Kapitel 84

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•Wincent•

Und auch dieses Mal hatte Emilia ihren Zauber sprühen lassen und meine Mutter um den Finger gewickelt. „Ach Wincent, es ist doch eigentlich eine schöne Idee." Sagte meine Mutter dann, als sie das Telefon weglegte, nachdem sie meine Grosseltern angerufen hatte. „Ja. Aber Emilia soll nicht immer alles kriegen. Es reicht schon, wenn ich ihr kaum Standhalten kann." Seufzte ich leise. Meine Mutter schmunzelte nur und zusammen schrieben wir auf, was ich noch einkaufen gehen musste. Mit dem Einkaufszettel ging ich ins Wohnzimmer, als mir Shayenne entgegenkam und sich den Zettel schnappte. „Ich geh schon." Sagte sie und ich sah sie verwundert an. „Freiwillig?" fragte ich. „Nicht ganz. Ich brauch selbst noch etwas vom Supermarkt." Sagte sie. „Dann sag mir was und ich hols." Sagte ich und schnappte mir wieder den Zettel. „Nein schon gut." Grinste Shay und wollte den Zettel wieder nehmen, doch ich hielt ihn in die Höhe, so dass sie nicht rankam. „Ich kann nicht Emilia etwas anzetteln lassen und lass alle anderen sich drum kümmern." Sagte ich und ja, das war gerade mein Problem. „Okei... Wie du willst." Sagte Shayenne. „Ich brauch Tampons. O.b. ProComfort, bitte." Grinste mich meine Schwester an und ich verzog das Gesicht. Für Mia hätte ich das getan, aber nicht für meine KLEINE Schwester. „Hier." Brummte ich und reichte ihr den Zettel. Shayenne lachte nur und ich rollte die Augen. „Ausserdem brauch ich noch Kondome..." fügte sie hinzu und ging lachend zur Tür. „HEY!!" rief ich und da rannte Emilia an mir vorbei zu Shayenne. „Mitkommen!!" sagte meine Tochter und versuchte sich die Schuhe anzuziehen. „Nein! Emilia, bleib hier!" folgte Mia sofort. „Ach schon okei, ich nehm sie mit." Lächelte Shayenne und half Emilia die Schuhe anzuziehen. „Nein!! Ich... Nein bitte..." sagte Mia mit unsicherer und etwas verzweifelter Stimme.

„Hey... Alles gut." Ging ich sofort zu Mia, die zwar nicht wollte, dass Emilia mitging, sie aber irgendwie auch nicht aufhielt. Aber in ihrem Blick und ihrer Stimme hörte ich eindeutig, dass sie es eigentlich nicht wollte. „Aber... Emilia soll hierbleiben." Sagte Mia leise und sah mich an und ich sah die Angst in ihren Augen. „Shay..." sah ich zu meiner Schwester, die sich zu mir drehte und Emilia an der Hand hatte. Shayennes Blick ging direkt von mir zu Mia und sie checkte sofort was los war. „He, Mäuschen..." sagte sie dann zu Emilia und kniete sich zu ihr. „Magst du nicht doch hierbleiben?" sagte Shayenne, doch Emilia war felsenfest davon überzeugt mit Tante Shayenne mitzugehen. „Nein. Ich will mitkommen." Sagte meine Tochter und eigentlich war das doch ein gutes Zeichen, wenn Emilia sich nicht mehr die ganze Zeit zu uns zurückzog. „Dann komm ich mit." Sagte Mia, doch das fand Emilia doof und sagte laut und deutlich, dass Mia hierbleiben sollte. Wir waren in einer Zwickmühle und Shayenne versprach uns, Emilia die ganze Zeit an der Hand zu halten und sie im Supermarkt in den Wagen zu setzen und ihr nicht den Rücken zu kehren. Mia war nah an den Tränen, als die Tür ins Schloss fiel und ich zog sie in meine Arme. „Hey... Alles okei... Shayenne wird auf Emilia aufpassen." Sagte ich und strich Mia eine Strähne hinters Ohr. Mia nickte leicht und da löste sich eine Träne aus ihren Augen, die ich sanft wegwischte. „Mir ist auch nicht wohl bei der Sache. Aber wir müssen langsam wieder damit umgehen, dass wir die Kleine auch mal gehen lassen müssen. Wir dürfen nicht immer den Teufel an die Wand malen." Sagte ich leise und Mia nickte schweigend. Wir hatten uns gerade von der Tür weggedreht, als sie wieder aufging und Shayenne mit einer weinenden Emilia an der Hand zurückkam. „Sie ist doch nicht mehr so überzeugt von ihrer Idee." Schmunzelte Shay und liess Emilia los, die direkt auf uns zu gerannt kam und sich in die Arme ihrer Mama schmiss.

Die Zeit verging wie im Flug. Meine Grosseltern waren hier und das Abendessen war bereits verputzt. Wir sassen gerade wieder mit Kaffee am Tisch und redeten, als meine Oma davon redete wieder einmal in den Urlaub zu fahren. Sie schwärmte so sehr von der Insel Rügen, dass wir nach kurzer Zeit so angefixt von der Idee waren dahin zu fahren. „Dann lasst uns doch einen Familienurlaub machen." Sagte ich und sah meine Familie erwartungsvoll an. „Eigentlich keine schlechte Idee." Nickte mein Opa. „Und es wird allen etwas guttun, weg zu kommen. Vor allem euch beiden und den Kindern." Fügte meine Oma noch hinzu. Wortlos stand meine Mutter auf und kam nach ein paar Minuten mit ihrem Lap Top zurück. „Dann buchen wir." Schmunzelte sie. Shayenne war die Einzige, die noch nicht sagen konnte, ob sie mitkam, da sie erst noch den neuen Schichtplan abwarten musste und schauen musste, ob sie so kurzfristig Urlaub nehmen konnte. Es war eine angenehme Aufregung und ich freute mich richtig, auf diesen grossen Familienurlaub mit all meinen Liebsten.

„Das wird so toll." Sagte ich zu Mia, als wir mal einen kurzen Moment allein waren. Ich schlang meine Arme um sie und beide sahen wir aus dem Fenster in den Garten. „Ja, einfach mal etwas weg. Ich brauch das so sehr." Nuschelte sie und sah dann zu mir. Ich senkte meinen Blick und sah ihr in die Augen. „Ja, wir haben uns das verdient." Nuschelte ich und stupste mit meiner Nase gegen ihre. „Aber bis dahin vergehen noch 3 Wochen und ich muss in der Zwischenzeit noch nach München." Murmelte ich. „Ja ich weiss." Nuschelte Mia, stellte sich auf ihre Zehenspitzen und legte ihre Lippen sanft auf meine. Wir gaben uns einen sanften Kuss und gerade war ich dabei mich zu entspannen um diese Zweisamkeit zu geniessen, als wir auch schon wieder unterbrochen wurden. „Neeein!!" hörten wir Leon, der mit aller Kraft versuchte, mich von seiner Mama weg zu stossen. Ich seufzte leise und liess Mia dann los, welche sich dann zu Leon beugte und ihn auf die Arme nahm. Der Kleine steckte nicht nur in der Phase, wo Mama überall dabei sein musste. Nein er war auch gerade der Meister im eifersüchtig werden, wenn ich Mia etwas zu nah kam. „Auf Rügen will ich mindestens einen Abend allein mit dir. Bitte." Jammerte ich dann und Mia schmunzelte nur. „Schauen wir dann." Sagte sie und hauchte mir einen Kuss auf die Wange und ging mit Leon zurück zu den anderen und liess mich leise seufzend zurück.

Mia und ich hatten seit Emilia weg war und wieder hier war kein einziges Mal Sex. Wir lebten seit 4 Monaten enthaltsam. Mit einem kleinen Ausrutscher von uns beiden. In der Zeit als Emilia weg war, hatten wir beide den Kopf nicht dazu und es hätte sich wahrscheinlich einfach auch unpassend angefühlt. Keine Ahnung. Aber seit Emilia wieder hier war, kamen auch Mia und ich uns immer näher. Nur leider nie SO nah. Entweder durchkreuzte Leon unseren Plan, in dem er begann zu weinen in seinem Zimmer, oder Emilia unterbrach uns quasi beim Vorspiel. Es war zum Mäuse melken und langsam, aber sicher wurde ich echt ungeduldig. Und deshalb hoffte ich einfach auf einen gemeinsamen Abend allein mit Mia, wenn wir im Urlaub sein werden. „Woran denkst du?" hörte ich dann Mia und da wachte ich aus meinen Gedanken auf. „Ach... Nicht wichtig. Ich freu mich auf unseren Urlaub." Sagte ich leise und lächelte sie an. Wir waren in der Zwischenzeit zu Hause angekommen und entspannten auf unserem Sofa und sahen zusammen fern. Gerade hatten wir Emilia und Leon ins Bett gebracht und genossen nun einfach die Ruhe, die uns umgab und schauten auf Netflix irgendeine Serie.

Wir beide bleibenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt