Kapitel 86

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•Wincent•

„Aaaaahh! Studio!" seufzte ich, als ich mit Kevin das Studio betrat und streckte mich ausgiebig. Mein Weg ging direkt zum Aufnahmeraum, wo ich die Tür öffnete. „Seit wann schliesst du die Tür, wenn niemand da ist?" fragte ich verwundert und betrat den Raum. Von der einen auf die andere Sekunde ging ein Gebrüll los und ich wurde von vorne und hinten mit Wasser begossen. Fabi und Matti hatten sich im Studio versteckt und schmissen mir den Inhalt von zwei Gläsern entgegen und hinter mir stand Kevin, der nur so tat als müsste er auf Klo und sich ebenso ein Glas Wasser geholt hatte. Wie ein begossener Pudel stand ich da und sah die Jungs an. „Wow..." begann ich dann zu lachen und strich mir übers Gesicht und wischte meine nasse Hand an meiner ebenso nassen Hose ab. „Das kriegt ihr noch zurück." Grinste ich und begrüsste dann Fabi und Matti herzlich. „Wie geht's der Familie?" fragte Fabi dann direkt und ich begann glücklich zu erzählen, dass wir auf dem besten Weg in die Normalität waren, die davor herrschte. „Sehr schön." Lächelte dann auch Matti und wir versanken für einen kurzen Moment in einen Small Talk und brachten uns gegenseitig auf den neusten Stand.

Ich liess mich dann neben Kevin auf den Stuhl sinken, während Matti und Fabi sich anderweitig beschäftigten. „Kevin hast du nachher einen Moment, um etwas zu besprechen?" fragte ich meinen Kumpel. „Nachher oder jetzt?" fragte er mich und sah mich an. „Naja, jetzt wär vielleicht am besten." Schmunzelte ich leicht und kratzte mich am Kopf. Kevin beobachtete mich genau und drehte sich zu mir. „Was gibt's?" wollte er dann wissen und musterte mich weiter. „Ich hab mir überlegt meine Karriere zu beenden." Sagte ich auch da ohne Umschweife. „Bist du bekloppt?" sagte Kevin sofort. Er war der Erste, der so reagierte und mir direkt sagte, wie dumm die Idee war. „Alter ne. Als ob du das aushalten würdest." Fuhr er fort. Ich seufzte und erklärte ihm dann meine gesamte Situation und wieso ich auf diese Idee kam. Dass ich für meine Familie mehr da sein will, sie beschützen will und seit die Maus nun so lange weg war, keine einzige Minute mehr verpassen will. Dass ich mit Amelie, Anna und Mia schon geredet hatte und Mia die Einzige war, die mir einen Gegenvorschlag gemacht hatte. „Ja okei, das versteh ich, Wincent. Aber ich finde Mias Idee nicht schlecht. Schraub doch einfach das Pensum zurück. Wincent du liebst die Musik. Sei ehrlich zu dir. Könntest du ohne Live-Konzerte und Studiosessions deiner eigenen Songs leben?" fragte mich Kevin. „Und ausserdem würde ich die Zusammenarbeit mit dir ziemlich vermissen." Fügte er noch hinzu und sah mich an. „Naja... Ich hab mich schon gut daran gewöhnt, zu Hause bei meiner Familie zu sein." Murmelte ich und kratze mich am Kopf. „Ja, aber genau so glücklich warst du vorhin, wieder hier im Studio zu sein. Wincent ich will dir nichts aufschwatzen oder so. Aber überleg es dir gut. Die Sommerfestivals kommen in ein paar wenigen Monaten. Mach da ein paar und dann schau, ob es dich wieder so mitreisst, oder ob du danach immer noch sagst, dass du aufhören willst." Sagte mein Produzent. „Wahrscheinlich hast du recht. Es ist im Moment einfach alles noch so komisch und ich weiss nicht, ob es richtig ist, wenn ich Mia und die Kinder allein lasse." Murmelte ich.

Kevin sprach mir gut zu, er sagte mir, er würde mich bei jeder Entscheidung unterstützen. Aber er betonte immer wieder, dass ich wenigstens den Sommer nochmal machen soll und dann schauen, ob es meine Entscheidung beeinflusst hat oder nicht. Er, wie auch Mia hatten ja schon recht. Eigentlich liebte ich das Live spielen und wenn ich daran dachte in viele glückliche Gesichter zu schauen, kribbelte es schon in meiner Bauchgegend. Vielleicht war alles einfach bisschen viel und ich, wie auch meine Familie musste einen Neustart beginnen. „Bedrückt dich noch etwas?" fragte Kevin dann, als ich immer noch schweigend da sass. „Ja." Sagte ich zu Kevin, der mich einfach nur ansah. „Ich werde zu Hause von Fans belagert. Sie klingeln bei mir und fragen nach Fotos und Autogramme. Kevin du weisst ich liebe meine Fans. Aber das geht mir irgendwie zu weit. Das ist zu dicht an meinem Privatleben. Ich weiss nicht was ich tun soll. Ich weiss ich darf ihnen sagen, dass ich das nicht möchte. Aber dann geht's wieder los ich sei undankbar und so weiter. Und ausserdem, Mia und ich fühlen uns einfach irgendwie nicht mehr sicher in diesem Haus. Obwohl das während der Entführung immer unser Rückzugsort war, ist es einfach komisch. Was wenn da wieder mal jemand von diesen Leuten auftaucht? Sie haben die Truppe immer noch nicht erwischt. Und einmal hatte einer von denen Hanna bis zu unserem Haus verfolgt.  Die wissen also wo wir wohnen, und ich denke die wissen mittlerweile auch, dass sie bei mir etwas Geld vorhanden ist." Sagte ich und kratze mich am Kopf.

„Warte, warte! Fans kommen zu dir nach Hause?!" fragte Kevin etwas erschrocken. „Ja." Nickte ich. „Alter Wincent du bist zu nett sorry. Das geht mal gar nicht. Du lässt deine Fans sonst schon genug nah an dich ran, irgendwo brauchst du auch mal etwas Privatsphäre. Ich finde du darfst und MUSST ihnen sagen, dass du das nicht haben möchtest." Sagte Kevin und sah mich an. „Ja aber..." begann ich. „Nein. Kein aber. Wincent das geht zu weit!", „Mia und ich möchten eh umziehen. Dann kann ich so einem Statement sowieso aus dem Weg gehen." Antwortete ich. „Und wohin wollt ihr?" hakte Kevin nach. „Darüber haben wir noch nicht geredet. Vielleicht hier her? Für nen Neustart so weit weg wie möglich, von dem Ort welcher unser gesamtes Leben erschüttert hat." Sagte ich und da begann Kevin zu strahlen. „Das wäre hammer!" sagte er und drehte sich zu seinem Computer und öffnete eine Internetseite. „Was machst du?" fragte ich verwundert. „Sieh her. Das ist ja ein Timing. In unserer Nachbarschaft steht ein Haus zum Verkauf." Sagte er und klickte das Objekt an. „Es hat nen riesen Garten und die Zimmeraufteilung ist mega." Sagte er und zeigte mir die Bilder. „Kennst du die Leute?" hakte ich nach. „Ja, man kennt sich halt irgendwie bei uns. Ich war schon in dem Haus. Wincent es würde euch gefallen." Grinste Kevin. „Du bist ja ganz euphorisch." Lachte ich und auch Kevin begann zu lachen. „Bisschen." Grinste er und gemeinsam sahen wir uns die Bilder an. „Ist schon ziemlich nice." Nickte ich. „Und ihr wärt nun gerade hier und könntet das Haus sicher noch in der Zeit anschauen gehen." Sagte Kevin schmunzelnd. „Vielleicht sollte ich noch mit Mia reden?" grinste ich und Kevin zuckte mit den Schulten. „Hast du ja beim ersten Haus auch nicht getan." Lachte mein Kumpel. „Das stimmt. Aber jetzt sind wir verheiratet und haben Kinder." Grinste ich Kevin an.

Ich liess mich dann doch dazu überreden, dass Kevin sich da meldete und einen Besichtigungstermin für übermorgen machte. Ich hatte also heute Abend oder morgen Zeit, Mia davon zu erzählen. Und möglicherweise, war das nun der Start für einen Neuanfang. Mit einer angenehmen Euphorie starteten Kevin und ich dann unsere Arbeit. Dieses Mal ging es zwar nicht um meine Musik, denn bei mir war ja bekanntlicherweise gerade alles auf Standby. Aber dennoch hatte Kevin da ein paar Projekte, bei denen ich meine Finger etwas im Spiel haben durfte. Leider war eines davon auch das von Gina. Aber ich hatte die Hoffnung, dass sie in dieser Woche nicht im Studio auftauchen würde. Mal sehen, ob das Glück auf meiner Seite war und ich ihr nicht über den Weg laufen musste, sondern einfach nur mit Kevin im Studio an gewissen Dingen rumschrauben konnten und Kevin es ihr dann zeigen würde. Aber wir würden sehen.

Wir beide bleibenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt