•Wincent•
Auch beim zweiten Mal war alles so aufregend. Nachdem sich unsere Gäste verabschiedet hatten und wir unsere Maus nochmal doll in den Arm genommen hatten, waren Mia und ich alleine im Haus. Während Mia auf dem Sofa war, holte ich die bereits gepackte Tasche und brachte sie ins Auto. „Brauchst du noch etwas?" fragte ich Mia als ich mich vor sie kniete. „Nein. Ich glaube nicht." Schüttelte sie den Kopf und mit meiner Hilfe stand sie dann auf. Wir gingen zum Auto und da half ich meiner Frau auch wieder beim einsteigen und setzte mich dann hinters Steuer und fuhr los.
In Lübeck angekommen, bezogen wir direkt wieder das Zimmer und wie vor zwei Jahren begann dieselbe Prozedur. CTG, Untersuchung des Muttermundes usw. Ich hielt mich etwas im Hintergrund, war aber immer sofort zur Stelle, wenn Mia mich brauchte. Und wie immer, brauchte sie mich kaum. Sie machte alles mit sich selbst aus und das bewunderte ich so sehr an ihr. Sie war erneut so stark, hielt alles aus und würde auch hier wieder als Heldin hervor gehen. Ich liebte diese Frau einfach so sehr und war glücklich mit ihr meine sehnlichsten Wünsche erfüllt zu haben. „Wincent?" wurde ich dann von Mia aus meinen Gedanken gerissen und ich stand sofort neben ihr am Bett. „Ja?" sagte ich und sah sie an. „Mal wieder zu früh hier." Kicherte sie leise und ich schmunzelte nur. „Machen wir unseren Flurspaziergang?" fragte ich und sie nickte. Bei Emilia taten wir das schon. Wir spazierten die Flure auf und ab, hielten an, wenn eine Wehe sich meldete und gingen weiter, wenn sie vorbei war.
Mittlerweile war es bereits kurz nach 23 Uhr. Gerade sind wir in den Kreisssaal umgezogen und langsam machte sich bei mir eine angenehme Anspannung breit. Ich hoffte für Mia, dass die Geburt schnell vorbei gehen würde und wir unseren Jungen endlich im Arm halten konnten. „Alles gut?" fragte ich Mia und strich ihr durch die Haare. Sie sah zu mir hoch und nickte leicht. „Ich wär nur froh, wenn es schon vorbei wäre." Lächelte sie leicht und da musste auch ich lächeln. „Du schaffst das. Ich weiss es!" sagte ich und beugte mich zu ihr und gab ihr einen langen und sanften Kuss. „WIR schaffen das!" nuschelte sie gegen meine Lippen und ich lächelte sie an. „Ich unterstütze dich wo ich kann, die Arbeit musst du tun." Sagte ich und zog einen Stuhl ans Bett ran und hielt Mias Hand. „Mhm..." machte sie nur und schloss ihre Augen. Anscheinend kam gerade wieder eine Wehe angerollt, denn ich spürte wie sie meine Hand drückte und tief durchatmete.
„Mia du hast es bald geschafft!" redete ich meiner Frau gut zu. Wir waren mitten in der Geburt und Mia machte wieder einen perfekten Job. Ich wischte ihr den Schweiss von der Stirn, als sie einen kurzen Moment ruhe hatte. „Du bist der Wahnsinn!" sagte ich leise und sah sie an. Mia blickte zu mir und sah mich einfach nur an. Ich begann zu lächeln und hielt ihre Hand. „Ich kann kaum mehr..." murmelte sie und schloss ihre Augen. Wieder tupfte ich ihre Stirn mit einem kühlen und feuchten Tuch ab und da richtete sie sich wieder langsam auf. Die Presswehen waren in vollem Gange und Mia hatte einiges zu tun. Ich unterstütze sie wo ich nur konnte, ich redete ihr gut zu, hielt ihre Hand und war einfach für sie da. „Frau Weiss gleich haben sie es geschafft!" hörten wir dann endlich die erlösenden Worte und ich lächelte, die sichtlich erschöpfte Mia an. „Gleich ist er da!" sagte ich leise und Mia nickte. Wie damals bei Emilia stütze ich ihren Rücken bei den letzten Presswehen und Mia hielt sich an den Griffen des Bettes fest. Der Schmerz war ihr deutlich anzuhören und ich war wirklich froh, wenn alles vorbei war. Die Vorfreude unseren Jungen endlich zu sehen wurde immer grösser und eine angenehme Ungeduld ergriff Besitz von mir. „Du machst das toll..." redete ich einfach mit Mia und dann wars endlich geschafft. Nach dem sie das letzte Mal ihre gesamte Kraft zusammengenommen hatte und das letzte Mal gepresst hatte war er da. Mit viel Geschrei, wie schon seine Schwester kam mein Sohn zur Welt.
Erschöpft liess sich Mia ins Bett sinken und hatte die Augen geschlossen. Ich wusste gar nicht recht, wo ich nun hinschauen wollte. Zu Mia oder zum schreienden Baby. Ich hauchte dann Mia einen sanften Kuss auf die Stirn und machte mich auf den Weg zur Hebamme um die Nabelschnur zu durchtrennen. Und da sah ich dann auch zum ersten Mal den Kleinen richtig. Ich konnte meine Augen kaum von ihm lassen und merkte wie sich langsam meine Augen mit Tränen füllten. Ich folgte der Hebamme zurück zu Mia, wo sie meiner Frau den Kleinen auf die Brust legte und ihn zudeckte. Auch dieses Mal weinte Mia und ich hielt meine Tränen nicht mehr zurück. Bei Emilia versuchte ich sie eher zu unterdrücken, aber da mich meine Tochter eh etwas verweichlicht hatte, liess ich es nun einfach laufen. Mia sah zu mir und lächelte mich müde an. Ich erwiderte ihr Lächeln und küsste sie gefühlvoll. „Du weinst ja." Murmelte sie dann und ich wischte mir schmunzelnd die Tränen weg. „Ist grad so über mich gekommen..." murmelte ich und wandte dann meinen Blick von Mia ab. Ich sah meinen Sohn an, der an seine Mama gekuschelt da lag und seine Augen geschlossen hatte. Vorsichtig strich ich mit meinem Finger über die winzige Hand und konnte es irgendwie kaum glauben, dass meine Familie nun komplett war. So hatte ich mir das immer gewünscht. Eine wundervolle Frau, einen Sohn und eine Tochter und das Eigenheim mit grossem Garten. Mein Leben war perfekt, was wollte ich noch mehr?
Wir genossen die ersten Momente zu dritt. Immer wieder küsste ich Mia oder strich dem Kleinen über den Kopf. Während Mia dem Baby das erste Mal die Brust gab, sah ich auch zum ersten Mal auf die Uhr. Es war halb 2 Uhr morgens am 22.01. Mein Sohn hatte also einen Tag nach mir Geburtstag. Er war das perfekte Geburtstagsgeschenk, was mir Mia schenken konnte. „Danke." Sagte ich also leise zu ihr und sie sah mich etwas verwirrt an. „Wofür?" fragte sie. „Für das beste Geburtstagsgeschenk ever!" sagte ich und da sah Mia auf die Uhr. „Mit einem Tag Verspätung." Schmunzelte sie. „Egal. Ein besseres Geschenk konntest du mir nicht machen." Sagte ich und küsste sie zärtlich. „Naja, gemacht haben wir es zusammen." Lachte sie und da musste auch ich leise lachen. „Ja dann hab ich mir das Geschenk halt zum Teil selbst gemacht." Schmunzelte ich und sah zum Kleinen der während dem trinken eingeschlafen war.
Sie brachten dann Mia auf Station, während ich mit meinem Sohn zur Kinderkrankenschwester ging. Ich sah zu wie sie ihn wog, dann beobachtete ich wie seine Grösse gemessen wurde und wie sie ihn sauber machte. Ich schoss immer wieder ein paar Fotos und hatte das Gefühl vor Stolz zu platzen. Während sie das Namensschild fertig machte, stand ich vor meinem Sohn und beugte mich über ihn. Ich schmuste das erste Mal mit ihm und zog den Duft tief in mich ein. Ich war so glücklich und kriegte kaum genug von ihm und konnte es kaum erwarten, bis wir bei Mia im Zimmer waren und ich ihn zum ersten Mal halten durfte. „Sooo, dann wollen wir den kleinen Kerl mal mit seinem Namen versehen!" lächelte mich die Krankenschwester an und ich machte ihr Platz. Wie damals schon bei Emilia, machte die Krankenschwester das Namensschild an den kleinen Arm meines Sohnes. Vorsichtig hob ich den Arm an und sah auf das Namensschild. In mir kribbelte alles als ich las:
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Leon Weiß
22.01.2024 / 01:15 Uhr

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Wir beide bleiben
Fanfiction!!Das ist der 4. Teil von Mia & Wincent!! 1. Teil: Was machst du nur mit mir? 2. Teil: Ich krieg nicht genug von dir 3. Teil: Ich folge deinen Schritten