia kurz, doch dann liess sie es zu und liess sich gegen mich sinken.

Es dauerte einen Moment, bis sich Mia wieder gefangen hatte. Ich spürte dann, wie sie ihre Hände an meine Hüften legte und mich so langsam von sich weg schob. Sie wischte sich über ihr nass geweintes Gesicht und liess dann einen kurzen Moment ihren Kopf hängen. Ich wollte sie wieder berühren, doch da ging sie einen Schritt von mir weg. „Aber eins will ich dir noch sagen." Sagte sie dann und ich sah sie aufmerksam an. „Wäre Sarina nicht gegangen, dann hätte alles so funktioniert wie geplant!" hörte ich Mias Worte. „Bestimmt." Sagte ich und nickte leicht. „Du glaubst mir immer noch nicht." Sagte Mia und ich seufzte. „Schatz ich hab jetzt nichts dagegen gesagt." Antwortete ich ihr dann. „Dein: Bestimmt. Hat gereicht." Sagte sie dann leise. „Egal was ich jetzt sage, du legst es falsch aus. Schatz bitte. Du bist gescheitert, na und? Das heisst nicht, dass du nicht wieder arbeiten gehen kannst. Aber du musst dich einfach damit abfinden, dass es so wie bisher nicht weitergehen kann." Sagte ich und sah Mia an. Sie nickte nur leicht und liess ihre Schultern und den Kopf hängen. „Lass uns eine Nacht drüber schlafen und morgen schauen wir, wie wir das alles lösen können." Sagte ich leise zu Mia, während ich sie wieder in meine Arme zog und an mich drückte.

~2 Tage später~

Ich liess Mia die Zeit die sie brauchte um drüber nachzudenken wie es nun weitergehen sollte. Ich merkte, dass sie sich die Gedanken machte und sich wirklich überlegte was sie tun wollte. Mir war klar, dass sie nicht aufhören würde zu Arbeiten. Aber das verlangte ich auch nicht von ihr. Ich hoffte einfach, dass sie aus dem Ganzen gelernt hatte und nur noch wenige Tage im Café arbeiten würde. Auch ich hatte mir Gedanken gemacht und in den letzten zwei Tagen diverse Kindertagesstätten im Internet abgeklappert. Da wären die Kids versorgt und Mia konnte entspannt arbeiten wenn ich nicht zu Hause war. Ich hatte zwei Favoriten, die ich mit Mia anschauen wollte, wenn sie sich denn auf für sowas entschieden hätte. Emilia und Leon hielten gerade ihren Mittagsschlaf, als Mia die Stufen runter kam. „Können wir reden?" fragte sie mich aus heiterem Himmel und sofort nickte ich. „Natürlich." Sagte ich und setzte mich an unseren Esstisch. Mia straffte ihre Schultern und setzte sich dann mir gegenüber an den Tisch. Ich sah sie aufmerksam an und liess ihr die Zeit die sie brauchte um die Worte zu sortieren, die in ihrem Kopf umher schwirrten. „Also..." begann sie und sah mich an. „Also?" sagte ich und lächelte Mia an. „Ich will weiterhin arbeiten. Aber nicht mehr Vollzeit. Vielleicht so 3 Tage." Sagte Mia und sah mich an. „Und die Kleinen?" fragte ich. Vielleicht hatte sie da ja auch schon eine Idee. „Babysitter?" sagte sie und sah mich an. „Mhm..." nickte ich und wuschelte mir kurz durch die Haare. „Du bist dagegen." Sagte Mia und sank etwas im Stuhl zusammen. „Nein. Nur der Babysitter find ich etwas doof. Wie wäre es mit einer Kindertagesstätte? Wir könnten die Kinder dahin bringen, sie werden den ganzen Tag betreut und nach Feierabend holen wir sie wieder ab." Sagte ich und sah Mia an.

„Oder eine Nanny?" stellte mir Mia die Gegenfrage. „Eine Nanny? Aber in ner Kindertagesstätte hätten sie auch noch gleichaltrige Kinder zum spielen." Sagte ich und sah Mia an. Ich bemerkte eine Unsicherheit und sie druckste rum. „Ich... Nein.. Ich find das doof." Murmelte Mia. Meine Frau machte es mir echt nicht einfach, ich musste ihr alles aus der Nase ziehen. Schlussendlich hatte ich dann den Grund für ihre Abneigung einer Kindertagesstätte gegenüber. Sie hatte Angst, dass irgendwelche falschen Leute rausfinden könnten wo unsere Kinder waren und vielleicht Fotos machten und diese veröffentlichen würden. Sie hatte einfach Schiss, dass unsere Kinder auf dem falschen Weg in die Öffentlichkeit kommen könnten. Ich versuchte sie zu beruhigen, sagte ihr auch, dass wir unsere Kinder nicht immer in Watte packen konnten. Ich war da eher der Typ, einfach machen lassen. Natürlich wollte ich auch nicht, dass Emilia und Leon durch die Medien gezogen wurden. Aber dennoch mussten sie auch mal raus in die Welt. Aber Mia weigerte sich. „Entweder eine Nanny oder ich find eine andere Lösung die für mich passt!" sagte Mia und sah mich an. Sie hatte wirklich einen Dickschädel und ich seufzte leise. „Aber ich entscheide mit, wer sich um unsere Kinder kümmern wird und die neue Nanny von Leon und Emilia sein soll!" sagte ich bestimmt. „Ja." Nickte Mia und als ich eingewilligt hatte, schien es, als würde eine Last von Mias Schultern fallen. „Können wir nun einfach wieder normal Leben und ein funktionierendes Ehe und Familienleben haben?" fragte ich dann und sah meine Frau an. „Das haben wir doch." Sagte Mia und sah mich verwundert an. „Find ich nicht." Erwiderte ich. „Wann haben wir das letzte Mal einfach nur gekuschelt oder geknutscht? Wann warst du einfach mal locker und hast nicht zu Hause auch noch gearbeitet. Und wann waren wir das letzte Mal als Familie unterwegs?" fragte ich Mia. Sie liess ihren Kopf hängen und nickte. „Du hast recht. Es tut mir leid." Sagte sie dann leise. Ich stand auf und ging zu ihr, ich zog sie auf ihre Füsse und schlang meine Arme um sie. Bitte lieber Gott, lass uns einfach schnell eine gute Nanny für unsere Kinder finden, damit hier wieder langsam eine Normalität einkehren konnte.

Wir beide bleibenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt